Sisterqueens (2024) – IMPULS #2

In dem Dokumentarfilm Sisterqueens von Regisseurin Clara Stella Hüneke werden drei Mädchen, Jamila, Rachel und Faseeha, begleitet, wie sie an einem Rap-Projekt teilnehmen. Der Film spielt in Berlin. Man sieht wie die jugendlichen Mädchen älter werden, ihren Träumen nachgehen und währenddessen immer wieder als Rapperinnen auftreten. Sie schreiben die Texte, in denen es um Diskriminierung, Feminismus und Zusammenhalt geht, selbst. Ich habe den Dokumentarfilm im Rahmen des Crossroads Festival für Dokumentarfilm und Diskurs in Graz im Volkskundemuseum gesehen. Das Festival fand vom 31.10 bis 9.11 an mehreren Orten, wie im Forum Stadtpark, am Lendkai, im Spektral und vielen weiteren, statt. Neben Dokumentarfilmen bietet das Crossroads Festival auch Workshops und weitere Diskursformate an.  

Ideen für meine Dokumentation

Ich konnte mir einiges an Inspiration für meinen Film aus Sisterqueens mitnehmen, sowie einige Dinge, die ich anders machen möchte. Sisterqueens beginnt nur mit Ton – eine der Protagonistinnen spricht – während die Credits laufen. Das finde ich ist eine gute Idee und ist möglicherweise auch ein Stilmittel, das ich für meine Dokumentation verwenden könnte. Die Protagonistinnen waren ab und an sehr schwer zu verstehen. Ich hätte mit Untertitel gearbeitet. Da ich meinen Film sowieso mit englischen Untertitel, damit der Film international angeschaut werden kann, ausstatten will, hat sich das Problem bereits für mich gelöst. Eine Filmtechnik, die angewendet wurde, war, dass die Protagonistin ganz nah gefilmt wurde. So nah, dass man kaum mehr erkennen konnte, dass es eine Person ist. Das hatte einen interessanten Effekt und könnte ich im Rahmen meiner Dokumentation ausprobieren. Oftmals wurden die Protagonistinnen von schräg unten in Richtung oben gefilmt. Sodass die Kamera tiefer ist als die Protagonistin. Diesen Kamerawinkel nennt man Untersicht oder auf Englisch “Low-Angle-Shot”.1 Bei diesem Kamerawinkel wird unter der Augenhöhe der Protagonist:in gefilmt2. Diese Art zu filmen verlieht dem Protagonisten oder der Protagonistin eine Art Stärke und Überlegenheit3. Es kann auch bedrohlich wirken4. Ich möchte die Protagonistinnen in meiner Dokumentation stark wirken lassen, also werde ich mir diese Kameraperspektive zu nutzen machen. Natürlich muss ich dabei aufpassen, dass sie nicht bedrohlich wirken und dann weniger sympathisch rüber kommen.

In der Dokumentation Sisterqueens ist die Kamera ein Begleiter der nicht von den Protagonistinnen beachtet wird. Ich werde diese Entscheidung auf mich zu kommen lassen, je nachdem wie die Protagonistinnen am natürlichsten mit der Kamera oder eben ohne arbeiten können. In der Dokumentation gab es Momente, in denen relativ lange ein Bild gezeigt wurde, in dem sich kaum etwas bewegt. Das schafft eine gewisse Atmosphäre und Ruhe. Allerdings muss man auch aufpassen, dass dem:der Zuschauer:in nicht langweilig wird. 

Interview mit Clara Stella Hüneke

In einem Interview mit Clara Stella Hüneke der Südpolshow 92,4 erzählt sie über die Schwierigkeit sich zu entscheiden welches Material es in den Film schafft und welches nicht. Sie hat beispielsweise darauf geachtet, dass die drei Protagonistinnen ungefähr gleich viel Bildschirmzeit bekommen. Gibt es Regeln dazu? Es ist hilfreich, zuerst die Kernaussage des Films zu definieren. Jede Szene muss dann diese Kernaussage vertreten und die Geschichte in die definierte Richtung weiterführen. Ansonsten werden sie aussortiert. Zusätzlich sollte jede Szene zum roten Faden der Geschichte passen. Hier ist das “Kill your Darlings” Prinzip zu erwähnen. Selbst wenn eine Szene noch so gut ist, oder sie einem noch so gut gefällt, trägt sie nichts zur Entwicklung der Geschichte weiter, wird sie aussortiert. Man sollte ebenfalls darauf achten, dass ähnliche Szenen rausgeschnitten werden. Es sollen dringend Wiederholungen vermeidet werden. Ein weiterer hilfreicher Hinweis ist es die Emotionalität der Szene zu bewerten. Ist die Szene emotional geladen oder nicht? Wenn nicht, kann man sie zu einer hohen Wahrscheinlichkeit aussortieren. So wird Schritt für Schritt entschieden welches Material es in den Film schafft und welches nicht.

Clara Stella Hüneke sagt im Interview, dass die Rap-Songs der rote Faden durch den Film sind. Ich überlege mir also was der rote Faden durch meine Dokumentation sein könnte.

Was könnte der rote Faden meiner Dokumentation sein?

  • Der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung
    • wie Frauen gegen Diskriminierung kämpfen
    • welche Hürden gibt es noch (Gehalt, mediale Aufmerksamkeit, Akzeptanz)
  • Leidenschaft und Hingabe: Was Frauenfußball ausmacht
    • Frauen, die aus reiner Leidenschaft Fußball spielen, ohne den Perks die die Männer haben
    • ein Ort des Teamgeistes, eine andere Fußballkultur als bei den Männern
  • Die Rolle des Frauenfußballs als sozialer Wandel
    • Wie verändert der Frauenfußball die Wahrnehmung von Geschlechterrollen und Geschlechtergleichheit?
  • Persönliche Geschichten und Meilensteine einzelner Spielerinnen
    • Lebensgeschichten einzelner Spielerinnen, Herausforderungen und Triumphe


Die Richtung, in die die Dokumentation gehen kann, hängt auch von den Interviews mit den Spielerinnen ab. Je nachdem welche Themen die Frauen ansprechen und welche nicht, kann es in die eine oder die andere Richtung gehen. Wie man das vorher planen kann, ist mir noch nicht bewusst. Ein Wissen, das ich mir noch aneignen muss.

  1. Herbert Roedig, “Kameraperspektiven: Unterschiede und Möglichkeiten.” KG Media Factory, zuletzt aktualisiert am 21.01.2023, https://www.kgmediafactory.com/wissen/kameraperspektiven/ ↩︎
  2. ebd. ↩︎
  3. ebd. ↩︎
  4. ebd. ↩︎

Was bisher geschah

In diesem Blog möchte ich meine bisherigen Beiträge zusammenfassen, um mich auf die bevorstehende Präsentation vorzubereiten.

In meinem ersten Blogeintrag ging es um eine Stop-Motion-Produktion. Guillermo del Toro, Autor, Regisseur und Produzent der neuen Stop-Motion-Verfilmung von Pinocchio, zeigt eine besondere Faszination für die Kunstform Stop-Motion. Zum Einsatz kamen mechanisch bewegliche Puppen. Die Gesichtszüge waren teilweise austauschbar. Das Making-of zum Film zeigt einen wirklich sehenswerten Einblick in die Welt der Stop-Motion.

Nach diesem Zwischenstopp ging meine Reise in eine andere Richtung. Von nun an beschäftigte ich mich mit Dokumentarfilmen und der Frage, wie wichtig Storytelling ist. Naturdokumentationen nutzen raffinierte Tricks wie Sounddesign und Storytelling, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln. Teleobjektive ermöglichen Aufnahmen aus größerer Entfernung, sodass in der Postproduktion zusätzliche Geräusche hinzugefügt werden müssen, um Naturereignisse zu unterstreichen. Das Storytelling spielt eine zentrale Rolle, da es aus langen Aufnahmen eine zusammenhängende Geschichte macht.

Dokumentarfilme bewegen sich zwischen Journalismus und Kunst. Die Auswahl und Anordnung von Informationen durch die Filmemacher*innen schafft eine künstlerische Gesamterzählung. Der österreichische Regisseur Michael Glawogger thematisiert in seinen Werken die globalen Auswirkungen von Modernisierung und Globalisierung. Seine Filme, darunter „Megacities“ und „Workingman’s Death“, verwischen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.

Die Netflix-Dokumentationsreihe „Our Planet“ gibt Einblick in die aufwändige Produktion, die neben technischem Know-how vor allem Geduld erfordert. Die Dokumentation, die verschiedene Tierarten in ihren natürlichen Lebensräumen zeigt, soll nicht nur unterhalten, sondern auch ein Zeichen für den Naturschutz setzen.

Neben Dokumentarfilmen bin ich auch auf Parodien von Dokumentarfilmen gestoßen. Mockumentarys sind fiktionale Filme oder Serien, die bestehende dokumentarische Formate parodieren. Ein Beispiel ist „Modern Family“, die auf humorvolle Weise das Leben einer amerikanischen Durchschnittsfamilie darstellt. Diese parodistische Form spielt mit inszenierten Zeitzeugeninterviews, widersprüchlichen Fakten und schlechter Bildqualität.

„Megacities“, ein Dokumentarfilm von Michael Glawogger, zeigt die faszinierenden und zugleich grausamen Facetten von Megastädten wie Bombay, New York, Mexico City und Moskau. Inspiriert wurde die Filmauswahl durch die Empfehlung von Roman Pürcher und einen beeindruckenden Trailer, der die einzigartige Erzählweise und visuelle Gestaltung des Films hervorhob. Der Film „Megacities“ fesselt durch die Darstellung des Alltags, der Träume und Hoffnungen der Menschen in Megastädten.

Ich bin gespannt, wohin mich meine Reise noch führen wird!

Megacities – Meine Gedanken

Wie angekündigt möchte ich diesen Blogpost nutzen, um meine Gedanken zum Film „Megacities“ zu teilen.

Der Trailer hat eindeutig nicht zu viel versprochen. Michael Glawogger ist mit „Megacities” ein Film gelungen, der weit mehr ist als eine Dokumentation. In allen zwölf Geschichten geht es um Menschen und ihre persönlichen Überlebensstrategien in der Großstadt. Der Film zeigt den Alltag, die Träume und die Hoffnung im Leben der Protagonist*innen.

Durch den Film lernt man zu schätzen, was man hat. Hygiene, sauberes Wasser, Müllentsorgung, ein warmes Bett, all das ist nicht selbstverständlich. Gleichzeitig fühlte ich mich nach dem Film etwas hilflos. Wie kann ich den Protagonist*innen helfen? Hat Glawogger ihnen mit seinem Film geholfen? Er hat ihnen eine Stimme gegeben, er hat ihnen zugehört. Löst das ihre prekäre Situation?

In einer Szene wurden Betrunkene auf eine Polizeistation gebracht. Dort wurden sie über Nacht zur Ausnüchterung festgehalten. Es war für mich erschreckend zu sehen, wie ein Mann mit dem Gesicht nach unten und den Händen auf dem Rücken an ein Bett gefesselt wurde. Durch einen Türspalt wurde der Mann gefilmt. Der Betroffene klagte über seine Schmerzen und sagte, dass man ihm das Blut abschnüren würde. Die Kamera bleibt auf diesen leidenden Menschen gerichtet. Eine Frage geht mir durch den Kopf: „Warum hilft ihm niemand?“ Diese Frage stelle ich mir auch oft bei Tierdokumentationen, wenn Tiere gefilmt werden, die offensichtlich leiden. “Das ist der Lauf der Natur“, mit diesem Satz beruhige ich mich dann. Ja, vielleicht wäre dieser Mensch auch ohne Kamera in derselben Situation. Doch wie schaffen es die Filmemacher*innen, die Kamera auf solche Situationen zu richten? Andererseits ist es natürlich gut, dass die schlimmen Dinge unserer Welt gezeigt werden.

Eine Frau träumt von einem besseren Leben für ihre Kinder. Sie möchte genug Geld verdienen, um mit ihnen aufs Land ziehen zu können. Sie arbeitet sieben Tage in der Woche als Stripperin. Der Film zeigt die Frau bei ihrer Arbeit. Es tut weh zu sehen, wie sie ihren Körper verkauft, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Zu meinem Entsetzen wurde sie von den anwesenden Männern wie ein Objekt angefasst, oral „befriedigt“ und beim Vorbeigehen wurden ihr sämtliche Finger in die Vagina gesteckt.

Eine weitere Geschichte ist mir im Gedächtnis geblieben. Ein Mann trainierte seinen Hund, andere Hunde zu töten. Ja … auch das wurde so lange gezeigt, bis der zweite Hund aufhörte zu atmen.

Trotz all der Grausamkeiten, die der Film zeigt und thematisiert, hat er mich fasziniert. Glawogger nimmt uns mit in eine Lebensrealität, die wir uns als privilegierte Menschen nicht vorstellen können. Ja, in der Schule hört man von Slums, von Menschenhandel und und und. Im Gegensatz zu den Bildern in diesem Dokumentarfilm war alles, was ich bisher darüber gehört und gesehen habe, eine romantisierte Version dieser Lebenswelten.

Unser Planet – Hinter den Kulissen

Netflix stellt ein Making-of bereit und ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen ihrer Dokumentationsreihe “Unser Planet”. Die britische Naturdokumentation wurde von Silverback Films produziert.

Die Natur-Doku-Serie präsentiert diverse Tierarten in ihren natürlichen Lebensräumen und befasst sich mit Naturschutz. Am 5. April 2019 wurden alle Folgen auf der Plattform Netflix veröffentlicht. Die achtteilige Dokumentation wurde über einen Zeitraum von vier Jahren und in 50 verschiedenen Ländern gedreht. Die Crew bestand aus mehr als 600 Mitgliedern. 1

„Unser Planet – Hinter den Kulissen“ gibt faszinierende Einblicke in die aufwändige Produktion dieser beeindruckenden Naturdokumentationsreihe.

Um einen sibirischen Tiger zu filmen wurde neue Kamerafallen aufgestellt. Der Kameramann rechnete mit 800 Stunden Filmmaterial, von denen wen überhaupt nur wenige Minuten brauchbar sind. Strategisch werden Verstecke mit optimaler Sicht eingerichtet, in denen die Kameraleute zwei Winter lang ausharren und nur alle sechs Tage die Hütte verlassen. Ihr Ziel ist es, den sibirischen Tiger vor die Linse zu bekommen, ohne ihn zu stören. Die Kameras sind so empfindlich eingestellt, dass sie bei der kleinsten Bewegung auslösen.

Um Eisbären beim Fischen unter Wasser zu erfassen, wird eine Unterwasserkamera installiert. Der Wunsch, das Verhalten dieser majestätischen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung festzuhalten, erfordert technische Raffinesse und Planung.

Für die Dokumentation der Haie werden weitere Vorkehrungen getroffen. Die Taucher*innen tragen bissfeste Kettenanzüge, um sich unter die Haie mischen zu können. Das Ziel: die Haie nachts bei der Jagd zu filmen. Für die nächtlichen Unterwasseraufnahmen werden spezielle Scheinwerfer eingesetzt.

Diese Beispiele zeigen, dass die Produktion von Naturdokumentationen wie „Unser Planet“ weit über das bloße Filmen hinausgeht. Sie erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch Hingabe und Geduld, oft über Jahre hinweg. „Unser Planet – Hinter den Kulissen“ zeigt, mit welcher Hingabe und Entschlossenheit das Produktionsteam arbeitet, um uns die Schönheit und Vielfalt der Natur in ihrer reinsten Form näher zu bringen.

LINK zur Serie: https://www.netflix.com/title/81082125

https://de.wikipedia.org/wiki/Unser_Planet_(Fernsehserie)

Michael Glawogger

In diesem Blog möchte ich mich dem österreichischen Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann Michael Glawogger (1959–2014) widmen.

Von 1981 bis 1982 besuchte er das San Francisco Art Institute. Seine Ausbildung setzte er an der Filmakademie Wien fort.

Seine Filme, darunter „Megacities“ und „Workingman’s Death“, sind geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit den globalen Auswirkungen von Modernisierung und Globalisierung. „Megacities“ war der erste österreichische Film, der beim Sundance Film Festival präsentiert wurde. Glawoggers Erzählstil, ähnlich dem seines Kollegen Ulrich Seidl, drückt sich vielfach in der Form des (halb-)dokumentarischen Spielfilms aus, der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lässt.

Sein Drama “Slumming” wurde 2006 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin uraufgeführt. Im März 2009 wurde die Komödie “Contact High” bei der Diagonale in Graz gezeigt. 2011 kam der Dokumentarfilm “Whores’ Glory” auf die große Leinwand. “Whores’ Glory” setzt sich mit dem Thema Prostitution auseinander. Seine Filme “Megacities”, “Workingman’s Death” und “Whores’ Glory” befassen sich mit dem Weltbild an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert.

2013 startete Glawogger ein einjähriges “Doku-Experiment”. Attila Boa führte die Kamera und Manuel Siebert war für den Ton verantwortlich. Im Vorfeld wurde kein Konzept ausgearbeitet. Die Reise begann in Kroatien und führte durch viele Teile der Welt. Die letzte Station war Liberia. Reiseberichte waren wöchentlich in der Tageszeitung Der Standard zu lesen. Ein Blog der Süddeutschen Zeitung gab ebenfalls Auskunft.

Michael Glawogger verstarb während der Dreharbeiten in Liberia. Die Monika Willi, eine Filmeditorin, übernahm die Dreharbeiten und führte das Projekt zu Ende. Der Film “Untitled” kam im Februar 2017 heraus und feierte seine Premiere bei den 67. Internationalen Filmfestspielen Berlin.1

1 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Glawogger

Was hat Storytelling in Dokumentationen zu suchen?

Fiktionale Filme können zum Teil oder zur Gänze auf wahren Begebenheiten aufbauen und gleichzeitig erfundene Charaktere und Situationen beinhalten. Ein Nicht-Fiktionaler-Film muss auf Wahrheiten basieren und darf keine Situationen, Charaktere und Gegebenheiten hinzufügen. Non-Fiction unterscheidet sich von Fiktion durch hinzugefügte Erfindungen. Auch wenn ein Film auf wahren Ereignissen beruht oder von diesen inspiriert wurde, ist er Fiktion, sobald die Autor*innen neue Aspekte hinzufügen. Die Wahrheit in dokumentarischen Filmen lässt keine künstlerische Freiheit zu. Gestaltungsspielraum gibt es bei der Auswahl der Inhalte. Filmschaffende legen fest worauf sie den Fokus legen, was sie weglassen und wie sie den Film strukturieren. Dokumentarfilme eröffnen neue Welten und wecken im bestem Fall Interesse für Themen, die zuvor nicht im Bewusstsein der Zuseher*innen verankert waren. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Geschichten, die eine Hauptfigur in den Vordergrund stellen. 1

Fakten alleine machen keinen Dokumentarfilm aus. Laut Sheila wären ansonsten einfache “how to” Videos, die beschreiben wie ein Duschkopf zu entkalken ist, eine Dokumentation. Als weiteres Beispiel nennt Sheila das Material einer Verkehrskamera. 2

Sheila definiert den Dokumentarfilm als nicht-fiktionales Werk, welches sich zwischen Journalismus und Kunst ansiedelt. Filmemacher*innen verweben lose Informationen zu einer kunstvollen Gesamterzählung. Sie erfinden nichts, sondern drücken sich durch die Anordnung und Auswahl der Erkenntnisse aus. Diese Anordnung kann als Story verstanden werden. 3

Kurzzitate:

1 (Sheila 2023, S.2f)

2 (Sheila 2023, S.4)

3 (Sheila 2023, S.5)

Literaturverzeichnis:

Sheila, Curran, Bernard: Documentary Storytelling. Creative Nonfiction on Screen. 5. Aufl. New York: Routledge 2023