#07 Film als nicht-lineare Kunstform

Die nicht-lineare Erzählweise im Film hat sich als bedeutende Kunstform etabliert, die traditionelle narrative Strukturen herausfordert und erweitert. Durch die bewusste Aufbrechung chronologischer Abfolgen ermöglicht sie es, komplexe Geschichten auf innovative Weise zu erzählen und tiefere Einblicke in Charaktere und Themen zu gewähren [Ahrens 2020, S. 71–72]1.

Nicht-lineare Filme präsentieren Ereignisse nicht in ihrer natürlichen zeitlichen Reihenfolge, sondern nutzen Techniken wie Rückblenden, Vorgriffe oder parallele Handlungsstränge. Diese Erzählweise fordert das Publikum heraus, aktiv an der Rekonstruktion der Handlung teilzunehmen und eigene Interpretationen zu entwickeln. Ein klassisches Beispiel hierfür ist Quentin Tarantinos Pulp Fiction (1994), das durch seine fragmentierte Struktur die Wahrnehmung von Zeit und Kausalität hinterfragt [Mauer 2023, S. 12]2.

Die Ursprünge nicht-linearer Erzähltechniken lassen sich bis in die frühe Filmgeschichte zurückverfolgen. Bereits in den 1920er Jahren experimentierten Filmemacher wie Sergei Eisenstein mit Montage-Techniken, um narrative Sequenzen zu gestalten, die nicht der chronologischen Reihenfolge folgten. Eisensteins Theorie der Montage betonte die Bedeutung der Anordnung von Bildern, um emotionale und intellektuelle Reaktionen beim Zuschauer hervorzurufen [Koehler 2016]3.

In der modernen Filmtheorie wird die nicht-lineare Erzählweise als Mittel betrachtet, um die Komplexität menschlicher Erfahrungen und Erinnerungen darzustellen. Sie ermöglicht es, multiple Perspektiven zu präsentieren und die Subjektivität der Wahrnehmung zu betonen. Filme wie Christopher Nolans Memento (2000) illustrieren dies, indem sie die narrative Struktur nutzen, um das Publikum in die mentale Welt des Protagonisten eintauchen zu lassen [Stiglegger 2019]4.

Die nicht-lineare Erzählweise stellt jedoch auch Herausforderungen an die Rezeption. Sie erfordert vom Publikum ein höheres Maß an Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, traditionelle narrative Erwartungen zu hinterfragen. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, narrative Konventionen zu durchbrechen und innovative Formen des Geschichtenerzählens zu erkunden [Wulffen 2001]5.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die nicht-lineare Erzählweise im Film eine bedeutende Entwicklung in der Filmkunst darstellt. Sie erweitert die Möglichkeiten des Mediums, komplexe Geschichten zu erzählen, und fordert sowohl Filmemacher als auch Publikum heraus, neue Wege des Denkens und Fühlens zu erkunden [Ahrens 2020, S. 80]1.


Literaturverzeichnis:

  1. Ahrens, Jörn: Die Kunst, keine Kunst zu sein. Film als Medium der Gegen-Kunst. In: Film als Kunst der Gesellschaft. Hrsg. v. Hieber, Lutz/Winter, Rainer. Wiesbaden: Springer 2020, S. 71–82
  2. Mauer, Roman: Theorien und Methoden der (Film)Wissenschaft. In: Angewandte Filmtheorie. Hrsg. v. Bulgakowa, Oksana/Mauer, Roman. Wiesbaden: Springer 2023, S. 5–28
  3. Köhler, Kristina: Nicht Der Stilfilm, Sondern Der Filmstil Ist Wichtig! Zu Einer Debatte Im Weimarer Kino. München: edition text + kritik 2016, S. 91-117
  4. Stiglegger, Marcus (2019): Film als ambivalente Herausforderung. Über ethische Aspekte der Filmrezeption. In: mediendiskurs, https://mediendiskurs.online/beitrag/film-als-ambivalente-herausforderung-beitrag-1021/ (zuletzt aufgerufen am 10.02.2025)
  5. Wulffen, Thomas: Der gerissene Faden. Nichtlineare Techniken in der Kunst. In: KUNSTFORUM 2001, S. 48-63

Disclaimer: Dieser Text basiert auf Literaturvorschlägen von ChatGPT. Alle Inhalte wurden von mir selbst auf Richtigkeit und Relevanz überprüft und der Text wurde von mir verfasst.

#06 Tanz als lineare Kunstform

Tanz als lineare Kunstform zeichnet sich durch seine zeitliche Struktur und die Abfolge von Bewegungen aus, die eine Choreografie formen. Diese Linearität ermöglicht es, Geschichten zu erzählen, Emotionen auszudrücken und kulturelles Wissen weiterzugeben. Gleichzeitig bleibt Tanz ein dynamisches Medium, das durch Improvisation, Technologisierung und neue künstlerische Konzepte ständig weiterentwickelt wird. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema zeigt, dass Tanz sowohl eine geordnete Sequenz als auch eine spontane, sich verändernde Ausdrucksform sein kann. Genau diese Spannung zwischen Struktur und Freiheit macht ihn zu einer der faszinierendsten Kunstformen der Welt.

Tanz als lineare Kunstform

Tanz gehört zu den ältesten kulturellen Ausdrucksformen der Menschheit und hat sich über Jahrtausende hinweg in unterschiedlichsten Formen entwickelt. Dabei dient er nicht nur der Unterhaltung, sondern erfüllt auch kommunikative, rituelle und soziale Funktionen. Wissenschaftlich betrachtet wird Tanz häufig als eine lineare Kunstform definiert, da er sich in der Zeit entfaltet und eine Abfolge von Bewegungen darstellt. Diese zeitliche Struktur macht ihn einzigartig im Vergleich zu bildenden Künsten wie der Malerei oder der Bildhauerei, die primär räumlich verankert sind. Während ein Gemälde oder eine Skulptur als statisches Objekt existiert, ist Tanz flüchtig – er wird im Moment der Aufführung erschaffen und vergeht unmittelbar danach. Gerade diese ephemere Natur des Tanzes macht ihn zu einer besonderen Form der künstlerischen Darstellung, die eng mit dem menschlichen Körper und der Bewegung in der Zeit verbunden ist [Jeschke 1999]¹.

Die Betrachtung von Tanz als lineare Kunstform eröffnet die Möglichkeit, seine dramaturgische Struktur genauer zu analysieren. Jede choreografische Sequenz ist in eine zeitliche Ordnung eingebunden, in der eine Bewegung die nächste bedingt. Dadurch kann Tanz narrative Elemente enthalten oder abstrakte Stimmungen und Konzepte vermitteln. Diese Struktur ist besonders in klassisch aufgebauten Choreografien zu erkennen, in denen sich Bewegungsabfolgen über Akte hinweg entwickeln. Auch in improvisationsbasierten Tanzformen bleibt eine gewisse Linearität erhalten, da Tänzerinnen und Tänzer auf vorherige Bewegungen reagieren und so eine zeitliche Kette entsteht, die sich kontinuierlich weiterentwickelt [Thurner 2016]².

Die Linearität des Tanzes

Die Linearität im Tanz bezieht sich auf die Abfolge von Bewegungen und Gesten, die sich über die Dauer einer Performance entfalten. In choreografierten Werken wird diese Sequenzierung bewusst gesteuert, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen – sei es eine Erzählung, eine emotionale Intensität oder eine abstrakte Formensprache. Tanz kann somit als eine Art „geschriebene“ Bewegung betrachtet werden, die im Moment der Aufführung lesbar wird. Die Tanzwissenschaftlerin Claudia Jeschke beschreibt Tanz als „BewegungsText“, der sich aus einer Kombination von Körperbewegungen, räumlicher Anordnung und musikalischer Begleitung zusammensetzt. Dabei spielt die Chronologie der Bewegungen eine zentrale Rolle, da sie das Verständnis für die Choreografie erst ermöglicht [Jeschke, 1999]¹.

Diese Linearität zeigt sich besonders deutlich in bestimmten Tanztraditionen, die stark auf erzählerische Strukturen setzen. Klassisches Ballett etwa arbeitet mit klar definierten Bewegungsfolgen, die eine Geschichte transportieren. Auch in modernen Tanzstilen und zeitgenössischer Choreografie bleibt die Abfolge der Bewegungen als wesentliches Gestaltungselement erhalten, selbst wenn sie freier interpretiert wird. Der deutsche Tanzforscher Gabriele Klein hebt hervor, dass selbst in avantgardistischen Tanzformen eine zeitliche Progression erkennbar bleibt, die den Betrachter durch die Choreografie führt [Klein/Noeth 2007]³.

Tanz als kulturelles Archiv

Neben seiner dramaturgischen Struktur hat Tanz auch eine bedeutende Funktion als kulturelles Archiv. Da Tanzbewegungen über Generationen hinweg weitergegeben werden, dienen sie als lebendige Speicher für kulturelles Wissen. Besonders in rituellen Tänzen und Volkstraditionen spiegelt sich diese Archivfunktion wider. Hierbei handelt es sich nicht um ein statisches Archiv, sondern um ein sich ständig weiterentwickelndes, das durch Aufführungen und Adaptionen neue Interpretationen erfährt.

Die Weitergabe von Bewegungswissen erfolgt oft über mündliche und praktische Überlieferung, wobei ältere Tänzerinnen und Tänzer jüngeren Generationen die Schritte und Ausdrucksformen beibringen. In ihrem Werk Wissen in Bewegung beschreibt die Tanzwissenschaftlerin Sabine Gehm Tanz als eine Form des körperlichen Gedächtnisses, in dem sich kulturelle Praktiken materialisieren [Gehm/Husemann/Wilcke 2007]⁴. Diese Perspektive eröffnet eine spannende Sichtweise auf Tanz nicht nur als Kunstform, sondern auch als Medium der Traditionspflege und Identitätsbildung.

Die Rolle der Improvisation

Obwohl Tanz als lineare Kunstform verstanden wird, existieren innerhalb dieses Konzepts Möglichkeiten zur Flexibilität und Spontaneität. Ein gutes Beispiel dafür ist die Improvisation, die in vielen Tanztraditionen eine wesentliche Rolle spielt. Improvisation ermöglicht es Tänzerinnen und Tänzern, unmittelbar auf Musik, Raum und Mitwirkende zu reagieren, wodurch sich jedes Mal neue Bewegungsabfolgen ergeben. Diese Spontaneität kann als bewusste Abweichung von der Linearität betrachtet werden, da sie es erlaubt, traditionelle Strukturen zu durchbrechen und unerwartete Dynamiken zu erschaffen [Haitzinger/Jeschke/Backhoefer 2009]⁵.

Ein Beispiel hierfür ist der zeitgenössische Tanz, der oft mit freien, organischen Bewegungsformen arbeitet. Hier wird nicht nur die Abfolge von Schritten variiert, sondern auch die Beziehung zwischen Raum, Zeit und Körper hinterfragt. Selbst im klassischen Ballett gibt es improvisatorische Elemente, etwa in Solopassagen oder in der Interpretation von Emotionen durch den individuellen Ausdruck der Tänzerinnen und Tänzer.

Tanz und Technologie

Mit der Entwicklung digitaler Technologien hat sich die Art und Weise, wie Tanz produziert, dokumentiert und rezipiert wird, erheblich verändert. Während Tanz traditionell eine flüchtige Kunstform war, die nur im Moment der Aufführung existierte, ermöglichen Videoaufzeichnungen und digitale Plattformen eine Konservierung und Wiederholung von Performances. Dies beeinflusst das Konzept der Linearität insofern, als dass Tanzwerke nun nicht mehr ausschließlich in Echtzeit erlebt werden müssen, sondern auch in veränderter oder fragmentierter Form abrufbar sind [Klein/Noeth, 2007]³.

Digitale Medien haben zudem neue ästhetische Möglichkeiten geschaffen, indem sie Tanz in virtuelle Räume übertragen und interaktive Elemente integrieren. Die Verschmelzung von Tanz und Technologie führt dazu, dass die klassische Vorstellung von Tanz als flüchtiger, linearer Kunstform zunehmend hinterfragt wird.


Literaturverzeichnis

  1. Jeschke, Claudia: Tanz als BewegungsText. Analysen zum Verhältnis von Tanztheater und Gesellschaftstanz (1910-1965). Berlin/New York: Max Niemeyer Verlag, 1999.
  2. Thurner, Christina: Bewegte Referenzen. Bei-/Spiele re-/produktiver Abweichung im Tanz. Bern: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 2016
  3. Klein, Gabriele/Noeth, Sandra: Wissen in Bewegung: Perspektiven der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung im Tanz. Bielefeld: transcript Verlag 2007
  4. Gehm, Sabine/Husemann, Pirkko/Wilcke, Katharina von: Wissen in Bewegung. Perspektiven der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung im Tanz. Bielefeld: transcript Verlag 2007
  5. Haitzinger, Nicole/Jeschke, Claudia/Backhoefer, Andrea: Tanz & Archiv. Reenactment. München: epodium Verlag 2009

Disclaimer: Dieser Text basiert auf Literaturvorschlägen von ChatGPT. Alle Inhalte wurden von mir selbst auf Richtigkeit und Relevanz überprüft und der Text wurde von mir verfasst.

#05 Movement Direction

Die Kunst der Bewegungsregie in Tanzvideografie

Bewegungsregie ist eine facettenreiche Kunstform, die zunehmend als essenzieller Bestandteil von Theater- und Filmproduktionen anerkannt wird. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung von Bewegungssprachen, körperlichen Ausdrucksformen und der Inszenierung von Choreografien, die das narrative und emotionale Erlebnis eines Werkes vertiefen. Während sie sich oft subtil in das Gesamtbild eines Stücks einfügt, kann sie auch als eigenständige, visuelle Sprache in Tanzvideografien genutzt werden. Bewegungsregie ist eine komplexe, oft unterschätzte Kunstform, die maßgeblich zur Lebendigkeit und Ausdruckskraft einer Inszenierung beiträgt. Sie verbindet technisches Wissen über den Körper mit kreativer Gestaltung, um eine einzigartige physische Sprache zu entwickeln. Ob in klassischen Theaterproduktionen oder modernen Tanzvideos – die Bewegungsregie bleibt ein unverzichtbares Element der visuellen und emotionalen Erzählkunst.

Die Rolle der Bewegungsregie

Die Arbeit eines Bewegungsregisseurs umfasst zahlreiche Aufgaben. Dazu gehören die Erforschung der Quellen von Bewegung und Handlung innerhalb eines Drehbuchs oder Librettos, die Inszenierung von Ensemblebewegungen sowie die Gestaltung fließender Übergänge zwischen Szenen. Außerdem hilft die Bewegungsregie dabei, einen bestimmten Stil oder eine physische Welt für eine Produktion zu erschaffen, sei es durch eine realistische oder abstrakte Darstellungsweise. Der Bewegungsregisseur kann mit historischen Tanzstilen arbeiten, Bewegungssequenzen für szenische Übergänge gestalten oder Charaktere durch physische Ausdrucksformen weiterentwickeln.

Eine der zentralen Herausforderungen besteht darin, den Körper als Instrument der Emotion und Kommunikation gezielt einzusetzen. Dies bedeutet nicht nur die Schulung der Darsteller in spezifischen Bewegungsabläufen, sondern auch die Begleitung ihres kreativen Prozesses. Bewegungsregisseure beobachten, analysieren und unterstützen Schauspieler dabei, die Verbindung zwischen Psyche und körperlichem Ausdruck zu finden. Dies kann durch gezielte Improvisationsübungen oder die Vermittlung traditioneller Bewegungstechniken geschehen.

Bewegungsregie in der Zusammenarbeit mit einem Regisseur

Die Zusammenarbeit mit einem Regisseur beginnt idealerweise mit einer eingehenden Lektüre des Drehbuchs oder der Quellmaterialien, um sich auf die erste Besprechung vorzubereiten. Es ist wichtig, erste Ideen für mögliche Bewegungskonzepte mitzubringen und zu überlegen, wie diese zur Gesamtästhetik der Inszenierung beitragen können. Der erste Austausch dient dazu, den Stil, die Tonalität und die thematische Tiefe der Produktion zu erfassen. Hierbei kann es hilfreich sein, visuelle Referenzen wie Pinterest-Boards oder Videobeispiele zur Veranschaulichung der kreativen Ansätze mitzubringen.

Nach diesem ersten Gespräch sind mehrere Faktoren zu klären:

  • Welcher historische oder stilistische Kontext bestimmt die Bewegungssprache?
  • Welche Erwartungen gibt es an die Rolle der Bewegung in der Produktion?
  • Wie viel Zeit steht für die Entwicklung und Umsetzung der Bewegungsarbeit zur Verfügung?
  • Welche Fähigkeiten bringen die Darsteller mit, und welche müssen eventuell geschult werden?
  • Wird die Bewegungsregie auch für szenische Übergänge verantwortlich sein?

Durch weitere Treffen mit dem Regisseur, dem Bühnenbildner und anderen Kreativen verfeinert sich das Konzept kontinuierlich. Da die Produktion ein dynamischer, sich entwickelnder Prozess ist, ergeben sich fortlaufend neue Fragestellungen, die die Bewegungsarbeit beeinflussen können. Besonders wichtig ist es, ein klares Verständnis für den Stellenwert der Bewegung in der Gesamtinszenierung zu entwickeln. Dies betrifft nicht nur die dramaturgische Funktion, sondern auch praktische Fragen wie die zeitlichen Ressourcen für Proben und die technischen Rahmenbedingungen auf der Bühne oder vor der Kamera.

Bewegungsregie und Choreografie – Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Die Begriffe „Bewegungsregie“ und „Choreografie“ werden oft synonym verwendet, weisen jedoch wesentliche Unterschiede auf. Während Choreografen in erster Linie mit trainierten Tänzern arbeiten und komplexe, musikalisch abgestimmte Tanzsequenzen kreieren, liegt der Fokus der Bewegungsregie auf der Arbeit mit Schauspielern, Sängern oder anderen Darstellern. Der Bewegungsregisseur sorgt dafür, dass die physische Darstellung eines Charakters stimmig ist und dass Emotionen glaubhaft über den Körper vermittelt werden.

Trotz dieser Unterschiede überschneiden sich beide Rollen in vielerlei Hinsicht. Beide erfordern ein tiefes Verständnis für Körperbewegungen, Rhythmus und Raumgestaltung. Beide müssen kreativ und lösungsorientiert arbeiten, um Bewegungsmaterial effizient in den Probenprozess zu integrieren. In vielen Theater- und Filmproduktionen arbeiten Choreografen und Bewegungsregisseure eng zusammen, um ein kohärentes Bewegungskonzept zu entwickeln.

Literaturverzeichnis:

Flatt, Kate: Movement Direction. Developing Physical Narrative for Performance. Ramsbury/Marlborough: Crowood Press 2022

8.Impuls: Musik Video von Mike Shinoda

Da ich meine Masterarbeit über Motion Design schreiben werde, bin ich stets auf der Suche nach inspirierenden Werken, die innovative Techniken und einzigartige Stile präsentieren. Vor Kurzem stieß ich auf das Musikvideo „Make it up as i gol“ von Mike Shinoda, das vom spanischen Mixed-Media-Regisseur Antoni Sendra, auch bekannt als Podenco, kreiert wurde. Dieses Video beeindruckte mich durch seine kreativen Animationstechniken und den markanten Einsatz von Papier-Collage-Effekten. In diesem Beitrag möchte ich die spezifischen Stilmerkmale des Videos analysieren und untersuchen, wie sie charakteristisch für Sendras Gesamtwerk sind.

Analyse der Animationstechniken und Papier-Collage-Effekte

Das Musikvideo besticht durch eine dynamische Mischung aus Stop-Motion-Animation und Papier-Collage-Techniken. Durch die Verwendung von ausgeschnittenen Papierfragmenten, die in verschiedenen Ebenen und Perspektiven angeordnet sind, entsteht ein lebendiger, handgemachter Look. Diese Technik verleiht dem Video eine taktile Qualität, die an traditionelle Collagen erinnert, jedoch durch die Animation eine zusätzliche Dimension erhält.

Die Stop-Motion-Animation ermöglicht es, statische Papierstücke zum Leben zu erwecken, indem sie frameweise bewegt und fotografiert werden. Dies erfordert eine präzise Planung und Geduld, da jede kleine Bewegung manuell angepasst werden muss. Die Kombination dieser Technik mit digitalen Effekten schafft eine nahtlose Integration von analogen und digitalen Elementen, was dem Video seinen einzigartigen Stil verleiht.

Antoni Sendras Stil

Um den Stil des Videos besser zu verstehen, habe ich Antoni Sendras Website Podenco.tv besucht. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine vielseitige Anwendung von Mixed-Media-Techniken aus, bei denen er geschickt analoge und digitale Methoden kombiniert. Ein wiederkehrendes Motiv in seinen Projekten ist die Verwendung von handgefertigten Materialien, die er mit modernen Animationstechniken verbindet, um einzigartige visuelle Erlebnisse zu schaffen.

In Projekten wie dem „Twitter Brand Refresh Launch Video“ oder dem Musikvideo für Mike Shinoda zeigt Sendra seine Fähigkeit, verschiedene Medien zu verschmelzen und dabei eine kohärente visuelle Sprache zu entwickeln. Sein Stil ist geprägt von einer spielerischen Herangehensweise, bei der er traditionelle Techniken neu interpretiert und in zeitgenössische Kontexte einbettet.

Vertiefung in den Stil

Als jemand, der tiefer in diesen Stil eintauchen möchte, ist es empfehlenswert, mit analogen Materialien zu experimentieren. Das Erstellen von physischen Collagen aus Papier, Textilien oder anderen Materialien kann ein besseres Verständnis für Texturen, Komposition und Raum vermitteln. Die anschließende Digitalisierung dieser Werke und die Integration in Animationssoftware wie Adobe After Effects ermöglicht es, die analogen und digitalen Welten zu verbinden und eigene Mixed-Media-Projekte zu realisieren.

Zudem ist es hilfreich, die Arbeiten von Künstlern wie Antoni Sendra zu studieren und zu analysieren. Durch das Zerlegen ihrer Werke in einzelne Komponenten kann man die zugrunde liegenden Techniken und Prozesse besser nachvollziehen und für eigene Projekte adaptieren.

Fazit

Antoni Sendras Musikvideo „Make it up as i go” ist ein beeindruckendes Beispiel für die kreative Anwendung von Papier-Collage-Effekten und Mixed-Media-Techniken im Motion Design. Sein einzigartiger Stil, der analoge und digitale Elemente harmonisch vereint, bietet wertvolle Inspiration für angehende Motion-Designer. Durch das Experimentieren mit verschiedenen Medien und Techniken kann man seine eigenen Fähigkeiten erweitern und neue, innovative Ansätze im Bereich des Motion Designs entwickeln.

7.Impuls: KI Video Erstellung

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Kreativbranche – von der Bildgenerierung bis hin zu komplexen Animationen. In einem aktuellen Uni-Projekt experimentiere ich mit einem faszinierenden Workflow: Bilder mit Midjourney erstellen, sie mit Hailuo AI animieren und daraus ein komplettes Video produzieren. In diesem Blogbeitrag teile ich meine Erfahrungen, analysiere die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes und gebe einen Einblick in die Zukunft der KI-gestützten Animation.

1. Bildgenerierung mit Midjourney

Midjourney hat sich als eines der leistungsfähigsten Tools für KI-generierte Bilder etabliert. Durch präzise Prompts lassen sich beeindruckende, hyperrealistische oder stilisierte Grafiken erstellen, die sich perfekt für Animationen eignen.

Pro’s:

+ Unbegrenzte kreative Möglichkeiten: Mit den richtigen Prompts kann man nahezu jeden Stil und jede visuelle Welt erschaffen.
+Hohe Qualität: Die Bilder sind detailreich, scharf und oft auf einem Niveau, das von Hand illustrierte Werke herausfordert.
+ Schnelligkeit: Innerhalb von Minuten kann man ganze Bildserien generieren.

Con’s:

Konsistenzproblem: Charaktere und Umgebungen sehen bei jeder neuen Generierung leicht anders aus, was für eine flüssige Animation hinderlich sein kann.
Eingeschränkte Kontrolle: Feine Details oder Korrekturen müssen manuell nachbearbeitet werden.
–  Stilbruch-Gefahr: Die KI interpretiert jeden Prompt eigenständig, was zu unerwarteten Variationen führt.

2. Hailuo AI: Die Brücke zwischen Bild und Bewegung

Sobald die Bilder fertig sind, kommt Hailuo AI ins Spiel. Diese KI ermöglicht es, statische Bilder in flüssige Animationen zu verwandeln, indem sie Bewegungsmuster extrapoliert und Übergänge berechnet.

Der Workflow:

  1. Bilder hochladen: Die Midjourney-Bilder werden in Hailuo AI importiert.
  2. Bewegung definieren: Man kann vorgefertigte Motion-Patterns nutzen oder eigene Einstellungen vornehmen.
  3. Animation generieren: Hailuo AI verwandelt das Bild in eine fließende Sequenz.
  4. Post-Processing: Falls nötig, werden in einem zusätzlichen Schritt Anpassungen in After Effects oder ähnlicher Software vorgenommen.

Pro’s:

Automatisierte Animation: Kein aufwändiges Frame-by-Frame-Design nötig.
+ Zeitsparend: Innerhalb weniger Minuten lassen sich Animationen erstellen.
+ Weiche Bewegungen: Besonders organische Effekte wie Wind in Haaren oder sanfte Kamerafahrten sehen beeindruckend aus.

Con’s:

Bewegungsunschärfen & Artefakte: Bei komplexen Bewegungen entstehen gelegentlich Verzerrungen.
Begrenzte Kontrolle: Die KI bestimmt die Bewegungsmuster – Eingriffe sind nur bedingt möglich.
Nicht für alle Animationstypen geeignet: Dynamische Action-Szenen oder realistische Gesichtsausdrücke sind noch schwierig umzusetzen.

3. Die finale Produktion: Alles zusammenfügen

Der letzte Schritt besteht darin, die animierten Sequenzen zu einem stimmigen Video zusammenzufügen. Hier kommen klassische Editing-Programme wie Premiere Pro oder DaVinci Resolve ins Spiel, um die Szenen zu schneiden, Übergänge zu optimieren und eventuell noch Soundeffekte sowie Musik hinzuzufügen.

Pro’s:

+ Visuell beeindruckend: Das Endergebnis kann wie ein hochwertiger animierter Kurzfilm wirken.
+ Effektiver Workflow: Im Vergleich zur traditionellen Animation spart man enorm viel Zeit.
+ Perfekt für atmosphärische Szenen: Besonders für cinematische Sequenzen oder stilisierte Animationen funktioniert die Methode sehr gut.

Con’s:

+ Noch nicht auf Hollywood-Niveau: Für High-End-Produktionen fehlen noch einige technische Verfeinerungen.
+ Eingeschränkte Interaktion zwischen Charakteren: Natürliche Gesten oder Dialoge sind schwer realisierbar.
+ Abhängigkeit von KI-Tools: Änderungen sind schwieriger umzusetzen als bei herkömmlicher Animation.

4. Fazit: KI-Animation – eine Revolution mit Grenzen

Die Kombination aus Midjourney für die Bildgenerierung und Hailuo AI für die Animation zeigt, dass KI die Art und Weise, wie wir animieren, fundamental verändert. Die Geschwindigkeit und Qualität sind beeindruckend, aber es gibt auch Herausforderungen – insbesondere in Bezug auf Konsistenz und Kontrolle über die Bewegung.

Für bestimmte Projekte, wie ästhetische Kurzfilme, künstlerische Animationen oder Konzeptvisualisierungen, ist diese Methode bereits eine echte Alternative zur klassischen Animation. Doch für komplexe Charakteranimationen oder interaktive Elemente stößt sie aktuell noch an ihre Grenzen.

Die Frage ist nicht mehr, ob KI die Animation beeinflussen wird, sondern wie schnell sie sich weiterentwickelt. Vielleicht sind wir nur wenige Monate davon entfernt, dass KI-gestützte Animation vollständig nahtlos und interaktiv wird. Bis dahin bleibt es ein spannendes Experimentierfeld – und genau das macht es so aufregend!

6.Impuls: Tutorial – HOW To Learn Motion Design In 2024 From ZERO

In der dynamischen Welt des Motion Designs stehen angehende Designer oft vor der Herausforderung, den richtigen Einstieg zu finden. Das YouTube-Video „HOW To Learn Motion Design In 2024 From ZERO“ bietet einen umfassenden Leitfaden für alle, die von Grund auf in dieses faszinierende Feld eintauchen möchten.

Das Video beginnt mit der Betonung der Bedeutung von Grundlagen. Bevor man sich in komplexe Projekte stürzt, ist es essenziell, ein solides Fundament in Designprinzipien wie Komposition, Farbtheorie und Typografie zu erwerben. Diese Elemente bilden das Rückgrat jedes erfolgreichen Motion-Design-Projekts und sollten daher nicht übersehen werden.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Beherrschung der Software. Programme wie Adobe After Effects, Cinema 4D und Blender sind in der Branche weit verbreitet. Das Video empfiehlt, sich zunächst auf ein Programm zu konzentrieren und dessen Funktionen gründlich zu erlernen, bevor man zu weiteren übergeht. Dies verhindert Überforderung und ermöglicht ein tieferes Verständnis der Werkzeuge.

Die Kreativität spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Das Video ermutigt dazu, regelmäßig Inspiration zu suchen, sei es durch das Ansehen von Arbeiten etablierter Designer, das Studieren von Kunst oder das Beobachten der Natur. Diese Einflüsse können dabei helfen, den eigenen Stil zu entwickeln und innovative Ideen zu generieren.

Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Bedeutung von Feedback. Es wird betont, wie wichtig es ist, die eigenen Arbeiten mit anderen zu teilen und konstruktive Kritik einzuholen. Dies kann durch die Teilnahme an Online-Communities, Foren oder lokalen Designgruppen geschehen. Durch den Austausch mit Gleichgesinnten erhält man wertvolle Perspektiven und kann seine Fähigkeiten kontinuierlich verbessern.

Die Praxis steht im Mittelpunkt des Lernprozesses. Das Tutorial schlägt vor, regelmäßig kleine Projekte zu erstellen, um das Gelernte anzuwenden und zu festigen. Dies könnten kurze Animationen, Logo-Designs oder sogar persönliche Projekte sein, die das eigene Portfolio bereichern. Durch kontinuierliches Üben entwickelt man nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch ein besseres Verständnis für Timing und Rhythmus in Animationen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anpassungsfähigkeit. Die Welt des Motion Designs entwickelt sich ständig weiter, mit neuen Trends, Techniken und Tools. Das Video empfiehlt, stets offen für Neues zu sein und sich regelmäßig über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Dies kann durch das Lesen von Fachzeitschriften, das Besuchen von Workshops oder das Anschauen von Tutorials geschehen.

Abschließend wird in dem Video betont, dass Geduld und Ausdauer am wichtigsten ist, um im Lernprozess weiterzukommen. Motion Design ist ein komplexes Feld, und es ist normal, auf Herausforderungen zu stoßen. Wichtig ist, nicht aufzugeben und kontinuierlich an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten. Mit der Zeit und durch konsequente Anstrengung werden Fortschritte sichtbar, und der Weg zum versierten Motion Designer wird greifbar.

Zusammenfassend bietet das Video einen klaren und strukturierten Fahrplan für alle, die eine Karriere im Motion Design anstreben. Durch die Betonung von Grundlagen, kontinuierlichem Lernen und praktischer Anwendung legt es den Grundstein für langfristigen Erfolg in diesem kreativen Bereich.

28 // Do Music Videos Still Matter?

Der Artikel „Do Music Videos Still Matter?“ von Jubran Haddad, veröffentlicht am 28. Februar 2024 auf How Music Charts, untersucht die Relevanz von Musikvideos in einer von Kurzform-Inhalten dominierten Medienlandschaft.

Die goldene Ära der Musikvideos und der digitale Wandel

In den 2010er-Jahren erlebten Musikvideos einen Höhepunkt, maßgeblich beeinflusst durch Plattformen wie YouTube und Vevo. Videos wie „Despacito“ von Luis Fonsi und Daddy Yankee (2017) mit über 8,39 Milliarden Aufrufen, Ed Sheerans „Shape of You“ (2017) mit 6,21 Milliarden und „See You Again“ von Wiz Khalifa und Charlie Puth (2015) mit 6,19 Milliarden Aufrufen dominierten diese Ära. Diese Werke prägten die Popkultur nachhaltig. Mit dem Aufstieg von Streaming-Diensten wie Spotify hat sich jedoch das Konsumverhalten verändert. Eine Analyse der meistgestreamten Titel auf Spotify im Jahr 2023 zeigt, dass 36 der Top-40-Titel aus den Jahren 2022 und 2023 begleitende Musikvideos hatten. Diese Videos erzielten durchschnittlich 374 Millionen Aufrufe, während die entsprechenden Tracks im Schnitt 1,1 Milliarden Streams verzeichneten – eine Differenz von 731 Millionen. Dies deutet auf eine Verschiebung der Rolle von Musikvideos hin.

Genre-spezifische Unterschiede in der Rezeption von Musikvideos

Die Bedeutung von Musikvideos variiert je nach Musikgenre. Im Latin-Genre bleiben Musikvideos auf Plattformen wie YouTube konstant beliebt. Beispielsweise erreichte „TQG“ von Karol G und Shakira in den ersten zwei Wochen nach Veröffentlichung 181,9 Millionen Aufrufe und wurde damit zum meistgesehenen Musikvideo des Jahres 2023. Im K-Pop sind aufwendig produzierte Musikvideos ein zentrales Element der Vermarktung. Neun der zehn meistgesehenen YouTube-Videos innerhalb von 24 Stunden stammen von K-Pop-Künstlern wie BTS und BLACKPINK. BTS‘ „Butter“ stellte 2021 mit 108,2 Millionen Aufrufen in den ersten 24 Stunden einen Rekord auf. Jüngste Veröffentlichungen wie „Seven“ von Jung Kook feat. Latto erreichten innerhalb einer Woche 86,4 Millionen Aufrufe und übertrafen innerhalb eines Monats etablierte Pop-Acts wie Taylor Swift.

Herausforderungen und Kritik in der Popmusik

Im Pop-Genre hingegen scheint die Bedeutung von Musikvideos abzunehmen. Obwohl Titel wie Miley Cyrus‘ „Flowers“ beeindruckende Aufrufzahlen verzeichnen, bevorzugen viele Hörer mittlerweile Streaming-Plattformen für den Musikkonsum. Kritiker:innen bemängeln, dass aktuelle Pop-Musikvideos oft uninspiriert und mit geringem Budget produziert sind, was es Künstler:innen erschwert, innovativ zu sein und das Publikum zu fesseln.

Zukunftsperspektiven

Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Musikvideo ein wichtiges Medium für künstlerischen Ausdruck und Markenbildung. Es bietet einzigartige visuelle Erlebnisse, die durch Audio allein nicht vermittelt werden können. Um die Relevanz von Musikvideos zu erhalten, sollten Künstler:innen und Labels verstärkt in die Entwicklung von Talenten investieren, kreative Inhalte fördern und traditionelle Medienkanäle unterstützen. Die Musikindustrie hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie sich an veränderte Konsumgewohnheiten anpassen kann, und es ist möglich, dass Musikvideos in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen.

Fazit

Musikvideos haben nach wie vor einen festen Platz in der Musikindustrie, auch wenn ihre Rolle je nach Genre und Publikum variiert. Während einige Genres wie Latin und K-Pop weiterhin stark auf visuelle Inhalte setzen, hat sich der Konsum in anderen Bereichen zugunsten von Audio-Streaming verschoben. Dennoch bieten Musikvideos Künstlern die Möglichkeit, ihre Geschichten visuell zu erzählen und eine tiefere Verbindung zu ihrem Publikum aufzubauen. Die kontinuierliche Anpassung an neue Technologien und Plattformen wird entscheidend sein, um die Relevanz von Musikvideos in der modernen Musiklandschaft zu sichern.

Literatur

Haddad, Jubran. „Do Music Videos Still Matter?“ How Music Charts, 28. Februar 2024. https://hmc.chartmetric.com/do-music-videos-still-matter/

27 // Musikvideos und soziale Medien

Die zunehmende Verflechtung von Musikvideos mit sozialen Medien hat die Art und Weise, wie Musik visuell präsentiert und rezipiert wird, grundlegend verändert. In seinem Kapitel Music Video Meets Social Media: Intertextuality, New Aesthetics, and the Development of New Practices untersucht Eduardo Viñuela diese Transformation und analysiert die intertextuellen Beziehungen zwischen Musikvideos und nutzergenerierten Inhalten auf Plattformen wie YouTube, TikTok und Instagram (Viñuela 2024, 41).

Die Evolution des Musikvideos in der digitalen Medienlandschaft

Während Musikvideos traditionell als audiovisuelle Erweiterung eines Songs fungierten, sind sie heute Teil eines dynamischen digitalen Ökosystems, in dem Nutzer:innen aktiv an der Reproduktion und Modifikation der Inhalte beteiligt sind. Durch die wachsende Bedeutung von Social Media entwickeln sich neue Formen der Intertextualität, die nicht nur den Produktionsprozess beeinflussen, sondern auch die Ästhetik und Distribution von Musikvideos (Viñuela 2024, 44). Diese Entwicklung führt dazu, dass sich die Grenzen zwischen offiziellen und nutzergenerierten Inhalten zunehmend verwischen. Künstler:innen greifen verstärkt auf virale Trends zurück oder binden Memes in ihre offiziellen Musikvideos ein. Zum Beispiel beschreibt das Konzept von Henry Jenkins‘ „Convergence Culture“ (2006), wie verschiedene Medienformate miteinander verschmelzen und eine neue Form der Partizipation ermöglichen (Jenkins 2006, 95).

Intertextualität und die Ästhetik sozialer Medien

Ein zentrales Merkmal der neuen Musikvideoästhetik ist die Anpassung an das visuelle und narrative Format sozialer Medien. Vertikale Videos, die früher als fehlerhaft galten, stellen mittlerweile ein Standardformat für mobile Plattformen dar (Elleström 2020, 4). Viele Künstler:innen veröffentlichen offizielle vertikale Versionen ihrer Musikvideos, um sie für Instagram Stories oder TikTok optimiert zu präsentieren. Eine weitere wichtige ästhetische Entwicklung ist die zunehmende Nutzung von „Split-Screen“. Diese ursprünglich von TikTok populär gemachte Funktion erlaubt es Nutzer:innen, eigene Performances neben bereits bestehenden Videos zu platzieren, wodurch eine neue Form der interaktiven Intertextualität entsteht (Lacasse 2018, 44). Auch prominente Künstler:innen wie Mariah Carey oder Metallica haben sich dieser Technik bedient, indem sie auf TikTok mit Fans oder fiktionalen Charakteren aus populären Serien interagierten (Viñuela 2024, 50). Zudem haben sich durch soziale Medien neue Praktiken der Audiomanipulation etabliert. Besonders beliebt sind „sped-up“ Versionen von Songs, die durch künstliches Beschleunigen oder Verlangsamen eine neue klangliche und visuelle Ästhetik erzeugen. Musiklabels haben diesen Trend erkannt und veröffentlichen mittlerweile offizielle „sped-up“ oder „slowed + reverb“ Versionen von Songs, die sich an der Ästhetik populärer TikTok-Clips orientieren (Jost 2020, 34).

Strategien der Musikvermarktung und Fankultur

Musikvideos werden zunehmend als transmediale Erzählformen konzipiert, die nicht isoliert betrachtet werden können. Stattdessen sind sie Teil umfassender digitaler Marketingkampagnen, in denen Fans aktiv in den Entstehungsprozess einbezogen werden. Social-Media-Plattformen ermöglichen es Künstler:innen, vor der offiziellen Veröffentlichung eines Musikvideos Teaser-Clips, Challenges oder exklusive Behind-the-Scenes-Aufnahmen zu teilen, um die Community zu mobilisieren (Jenkins 2007).

Ein besonders prominentes Beispiel für diese Art der strategischen Fan-Einbindung sind virale Tanz-Challenges. Jennifer Lopez und Olivia Rodrigo haben gezielt kurze Videoausschnitte ihrer Songs verbreitet und Fans dazu animiert, eigene Tanzinterpretationen zu erstellen (Viñuela 2024, 55). Diese Art der Partizipation stärkt nicht nur die Bindung zwischen Künstler:in und Publikum, sondern trägt auch zur massiven Verbreitung des Musikvideos bei.

Die Zukunft des Musikvideos in der Ära der sozialen Medien

Die Analyse von Viñuela (2024) zeigt, dass Musikvideos heute nicht mehr nur als Werbeformat für einen Song fungieren, sondern als eigenständige Kunstform, die tief in die digitale Kultur eingebettet ist. Die Grenzen zwischen offiziellen Produktionen und nutzergenerierten Inhalten verschwimmen immer weiter, und Musikvideos sind zunehmend Teil eines interaktiven Netzwerks aus Remixes, Referenzen und transmedialen Strategien. Die zunehmende Digitalisierung und die Integration sozialer Medien in die Musikproduktion werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Musikvideos profitieren nicht nur von neuen Technologien, sondern auch durch den kreativen Input der Online-Community der stetig weiterentwickelt wird (Korsgaard 2017, 110).

Literatur

Elleström, Lars. Transmediation: Some Theoretical Considerations. New York: Routledge, 2020.

Jenkins, Henry. Convergence Culture: Where Old and New Media Collide. New York: New York University Press, 2006.

Jenkins, Henry. „Transmedia Storytelling 101.“ Pop Junctions, 22. März 2007. https://henryjenkins.org/blog/2007/03/transmedia_storytelling_101.html.

Jost, Christofer. Integrated Pop: Intertextuality, Music Video, and Transmedia Production Modes in Popular Music. London: Bloomsbury, 2020.

Korsgaard, Mathias Bonde. Music Video after MTV: Audiovisual Studies, New Media, and Popular Music. London: Routledge, 2017.

Lacasse, Serge. „Toward a Model of Transphonography.“ In The Pop Palimpsest: Intertextuality in Recorded Popular Music, herausgegeben von Lori Burns und Serge Lacasse, 9–60. Ann Arbor: University of Michigan Press, 2018.

Viñuela, Eduardo. „Music Video Meets Social Media: Intertextuality, New Aesthetics, and the Development of New Practices.“ In Aesthetic Amalgams and Political Pursuits: Intertextuality in Music Videos, herausgegeben von Tomasz Dobrogoszcz, Agata Handley und Tomasz Fisiak, 41–60. New York: Bloomsbury Academic, 2024.

#10 Inhaltsverzeichnis?

Hier mein vorübergehendes Inhaltsverzeichnis für meine Masterarbeit mit dem vorläufigen Titel „Framing Motion. Die Kunst der Tanzvideografie“.

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
    • Problemstellung
    • Zielsetzung und Fragestellung
    • Methodisches Vorgehen
  • Theoretischer Rahmen
    • Tanz und Film: Ein Spannungsfeld zwischen Linearität und Nicht-Linearität
    • Immersives Storytelling: Definition und Anwendungsmöglichkeiten
    • Farbgestaltung und Bildkomposition: Theorien und Praxis
    • Montage und Rhythmus: Die Verbindung von Bewegung und Schnitt
  • Stand der Forschung
    • Analyse bestehender Tanzfilme
    • Best-Practice-Beispiele und deren Besonderheiten
      • Step Up Filme
      • Black Swan
      • Dirty Dancing
  • Konzeption des Tanzfilms
    • Entwicklung der Shotlist und des StoryboardsFarbkonzept und Stilisierung
    • Integration von Tanzstilen
      • Möglichkeiten
      • Herausforderungen
  • Umsetzung
    • Vorbereitung und Drehplanung
    • Produktion: Kameraarbeit und Choreografie
    • Postproduktion
      • Schnitt
      • Color Grading
  • Analyse und Reflexion
    • Wirkung der filmischen Mittel auf die Wahrnehmung von Tanz
    • Vergleich mit bestehenden Tanzfilmen
    • Erkenntnisse und Ausblick
  • Fazit
  • Literaturverzeichnis

Bisheriges Literaturverzeichnis:

Hier liste ich jegliche Literatur an, die ich zum jetzigen Zeitpunkt auch in mein Exposé für das Masterarbeits-Thema gebe. Heißt diese Literatur wird die Basis der Arbeit oder sicher erwähnt werden. Jedoch habe ich viel mehr Literatur zur Recherche gefunden und auch welche ich in der finalen wissenschaftlichen Arbeit benutzen möchte, jedoch wäre es zu viel hier mein aktuelles Literaturverzeichnis komplett aufzulisten.


Arendell, Telory/Barnes, Ruth: Dance’s Duet with the Camera. Motion Pictures. London: Springer 2016

Brannigan, Erin: Dancefilm. Choreography and the Moving Image. New York: Oxford Univ. Press 2011

Flatt, Kate: Movement Direction. Developing Physical Narrative for Performance. UK: Crowood Press 2022

Haine, Charles: Color Grading 101. Getting Started Color Grading for Editors, Cinematographers, Directors, and Aspiring Colorists. New York/London: Routledge 2019

Hurkman, Alexis Van: Color Correction Look Book. Creative Grading Techniques for Film and Video. San Francisco: Peach Pit 2013

Katz, Steven D.: Film Directing, Cinematic Motion. A Workshop for Staging Scenes. 2. Aufl. Kalifornien: Michael Wiese 1998

Köhler, Kristina: Der tänzerische Film. Frühe Filmkultur und moderner Tanz. Marburg: Schüren 2018

Mitoma, Judith: Envisioning dance on film and video. New York/London: Routledge 2002

Rosiny, Claudia (14.02.2018): Videotanz. Kennzeichen und Konzepte eines intermedialen Genres und seiner filmhistorischen Vorläufer. URL: https://nachdemfilm.de/issues/text/videotanz (zuletzt abgerufen am 05.12.2024)

Rosiny, Claudia: Tanz Film. Intermediale Beziehungen zwischen Mediengeschichte und moderner Tanzästhetik. Bielefeld: transcript 2013, E-Book

Spain, Louise: Dance on Camera. A Guide to Dance Films and Videos. USA: Scarecrow Press 1998

Wikipedia. Die freie Ezyklopädie (10.12.2023), s.v. Tanzfilm, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tanzfilm&oldid=240070512 (zuletzt aufgerufen am 04.11.2024)

IMPULS // 08 „Cellophane“ von FKA Twigs

Die Symbolik des Musikvideos

„Cellophane“ ist ein Lied von FKA Twigs aus ihrem zweiten Studioalbum „Magdalene“ (2019). Die Lyrics thematisieren eine verletzliche Frau, die sich in einer komplexen Beziehung befindet und verzweifelt versucht, die Verbindung zu retten, obwohl ihre Bemühungen von der Öffentlichkeit nicht unterstützt werden und ihr Partner nicht darauf eingeht. Die Metapher des „Cellophanes“ – eine durchsichtige, fragile Plastikfolie – spielt auf die zerbrechliche und durchsichtige Natur der Gefühlswelt der Protagonistin an. Im Musikvideo wird diese Metapher auf verschiedene Weisen visuell aufgegriffen. Die visuelle Darstellung zeigt die Künstlerin FKA Twigs in einer Tanzperformance. Es zeigt Twigs, wie sie Pole Dance vor einem unsichtbaren Publikum ausführt, dabei an der Stange emporsteigt, um ein großes fliegendes Wesen zu treffen, das ihr Gesicht trägt, und schließlich in eine Art „Unterwelt“ fällt. Dort wird sie von zwei weiblichen Wesen mit Ton bedeckt.

Produktion und Regie

Das Video wurde unter der Regie von Andrew Thomas Huang gedreht, der für seine surrealen Videos bekannt ist. Huang beschrieb das Video als „Bild ihrer Aufstiege und dem Fall durch ein Bild von sich selbst“. Es wurde von Pitchfork zum besten Musikvideo des Jahres 2019 gewählt (Wikipedia, 2024). FKA Twigs ist nicht nur Sängerin, sondern auch Tänzerin und Choreografin. Die Zusammenarbeit mit den technischen Aspekten der Produktion, wie der Kameraführung und der Beleuchtung, ist für die Effektivität des Musikvideos entscheidend. Die Kamera bewegt sich durch die Szenen, folgt den Bewegungen der Tänzerin und verstärkt so das Gefühl der Intimität und Fragilität. Ein weiteres Element ist die Beleuchtung: Sie ist minimalistisch und dramatisch, wodurch die Figur der Protagonistin stark in den Vordergrund tritt. Der Einsatz von Schatten und Licht sorgt für eine surrealistische Atmosphäre. Die Choreografie des Videos, die von FKA Twigs selbst entwickelt wurde, spielt eine zentrale Rolle in der Darstellung der emotionalen und körperlichen Auseinandersetzung der Protagonistin. FKA Twigs, die auch als Tänzerin ausgebildet ist, nutzt ihre Expertise, um den Tanz als eine visuelle Metapher für die innere Reise der Protagonistin zu verwenden. In einer Erklärung zur Veröffentlichung von „Cellophane“ gab Twigs bekannt, dass sie über ein Jahr lang Pole Dance gelernt hatte, bevor das Musikvideo gedreht wurde, um ihre Vision für das Video zu verwirklichen (Wikipedia, 2024).

3D

Im Musikvideo zu „Cellophane“ von FKA Twigs wird auch die Verwendung von 3D-Elementen eingesetzt. Der 3D-Part des Videos ist sowohl technisch als auch symbolisch komplex und spielt eine entscheidende Rolle in der Schaffung der surrealen Welt. Ein Beispiel für den Einsatz von 3D-Technologie findet sich in der Szene, in der FKA Twigs in einem riesigen, transparenten Netz aus schimmernden Fäden gefangen ist. Dieses Netz ist nicht nur ein physisches Element, sondern auch eine digitale, computergenerierte Struktur. Das Netz wird durch digitale Effekte erzeugt, die es ermöglichen, mit der Perspektive und dem Raum zu spielen. Ein weiteres Element ist die Verwendung von 3D-Animationen, die während der Tanzsequenzen in den Raum integriert werden. Die digitalen Elemente, wie abstrakte geometrische Formen und amorphe, pulsierende Strukturen, interagieren mit den Bewegungen der Tänzerin. Der Effekt ist eine Verschmelzung von realer und digitaler Welt. Zusätzlich wird in mehreren Szenen eine digitale Verzerrung verwendet.

Relevanz

Das Musikvideo zu „Cellophane“ ist nicht nur sehr inspirierend und schön anzusehen, sondern ist auch ein starkes Statement: Der Tanz, die Regie und die emotionale Tiefe. Es geht nicht nur um Unterhaltung, sondern um Themen, die viele Frauen betreffen: Öffentliche Beurteilung und die Herausforderungen im privaten sowie auch im Berufsleben. Das Video ist ein weiterer Impuls für die Diskussion darüber, wie Frauen in der Musik- und Filmbranche immer noch mit spezifischen Hürden zu kämpfen haben.

Literatur

Wikipedia, „Cellophane (FKA Twigs song)“, zuletzt geändert am 20. November 2024, Zugriff am 07.Februar, 2025, https://en.wikipedia.org/w/index.phptitle=Cellophane_(FKA_Twigs_song)&oldid=1258507962