Impuls #4 – Netflix Dokumentation: Hayao Miyazaki and the Heron

Durch meine Arbeit mit Illustrationen und Animationen bin ich in ein großer Fan der Ghibli Filme und von Hayao Miyazaki geworden. Aus dem Grund habe ich als vierten Impuls die Netflix-Dokumentation „Hayao Miyazaki and the Heron“ ausgesucht. Die Doku bietet einen Einblick in die Entstehung des Films „The Boy and the Heron“ und begleitet den Regisseur und Studio Ghibli über einen Zeitraum von sieben Jahren während der Produktion.
Besonders spannend war für mich der, im Vergleich zu meinen eigenen Projekten, lange Umsetzungszeitraum und die Einsicht in den kreativen Prozess eines Animations-Veteranen, der fast sein ganzes Leben verschiedene technische Innovationen, Veränderungen der Industrie und des Handwerks miterlebt hat.

Die Dokumentation zeigt detailliert, wie Miyazaki seine Visionen in die Realität umsetzt. Bis spät in die Nacht arbeitet er an den Storyboards, und was mich besonders freut, noch immer mit traditionellen Zeichenmethoden. Von den ersten Skizzen bis zur finalen Animation wird der gesamte Entstehungsprozess des Films gezeigt. Insbesondere beeindruckte mich Miyazakis Fähigkeit, komplexe Geschichten und Charaktere zu entwickeln, die visuell ansprechend sind und zugleich emotional tiefgründig. Bei der Umsetzung meines Werkstücks für die Masterarbeit möchte ich ebenso einen starken Fokus auf das Character Design legen und konnte so viele Überschneidungen in der Dokumentation wiederfinden.

Quelle: https://img.anime2you.de/2024/12/miyazaki-and-the-heron.jpg

Ein zentrales Thema der Dokumentation ist die Zusammenarbeit zwischen Miyazaki und dem Produzenten Toshio Suzuki. Teamdynamiken sind für mich ein spannendes Feld und können meiner Meinung nach beeinflussen, ob Projekte ein Erfolg werden oder nicht. Die offene Kommunikation und das gegenseitige Vertrauen ermöglichen es, gemeinsam innovative Ideen zu entwickeln. Aus diesem Grund freue ich mich schon auf die Zusammenarbeit mit den Spieleentwicklern des Kartenspiels (mein Werkstück), da ich überzeugt bin, dass unsere unterschiedlichen Herangehensweisen und Inspirationen aus unterschiedlichen Medien ein spannendes Endprodukt ergeben werden.

Dass Miyazaki es trotz seines Alters und seiner gesundheitlichen Probleme geschafft hat, den Film zu verwirklichen und seiner Vision treu zu bleiben, beeindruckt mich sehr. Leidenschaft und unermüdlicher Einsatz sind meiner Meinung nach auch im fertigen Film spürbar. Für meinen Gestaltungsprozess des Werkstücks nehme ich mir vor, wichtige Elemente in der Gestaltung zu Beginn zu definieren, um so auch kurz vor Deadlines Entscheidungen bezüglich der visuellen Umsetzung gezielt treffen zu können.

Miyazakis Filme zeichnen sich durch Storytelling aus. Zentrale Themen, die häufig behandelt werden, sind Familie, Verlust, Hoffnung und Selbstfindung. In „The Boy and the Heron“ wird die Geschichte eines Jungen erzählt, der nach dem Verlust seiner Mutter in eine fantastische Welt eintaucht. Der leicht übersinnliche Aspekt, und das gekonnte, fließende Übergehen von einer Welt in die andere, wird auch für das Kartenspiel, in dem verschiedene Stile, Kreaturen und Personengruppen ineinanderfließen, für mich spannend werden.

Die visuelle Gestaltung in Miyazakis Werken ist einzigartig und detailreich. Die Dokumentation zeigt, wie viel Wert auf jedes einzelne Bild gelegt wird, um eine stimmige Atmosphäre zu schaffen. Obwohl ich für mein Projekt nicht über die Mittel verfügen werde, habe ich den Anspruch ein visuell ansprechendes Werkstück zu gestalten und das Beste aus der Thematik herauszuholen.

Die Veröffentlichung von „The Boy and the Heron“ wurde von umfangreichen Marketingmaßnahmen begleitet, darunter Trailer, Interviews und exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Diese Strategien erhöhen die Sichtbarkeit und schaffen eine Verbindung zum Publikum. Diese Marketingstrategie werde ich möglicherweise als Best Practice Beispiel in meiner Masterarbeit anführen.

Besonders gelungen fand ich an der Dokumentation die Verknüpfung des Entstehungsprozesses mit der persönlichen Entwicklung des Regisseurs. Passend war daher, dass der Reiher nicht nur zentrales Element im Film war, sondern in der Dokumentation als Metapher für Miyazakis kreative Reise und seine Suche nach Inspiration stand.

Weiterführende Links:

https://anigamers.com/posts/12-principles-of-anime

https://ghibli.fandom.com/de/wiki/Geschichte_von_Studio_Ghibli

„Dieser Text wurde mit Hilfe von ChatGPT 4.0 auf Beistrichfehler und Rechtschreibfehler korrigiert. Der inhaltliche Kern der Arbeit ist davon unberührt.“

#5 Impuls: de Beauvoir & performativer Feminismus in Zeiten von Tiktok

Im Zuge meiner Recherche für meine Masterarbeit habe ich Mal wieder das Buch „Das andere Geschlecht“ von Simone de Beauvoir, eine der größten Feministinnen und Philosophinnen des 20. Jahrhunderts gelesen. „Das andere Geschlecht“ nimmt sich dem Dilemma an, Frauen als „das Andere“ zum Mann zu betonen und zu bewerten. Das bedeutet dass der Mann als Standard gilt und Normalität geprägt wurde. 
De Beauvoir vertritt die Ansicht, dass Geschlecht keine natürliche, biologische Tatsache, sondern vielmehr ein soziales Konstrukt sei, das durch Bildung, Kultur und Gesellschaft geprägt wird. Sie beschreibt die Mechanismen, durch die Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft unterdrückt werden, und hinterfragt die Art und Weise, wie Frauen in allen Lebensbereichen – von der Familie bis zum Arbeitsplatz – als das „zweite Geschlecht“ angesehen werden.
Einer der zentralen Begriffe in de Beauvoirs Werk ist der bekannte Satz:

Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.

Dieses Zitat bezieht sich darauf, dass Frauen nicht von Natur aus untergeordnet oder passiv sind, sondern sie diese Eigenschaften als Ergebnis gesellschaftlicher Konditionierung entwickeln. De Beauvoir fordert die Befreiung der Frau von solchen Beschränkungen und plädiert für eine Transformation gesellschaftlicher Strukturen, die Frauen als gleichberechtigte Menschen behandeln.

Soviel zu den Kernpunkten dieses Buches. Beim Lesen kam mir eine Beobachtung in den Sinn. Durch meinen Medienkonsum wurde meine For you Page auf Tiktok so konditioniert, dass mir natürlich viele Inhalte gezeigt werden, zu Themen mit denen ich mich gerade beschäftige. Hierbei stoße ich immer wieder auf Videos, in denen Männer sich mit kesser Musik und in „Thirst Trap“ mäßiger Pose als „Feminist“ „outen“ und dafür in den Kommentare gepraised werden. Noch dazu gehen sie viral weil, es so „attraktiv“ ist, wenn Männer Feministen sind. Nur zu sagen, dass man ein Feminist ist und sich so darzustellen, macht einen nicht zum Feministen. Geht man auf die Profile dieser Männer findet man Videos, wo sie sich zum Beispiel über die Texte von Shirin David lustig machen oder betonen müssen wie „schwul“ es ist Taylor Swift „zu feiern“. Hierbei ist anzumerken, dass es sich hierbei natürlich um selektive Accounts handelt und wie immer gilt „Not all men, but always men“. Zurück zum Thema: Wieso spreche ich über solche Trends. Dieser performative Feminismus nimmt dem Thema die Ernsthaftigkeit und verwässert die Bewegung. Es ist cool geworden „woke, links und feminist“ zu sein. Es bringt likes, view und exposure sich als Mann als Feminist zu präsentieren. Ob man diesen Feminismus tatsächlich praktiziert bleibt jedoch fraglich. (Social Media is not real)

Nochmal zusammengefasst: Auf Plattformen wie TikTok wird Feminismus oft vereinfacht und oberflächlich gezeigt, so dass ein performativer Feminismus entsteht. Es geht weniger darum, sich wirklich mit Geschlechterungleichheit auseinanderzusetzen, sondern um Bestrebungen nach Anerkennung. Echter Feminismus fordert mehr als das Lesen eines Buches oder das Teilen von Informationen – er verlangt eine tiefgehende Selbstreflexion und aktives Umgestalten der gesellschaftlichen Strukturen.

Quellen:

https://www.grin.com/document/96655?srsltid=AfmBOoqNwyxyrNB7l4I4hYbKRGoi-azpQSKh32uFKnwfZGE6JuNr3Hhh

https://www.fr.de/zukunft/storys/75-lektionen-mut/eine-nuechterne-analyse-ist-ein-scharfes-schwert-90018512.html

#4 Impuls: Arcane & Female Characters

Wie schon so oft in meinen Beiträgen besprochen, gabe es in den letzten Jahren einen starken Vorstoß für mehr weibliche Charaktere im Fernsehen und in Filmen, aber oft nimmt dies die Form von eher stigmatisierten pseudo Frauenbildern an als echte Menschen. Zu viele Shows und Filme versuchen, Frauen zu stärken, indem sie sie perfekt, unbefleckt und standardmäßig besser machen als alle um sie herum – insbesondere Männer. Männliche Charaktere werden dadurch downplayed. Dies verleiht der weiblichen Darstellung keine Tiefe, sondern macht sie oberflächlich und langweilig.

Deswegen hat mich Arcane, die animierte Netflix-Serie basierend auf dem Videospiel League of Legends, so überrascht. Normalerweise bin ich kein Fan von verfilmten Videospiel Serien aber Arcane hat es geschafft mir die Freude für dieses Genre zurückzubringen. Die Serie schafft es eine Welt mit starken, komplexen Frauen zu erschaffen, ohne sie über ihr Geschlecht zu definieren. Die weiblichen Hauptdarstellerinnen – Vi, Jinx, Caitlyn, Sevika usw. – sind nicht deshalb fesselnd, weil die Show uns immer wieder an ihre Stärke erinnert, sondern weil sie als voll entwickelte Charaktere mit Fehlern sich durchs Leben schlagen.Sie kämpfen und entwickeln sich weiter, ohne die männlichen Charaktere zu verstecken oder sich über sie zu stellen.

Arcane ist eine 2021 gestartete animierte Fernsehserie, die von Riot Games entwickelt und von Fortiche Productions produziert wurde. Es ist eine Hintergrundgeschichte für verschiedene Charaktere in League of Legends und dreht sich um die angespannte Beziehung zweier Schwestern, Vi und Jinx, die sich in einem andauernden Krieg zwischen der wohlhabenden Stadt Piltover und der unterdrückten Unterstadt Zhaun auf entgegengesetzten Seiten befinden.

Aber was genau macht Arcane anders als Serien davor?

Arcane rückt mächtige weibliche Charaktere nicht nur ins Rampenlicht, sondern bezieht sie in die Welt ein, ohne ihr Geschlecht zum einzigen Merkmal ihrer Charaktere zu machen.

Vi ist nicht mächtig, weil sie eine Frau ist – sie ist mächtig, weil sie in ihrer Kindheit um ihr Leben kämpfen musste und dadurch stark wurde.

Jinx ist nicht furchteinflößend, weil sie eine „knallharte Bösewichtin“ ist – sie ist furchteinflößend, weil sie labil, genial intelligent und unausgeglichen ist.

Diese Merkmale könnten sich auch auf männliche Charaktere beziehen und Arcane schafft es somit nicht das Geschlecht in den Mittelpunkt zu rücken. Mir wurde erst in der 2. Staffel bewusst, dass diese Geschichte hier sich hauptsächlich um weibliche Charaktere dreht. Arcane schafft all das, ohne auf seine männlichen Charaktere zurückzugreifen und sie zu zerstören. In modernen Geschichten wird so oft versucht, die weiblichen Hauptcharaktere aufzuwerten, indem alle Männer inkompetent, selbstgefällig und sogar nutzlos sind. Aber in Arcane sind die Männer – sei es Vander, Silco, Jayce oder Ekko – genauso komplex, fehlerhaft und einflussreich wie die weiblichen Charaktere. Die Serie erniedrigt die männlichen Charaktere nie, um die Frauen aufzuwerten; stattdessen steht jeder Charakter für sich selbst und lässt sie Stärke zeigen und nicht nur darüber sprechen.

Ein weiterer Aspekt, in dem Arcane erfolgreich ist, ist die natürliche Untergrabung der Geschlechterrollen. Die Serie bringt auf natürliche Weise Frauen an die Macht, ohne dass es wie ein erzwungener Schachzug wirkt. Die härteste Vollstreckerin in Zhaun ist eine Frau (Sevika). Die politischen Figuren von Piltover sind Frauen wie Ratsmitglied Medarda und Frau Kiraman. Die männlichen Charaktere werden jedoch nicht auf abgedroschene Klischees reduziert – Vander ist eine Vaterfigur, Silco kümmert sich aufrichtig um Jinx und Jayce bekommt sogar die „Frauenschwarm“-Szenen ohne Hemd und Nacktem Oberkörper.

Diese Repräsentation fühlt sich natürlich an, nicht wie eine Repräsentations-Checkliste. Und genau deshalb funktioniert es.

Ein weiterer Grund, warum Arcanes Drehbuch funktioniert, ist leicht zu erklären: Es behandelt seine Charaktere in erster Linie als Menschen. Die Serie beruht nicht auf hohlen Mantras der Emanzipation oder bequemen Klischees. Vielmehr konstruiert sie reiche, komplexe Persönlichkeiten mit Fehlern und Tugenden und schafft weibliche Charaktere, die realer sind und nicht idealisiert. Sie sind gleich Fehlerhaft wie alle anderen.

In einer Mediengesellschaft, die allzu anfällig dafür ist, Perfektion mit Macht zu verwechseln, zeigt Arcane, dass Macht tatsächlich aus Kompliziertheit entsteht. Indem die Serie an ihren Charakteren festhält und die wirklich fantastische Geschichte erzählt, schafft sie etwas, was nur sehr wenige Serien geschafft haben: starke weibliche Hauptfiguren zu erschaffen, ohne dass es jemandem auffällt. Genau deshalb hat mich diese Serie gecatched. Nicht weil ich mich als Frau repräsentiert gefühlt habe sondern inkludiert. Ein Mensch mit Fehlern, dessen Charakter und Verhalten durch Erfahrungen geprägt worden sind.

*This text was proofread for punctuation and spelling errors with the help of ChatGPT 4o and Grammarly.
*This text is based on literature & topic recommendations from ChatGPT 4o and Gemini Pro 2.0. All content was verified by me for accuracy and relevance, and the text itself was created by me.

#6 Impuls: Content for Kaleidoscope

Für unseren Showcase habe ich verschiedene Reels erstellt, um unsere Online-Präsenz lebendiger und spannender zu gestalten. Da ich in mehreren Teams innerhalb des Showcases tätig war, hatte ich die Möglichkeit, viel Footage zu sammeln und wertvolle Einblicke in die unterschiedlichen Projekte zu gewinnen. Mein Ziel hierbei war es nicht, perfekt durchkomponierte, makellose Videos zu produzieren – sondern echte Momente festzuhalten, die Spaß machen und die Atmosphäre des Events authentisch widerspiegeln.

Anstatt mich auf perfektes Grading oder perfekte Shots zu konzentrieren, ging es mir darum, ein Gefühl zu transportieren: den Spaß, die Energie und die kreative Vielfalt des Showcases. Dafür setzte ich bewusst auf Pop-Songs als musikalische Untermalung. Diese Wahl war kein Zufall – sie dient als spielerische Form des Micro-Feminism. Popmusic, die meist von Frauen dominierte und teilweise „oberflächliche“ Branche wahrgenommen wird, ist ein wirksames Mittel, um Emotionen zu vermitteln. Hiermit wird weibliche Perspektivenbildung in den Vordergrund gerückt und Leichtigkeit vermittelt. Weiters war es für mich auch eine Aufarbeitung der sehr stressvollen Zeit. Beim machen der Reels floss meine Frustration hinein und deswegen war meine Motivation und meine Arbeitsweise: „I don’t care anymore I just wanna have fun AND I have free will„. Liedtexte spiegeln dies wieder und würden wahrscheinlich viele Unternehmen oder Firmen zu explizit sein. Aber niemand hat sich beschwert also hab ich alle Grenzen ausgetestet 🙂

Es war mir besonders wichtig, unsere Teams ins Rampenlicht zu rücken – die größtenteils weiblichen sind. In einer Branche, in der Frauen häufig unterrepräsentiert sind, ist es umso wichtiger, ihnen Raum zu geben und ihre Arbeit zu teilen. Die Reels sollten nicht nur dasdie Vorbereitungen und das Event selbst einfangen, sondern auch die Menschen dahinter sichtbar zu machen. Jedes Mitglied, jedes Team hat zum Erfolg des Showcase beigetragen, und es war mir ein Anliegen, diese Vielfalt und Kreativität in den Vordergrund zu stellen.

Besonders in kreativen Bereichen wird oft ein sehr hohes ästhetisches Level von Bildmedien erwartet. Aber Vollkommenheit kann hierbei abstoßend wirken. Ich wollte eher Reels erstellen, die nahbar sind – die beweisen, dass Kreativität nicht immer glattpoliert sein muss, sondern im wirklichen Erleben entsteht. Außerdem mussten diese Inhalte schnell gepostet werden. Die Kombination aus unplanmäßigen, nicht idealen Momenten und freien Pop-Songs macht es nicht nur humorvoll, sondern unterstützt auch eine Beziehung mit der Zielgruppe aufzubauen: Menschen, die sich wiedererkennen, abgeholt werden und zum Kreativwerden ermutigt werden.

Diese Reels sind mehr als ein Rückblick auf unser Event – sie sind ein Ausdruck davon, wie wir Kunst, Technologie und Community leben. Sie beweisen, dass Authentizität wahrer als Perfektion ist und, dass gerade durch Leichtigkeit und Spaß eine tiefe Verbindung entsteht.

Genau das ist es, was eine erfolgreiche Online-Präsenz ausmacht: nicht nur zu zeigen, was passiert ist, sondern zu vermitteln, wie es sich angefühlt hat.

More Insights: https://www.instagram.com/kaleidoscope_showcase

#7 Impuls: Breaking Hearts

The MATCHMAKER

Matchmaker ist eine innovative, interaktive Installation, die soziale Kontakte auf Messen, Veranstaltungen und Ausstellungen auf ganz andere Weise fördert. Es ist ein Projekt, das mit seinem nostalgischen Gefühl und seiner futuristischen Ästhetik der Idee von Dating und Kompatibilität eine ganz einzigartige und spielerische Wendung gibt und zufällige Interaktionen zwischen den Teilnehmern fördert. Es kombiniert sensorisches Feedback mit immersiven visuellen Effekten, wodurch Matchmaker sowohl unterhaltsam als auch zum Nachdenken anregend ist, da die Menschen emotionale Verbindungen in einem dynamischen, interaktiven Raum aufbauen. Die Installation übersetzt die Analyse dann in eine physische visuelle Ausgabe, bei der das Herz proportional zum berechneten Kompatibilitätswert gefüllt wird.

BUILDING A HEART

Zunächst hatten wir die Idee, unser Herz aus „Bauschaum“ zu bauen und es dann mit Kitt zu überziehen. Diese Idee ist optisch ganz gut gelungen, aber das Herz war einfach zu schwer, um es in unserer Installation zu verwenden. Also mussten wir uns einen Plan B ausdenken.

Für unseren endgültigen Prototypen entschieden wir uns, ein Herz aus Pappmaché als zentrales Element unserer Installation zu schaffen. Die Materialwahl für Pappmaché wurde getroffen, um die Kriterien eines leichten Endobjekts und einer gleichmäßigen Projektionsfläche auf der Vorderseite des Herzens zu erfüllen. Leider begann das Pappmaché beim Trocknen eine unebene Oberfläche zu bilden. Die Unregelmäßigkeiten wurden zu ausgeprägt, um das Pappmaché-Herz als endgültiges Projektionsobjekt zu verwenden. Als alternative Lösung fertigten wir eine Konstruktion aus Bastelpapier, Karton und Aluminiumfolie, um eine dreidimensionale Kante zu erzeugen. Die Konstruktion wurde dann mit weißem Stoff bedeckt, um eine ideale Projektionsfläche zu schaffen. Das Herz wurde mit Nylonschnüren am Metallfensterrahmen befestigt, der in der endgültigen Konstruktion fast unsichtbar wurde. Dadurch entstand die Illusion, dass das Herz ohne sichtbare Stützstruktur fast schwebt.

ANIMATIONEN

Die Matchmaker-Installation verfügt über ein 4K-Animationssystem im Hochformat, das die Kompatibilität visuell über eine 10-stufige Prozentskala (10 %–100 %) darstellt. Im Leerlauf wird ein statischer Bildschirm mit strukturierten Hintergründen und retro-inspirierten 2D-/Möchtegern-3D-Text angezeigt. Animationsphasen Schlecht (≤ 30 %): Das Herz knackt, hat Störungen oder bricht. Mittel (~ 60 %): Das Herz schwankt und zeigt Unsicherheit. Gut (100 %): Das Herz leuchtet, pulsiert und dehnt sich aus. Spezialeffekte und Funktionen Geringe Kompatibilität – Herz bricht/verzerrt sich. Hohe Kompatibilität – Herz leuchtet/strahlt. Zusätzliche Elemente: Timer, Prozentanzeige, Spieler-Ladebildschirm und Endbildschirm (ggf. mit Druckergebnissen).

Dieses Konzept sorgt für ein ansprechendes und visuell dynamisches Matchmaker-Erlebnis.

Credits:

Projectteam: Helene Gödl, Lea Haas, Maximilian Kathan, Lamija Kočan, David Laßlberger, Dolores Neya,Vinzenz Weber

Animationen & Illustrationen shown in the Reel are made by Lea Haas

Final Heart by Helene Goedl

Short Reel by Lea Haas

#8 Impuls: Wieviele Punkte bist du Wert?

Im Zuge meines Final Crit Gespräches mit Hansjürgen Schmölzer kamen wir auf das Thema meiner Masterarbeit, die sich im Groben mit Female Rage im Film beschäftigt. Herr Schmölzer wies mich darauf hin, da er oft mit Filmförderungen zu tun hat, dass es ein Punktesystem für Filmproduktionen gibt im Bezug auf weibliche Besetzungen. Je nach Fachbereich gibt es für weibliche Beschäftigte mehr oder weniger Punkte und dementsprechend mehr oder weniger Förderungsgelder. Das ganze System läuft unter dem Namen „Gender Incentive Program“.

Der Gender-Incentive des Österreichischen Filminstituts wurde 2023 auf Basis des Zweiten Österreichischen Film-Gender-Reports eingeführt, um die Beschäftigung von Frauen in Schlüsselpositionen der Filmbranche zu fördern. Diese Maßnahmen sollen langfristig die Gleichstellung in der Filmbranche stärken.

Wichtige Aspekte:
Produktionsunternehmen erhalten automatisch 30.000 Euro für die Stoff- und Projektentwicklung neuer Projekte mit weiblicher Besetzung in mindestens zwei der drei Bereiche Produktion, Regie, Drehbuch, wenn ihr gefördertes Projekt bereits einen hohen Frauenanteil in Schlüsselpositionen aufweist.

Weiters erhalten Filme, die Referenzmittel erhalten und bestimmte Werte der Zielwerte Frauenanteil erreichen, eine um 10 % erhöhte Förderung für neue Projekte mit weiblicher Besetzung in den genannten Bereichen.

Seit 2017 muss in Förderanträgen offengelegt werden, wie sich die Personalkosten auf männliche und weibliche Filmschaffende verteilen.

Mir selbst war nicht bewusst, dass es ein sorgfältig kuratiertes Punktesystem für weibliche Angestellte in der Filmbranche gibt. Weiters wurde ich darauf hingewiesen, dass ich das richtige Geschlecht habe, um heutzutage in dieser Branche Fuß zu fassen. Natürlich sieht das auf dem Papier so aus und man könnte das so interpretieren, jedoch musste ich hier schlucken. Wenn so ein Punktesystem existiert, wird immer im Falle einer positiven Jobzusage die Frage im Hinterkopf auftauchen, ob man nur hier ist, damit die Produktion mehr Förderungen bekommt und nicht, weil man durch Charakter und Fähigkeiten überzeugt hat. Abschließend bleibt mir nur eine Frage im Kopf: Schaffen solche Kategorisierungen nicht nur noch mehr Diskrepanz zwischen den Geschlechtern?

Quellen:

https://filminstitut.at/wp-content/uploads/2023/01/2023_01_19_Gender-Incentive-ab-2023_Infoblatt.pdf

Filminstitut

#3 Impuls: Berq Stage Visuals

Am 14. February stand ich im Orpheum in Graz, mitten unter den Menschen, als Berq anfängt zu singen und ich einen Klanglicht Flashback bekam. Eine LED-Stange, zurückhaltend, minimalistisch, aber mit Maximum an Effekten. Genau so etwas nutzten wir damals im Oktober in unserer Installationsarbeit. Ich konnte mir nicht helfen und lachte laut. Es war dieser Moment, in dem alles zusammenkam: Das, was ich mir früher einfach nur angesehen hatte, verstehe ich jetzt technisch und konzeptionell. Ich weiß jetzt, wie man so etwas macht – und könnte es selbst umsetzen.

Früher hätte ich nur die Visuals in Staunen bestaunt, jetzt sehe ich sie anders. Ich merke mir die Technik danach, die Logik des Lichtmanagements, die Effektivität von kleinen Details. Es ist nicht mehr dieses zauberhafte „Wie haben sie das gemacht?“, sondern ein „Easy, mach ich dir“. Und genau das ist wie ein richtiger Schritt voran.

Kunst und Technik vermischen sich auf eine neue Weise, wenn man einen Schritt mehr hinterher weiß. Und das ist es gerade, was mir in diesem Moment gezeigt wurde: Ich bin nicht mehr allein Zuschauerin – ich bin jemand, der es selbst tun kann.

#2 Impuls: Clowning around Town

Die Idee war es ein Fotoshooting durchzuführen, bei dem die, von unserer Gruppe entwickelte, Lichtinstallation in Szene gesetzt wird. Ein Harlequin-Kostüm diente als zentrale Figur, um die surreale Thematik des diesjährigen Klanglicht-Themas „Dreams“ zu verkörpern. Zudem wird durch das Kostüm das Zusammenspiel von Licht und Schatten in den Kirchenräumen betont. Der Harlequin symbolisiert die Verschmelzung von Gegensätzen – ein Motiv, das durch die Dynamik von Helligkeit und Dunkelheit, die unsere Lichtinstallation erzeugt, verstärkt wird. 

Das Ziel des Projekts war es, die besondere Atmosphäre der Antoniuskirche in Verbindung mit der Lichtinstallation einzufangen und diese als zentrales visuelles Element hervorzuheben. Das Konzept verbindet die historische und spirituelle Aura der Kirche mit modernen, künstlerischen Effekten, die durch gezielte Lichtregie zum Leben erweckt werden. Gleichzeitig soll das Projekt das visuelle Potenzial der Installation in Verbindung mit dem übergeordneten Thema „Dreams“ (Spektrum) künstlerisch untermalen. 

Konzept, Idee: Lea Haas
Fotografien: Stefanie Weber

30 // AI und Ästhetik

In seinem Buch AI Aesthetics (2018) analysiert Lev Manovich die tiefgreifenden Veränderungen, die künstliche Intelligenz (KI) in den Bereichen Kultur und ästhetischer Gestaltung bewirkt. KI ist längst nicht mehr nur ein Instrument der Automatisierung kognitiver Prozesse, sondern spielt eine entscheidende Rolle in der Kreation, Selektion und Distribution kultureller Inhalte. Diese Entwicklung wirft zentrale Fragen über die Zukunft der ästhetischen Vielfalt auf: Führt KI zur Standardisierung künstlerischer Ausdrucksformen, oder erhöht sie die Vielfalt an Stilen und Ideen?

Die kulturelle Funktion von KI

Traditionell wurde KI als eine Technologie verstanden, die menschliches Denken nachahmt und automatisiert. Heute erstreckt sich ihr Einfluss weit über diesen Ursprung hinaus. Algorithmen beeinflussen, welche Inhalte Nutzer:innen konsumieren, welche Musik sie hören, welche Filme sie empfohlen bekommen und sogar, wie sie ihre eigenen kreativen Entscheidungen treffen. Plattformen wie Instagram, Spotify oder YouTube setzen KI ein, um personalisierte Empfehlungen zu generieren. Dabei werden ästhetische Vorlieben auf Basis aggregierter Daten modelliert, was zu einer Homogenisierung des Geschmacks führen kann. Gleichzeitig ermöglichen digitale Werkzeuge die Produktion personalisierter, einzigartiger Inhalte.

Ein Schlüsselkonzept in Manovichs Analyse ist die Idee der „ästhetischen Automatisierung“. Hierbei werden ästhetische Entscheidungen zunehmend von Algorithmen getroffen, sei es in der Fotografie, Musik oder im Design. Beispielsweise ermöglichen Fotobearbeitungsapps wie EyeEm eine automatische Bewertung der Bildqualität und können Bilder an populäre Standards anpassen. Huawei experimentierte mit einer KI-Jury für Fotowettbewerbe, wobei die Maschine die besten Bilder anhand vorher trainierter Parameter auswählte (Manovich 2018, 4).

KI und die ästhetische Vielfalt

Ein zentrales Argument Manovichs ist die Frage, ob KI langfristig zu einer Verringerung oder Erhöhung der ästhetischen Vielfalt führt. Einerseits könnte die Nutzung von standardisierten KI-Tools dazu führen, dass immer ähnliche Bilder, Designs oder Musikstile entstehen, da Algorithmen populäre Muster bevorzugen. Andererseits bieten digitale Plattformen den Nutzer:innen zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten, die eine individuelle ästhetische Ausdrucksform ermöglichen. Fotobearbeitungsprogramme wie Photoshop oder Snapseed bieten eine Vielzahl an Filtern und Anpassungsmöglichkeiten, wodurch Nutzer:innen trotz automatisierter Vorschläge kreative Kontrolle behalten (Manovich 2018, 6).

Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von KI in der Filmproduktion. IBM Watson wurde eingesetzt, um den ersten „AI-made“ Filmtrailer zu erstellen. Dabei analysierte die KI 100 Horrorfilme, identifizierte zentrale Stilelemente und wählte die passenden Szenen für den Trailer aus. Dennoch musste ein menschliche:r Editor:in die finale Gestaltung übernehmen (Manovich 2018, 10). Dies zeigt, dass KI zwar zunehmend an der künstlerischen Produktion beteiligt ist, aber menschliche Kreativität noch nicht vollständig ersetzt.

Die Zukunft der kreativen KI

Ein wichtiger Aspekt von Manovichs Untersuchung ist die Rolle von KI als „Kulturtheoretiker“. Durch die Analyse großer Datensätze kann KI Muster in der Kulturproduktion identifizieren und Theorien entwickeln, die unser Verständnis von ästhetischer Entwicklung verändern könnten. So wurden bereits Algorithmen entwickelt, die künstlerische Stile erkennen oder die Evolution von Popmusik über Jahrzehnte hinweg analysieren können (Manovich 2018, 15).

Weiters betont Manovich, dass die Integration von KI in den kreativen Prozess sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während die Automatisierung von ästhetischen Entscheidungen zu einer potenziellen Standardisierung führen kann, können neue Werkzeuge und Methoden die künstlerische Vielfalt ebenso erweitern. Entscheidend ist, wie diese Technologien genutzt werden: als kreative Hilfsmittel oder als strenge Regulatoren des Geschmacks.

Herausforderungen und ethische Fragen

Die wachsende Rolle von KI in der Kulturproduktion bringt auch ethische Herausforderungen mit sich. Wer entscheidet, welche ästhetischen Präferenzen Algorithmen fördern? Gibt es eine Gefahr, dass KI-Systeme bestehende Vorurteile in Bezug auf Geschlecht, Ethnie oder sozioökonomischen Status reproduzieren? Diese Fragen sind besonders relevant in Bereichen wie der Mode- und Werbebranche, wo KI bereits aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden ist. Kritiker:innen argumentieren, dass algorithmische Systeme oft auf historischen Daten trainiert werden, die bereits bestehende Ungleichheiten widerspiegeln, was zu einer Verstärkung dieser Tendenzen führen kann.

Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von datengetriebenen Systemen. Da viele kreative Prozesse zunehmend durch maschinelles Lernen unterstützt werden, besteht die Gefahr, dass individuelle und experimentelle Ausdrucksformen verdrängt werden. Wenn Algorithmen auf Basis von Mehrheitsgeschmack entscheiden, könnten neue, unkonventionelle Ideen schwerer Zugang zu großen Plattformen finden. Gleichzeitig eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für die kreative Nutzung von KI. Künstlerinnen und Künstler experimentieren mit KI-gestützten Tools, um neue Formen der visuellen und musikalischen Gestaltung zu erforschen. Projekte wie Googles DeepDream oder OpenAIs DALL-E zeigen, dass maschinelles Lernen auch als Erweiterung menschlicher Kreativität dienen kann. Diese Entwicklungen lassen vermuten, dass KI nicht nur eine Bedrohung für kulturelle Vielfalt darstellt, sondern auch als Werkzeug zur Erweiterung unseres ästhetischen Horizonts genutzt werden kann.

Literatur

Manovich, Lev. AI Aesthetics. Strelka Press, 2018.

29 // Die Entwicklung des Musikvideos im Zeitalter interaktiver Medienkulturen

Seit den frühen Tagen des Musikfernsehens hat sich das Musikvideo als Kunstform und kommerzielles Medium stetig weiterentwickelt. Heute, im digitalen Zeitalter, sind Musikvideos nicht mehr nur von professionellen Produktionsfirmen erstellte Inhalte, sondern ein integraler Bestandteil sozialer Medienkulturen. Plattformen wie YouTube, TikTok und Instagram haben die Art und Weise, wie Musikvideos produziert, distribuiert und rezipiert werden, radikal verändert (Reichert 2020, 91).

Mit dem Aufstieg vom Web 2.0 und nutzergenerierten Inhalten hat sich die Rolle der Zuschauer:innen grundlegend gewandelt. Während Musikvideos in den 1980er und 1990er Jahren weitgehend von der Musikindustrie kontrolliert wurden, ermöglichen soziale Medien eine offene, dezentrale Verbreitung. Das Publikum ist nicht mehr nur Konsument:in, sondern agiert aktiv als Kurator:in, Kommentator:in und sogar als Mitgestalter:in von Musikvideoinhalten (Reichert 2020, 93). Dies zeigt sich besonders in Trends wie Reaction-Videos, Remixes und Mashups, die Musikvideos in einen offenen Dialog mit der Internetgemeinschaft stellen.

Eine zentrale Entwicklung ist die Demokratisierung der Produktionsmittel. Dank erschwinglicher Technologien und Software können heute auch Amateurkünstler:innen professionelle Musikvideos erstellen und verbreiten. Diese Dezentralisierung führt dazu, dass traditionelle Hierarchien der Kulturproduktion zunehmend aufgelöst werden. Musiker:innen sind nicht mehr ausschließlich auf professionelle Labels angewiesen, um visuelle Inhalte zu produzieren und einem globalen Publikum zugänglich zu machen (Reichert 2020, 96).

Darüber hinaus haben sich ästhetische Trends durch die Interaktion mit sozialen Medien gewandelt. Während frühere Musikvideos oft als Mini-Filme mit narrativen Strukturen inszeniert wurden, setzt die heutige Generation von Musikclips zunehmend auf Viralität, Memes und schnelle, visuelle Reize. Die fragmentierte Aufmerksamkeitsspanne des Online-Publikums hat die visuelle Gestaltung von Musikvideos nachhaltig beeinflusst, was sich in den Schnitttechniken und der Farbgestaltung vieler aktueller Clips widerspiegelt (Reichert 2020, 99).

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die algorithmische Steuerung der Sichtbarkeit von Musikvideos. Plattformen wie YouTube bestimmen durch ihre Empfehlungsalgorithmen, welche Videos populär werden und welche in der Masse untergehen. Dies hat nicht nur ästhetische Auswirkungen, sondern auch ökonomische, da virale Trends oft von den Plattformen selbst begünstigt oder gar erzeugt werden (Reichert 2020, 102). Dadurch entsteht eine neue Form der Selektion, die nicht mehr primär auf künstlerischer Qualität, sondern auf algorithmischer Optimierung basiert.

Ein interessanter Nebeneffekt dieser Entwicklung ist die Veränderung der Rezeptionsgewohnheiten. Zuschauer:innen konsumieren Musikvideos zunehmend in fragmentierten Sequenzen, sei es durch kurze Ausschnitte auf TikTok oder durch Livestreams auf Twitch. Die lineare Narration, die in klassischen Musikvideos eine Rolle spielte, wird immer häufiger durch interaktive oder serielle Formate ersetzt (Reichert 2020, 105). Diese Veränderung beeinflusst nicht nur die Art der Inszenierung, sondern auch die Produktionsstrategien von Künstler:innen und Labels.

Ein weiteres Phänomen ist die zunehmende Integration von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) in Musikvideos. Künstler wie Travis Scott oder The Weeknd haben bereits Konzerte in virtuellen Welten veranstaltet, die klassische Musikvideoformate herausfordern. Diese Technologien ermöglichen es, immersive Erlebnisse zu schaffen und das Musikvideo in eine interaktive Umgebung zu überführen (Reichert 2020, 107).

Abschließend lässt sich sagen, dass Musikvideos im Social Web eine neue Dynamik erhalten haben. Sie sind nicht mehr nur Werbemittel für Musiker:innen, sondern ein interaktives Medium, das durch die Beteiligung der Online-Community geformt wird. Diese Entwicklung hat sowohl kreative Chancen als auch Herausforderungen geschaffen und verdeutlicht die Transformation audiovisueller Medien im digitalen Zeitalter.

Kulturelle Aneignung im Social Web

Die Übernahme stilistischer Elemente aus anderen Kulturen kann als Ausdruck von Wertschätzung oder aber als problematische Aneignung interpretiert werden. Im Zeitalter des Social Web wird dieser Prozess noch komplexer, da Nutzer:innen Inhalte remixen, parodieren oder für eigene Zwecke umdeuten (Reichert 2020, 103). Besonders auf Plattformen wie TikTok entstehen Trends, bei denen Tanzstile, Mode oder musikalische Elemente aus verschiedenen kulturellen Kontexten übernommen werden, ohne dass die Ursprünglichen Schöpfer Anerkennung erhalten.

Ein Beispiel für diesen Prozess ist die Adaption afroamerikanischer Tanz- und Musikstile durch nicht-schwarze Künstler:innen. Viele populäre Musikvideos greifen ästhetische und choreografische Elemente des Hip-Hop auf, ohne deren kulturellen Hintergrund angemessen zu reflektieren (Reichert 2020, 105). Dies hat in den letzten Jahren zu einer intensiveren Diskussion darüber geführt, inwiefern bestimmte Formen der Aneignung problematisch sind und welche Verantwortung Musiker:innen und Medienproduzenten:innen tragen.

Allerdings ist Appropriation nicht per se negativ. Der interkulturelle Austausch hat in der Musikgeschichte stets eine Rolle gespielt und neue Genres und Stile hervorgebracht. Entscheidend ist, ob dieser Austausch auf Respekt und Kontextverständnis basiert oder ob er kommerziell motiviert und oberflächlich ist (Reichert 2020, 108). Soziale Medien tragen dazu bei, diese Diskussion transparenter zu machen, da Communities Missstände anprangern und kulturelle Ursprünge einfordern können.

Ein weiteres Beispiel ist die Rolle von Cover-Versionen in der digitalen Ära. Während Cover-Songs traditionell als Hommage an das Original betrachtet wurden, haben moderne Plattformen den Prozess beschleunigt und neue Debatten darüber entfacht, wer von diesen Interpretationen profitiert. Oftmals sind es nicht die ursprünglichen Künstler:innen, sondern Influencer oder Content-Creator, die die Aufmerksamkeit und Monetarisierung auf sich ziehen (Reichert 2020, 110).

Zudem spielen kulturelle Narrative eine große Rolle bei der Frage, wie Appropriation wahrgenommen wird. Während einige Communities die Neuinterpretation ihrer Traditionen als eine Form der globalen Verbreitung begrüßen, empfinden andere sie als Entfremdung und Kommerzialisierung ohne tiefere Auseinandersetzung mit den Ursprüngen (Reichert 2020, 112). Die Grenzen zwischen Inspiration, Hommage und Aneignung sind oft fließend und müssen im jeweiligen Kontext betrachtet werden.

Literatur:

Reichert, Ramón. 2016. „Musikvideos im Social Web.“ In Populäre Musikkulturen im Film, herausgegeben von Carsten Heinze und Laura Niebling, 91–115. Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10896-0_5.