Bin ich eine Unternehmerin?

Im Zuge der Lehrveranstaltung „Proseminar Master’s Thesis“ bin ich auf den Artikel „Am I an entrepreneur? How imposter fears hinder women entrepreneurs’ business growth” gestoßen. Der Artikel schien mir als sehr interessant für mein Masterarbeitsthema. Auf der ersten Seite waren Keywords angegeben, die mich sofort darauf schließen ließen, dass der Text für meine Arbeit wichtig sein könnte. Es gibt einen Abstrakt, der das Thema kurz zusammenfasst. Die Kapitel sind nummeriert und haben aussagekräftige Überschriften. Es handelt sich um einen Artikel der Kelley School of Business. Der Text ist auf Englisch verfasst und überrascht durch seine wissenschaftliche und gleichzeitig verständliche Sprache.

Frauen in der Selbstständigkeit begegnen spezielle Herausforderungen. Obwohl immer mehr Frauen ins Unternehmertum einsteigen, bleibt ein Leistungsgefälle zwischen den Geschlechtern bestehen. In den USA stieg die Zahl an Unternehmerinnen zwischen 1997 und 2013 um 59 %. Laut der World Bank waren im Jahr 2019 weltweit zwischen 25 % und 33 % aller privaten Unternehmen im weiblichen Besitz. Trotz des enormen Zuwachses haben Studien gezeigt, dass Unternehmen in weiblichem Besitz weniger Vermögenswerte haben, kleiner sind und sich durch ein langsames Wachstum auszeichnen. Zusätzlich sind sie weniger rentabel als die Unternehmen im männlichen Besitz. Ladge, Eddleston und Sugiyama sind durch ihre Recherche auf zwei mögliche Gründe gestoßen, die dieses Leistungsgefälle zwischen den Geschlechtern begründet. Sie sprechen von der „differential inputs perspective“ und der „differential valued perspectiv“, was mit „differenzielle Input-Perspektive“ und „differenzielle Werteperspektive“ übersetzt werden kann. Die Input-Perspektive besagt, dass Frauen als Unternehmerinnen im Vergleich zu Männern schlechter abschneiden, weil ihnen wichtiger Input und Zugang zu Ressourcen (z.B.: Sozial- und Finanzkapital) fehlen, die für den Erfolg eines Unternehmens wichtig sind. Die differenzierte Werteperspektive beschreibt das Phänomen, dass Frauen mehr Wert auf die Karrierezufriedenheit legen. Dazu zählen gute Beziehungen zu Mitarbeiter*innen und Kund*innen und die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie. Laut der Forschung von Powell und Eddleston aus dem Jahr 2008, sind Unternehmerinnen genauso zufrieden wie ihre männlichen Kollegen. Der geringere Umsatz und die geringere Unternehmensleistung spielen für die Zufriedenheit der Unternehmerinnen keine Rolle. Ladge, Eddleston und Sugiyama haben Studien zusammengetragen, die zeigen, dass Frauen das Wachstum ihrer Unternehmen bewusst begrenzen. Es handelt sich um eine bewusste Entscheidung der Unternehmerinnen. Frauen und Männer führen das Unternehmertum unterschiedlich aus. Die männliche Domäne des Unternehmertums kann die Bestrebungen und Erfolge von Frauen limitieren. Die differenzielle Input-Perspektive klärt externe Kräfte, die das Wachstum eines Unternehmens einschränken können, während die differenzielle Werteperspektive die unternehmerische Identität und ihre Geschlechtsspezifität berücksichtigt.

Die Forschung zeigt, dass Kapitalgebende Unternehmerinnen als weniger glaubwürdig und engagiert wahrnehmen als männliche Unternehmer. Laut Ladge, Eddleston und Sugiyama gibt es allerdings nur eine Studie, die untersucht, inwieweit sich Unternehmerinnen selbst als Unternehmerinnen identifizieren. Die Studie wurde im Jahr 2005 von Verheul, Uhlaner und Thurik durchgeführt und zeigt, dass Frauen sich eher weniger als Unternehmerinnen sehen, da der Begriff „Entrepreneur“ selbst eine männliche Konnotation hat. Ladge, Eddleston und Sugiyama gehen davon aus, dass die geschlechterspezifische Identität von Unternehmerinnen, einen Einfluss darauf hat, ob und inwieweit sie sich selbst als Unternehmerin sieht. In diesem Zusammenhang wird die geschlechterspezifische Identität durch das Vorhandensein von Eigenschaften verstanden, die männlichen oder weiblichen Personen zugeschrieben werden. Wie ausgeprägt die unternehmerische Identität ist, beeinflusst wiederum die Bereitschaft, das eigene Unternehmen zu Wachstum zu verhelfen. Laut den Autorinnen ist diese Forschung wichtig, denn wenn Unternehmerinnen das Wachstum bewusst einschränken, schöpfen sie nicht ihr volles Potenzial aus und minimieren ihren Einfluss in der Wirtschaft. Um zu verstehen, warum Unternehmerinnen zögern sich selbst, als Unternehmerinnen zu bezeichnen, greifen die Autorinnen das „Imposter Phenomenon“ auf. Das „Imposter Phenomenon“ bezieht sich auf die Selbstzweifel von Menschen im Hinblick auf ihre Fähigkeiten und Erfolge. Für die Untersuchung der Wachstumsabsichten von Unternehmen, die von Frauen geführt werden, scheint dieses Phänomen passend. Es erklärt, warum erfolgreiche Individuen und Personen in Führungspositionen, ihre Erfolge nicht verinnerlichen können. Daraus resultiert, dass sie die eigenen beruflichen Ziele niedriger ansetzen.2

Der Artikel bearbeitet drei wichtige Aspekte zur Forschung an Unternehmerinnen. Zuerst wird gezeigt, wie die maskuline Prägung des Unternehmertums die weibliche unternehmerische Identität und das Unternehmenswachstum beeinflussen kann. Frauen, die mehr Eigenschaften besitzen, welche Männer zugeschrieben werden, streben ein größeres Wachstum ihres Unternehmens an. Durch solche Beispiele wird klar, dass unter Unternehmerinnen eine große Heterogenität besteht. Es gibt nicht die eine „typische Unternehmerin“, sondern eine Bandbreite an verschiedenen Persönlichkeiten und unternehmerischen Identitäten. Als Zweites wird das Imposter Phänomen auf das Unternehmertum von Frauen ausgedehnt. Als dritten Aspekt werden Strategien aufgezeigt, die dem Imposter Phänomen entgegenwirken und Frauen ermutigen ihre eigene unternehmerische Identität zu entwickeln.3

1 Vgl. Ladge/Eddleston/Sugiyama 2019, S. 615f

2 vgl. Ladge/Eddleston/Sugiyama 2019, S. 616f

3 vgl. Ladge/Eddleston/Sugiyama 2019, S. 617

Literaturverzeichnis:

Ladge, Jamie/Eddleston, Kimberly/Sugiyama,Keimei: Am I an entrepreneur? How imposter fears hinder women entrepreneurs’ business growth. In: Business Horizons 62,5 (2019), S.615-624

IMPULS 4: Veranstaltung „Let’s talk about Cash Baby“

Daten der Veranstaltung: Mittwoch, 27. November 2024 | 18:30 Uhr | Location: Circle Thalia | Veranstalter: Kreativ Kammerl Österreich | After-Show-Party: ab 21:30

Die Veranstaltung beschäftigte sich damit, dass Kreative zu wenig verdienen und Kund*innen zu viel für ihr Geld bekommen. Es wurde darüber diskutiert, dass der Wert der kreativen Arbeit immer weiter sinkt und Unternehmen den Preis drücken. 

Durch eine E-Mail wurde ich auf die Veranstaltung aufmerksam. Mit folgendem Text wurde die Diskussion beworben:

Let’s talk about cash, baby!

Creatives verlangen zu wenig, die Kund:innen bekommen zu viel?

„Willkommen im kreativen Todes-Strudel! 

Der Wert kreativer Arbeit sinkt, und das hat massive Folgen. Durch Social Media und günstige Technik wird jeder schnell zum „Kreativwirtschaft’ler:in“. Unternehmen drücken die Preise für Marketing – warum mehr zahlen, wenn es billiger geht?

Aber der niedrige Preis hat seinen Preis: Kreative arbeiten am Limit und das Ergebnis? Oft enttäuschend. Das frustriert nicht nur die Kreativen, sondern auch die Kund:innen. Sie sehen keinen Erfolg, entlassen fähige Marketing-Profis und sparen weiter. 

Der Markt verliert das Vertrauen in kreative Leistungen. 

Es ist Zeit, dass wir über das Thema offen diskutieren!“

Meine Notizen

Als Speaker*innen waren drei Personen eingeladen: 

  1. Philipp Schönauer: Werbefotograf (schoenauer.co)
  1. Isabella Graf: Head of Marketing – ISS Österreich (issworld.com)
  2. Andrea Stanitznig: Inhaberin und Geschäftsführerin von Rodarich (rodarich.at)

Die drei Speaker wurden von einem Moderator zu ihren Standpunkten befragt. Das war besonders interessant, da alle drei aus einem anderen Bereich der Brachen kommen. Philipp antwortete aus der Sicht des Fotografen bzw. des Kreativschaffenden, Isabella aus der Unternehmersicht und Andrea aus der Perspektive einer Agentur. 

Besonders positiv war für mich, dass das Publikum mit dem Smartphone zu verschiedenen Fragen abstimmen konnte. 

Stundensatz

Philipp Schönauer sprach offen über seinen Tagessatz. Er betonte immer wieder, dass er keinen Stundensatz berechnet, sondern alles nur mit Tagessätzen regelt. Am Ende der Veranstaltung erwähnt er, dass es nicht immer sinnvoll ist in Stundensätzen zu rechnen, weil…

…manchmal bekommt man seine Idee am Haisln. 

Sein Tagessatz beträgt derzeit 2400-2500 €. Als er in der Branche begonnen hat, lag sein Tagessatz bei 1700 €. Er gab an, dass er heute aufgrund der Inflation und seinen Ausgaben weniger verdient als zu Beginn seiner Karriere. Er sagte er, müsse wohl 3200-3400 € als Tagessatz ansetzen, um den gleichen Gewinn wie zu Beginn zu erzielen. Dies sei aber niemand bereit zu zahlen. Laut Philipp sind die Tagessätze in Österreich geringer als in Deutschland. In Österreich verdienen Fotograf*innen an den höheren Nutzungsrechten. In Deutschland werden diese weniger hoch verrechnet. Am Ende kommt es dadurch auf das gleiche Geld. Er betonte, dass kreative am hinteren Ende stehen und Budgets immer kleiner werden. 

Es wurde nach dem Stundensatz der anwesenden Personen gefragt. Es haben ca. 50 Personen an der Umfrage teilgenommen. Wie aus dem Ergebnis zu entnehmen ist, befinden sich mehr im unteren Bereich als im oberen. Mein derzeitiger Stundensatz für Fotografie liegt bei 80€ die Stunde. Damit liege ich knapp in der unteren Hälfte. 

Andrea antwortet aus der Perspektive der Agentur. Sie sprach darüber die Dienstleistungen für Kund*innen zu optimieren damit diese bekommen, was sie brachen und nicht mehr als das. Sie versucht die Entwertung von Fotograf*innen zu verhindern, indem sie den einzelnen Bildern und Videos mehr Wert gibt (Nutzungsrechte). 

Aus der Sicht des Unternehmens reagiert Isabella: Laut Isabella ist der Preis für ein Unternehmen immer ausschlaggebend. Sie appelliert an Kreativschaffende, Preis transparent zu kommunizieren. Ein guter Weg ist es, wenn das Budget von Unternehmen offen ausgesprochen wird. Die Kreativschaffenden können dann anbieten, was dafür machbar ist. Wenn ein Angebot viel günstiger ausfällt als das der Mitbewerber*innen, wird nochmal nachgefragt, warum das so ist. 

Laut Philipp hat sich der Spruch „Geiz ist Geil!“ in den Köpfen der Menschen verankert. Er findet es schade, wenn Equipment günstig online gekauft wird und lokale Händler dadurch aussterben. Ich denke, er wollt darauf hinaus, dass wir schauen sollten, dass es allen Unternehmen gut geht. Es ist nicht richtig sich über die Preisgestaltung zu beschweren und selbst online auf Schnäppchenjagd zu gehen, während Fachgeschäfte aus dem Stadtbild verschwinden. 

Isabella stimmt dem Satz „cash is kind“ zu. Allerdings sind ihrer Meinung nach Unternehmen auf der Suche nach langfristigen Kund*innen. Dafür muss auch die Chemie zwischen den Dienstleister*innen und dem Unternehmen stimmen.

Preisgestaltung

Die Umfrage zeigte, dass mehr Personen ihren Preis schätzen als genau berechnen. Ich persönlich habe die Frage nicht ganz verstanden. Ich dachte, die Frage bezieht sich auf meinen definierten Stundensatz. Da ich viele Fixkosten noch nicht habe und weiß, die nach meinem Studium auf mich zukommen, habe ich in einigen Bereichen wirklich geschätzt. Meine eigenen Angebote und Dienstleistungen kenne ich jedoch genau. Ich kann den Aufwand meiner Standardangebote wie beispielsweise einer Hochzeit gut einschätzen. Ich weiß wie viele Stunden ich dafür aufwenden muss und kann die Kosten dafür genau berechnen. Bei meinem Stundensatz gibt es aber bestimmt noch Optimierungsbedarf – der ist zugegebenermaßen wirklich teilweise geschätzt.

Andrea appelliert an alle, die Preise klar zu kalkulieren. Wer schätzt, kann am Ende nur verlieren. Um den Arbeitsaufwand zu wissen, soll bei den Kund*innen genau nachgefragt werden was gebraucht wird. Erst dann kann der Preis kalkuliert werden. 

Philipp gab uns den Tipp auf den Weg mit, direkt bei den Kund*innen anzurufen und ihr Anliegen telefonisch zu besprechen. Das schafft eine Beziehungsbasis und Vertrauen zwischen dem Kreativschaffenden und dem Unternehmen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit viel höher ist einen Auftrag zu bekommen. Die Kund*innen fühlen sich so gut beraten und haben dadurch Vertrauen in die Arbeit. Sie sind sich sicher, dass sie am Ende das bekommen, was sie wollen und brauche, weil sie sich sicher fühlen. 

Andrea sagt, dass das Bewusstsein bei Unternehmen oft nicht da ist. Sie können nicht einschätzen, wie wichtig Social Media für die Kundengewinnung ist. Laut Andrea kann gerade bei Social Media mit Zahlen belegt werden, wie effizient diese Plattform ist. 

Philipp erwähnt erneut die Wichtigkeit eine Beziehung zu den Kund*innen aufzubauen. Für große Firmen zu arbeiten bringt immer einen gewissen Druck mit sich. Das muss laut Philipp auch entlohnt werden. Er sagt, dass er es schade findet, dass oft wegen 50 € diskutiert wird und er erklären muss, dass sein Assistent bzw. seine Assistentin auch etwas kostet. 

Marktwert (?)

Diese Umfrage zeigt deutlich, dass mehr als die Hälfte denkt, dass sie sich unter dem Marktwert verkauft.

Andrea nimmt an, dass wir alle nicht den aktuellen Marktwert kennen. „Wir diskutieren darüber, wissen aber nicht, wie hoch er tatsächlich ist.“

Ihre Annahme wurde durch eine schnelle Umfrage bestätigt:

Fazit

Die Veranstaltung gab mir einen guten Einblick in das Thema Preisgestaltung. Die Umfragen zeigen, dass es Bedarf gibt, mehr darüber zu sprechen. Eine Frage habe ich an euch: 

Wie viel hat @stefanie-weber wohl für die fotografische Dokumentation der Veranstaltung erhalten?

Das Ergebnis findest du nach dem „Platzhalterbild“.

 100 €. Das lassen wir mal einfach so stehen. 😉

IMPULS 3: (Film) „Die Fotografin“

Diesen Film habe ich in einem englischen Kino in Wien gesehen. Seine Bildsprache und die erzählte Geschichte haben mich abgeholt. Außerdem hat mich der Film dazu motiviert mein Masterarbeitsthema „Frauen in der Selbstständigkeit“ anzugehen. Ich ging mit einem „Jetzt erst recht!“ Gefühl aus der Vorstellung heraus. Der Film „Die Fotografin“ beschäftigt sich mit Lee Millers Jahren als Kriegsfotografin im Zweiten Weltkrieg. Regie wurde von Ellen Kuras geführt und die Produktion sowie die Hauptrolle übernahm Kate Winslet. Lee Miller kannte ich durch ihr berühmtes Portrait in Hitlers Badewanne. Im Film wurden ihre Bilder mit viel Liebe zum Detail nachgestellt.

Im Magazin „ALL ABOUT HISTORY“ wird der Film als „fiercely feminist biopic“ beschrieben.1 In einem Interview von „GALORE“ stellt die Produzentin und Schauspielerin Kare Winslet allerdings klar, dass sie den Film nicht als Biopic sieht. Die ganze Biografie von Lee Miller könnte eine 12-teilige Serie füllen, meinte Winslet. Der Film fokussiert sich auf rund zehn Jahre ihres Lebens. Sie wollten Lee Miller bewusst von ihrer Rolle als Fotomodell und Muse von Man Ray lösen und ausschließlich ihre Zeit als Korrespondentin im Krieg zeigen.2

Ich hasse den Begriff Muse und lege viel Wert darauf, dass er [Man Ray] und alles, wofür er steht, im Kontext unseres Films keine Rolle spielt.3

In einem Interview mit dem „TOTAL FILM“ Magazin beschreibt Winslet das die Art und Weise, wie Lee Miller beschrieben wurde, auf dem männlichen Blick (male gaze) beschränkt blieb. Sie ist eine Frau, die oft nur als Muse von Man Ray gesehen wird. Winslet sagt, dass Lee Miller es hasste ein Model zu sein. Diese Annahme belegt sie mit dem bekannten Zitat von Lee Miller: „I’d rather take a photograph than be one.“ Für die Regisseurin Kuras war es wichtig Lee Miller nicht zu objektifizieren, sondern zu zeigen wie sie genug davon hatte und sich auf die andere Seite der Kamera stellte.4

Mit folgendem Opener-Text wurde Lee Millers früheres Leben kurz angeschnitten: „I’d been the model, I’d been the muse, I’d been the ingénue. I was good at three things: drinking, sex and photography.” Miller war nicht daran interessiert für ihren Partner Roland Penrose Hausfrau zu spielen. Stattdessen überzeugte sie das „Vogue“ Magazin von ihrer Fotografie und wurde Kriegs-Korrespondentin. Laut dem „All About History“ Magazin ist Winslet perfekt für die Rolle der Lee Miller geschaffen und machte darüber hinaus als Produzentin einen guten Job. Es werden nicht nur Lee Millers Erfolge gezeigt, sondern auch ihr Umgang mit ihrer posttraumatischen Belastungsstörung, Ansprüche an Mutterschaft, ihre Alkoholabhängigkeit und Depression. Dem Magazin zu folge gibt der Film zu verstehen, dass Miller bestrebt war, sich als Fotografin und Journalistin zu beweisen.

We come to understand Miller was driven to prove herself as an artist and journalist in her own right, but did so with humanity and a curious lack of ego. 6

Der Film gibt Anlass über das Leben von Frauen nachzudenken und die Art und Weise, wie ihr Wert von Männern definiert wurde (und allzu oft noch wird).7

Die Produzentin spricht offen über Hürden, die es zu überwinden galt. Unteranderem trafen sie auf einem Geldgeber, der fragte warum er diese Frau mögen sollte. Für Winslet war sofort klar, dass dieser Mann nicht Teil des Films sein wird. Ihnen war wichtig diesen Film nur mit Menschen zu produzieren, die ein Verständnis für die Geschichte mitbrachten.8

Der Film bzw. Lee Miller könnte für meine Masterarbeit eine Bedeutung haben. Lee Miller ist heute noch sehr interessant, da sie in einer Branche Karriere machte, die von Männern dominiert wurde. Ich könnte mich mit ihr beschäftigen und anhand ihrer Geschichte Frauen dazu inspirieren in der Selbstständigkeit Fuß zu fassen. Sie stellte sich gegen gesellschaftliche Erwartungen und wollte nicht bloß Hausfrau und Mutter sein. Außerdem finde ich sehr interessant, dass sie lange Zeit nur als Muse von Man Ray gesehen wurde. Der Film stellt sie in einem anderen Licht da, der ihr und ihren Werken viel mehr gerecht wird.

vgl. Conterio 2024, S.78

vgl. Heidmann 2024, S.107

Kate Winslet IN: Heidmann 2024, S.107

vgl. Miles 2024, S.12

vgl. Conterio 2024, S.78

Conterio 2024, S.78

vgl. Conterio 2024, S.78

8 vgl. TOTAL FILM 2024, S.13

Literaturangabe

Miles, Lauren: NO FILTER. LEE. In: TOTAL FILM issue 354 (2024), S.12f

Conterio, Martyn: LEE. A fascinating, fiercely feminist biopic about WWII photographer Lee Miller. In: ALL ABOUT HISTORY issue 148 (2024), S.78

Heidmann, Patrick: Hinter der Kamera. In: GALORE INTERVIEWS 9,24 (2024), S.107

IMPULS 2: (Video) Diversity and Representation in Animation and Character Design Challenge Awards (PIXELvienna 2023)

Die Sprecher*innen des Panels beim „Pixels Wien 2023“ waren:

Caro Laa (they/them): Caro eröffnete und moderierte die Diskussion.

Tova Bele: Tova ist eine Videospieldesignerin aus Wien, die Einblicke aus der Videospielbranche beisteuerte. Die authentische Charakterdarstellung und das miteinzubeziehen von Personen mit diversen Hintergründen, sind ihr ein großes Anliegen.

Amelie Loy: Amelie ist Animationskünstler*in und Regisseur*in sowie Lehrende für Animation und Storytelling an einer technischen Hochschule. Amelie sprach über die Herausforderungen und Wichtigkeit, vielfältige Charaktere zu entwickeln und ermutigte dazu, stereotype Darstellungen zu hinterfragen.

Yassmine Najime: Yassmine ist Head of Production und Artdirector bei einem Animationsstudio. Sie teilte ihre Erfahrungen und reflektierte über die Notwendigkeit, Arbeitsprozesse zu schaffen, die echte Diversität ermöglichen.

Anne Raffin: Anne Raffin ist 2D-Background-Artist und Regisseur*in bei Passion Pictures Paris. Sie sprach über Projekte mit LGBTQIA+ und anderen unterrepräsentierten Charakteren ein und betonte, wie wichtig es ist, Diversität auch in der Ausbildung von Designer*innen zu fördern.

Jede*r der Sprecher*innen brachte wertvolle Perspektiven aus verschiedenen Bereichen der Kreativindustrie ein und sprach zu Themen wie Gleichberechtigung, Vielfalt, Repräsentation und der Förderung von Frauen und marginalisierten Gruppen in kreativen Berufen.

(Minute 3:05-5:05): 

Die Diskussion dreht sich darum, wie Animation und Filme bestimmte stereotype Rollenbilder verstärken. Eine Sprecherin erwähnt Mulan als prägenden Charakter, merkt jedoch kritisch an, dass der Film Stereotype aufweist – insbesondere bei den antagonistischen Figuren.

…there’s something about that movie that is also like bothering me, for example the way that the Huns are portrayed… they have darker skin than any other characters, they look like beasts, monsters almost, not human anymore… (Miunte 4:16 – 4:29)

(Minute 5:36 – 9:13):

Die Gäst*innen schlagen vor, sich beim Charakterdesign stärker an der Vielfalt realer Menschen zu orientieren, um Stereotype zu vermeiden. Dazu gehört, Menschen mit unterschiedlichen Körperformen und Ausdrücken in der Umgebung bewusst wahrzunehmen und diese Vielfalt in die Charaktergestaltung einzubringen. Sie betonen auch die Notwendigkeit, schon in der Ausbildung von Künstler*innen für Diversität zu sensibilisieren. Ein weiteres empfohlenes Vorgehen ist, die eigenen Vorurteile zu reflektieren und im Austausch mit Menschen zu stehen, deren Lebenswelten man repräsentieren möchte. Besonders gelobt werden Studios, die Diversity-Teams einsetzen, um diese Ansätze umzusetzen.

(Minute 13:02 – 15:11):

Eine Panelistin erzählt von ihrer Arbeit an einer TV-Show, in der eine Figur aus der LGBTQIA+-Community vorkommt. Sie erzählt, dass ihr Team Schwierigkeiten hatte die Figur authentisch dazustellen. Die Mehrheit des Teams hatte nämlich keinen Bezug zur Lebensrealität von LGBTQIA+ Menschen. Sie luden eine Gruppe von LGBTQIA+ ein und fragten nach ihren Perspektiven und ihr Feedback. Außerdem wurde angesprochen, dass es wichtig ist die Menschen fair für ihre Beratungsarbeit zu entschädigen.

(Minute 25:59 – 28:09):

Es wurde darüber gesprochen wie durch die Verwendung von anonymisierten E-Mail-Adressen, mehr Frauen und nicht-binäre Personen dazu ermutigt werden, ihre Portfolios zur Bewertung einzureichen. Da viele Frauen und marginalisierte Gruppen oft höhere Ansprüche an sich selbst stellen und weniger Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben, sah das Team in diesem Verfahren eine Möglichkeit, die Teilnahme von FLINTA*-Personen zu fördern. Häufig beginnen Frauen ihre Einsendungen mit „I’m sorry, it’s not very good“ was zeigt, dass sie ihre Fähigkeiten oft unterschätzen. Dieser Abschnitt verdeutlicht, wie strukturelle Veränderungen im Bewerbungsprozess den Zugang für Frauen und FLINTA*-Personen erleichtern können und wie wichtig solche Maßnahmen sind, um Gleichberechtigung im Beruf zu fördern.

Ein Teilnehmer aus dem Publikum (Minute 53:17) erzählt, dass er enttäuscht war, in einer Dokumentation nur auf seine Migrationserfahrungen reduziert zu werden, anstatt als Musiker wahrgenommen zu werden. Die Sprecher*innen greifen dies auf und reden darüber, dass viele Frauen und marginalisierte Gruppen in ihrer beruflichen Darstellung oft auf ihre Herkunft oder Identität reduziert werden, anstatt ihre Fähigkeiten und Interessen zu betonen. Ein Sprecher fügt hinzu, dass man Geschichten mit subtilen Elementen und visuellen Details erzählen kann, ohne explizit auf eine marginalisierte Identität hinzuweisen. Dieser Punkt unterstreicht die Wichtigkeit, Individuen in ihrer Ganzheit darzustellen und stereotype Zuschreibungen zu vermeiden.

Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=lAWNQwp6874&ab_channel=PIXELvienna

Für das Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ bedeutet dies, dass Selbstzweifel ein zentrales Hindernis darstellen können, wenn Frauen ihre Karriere aufbauen möchten. Das Gespräch zeigt, dass Frauen häufig ihre eigenen Fähigkeiten unterschätzen und Selbstzweifel haben. Sie sind zögerlich, ihre Arbeit zu präsentieren oder berufliche Chancen wahrzunehmen. Es wird erwähnt, dass viele Frauen ihre Portfolios mit Entschuldigungen wie „I’m sorry, it’s not very good“ einreichen. Solche Formulierungen deuten auf einen Mangel an Selbstvertrauen hin was Frauen oft daran hindert ihre Leistungen selbstbewusst zu zeigen. Dieser Impuls führt mich zum Thema „Imposter-Syndrom“, welches in meiner Masterarbeit als zentrales Hindernis für Frauen in der Selbstständigkeit behandelt werden könnte. Dieses Thema bietet sich auch als Blogbeitrag an.

PIXELvienna (28.02.2024): Diversity and Representation in Animation and Character Design Challenge Awards In: YouTube, https://www.youtube.com/watch?v=lAWNQwp6874&ab_channel=PIXELvienna (zuletzt aufgerufen am 17.11.2024)

Ein KI generiertes Transkript der Veranstaltung wurde von Youtube genommen und mit Hilfe von ChatGPT 4o strukturiert und zusammengefasst. Diese Zusammenfassung wurde als Hilfe für diesen Blogpost herangezogen. Alle Informationen wurden von mir mit dem Inhalt des Videos abgeglichen und überprüft.

Misogynie & toxische Männlichkeit

Der folgende Blogeintrag beschäftigt sich mit dem Buch „Bitterer als der Tod ist die Frau. Die Angst des Mannes vor der Gleichberechtigung“. Dieses Buch habe ich durch die Nutzung der Fernleihe ausgeliehen. Ich bin gespannt, ob ich darin Kapitel finde, die für meine Masterarbeit relevant sein könnten.

Misogynie

Ins Deutsche übersetzt bedeutet „Misogynie“ „Frauenhass“. Misogynie kommt aus dem Griechischen und beinhaltet die Wörter „Mísos“ („der Hass“) und „Gyné“ („die Frau“). Laut dem Autor ist bei der Verwendung des Begriffs Vorsicht geboten. Marneros zufolge ist der Frauenhass individuell, denn dieser geht von einem einzelnen Individuum aus. Dies ist für ihn die einzig richtige Verwendung des Begriffs. Im täglichen Sprachgebrauch wird dem Begriff der Misogynie oft eine überindividuelle Bedeutung zugeschrieben, welche eine größere gesellschaftliche Dimension impliziert. Um die Problematik dieser falschen Verwendung zu superieren, setzt er auf folgendes Zitat von Alice Schwarzer aus dem Jahr 2022 [Die Anmerkung stammt vom Autor]: 

Wir wissen heute […], dass der angebliche Unterschied [Anm.: zwischen Mann und Frau] nichts ist als ein Vorwand für die Hierarchie zwischen den Geschlechtern. Und dass diese Hierarchie keineswegs auf Liebe begründet ist, sondern auf Hass.

Marneros spricht im Zusammenhang mit diesem Zitat von unkorrektem Wissen und einer Verabsolutierung. Der Autor untermauert seine Behauptung durch die Veranschaulichung der Herkunft der beiden Wörter „Hass“ und „Mísos“. Bei diesen Wörtern handelt es sich um Monosemen, also Wörtern mit nur einer Bedeutung. Hass ist ein Gefühl, welches nachvollziehbar ist. Hassen wir, beispielsweise den Mörder der eigenen Eltern, ist das durchaus verständlich. Für den Autor gibt es im Gegenzug dazu einen nicht begründbaren Hass. Diese starke und negative Emotion kann sich gegen bestimmte Personen, Einstellungen, Situationen oder Gegenstände richten. Für Marneros ist es allerdings nicht richtig, den Begriff der Misogynie zu verwenden, um die allgemeine Haltung der Männerwelt gegen die Frauenwelt zu beschreiben. Die Beziehung zwischen Männern und Frauen kollektiv als eine von Hass erfüllte Beziehung zu sehen, ist für den Autor nicht richtig. Einzelne Männer (in Ausnahmefällen einzelne Frauen) können Frauenhass hegen und sich im Internet zusammenschließen. Allerdings bleiben diese Frauenhasser immer Individualisten mit individuellen Lebensgeschichten und Problematiken. Fälschlicherweise werden Verhaltensweisen und Einstellungen, die von der Minderwertigkeit der Frau ausgehen und gegen die Gleichberechtigung sind, oft unter diesem Begriff zusammengefasst. Für den Autor Andreas Marneros hat das nichts mit wirklichem Hass zu tun. Gleichwertigkeitsverneiner argumentieren mit der ontologischen Minderwertigkeit der Frauen. Sie sehen ihre Unterlegenheit als von Gott bzw. einer höheren Instanz gegebenen Tatsache. Diese Verneiner der Gleichwertigkeit sind nicht voller Hass, Zorn oder Wut. Wirkliche Frauenhasser, Misogyne sind von sadistischen Wünschen und Fantasien getrieben und hegen in den schlimmsten Fällen sogar Todeswünsche.

Laut dem Autor ist ein Frauenhasser (ein Misogyn) gleichzeitig ein Verneiner der Gleichwertigkeit. Ein Gleichwertigkeitsverneiner kann aber in seltensten Fällen auch als Frauenhasser gesehen werden.2

Der Frauenhasser ist schwach und lädiert und traumatisch gekränkt, seinem oft herrischen und aggressiven Auftreten zum Trotz.

Er ist nicht selten ein Selbsthasser.

Und ein Opfer.

Opfer von sich selbst;

Opfer seiner Inkompetenz, zwischenmenschliche Beziehungen konstruktiv zu gestalten und positiv zu erleben;

Opfer seiner Unfähigkeit, Liebe anzunehmen und Liebe zu geben;

Opfer seiner problembeladenen Sexualität, die er nicht als gegenseitiges Geschenk erleben kann, oder gar seiner Unfähigkeit, Sexualität als positive zwischenmenschliche Beziehung zu begreifen;

Opfer seiner erhöhten Hassbereitschaft, die ihn zu einer selbstverschuldeten Einsamkeit führt;

Opfer seiner Überzeugung, dass andere verantwortlich sind für seine Lage – in erster Linie und zweifelsohne die Frauen.

Und er ist Opfer seines Glaubens, ein Opfer zu sein. 3

Toxische Männlichkeit

Frauenhass ist toxisch in zweierlei Hinsicht. Er ist giftig für die Frau auf physischer, psychischer und/oder sozialer Ebene und schädigend für die hassende Person selbst. „Toxisch“ stammt vom griechischen Wort „toxikón“. Das Wort „toxikón“ kommt vom Wort „tóxon“, bedeutete ursprünglich „der Bogen“ und später „der Pfeilbogen“. Der Begriff wurde Zusammen mit „Phármkon“, was so viel bedeutet wie Gift, verwendet. Daraus resultierte die Wortkombination „Phármakon toxikón“, die „vergifteten Pfeile“. Diese vergifteten Pfeile zielen von Frauenhassern und Gleichwertigkeitsverneinern auf Frauen ab. In diesem Zusammenhang wird von der „toxischen Männlichkeit“ gesprochen. Marneros definiert „toxische Männlichkeit“ mit diskriminierendem, übergriffigem und in extremen Fällen von gewalttätigem Auftreten von Männern gegenüber Frauen bzw. gegenüber Männern. 4

Im Text wurde die Misogynie-Forscherin Kate Manne mit folgendem Zitat genannt: 

Man muss auch nicht unbedingt ein Mann sein, um misogyn zu sein: Auf Frauen kann diese Charakterisierung ebenso zutreffen wie übrigens auch auf nichtbinäre Menschen.

Der Autor stellt klar, dass die Forscherin beim Begriff der Misogynie nicht zwischen Frauenhass und Gleichberechtigungsverneinung unterscheidet.5

In meiner Masterarbeit könnte ich kurz auf dieses Thema eingehen. Eventuell findet es Anwendung in der Arbeit selbst oder als wichtiger Begriff bei den Definitionen am Anfang. Falls ich näher auf diese Thematik eingehen möchte, brauche ich natürlich mehr Literatur und mehrere Autor*innen, die darüber schreiben. 

1 (vgl. Marneros 2024, S.27-31)

2 (vgl. Marneros 2024, S.35)

(Marneros 2024, S.37)

4 (vgl. Marneros 2024, S.32)

5 (vgl. Marneros 2024, S.34)

Literaturangabe:

Marneros, Andreas: Bitterer als der Tod ist die Frau. Die Angst des Mannes vor der Gleichberechtigung. Haale: Mitteldeutscher Verlag GmbH 2024

IMPULS 1: Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG“

Anfang Oktober besuchte ich die Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG“ in Wien. Bei einem Videodreh bin ich mit Lisa Hopf auf mein Masterarbeitsthema zu sprechen gekommen. Ich wurde von Lisa auf die Ausstellung „Raum für Erregung“ von Kira Schinko und Letitia Lehner aufmerksam gemacht. Kira Schinko hielt in unserem Bachelorstudiengang Informationsdesign eine Vorlesung, wo wir über den Umgang mit Kund*innen sprachen. Diese Lehrveranstaltung war sehr spannend für mich und ich wurde hellhörig als Lisa Hopf ihren Namen im Zusammenhang mit meinem Thema aussprach. Noch am selben Tag informierte ich mich über diese Ausstellung und fuhr bei der nächsten Gelegenheit nach Wien, um diese zu besuchen.

Die Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG“ fand vom 19.09.2024-10.11.2024 im designforum Wien, Museumsplatz 1 Hof 7 statt. Montag bis Freitag war die Ausstellung von 10:00 bis 18:00 geöffnet und am Wochenende von 14:00 bis 18:00.1

Johanna Wicht und Christine Poplavski setzen sich mit „IN*VISIBLE“ für Gleichberechtigung in der Kreativbranche ein. Sie beschäftigen sich mit der Frage, ob in der Designbranche Gendergerechtigkeit gelebt wird. Die Ausstellung kritisiert die progressive Positionierung der Kreativbranche. Sie wird als Vorreiter gesehen, wenn es um Veränderungen in der Arbeitswelt geht. Mit der Ausstellung beweisen Wicht und Poplavski, dass dies nicht Realität entspricht. Den beiden Frauen geht es darum diese unsichtbaren, genderspezifischen Probleme mit ihren Exponaten aufzuzeigen. Sichtbarkeit ist der erste Schritt in Richtung Besserung, denn unsichtbare Missstände können nicht behoben werden. Christine Poplavski und Johanna Wicht studierten gemeinsam im Master an der Fachhochschule Salzburg und teilen das Interesse an feministischen Inhalten. Im Jahre 2023 wurde „IN*VISIBLE“ vom Art Directors Club Germany ausgezeichnet. Die Ausstellung erhielt einen bronzenen und einen goldenen Nagel.2

„RAUM FÜR ERREGUNG“ beschäftigt sich mit dem Fakt, dass die Anzahl an Frauen in der Kreativbranche immer mehr zunimmt. Diese positiv erscheinende Entwicklung bring Veränderungen mit sich, die zu einer Entwertung dieser Branche führen könnte. Kira Schinko und Letitia Lehner haben über 15 Jahre in der Kreativbranche gearbeitet. Sie waren in Angestelltenverhältnissen und selbstständig tätig. Die Ausstellung bietet Raum für Reflexion über den Gender Pay Gap, die mögliche Entwertung der Branche, mangelnde Vielfalt und überholte Führungsstile.3

In der Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ wurde gezeigt, dass der Lohn in Berufsfeldern sinkt, sobald Frauen in ihn einsteigen. „Eine Langzeitstudie der US-Census-Daten zeigt: Sobald Frauen in ehemals männlich dominierte Berufe eintreten, sinken Gehälter und Prestige drastisch – um bis zu 57 %.“ 4 Dieses beschriebene Phänomen geht auch in die andere Richtung. Demnach steigt der Gehalt, wenn in weiblich dominierte Berufsfelder Männer einsteigen. Als Beispiel nannte die Ausstellung die IT-Branche. Diese wurde in ihren Anfängen von Frauen dominiert. Programmieren galt als einfache Aufgabe und erst mit dem Einstieg der Männer in diese Branche, stieg auch der Gehalt und das Ansehen rapide an. In den USA sind aktuell 26 der 30 Jobs, mit dem höchsten Gehalt, von Männern dominiert. 23 der 30 Jobs mit der schlechtesten Bezahlung sind im Gegensatz dazu zum Großteil von Frauen besetzt. Den Daten zufolge handelt es sich daher um ein strukturelles Problem. Die Arbeit von Frauen wird geringer entlohnt und geschätzt. Selbst wenn Frauen in den gleichen Positionen und Berufsfeldern arbeiten, die von Männern dominiert werden, liegt ihr Gehalt systematisch unter dem der Männer. Laut der Ausstellung verdienen Frauen um 34 % weniger in der Kreativbranche und um 13 % weniger in der Medienbranche.

Sauerei

Das Exponat „Sauerei“ zweigt ein halb volles bzw. halb leeres Gefäß, in welchem ein Sparschwein schwimmt. Dahinter steht in schwarzen Buchstaben „Männer: € 50.000“ und darunter steht „Frauen: € 25.000. Die Installation soll zeigen, dass Männer, die selbstständig als Designer arbeiten, im Jahr 2019 durchschnittlich 50 000 € an Gesamteinkünften verdienten, Frauen hingegen nur 25 000 €.6

Zahlen und Fakten

Das Exponat „Zahlen und Fakten“ zeigt den Jahresumsatz von Freelancer*innen (Ein-Personen-Unternehmen EPU) im Jahr 2022. Die Grafik wurde in Frauen und Männer unterteilt. Die Hälfte der weiblichen Freelancerinnen liegen mit ihrem Umsatz unter 50 000 €. Bei Männern sind es nur 28 %. Mit 46 %, fast der Hälfte der Frauen haben 1000-1999 € monatlich zur Verfügung. Die Armutsgefährdungsschwelle wird in Österreich aktuell mit 1572 € pro Monat in einem 1-Personen-Haushalt angegeben.7

Männer sind häufiger in der höchsten Gehaltsklasse, Frauen in der niedrigsten – das gilt sowohl für Dienstnehmer*innen als auch für Selbstständige. 8

Laut designaustria sind in der Kreativbranche Frauen häufiger in einem Angestellten Verhältnis (25 % der Frauen, 15 % der Männer). Trotzdem ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen mit 11 % Frauen im Gegensatz zu 32 % Männern erheblich geringer.9

Die Ausstellung gab mir einen erschreckenden Einblick in die Thematik. Meine Motivation über Frauen in der Selbstständigkeit zu schreiben, ist durch diese Ausstellung maßgeblich gesteigert geworden.

1 (vgl. designaustria 2024)

2 (vgl. designaustria 2024)

3 (vgl. designaustria 2024)

4 (IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

5 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

6 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

7 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

(IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

(vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

Literaturverzeichnis

designaustria (2024): IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG. ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN. In: designaustria, https://www.designaustria.at/veranstaltung/invisible-x-raum-der-erregung/ (zuletzt aufgerufen am 11.11.2024)

IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG. ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN. (2024) Kuratiert von Wicht, Johanna u.a. designforum Wien, Wien, 19.09.2024-10.11.2024

Frauen in der Selbstständigkeit am Beispiel des Berufsfeldes der Fotografie

Meine bisherigen Blogs haben von Dokumentationsfilmen, Porträtfotografie und Streetfotografie gehandelt. Mein Thema für die Masterarbeit wird sich nach wie vor auf Fotografie beziehen, allerdings bringe ich einen gesellschaftskritischen Aspekt hinzu, der mich selbst als Frau betrifft.

Mein erstes Gespräch, im Zuge der Lehrveranstaltung Design and Research, wurde dafür genutzt, mein neues Thema vorzustellen und einen Diskurs darüber zu starten.
Meine Masterarbeit wird sich mit dem Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ beschäftigen. Roman Pürcher und ich kamen zum Entschluss, dass es bei diesem Thema besonders wichtig ist darauf zu achten, wissenschaftlich zu bleiben und nicht mit losen Verallgemeinerungen und Zuschreibungen zu argumentieren. Zu diesem Thema haben mich meine eigenen Erfahrungen in der Selbstständigkeit, Gespräche mit Frauen aus der Kreativbranche und der Besuch einer Ausstellung bewegt. Die Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ werde ich kurz in diesem Blog erwähnen. Da sie sehr inspirierend war, werde ich ihr auch einen IMPULS widmen.

Um das Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ weiter einzugrenzen, werde ich mich in den folgenden Blogs auf Frauen in der Selbstständigkeit am Beispiel des Berufsfeldes der Fotografie spezialisieren. Das Berufsfeld der Fotografie ist daher so spannend für mich, weil ich selbst ein Gewerbe in diesem Bereich führe. Innerhalb dieser Branche möchte ich herausfinden welche Herausforderungen sich besonders für Frauen ergeben, wie sie sich selbst im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen Positionieren und selbst präsentieren.

Mir ist bewusst, dass Geschlechteridentitäten sehr vielfältig sind und dieses Thema von einer Zweigeschlechtlichkeit ausgeht, die den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird und für viele Menschen einschränkend sein kann. Diese Einteilung in weiblich und männlich gelesene Personen wird im analytischen Teil herangezogen, um die Thematik vergleichbaren zu machen.

Als Plattform zur Untersuchung der Selbstpräsentationen möchte ich mich auf Instagram fokussieren. Auf dieser Social-Media-Plattform möchte ich untersuchen, inwiefern sich die Selbstpräsentation zwischen selbstständigen Fotografinnen und Fotografen unterscheiden. In weiterer Folge könnte erforscht werden, wie die unterschiedlichen Selbstpräsentationen und die Positionierung der eigenen Marke, auf potenzielle Kund*innen wirken.

Außerdem wäre es spannend auf die Preisgestaltung der angebotenen Dienstleistungen einzugehen. Ich stelle die Hypothese auf, dass Fotografinnen tendenziell weniger für ihre Leistungen verrechnen als Fotografen. Ich wage zu behaupten, dass Frauen ihre Dienstleistungen unter ihrem Wert verkaufen. In der Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ habe ich erfahren, dass der Lohn in Berufsfeldern sinkt, sobald Frauen in ihn einsteigen.

Eine Langzeitstudie der US-Census-Daten zeigt: Sobald Frauen in ehemals männlich dominierte Berufe eintreten, sinken Gehälter und Prestige drastisch – um bis zu 57 %. 1

Dieses beschriebene Phänomen geht auch in die andere Richtung. Demnach steigt der Gehalt, wenn in weiblich dominierte Berufsfelder Männer einsteigen. Als Beispiel nannte die Ausstellung die IT-Branche. Diese wurde in ihren Anfängen von Frauen dominiert. Programmieren galt als einfache Aufgabe und erst mit dem Einstieg der Männer in diese Branche, stieg auch der Gehalt und das Ansehen rapide an.2

Für meine ersten Literaturrecherchen nutze ich Keywords wie Selbstständigkeit, Entrepreneur, Fotografie, Frauen, Gleichberechtigung und Selbstpräsentation. Im Laufe der ersten Recherchen haben sich schon mögliche Forschungsfragen finden lassen. „Bieten Fotografinnen ihre Dienstleistungen günstiger an als Fotografen?“ Um diese Frage zu beantworten, könnte eine Analyse der individuellen Preisgestaltungen herangezogen werden. So kann herausgefunden werden, ob sich die Preise zwischen Fotografinnen und Fotografen unterscheiden. Eine weitere Forschungsfrage könnte sich um die Selbstpräsentation von Fotografinnen und Fotografen drehen. „Wie präsentieren sich Fotografinnen im Vergleich zu Fotografen auf Instagram?“ Die Beantwortung kann durch die inhaltliche Analyse von Instagram-Profilen erreicht werden. Die Selbstinszenierung, verwendete Hashtags und Häufigkeit von persönlichen Bildern könnten mögliche Kategorien sein.

Abschließend möchte ich meine Masterarbeit mit einer kleinen Ausstellung abrunden.
Es könnte eine Fotoserie geben, wo Frauen fotografiert werden, die selbstständig als Fotografinnen arbeiten. Für die Fotos werden keine Models gecastet. Die Authentizität wird durch die Abbildung von realen Fotografinnen gewahrt und erreicht. An dieses Projekt möchte ich sehr konzeptionell herangehen und die herausgefundenen Fakten in visuell erfassbare Bilder verwandeln. Selbstporträts könnten auch ein Weg sein, um zu authentischen Bildern zu kommen. Möglich wäre auch eine Ausschreibung dieser Challenge via Instagram. Fotografinnen könnten dazu aufgefordert werden, sich selbst in einem Porträt festzuhalten. Das Porträt könnte eine Herausforderung thematisch aufbereiten, die sie persönlich einschränken und das berufliche Schaffen erschweren. Eventuell könnte diese Intervention über Instagram gestartet werden und ihre Ergebnisse am Ende in einer Ausstellung präsentiert werden. Weiters soll diese Ausstellung Raum für Diskurse unter Gleichgesinnten bieten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sich alle die an der Veranstaltung teilnehmen als große Community sehen.

1 (IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

2 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

Literaturangabe:

IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG. ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN. (2024) Kuratiert von Wicht, Johanna u.a. designforum Wien, Wien, 19.09.2024-10.11.2024

Evaluation master thesis „Alles nur Show?: eine Analyse über die (Selbst-)Präsentation deutscher Rapperinnen in ihren Musikvideos“

Author: Celebi, Aylin

Titel: Alles nur Show?: eine Analyse über die (Selbst-)Präsentation deutscher Rapperinnen in ihren Musikvideos

Publication: Salzburg, April 2019

Institution: Universität Salzburg, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät

Study program: Kommunikationswissenschaft

Level of Design:

The master’s thesis has a very simple and minimalistic design. It appears to follow a predefined layout rather than a custom design.

Degree of Innovation: The topic is quite innovative, focusing specifically on the self-presentation of German female rappers in music videos. The introduction highlights the intention to explore gender representation, specifically in a German context.

Independence:

The author has shown great independence, especially in the development of a customised coding scheme for video analysis. It was important to the author that all videos were analysed according to the same categories, so she developed her own scheme that took the themes of the videos into account.

Outline and Structure:

The introduction uses many quotations and sources and was not written in own words. Only at the end does it become clear what it is about. The indirect quotations are given in brackets after the text passages. This disturbs the flow of reading.

The table of contents could be organised more clearly in some sections. There are many recurring topics. Instead of the heading “Definitions”, “hip-hop” could be chosen as the heading, as it is only written about. Another thing I noticed is that the Abstract is at the end of the master thesis.

Degree of Communication:

The thesis is well-written, with a clear and professional tone. Sometimes, especially in the introduction, it jumps around between topics a bit quickly.

Scope of the Work:

The scope is appropriate for a master’s thesis, covering relevant aspects of gender studies, hip-hop culture, and media representation within a German context.

Orthography and Accuracy:

There are Accuracy mistakes such as missing page references for some images in the list of figures and tables at the beginning. The orthography seems fine at first glance.

Literature:

This work has used a lot of literature for research (13 pages bibliography). Some sources are from the last century, such as the book “Sexualisierung der Körper” (Sexualisation of the Body) from 1983. Current literature would be desirable for this topic.

Source: https://eplus.uni-salzburg.at/download/pdf/5061226.pdf

Reflexion & Ausblick

Ich habe Design & Research genutzt, um mich näher mit Streetfotografie zu beschäftigen. Es war eine gute Möglichkeit für mich in dieses Thema einzutauchen. Wie das folgende Bild „Auf der Suche“ zeigt, kann Fotografieren eine gemeinsame Aktivität sein. Bei Spaziergängen bietet es sich immer an die Kamera mitzunehmen oder mal schnell das Handy zu zücken.

Das PILOT-System werde ich in Zukunft für meine Bilder nutzen. Als Trigger schweben mir verlassene Fahrräder vor. Ich möchte die Stadt nach alten, nicht mehr genutzten Rädern (bzw. nach deren Überresten) absuchen und daraus eine Fotoserie machen. Diese vergessenen Fahrräder sehe ich als Zeitzeugen des urbanen Lebens. Sie haben bestimmt schon viel erlebt und ihre ganz eigenen Geschichten zu erzählen. Ich möchte das Zurückgelassen werden und den Zerfall durch diese Räder abbilden. Achtung, es könnte melancholisch werden …

Ich wünsche euch einen wunderschönen, sonnigen Sommer! 😉

Meine Favoriten

Drei Tage lang habe ich nach bestimmten Farben (Gelb, Grün und Rot) in der Stadt gesucht. In diesem Blog möchte ich meine Favoriten mit euch teilen. 

Bild 1:

Dieses Foto wurde am Grazer Hauptplatz aufgenommen. Die Farbe Rot hat mich sehr inspiriert, da sie einem sofort ins Auge springt. Noch interessanter wird das Bild für mich, wenn ich das Foto schwarz weiß mache und die Farbe Rot dadurch noch mehr hervorgehoben wird:

Bild 2:

Dieses Foto habe ich von der Brücke aus gemacht. Ich fand es spannend die Komposition genau in der Mitte schräg zu teilen. Der Mann sitzt in dieser Komposition im mittleren, linken Drittel.

Ich möchte allen, die sich für Streetfotografie interessieren, das Buch “Mit offenen Augen” ans Herz legen. Das Thema wird sehr anschaulich mit vielen Beispielbildern erklärt. Außerdem werden einem Übungen näher gebracht, die wirklich Spaß machen beim Umsetzen.

Hier gehts zum Buch: https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1061545257?ProvID=11010474&gad_source=1&gclid=CjwKCAjw1emzBhB8EiwAHwZZxYFJKf9w4yD1FwMq1kClx4eswKg4qbGrNk33TAqW4bTKI2EipLYEsxoCDaQQAvD_BwE

Viel Freude beim Fotografieren!