Meine bisherigen Blogs haben von Dokumentationsfilmen, Porträtfotografie und Streetfotografie gehandelt. Mein Thema für die Masterarbeit wird sich nach wie vor auf Fotografie beziehen, allerdings bringe ich einen gesellschaftskritischen Aspekt hinzu, der mich selbst als Frau betrifft.
Mein erstes Gespräch, im Zuge der Lehrveranstaltung Design and Research, wurde dafür genutzt, mein neues Thema vorzustellen und einen Diskurs darüber zu starten.
Meine Masterarbeit wird sich mit dem Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ beschäftigen. Roman Pürcher und ich kamen zum Entschluss, dass es bei diesem Thema besonders wichtig ist darauf zu achten, wissenschaftlich zu bleiben und nicht mit losen Verallgemeinerungen und Zuschreibungen zu argumentieren. Zu diesem Thema haben mich meine eigenen Erfahrungen in der Selbstständigkeit, Gespräche mit Frauen aus der Kreativbranche und der Besuch einer Ausstellung bewegt. Die Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ werde ich kurz in diesem Blog erwähnen. Da sie sehr inspirierend war, werde ich ihr auch einen IMPULS widmen.
Um das Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ weiter einzugrenzen, werde ich mich in den folgenden Blogs auf Frauen in der Selbstständigkeit am Beispiel des Berufsfeldes der Fotografie spezialisieren. Das Berufsfeld der Fotografie ist daher so spannend für mich, weil ich selbst ein Gewerbe in diesem Bereich führe. Innerhalb dieser Branche möchte ich herausfinden welche Herausforderungen sich besonders für Frauen ergeben, wie sie sich selbst im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen Positionieren und selbst präsentieren.
Mir ist bewusst, dass Geschlechteridentitäten sehr vielfältig sind und dieses Thema von einer Zweigeschlechtlichkeit ausgeht, die den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird und für viele Menschen einschränkend sein kann. Diese Einteilung in weiblich und männlich gelesene Personen wird im analytischen Teil herangezogen, um die Thematik vergleichbaren zu machen.
Als Plattform zur Untersuchung der Selbstpräsentationen möchte ich mich auf Instagram fokussieren. Auf dieser Social-Media-Plattform möchte ich untersuchen, inwiefern sich die Selbstpräsentation zwischen selbstständigen Fotografinnen und Fotografen unterscheiden. In weiterer Folge könnte erforscht werden, wie die unterschiedlichen Selbstpräsentationen und die Positionierung der eigenen Marke, auf potenzielle Kund*innen wirken.
Außerdem wäre es spannend auf die Preisgestaltung der angebotenen Dienstleistungen einzugehen. Ich stelle die Hypothese auf, dass Fotografinnen tendenziell weniger für ihre Leistungen verrechnen als Fotografen. Ich wage zu behaupten, dass Frauen ihre Dienstleistungen unter ihrem Wert verkaufen. In der Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ habe ich erfahren, dass der Lohn in Berufsfeldern sinkt, sobald Frauen in ihn einsteigen.
Eine Langzeitstudie der US-Census-Daten zeigt: Sobald Frauen in ehemals männlich dominierte Berufe eintreten, sinken Gehälter und Prestige drastisch – um bis zu 57 %. 1
Dieses beschriebene Phänomen geht auch in die andere Richtung. Demnach steigt der Gehalt, wenn in weiblich dominierte Berufsfelder Männer einsteigen. Als Beispiel nannte die Ausstellung die IT-Branche. Diese wurde in ihren Anfängen von Frauen dominiert. Programmieren galt als einfache Aufgabe und erst mit dem Einstieg der Männer in diese Branche, stieg auch der Gehalt und das Ansehen rapide an.2
Für meine ersten Literaturrecherchen nutze ich Keywords wie Selbstständigkeit, Entrepreneur, Fotografie, Frauen, Gleichberechtigung und Selbstpräsentation. Im Laufe der ersten Recherchen haben sich schon mögliche Forschungsfragen finden lassen. „Bieten Fotografinnen ihre Dienstleistungen günstiger an als Fotografen?“ Um diese Frage zu beantworten, könnte eine Analyse der individuellen Preisgestaltungen herangezogen werden. So kann herausgefunden werden, ob sich die Preise zwischen Fotografinnen und Fotografen unterscheiden. Eine weitere Forschungsfrage könnte sich um die Selbstpräsentation von Fotografinnen und Fotografen drehen. „Wie präsentieren sich Fotografinnen im Vergleich zu Fotografen auf Instagram?“ Die Beantwortung kann durch die inhaltliche Analyse von Instagram-Profilen erreicht werden. Die Selbstinszenierung, verwendete Hashtags und Häufigkeit von persönlichen Bildern könnten mögliche Kategorien sein.
Abschließend möchte ich meine Masterarbeit mit einer kleinen Ausstellung abrunden.
Es könnte eine Fotoserie geben, wo Frauen fotografiert werden, die selbstständig als Fotografinnen arbeiten. Für die Fotos werden keine Models gecastet. Die Authentizität wird durch die Abbildung von realen Fotografinnen gewahrt und erreicht. An dieses Projekt möchte ich sehr konzeptionell herangehen und die herausgefundenen Fakten in visuell erfassbare Bilder verwandeln. Selbstporträts könnten auch ein Weg sein, um zu authentischen Bildern zu kommen. Möglich wäre auch eine Ausschreibung dieser Challenge via Instagram. Fotografinnen könnten dazu aufgefordert werden, sich selbst in einem Porträt festzuhalten. Das Porträt könnte eine Herausforderung thematisch aufbereiten, die sie persönlich einschränken und das berufliche Schaffen erschweren. Eventuell könnte diese Intervention über Instagram gestartet werden und ihre Ergebnisse am Ende in einer Ausstellung präsentiert werden. Weiters soll diese Ausstellung Raum für Diskurse unter Gleichgesinnten bieten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sich alle die an der Veranstaltung teilnehmen als große Community sehen.
1 (IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)
2 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)
Literaturangabe:
IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG. ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN. (2024) Kuratiert von Wicht, Johanna u.a. designforum Wien, Wien, 19.09.2024-10.11.2024