Die Videografie vereint verschiedene Kunstformen zu einem fesselnden visuellen Erlebnis. Ein gut stilisiertes Video erfordert eine sorgfältige Kombination von Storytelling, Kamera Movements und Color Grading. In diesem Beitrag tauchen wir tief in diese Elemente ein, beginnen mit dem Storytelling und zeigen, wie Kamera Movements und Color Grading die Erzählung unterstützen und verstärken.
Storytelling: Die Grundlage jeder guten Geschichte
Gutes Storytelling ist das Herzstück eines jeden erfolgreichen Videos. Es geht darum, den Zuschauer auf eine emotionale Reise mitzunehmen und ihn durch eine gut strukturierte Geschichte zu fesseln. Eine starke Erzählung hat einige grundlegende Elemente: eine klare Struktur mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende, interessante Charaktere mit Tiefe und glaubwürdigen Motiven sowie die Darstellung von Emotionen und inneren Konflikten, die die Geschichte authentisch und berührend machen.
Eine gut erzählte Geschichte beginnt oft mit einer Exposition, die den Zuschauer in die Welt der Charaktere einführt. Die Handlung entwickelt sich weiter, indem Konflikte und Herausforderungen aufgeworfen werden, die die Charaktere überwinden müssen. Diese Entwicklungen führen zu einem Höhepunkt, in dem die Hauptkonflikte ihren dramatischen Höhepunkt erreichen. Schließlich folgt die Auflösung, in der die offenen Fragen beantwortet und die Geschichte zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht wird. Eine gut erzählte Geschichte bildet die Basis, auf der die anderen stilistischen Elemente aufbauen.
Kamera Movements: Bewegung und Dynamik zur Unterstützung der Erzählung
Kamera Movements spielen eine wesentliche Rolle dabei, wie eine Geschichte visuell vermittelt wird. Sie können die Stimmung und das Tempo der Erzählung beeinflussen und dem Zuschauer helfen, sich in die Handlung einzufühlen. Die Wahl der Kamerabewegung kann die Art und Weise, wie eine Geschichte wahrgenommen wird, stark beeinflussen und die emotionale Wirkung verstärken. Die unterschiedlichen Kamera Movements und ihre Wirkung oder Anwendung wie folgt:
- Statische Aufnahmen: Sie wirken ruhig und stabil und eignen sich für Szenen, die Klarheit und Fokus erfordern. Sie vermitteln eine gewisse Objektivität und Ruhe.
- Schwenks und Neigungen: Diese Bewegungen können verwendet werden, um dem Zuschauer Informationen zu geben und ihn auf bestimmte Details oder Personen zu lenken. Sie fügen Dynamik hinzu und lassen die Kamera dem Geschehen folgen.
- Tracking Shots: Diese Aufnahmen folgen einem Objekt oder einer Person und schaffen ein Gefühl von Nähe und Intimität. Sie eignen sich besonders für Szenen, in denen die Bewegung der Charaktere im Vordergrund steht.
- Handheld-Kamera: Handheld-Aufnahmen wirken oft unruhig und spontan, was eine höhere Intensität und Authentizität vermittelt. Sie werden häufig in Action-Szenen oder bei dramatischen Momenten eingesetzt, um ein Gefühl der Unmittelbarkeit und des Chaos zu erzeugen.
Color Grading: Die Magie der Farben
Color Grading ist ein mächtiges Werkzeug, um die Stimmung und den visuellen Stil eines Videos zu definieren. Es geht über die bloße Farbkorrektur hinaus und umfasst die kreative Anpassung der Farben, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen.
Durch die gezielte Wahl von Farbtönen können verschiedene Emotionen und Stimmungen erzeugt werden. Warme Farben wie Rot, Orange und Gelb erzeugen ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, während kalte Farben wie Blau und Grün Kühle und Distanz vermitteln. Ein konsistentes Color Grading hilft, einen einheitlichen Look zu schaffen und visuelle Kohärenz zu gewährleisten. Dies ist besonders wichtig bei längeren Projekten oder Serien.
Farben können auch symbolische Bedeutungen haben und subtile Botschaften übermitteln. Beispielsweise kann die Verwendung von Rot Gefahr oder Leidenschaft symbolisieren, während Blau für Ruhe oder Traurigkeit stehen kann. Durch die Anpassung von Kontrast, Sättigung und anderen Farbparametern kann der Videograf die visuelle Sprache des Films prägen.
Techniken und Looks im Color Grading
Primäre Farbkorrektur umfasst die grundlegende Anpassung von Belichtung, Kontrast und Weißabgleich, um sicherzustellen, dass das Bild korrekt belichtet und farblich ausgewogen ist. Sekundäre Farbkorrektur geht einen Schritt weiter und ermöglicht die Anpassung spezifischer Farben oder Bereiche des Bildes, um beispielsweise Hauttöne zu korrigieren oder bestimmte Farben hervorzuheben. Look-Up Tables (LUTs) sind vordefinierte Farbprofile, die schnell auf Videomaterial angewendet werden können, um einen bestimmten Look zu erzeugen und einen konsistenten Stil zu gewährleisten.
Viele Videografen streben nach einem „filmischen“ Look, der an klassische Kinofilme erinnert. Dies kann durch die Anpassung von Kontrast, Sättigung und Filmkorn erreicht werden. Ein filmischer Look verleiht dem Video eine gewisse Tiefe und Textur, die an das Aussehen von Zelluloidfilm erinnert und dem Zuschauer ein nostalgisches und qualitativ hochwertiges Gefühl vermittelt.
Jedoch gibt es zahlreiche Arten und Stile Videos zu bearbeiten und dies ist immer abhängig von ihrem Kontext und der Story, die damit erzählt werden sollte.
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Bei meinem „Freiluft“ Day to Night Projekt möchte ich das Storytelling mithilfe von Color Grading und Kamera Movement verstärken. Das Video sollte wie ein Liebesbrief an mein jüngeres ich sein. Um diesen Gedanken zu verstärken, habe ich die meisten Szenen in einer zusehenden Perspektive gedreht und ein Stativ aufgestellt, damit das Footage sehr ruhig wirkt und diese Ruhe auch durch die „nicht“-Bewegung der Kamera vermittelt wird.
Neben dem Footage, das mit dem Stativ gefilmt wurde, habe ich Footage geplant, wo die Kamera Handheld filmt. Diese Bilder sollen Nähe und Authentizität vermitteln. Gleichzeitig sollen sie so aussehen, als würde eine andere Person die Person im Bild ansehen, deswegen auch die etwas unruhigere Aufnahme. Es verstärkt den Effekt von Nähe und vermittelt eine gewisse Emotion von der Person im Frame.
Bezüglich Color Grading bearbeite ich die Farben und das finale Video so, dass es aussieht, als wäre die Szene in der Nacht. Diese kreative Farbkorrektur sollte die Storyline unterstützen, indem sie eine gewisse Distanz zur Szene schafft. Wäre das Footage bei Tageslicht, könnte es so wirken, als wäre es eine Szene in der Gegenwart. Jedoch kann man durch die dunkle Stimmung sogar einen Traum in den Bildern interpretieren. Grundsätzlich ist solch eine Szene in der Nacht auch ungewöhnlich, denn wer spielt, tanzt, sitzt oder liegt in der Nacht in einem abgelegenen Feld am Waldrand ohne jegliches Licht oder Begleitung. Gleichzeitig verstärken genau diese Punkte das Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit, deshalb auch die Weite des Feldes und die offene, fast endlos wirkende Wiese.
Literatur
Snyder, Blake: Save the Cat!: The Last Book on Screenwriting You’ll Ever Need
McKee, Robert: Story: Substance, Structure, Style and the Principles of Screenwriting
Hurkman, Alexis Van: Color Correction Handbook: Professional Techniques for Video and Cinema
Hurkman, Alexis Van: Color Correction Look Book: Creative Grading Techniques for Film and Video