30 // AI und Ästhetik

In seinem Buch AI Aesthetics (2018) analysiert Lev Manovich die tiefgreifenden Veränderungen, die künstliche Intelligenz (KI) in den Bereichen Kultur und ästhetischer Gestaltung bewirkt. KI ist längst nicht mehr nur ein Instrument der Automatisierung kognitiver Prozesse, sondern spielt eine entscheidende Rolle in der Kreation, Selektion und Distribution kultureller Inhalte. Diese Entwicklung wirft zentrale Fragen über die Zukunft der ästhetischen Vielfalt auf: Führt KI zur Standardisierung künstlerischer Ausdrucksformen, oder erhöht sie die Vielfalt an Stilen und Ideen?

Die kulturelle Funktion von KI

Traditionell wurde KI als eine Technologie verstanden, die menschliches Denken nachahmt und automatisiert. Heute erstreckt sich ihr Einfluss weit über diesen Ursprung hinaus. Algorithmen beeinflussen, welche Inhalte Nutzer:innen konsumieren, welche Musik sie hören, welche Filme sie empfohlen bekommen und sogar, wie sie ihre eigenen kreativen Entscheidungen treffen. Plattformen wie Instagram, Spotify oder YouTube setzen KI ein, um personalisierte Empfehlungen zu generieren. Dabei werden ästhetische Vorlieben auf Basis aggregierter Daten modelliert, was zu einer Homogenisierung des Geschmacks führen kann. Gleichzeitig ermöglichen digitale Werkzeuge die Produktion personalisierter, einzigartiger Inhalte.

Ein Schlüsselkonzept in Manovichs Analyse ist die Idee der „ästhetischen Automatisierung“. Hierbei werden ästhetische Entscheidungen zunehmend von Algorithmen getroffen, sei es in der Fotografie, Musik oder im Design. Beispielsweise ermöglichen Fotobearbeitungsapps wie EyeEm eine automatische Bewertung der Bildqualität und können Bilder an populäre Standards anpassen. Huawei experimentierte mit einer KI-Jury für Fotowettbewerbe, wobei die Maschine die besten Bilder anhand vorher trainierter Parameter auswählte (Manovich 2018, 4).

KI und die ästhetische Vielfalt

Ein zentrales Argument Manovichs ist die Frage, ob KI langfristig zu einer Verringerung oder Erhöhung der ästhetischen Vielfalt führt. Einerseits könnte die Nutzung von standardisierten KI-Tools dazu führen, dass immer ähnliche Bilder, Designs oder Musikstile entstehen, da Algorithmen populäre Muster bevorzugen. Andererseits bieten digitale Plattformen den Nutzer:innen zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten, die eine individuelle ästhetische Ausdrucksform ermöglichen. Fotobearbeitungsprogramme wie Photoshop oder Snapseed bieten eine Vielzahl an Filtern und Anpassungsmöglichkeiten, wodurch Nutzer:innen trotz automatisierter Vorschläge kreative Kontrolle behalten (Manovich 2018, 6).

Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von KI in der Filmproduktion. IBM Watson wurde eingesetzt, um den ersten „AI-made“ Filmtrailer zu erstellen. Dabei analysierte die KI 100 Horrorfilme, identifizierte zentrale Stilelemente und wählte die passenden Szenen für den Trailer aus. Dennoch musste ein menschliche:r Editor:in die finale Gestaltung übernehmen (Manovich 2018, 10). Dies zeigt, dass KI zwar zunehmend an der künstlerischen Produktion beteiligt ist, aber menschliche Kreativität noch nicht vollständig ersetzt.

Die Zukunft der kreativen KI

Ein wichtiger Aspekt von Manovichs Untersuchung ist die Rolle von KI als „Kulturtheoretiker“. Durch die Analyse großer Datensätze kann KI Muster in der Kulturproduktion identifizieren und Theorien entwickeln, die unser Verständnis von ästhetischer Entwicklung verändern könnten. So wurden bereits Algorithmen entwickelt, die künstlerische Stile erkennen oder die Evolution von Popmusik über Jahrzehnte hinweg analysieren können (Manovich 2018, 15).

Weiters betont Manovich, dass die Integration von KI in den kreativen Prozess sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während die Automatisierung von ästhetischen Entscheidungen zu einer potenziellen Standardisierung führen kann, können neue Werkzeuge und Methoden die künstlerische Vielfalt ebenso erweitern. Entscheidend ist, wie diese Technologien genutzt werden: als kreative Hilfsmittel oder als strenge Regulatoren des Geschmacks.

Herausforderungen und ethische Fragen

Die wachsende Rolle von KI in der Kulturproduktion bringt auch ethische Herausforderungen mit sich. Wer entscheidet, welche ästhetischen Präferenzen Algorithmen fördern? Gibt es eine Gefahr, dass KI-Systeme bestehende Vorurteile in Bezug auf Geschlecht, Ethnie oder sozioökonomischen Status reproduzieren? Diese Fragen sind besonders relevant in Bereichen wie der Mode- und Werbebranche, wo KI bereits aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden ist. Kritiker:innen argumentieren, dass algorithmische Systeme oft auf historischen Daten trainiert werden, die bereits bestehende Ungleichheiten widerspiegeln, was zu einer Verstärkung dieser Tendenzen führen kann.

Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von datengetriebenen Systemen. Da viele kreative Prozesse zunehmend durch maschinelles Lernen unterstützt werden, besteht die Gefahr, dass individuelle und experimentelle Ausdrucksformen verdrängt werden. Wenn Algorithmen auf Basis von Mehrheitsgeschmack entscheiden, könnten neue, unkonventionelle Ideen schwerer Zugang zu großen Plattformen finden. Gleichzeitig eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für die kreative Nutzung von KI. Künstlerinnen und Künstler experimentieren mit KI-gestützten Tools, um neue Formen der visuellen und musikalischen Gestaltung zu erforschen. Projekte wie Googles DeepDream oder OpenAIs DALL-E zeigen, dass maschinelles Lernen auch als Erweiterung menschlicher Kreativität dienen kann. Diese Entwicklungen lassen vermuten, dass KI nicht nur eine Bedrohung für kulturelle Vielfalt darstellt, sondern auch als Werkzeug zur Erweiterung unseres ästhetischen Horizonts genutzt werden kann.

Literatur

Manovich, Lev. AI Aesthetics. Strelka Press, 2018.

29 // Die Entwicklung des Musikvideos im Zeitalter interaktiver Medienkulturen

Seit den frühen Tagen des Musikfernsehens hat sich das Musikvideo als Kunstform und kommerzielles Medium stetig weiterentwickelt. Heute, im digitalen Zeitalter, sind Musikvideos nicht mehr nur von professionellen Produktionsfirmen erstellte Inhalte, sondern ein integraler Bestandteil sozialer Medienkulturen. Plattformen wie YouTube, TikTok und Instagram haben die Art und Weise, wie Musikvideos produziert, distribuiert und rezipiert werden, radikal verändert (Reichert 2020, 91).

Mit dem Aufstieg vom Web 2.0 und nutzergenerierten Inhalten hat sich die Rolle der Zuschauer:innen grundlegend gewandelt. Während Musikvideos in den 1980er und 1990er Jahren weitgehend von der Musikindustrie kontrolliert wurden, ermöglichen soziale Medien eine offene, dezentrale Verbreitung. Das Publikum ist nicht mehr nur Konsument:in, sondern agiert aktiv als Kurator:in, Kommentator:in und sogar als Mitgestalter:in von Musikvideoinhalten (Reichert 2020, 93). Dies zeigt sich besonders in Trends wie Reaction-Videos, Remixes und Mashups, die Musikvideos in einen offenen Dialog mit der Internetgemeinschaft stellen.

Eine zentrale Entwicklung ist die Demokratisierung der Produktionsmittel. Dank erschwinglicher Technologien und Software können heute auch Amateurkünstler:innen professionelle Musikvideos erstellen und verbreiten. Diese Dezentralisierung führt dazu, dass traditionelle Hierarchien der Kulturproduktion zunehmend aufgelöst werden. Musiker:innen sind nicht mehr ausschließlich auf professionelle Labels angewiesen, um visuelle Inhalte zu produzieren und einem globalen Publikum zugänglich zu machen (Reichert 2020, 96).

Darüber hinaus haben sich ästhetische Trends durch die Interaktion mit sozialen Medien gewandelt. Während frühere Musikvideos oft als Mini-Filme mit narrativen Strukturen inszeniert wurden, setzt die heutige Generation von Musikclips zunehmend auf Viralität, Memes und schnelle, visuelle Reize. Die fragmentierte Aufmerksamkeitsspanne des Online-Publikums hat die visuelle Gestaltung von Musikvideos nachhaltig beeinflusst, was sich in den Schnitttechniken und der Farbgestaltung vieler aktueller Clips widerspiegelt (Reichert 2020, 99).

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die algorithmische Steuerung der Sichtbarkeit von Musikvideos. Plattformen wie YouTube bestimmen durch ihre Empfehlungsalgorithmen, welche Videos populär werden und welche in der Masse untergehen. Dies hat nicht nur ästhetische Auswirkungen, sondern auch ökonomische, da virale Trends oft von den Plattformen selbst begünstigt oder gar erzeugt werden (Reichert 2020, 102). Dadurch entsteht eine neue Form der Selektion, die nicht mehr primär auf künstlerischer Qualität, sondern auf algorithmischer Optimierung basiert.

Ein interessanter Nebeneffekt dieser Entwicklung ist die Veränderung der Rezeptionsgewohnheiten. Zuschauer:innen konsumieren Musikvideos zunehmend in fragmentierten Sequenzen, sei es durch kurze Ausschnitte auf TikTok oder durch Livestreams auf Twitch. Die lineare Narration, die in klassischen Musikvideos eine Rolle spielte, wird immer häufiger durch interaktive oder serielle Formate ersetzt (Reichert 2020, 105). Diese Veränderung beeinflusst nicht nur die Art der Inszenierung, sondern auch die Produktionsstrategien von Künstler:innen und Labels.

Ein weiteres Phänomen ist die zunehmende Integration von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) in Musikvideos. Künstler wie Travis Scott oder The Weeknd haben bereits Konzerte in virtuellen Welten veranstaltet, die klassische Musikvideoformate herausfordern. Diese Technologien ermöglichen es, immersive Erlebnisse zu schaffen und das Musikvideo in eine interaktive Umgebung zu überführen (Reichert 2020, 107).

Abschließend lässt sich sagen, dass Musikvideos im Social Web eine neue Dynamik erhalten haben. Sie sind nicht mehr nur Werbemittel für Musiker:innen, sondern ein interaktives Medium, das durch die Beteiligung der Online-Community geformt wird. Diese Entwicklung hat sowohl kreative Chancen als auch Herausforderungen geschaffen und verdeutlicht die Transformation audiovisueller Medien im digitalen Zeitalter.

Kulturelle Aneignung im Social Web

Die Übernahme stilistischer Elemente aus anderen Kulturen kann als Ausdruck von Wertschätzung oder aber als problematische Aneignung interpretiert werden. Im Zeitalter des Social Web wird dieser Prozess noch komplexer, da Nutzer:innen Inhalte remixen, parodieren oder für eigene Zwecke umdeuten (Reichert 2020, 103). Besonders auf Plattformen wie TikTok entstehen Trends, bei denen Tanzstile, Mode oder musikalische Elemente aus verschiedenen kulturellen Kontexten übernommen werden, ohne dass die Ursprünglichen Schöpfer Anerkennung erhalten.

Ein Beispiel für diesen Prozess ist die Adaption afroamerikanischer Tanz- und Musikstile durch nicht-schwarze Künstler:innen. Viele populäre Musikvideos greifen ästhetische und choreografische Elemente des Hip-Hop auf, ohne deren kulturellen Hintergrund angemessen zu reflektieren (Reichert 2020, 105). Dies hat in den letzten Jahren zu einer intensiveren Diskussion darüber geführt, inwiefern bestimmte Formen der Aneignung problematisch sind und welche Verantwortung Musiker:innen und Medienproduzenten:innen tragen.

Allerdings ist Appropriation nicht per se negativ. Der interkulturelle Austausch hat in der Musikgeschichte stets eine Rolle gespielt und neue Genres und Stile hervorgebracht. Entscheidend ist, ob dieser Austausch auf Respekt und Kontextverständnis basiert oder ob er kommerziell motiviert und oberflächlich ist (Reichert 2020, 108). Soziale Medien tragen dazu bei, diese Diskussion transparenter zu machen, da Communities Missstände anprangern und kulturelle Ursprünge einfordern können.

Ein weiteres Beispiel ist die Rolle von Cover-Versionen in der digitalen Ära. Während Cover-Songs traditionell als Hommage an das Original betrachtet wurden, haben moderne Plattformen den Prozess beschleunigt und neue Debatten darüber entfacht, wer von diesen Interpretationen profitiert. Oftmals sind es nicht die ursprünglichen Künstler:innen, sondern Influencer oder Content-Creator, die die Aufmerksamkeit und Monetarisierung auf sich ziehen (Reichert 2020, 110).

Zudem spielen kulturelle Narrative eine große Rolle bei der Frage, wie Appropriation wahrgenommen wird. Während einige Communities die Neuinterpretation ihrer Traditionen als eine Form der globalen Verbreitung begrüßen, empfinden andere sie als Entfremdung und Kommerzialisierung ohne tiefere Auseinandersetzung mit den Ursprüngen (Reichert 2020, 112). Die Grenzen zwischen Inspiration, Hommage und Aneignung sind oft fließend und müssen im jeweiligen Kontext betrachtet werden.

Literatur:

Reichert, Ramón. 2016. „Musikvideos im Social Web.“ In Populäre Musikkulturen im Film, herausgegeben von Carsten Heinze und Laura Niebling, 91–115. Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10896-0_5.

28 // Do Music Videos Still Matter?

Der Artikel „Do Music Videos Still Matter?“ von Jubran Haddad, veröffentlicht am 28. Februar 2024 auf How Music Charts, untersucht die Relevanz von Musikvideos in einer von Kurzform-Inhalten dominierten Medienlandschaft.

Die goldene Ära der Musikvideos und der digitale Wandel

In den 2010er-Jahren erlebten Musikvideos einen Höhepunkt, maßgeblich beeinflusst durch Plattformen wie YouTube und Vevo. Videos wie „Despacito“ von Luis Fonsi und Daddy Yankee (2017) mit über 8,39 Milliarden Aufrufen, Ed Sheerans „Shape of You“ (2017) mit 6,21 Milliarden und „See You Again“ von Wiz Khalifa und Charlie Puth (2015) mit 6,19 Milliarden Aufrufen dominierten diese Ära. Diese Werke prägten die Popkultur nachhaltig. Mit dem Aufstieg von Streaming-Diensten wie Spotify hat sich jedoch das Konsumverhalten verändert. Eine Analyse der meistgestreamten Titel auf Spotify im Jahr 2023 zeigt, dass 36 der Top-40-Titel aus den Jahren 2022 und 2023 begleitende Musikvideos hatten. Diese Videos erzielten durchschnittlich 374 Millionen Aufrufe, während die entsprechenden Tracks im Schnitt 1,1 Milliarden Streams verzeichneten – eine Differenz von 731 Millionen. Dies deutet auf eine Verschiebung der Rolle von Musikvideos hin.

Genre-spezifische Unterschiede in der Rezeption von Musikvideos

Die Bedeutung von Musikvideos variiert je nach Musikgenre. Im Latin-Genre bleiben Musikvideos auf Plattformen wie YouTube konstant beliebt. Beispielsweise erreichte „TQG“ von Karol G und Shakira in den ersten zwei Wochen nach Veröffentlichung 181,9 Millionen Aufrufe und wurde damit zum meistgesehenen Musikvideo des Jahres 2023. Im K-Pop sind aufwendig produzierte Musikvideos ein zentrales Element der Vermarktung. Neun der zehn meistgesehenen YouTube-Videos innerhalb von 24 Stunden stammen von K-Pop-Künstlern wie BTS und BLACKPINK. BTS‘ „Butter“ stellte 2021 mit 108,2 Millionen Aufrufen in den ersten 24 Stunden einen Rekord auf. Veröffentlichungen wie „Seven“ von Jung Kook feat. Latto erreichten innerhalb einer Woche 86,4 Millionen Aufrufe und übertrafen innerhalb eines Monats etablierte Pop-Acts wie Taylor Swift.

Herausforderungen und Kritik in der Popmusik

Im Pop-Genre hingegen scheint die Bedeutung von Musikvideos abzunehmen. Obwohl Titel wie Miley Cyrus‘ „Flowers“ beeindruckende Aufrufzahlen verzeichnen, bevorzugen viele Hörer:innen mittlerweile Streaming-Plattformen für den Musikkonsum. Kritiker:innen bemängeln, dass aktuelle Pop-Musikvideos oft uninspiriert und mit geringem Budget produziert sind, was es Künstler:innen erschwert, innovativ zu sein und das Publikum zu fesseln.

Zukunftsperspektiven

Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Musikvideo ein wichtiges Medium für künstlerischen Ausdruck und Markenbildung. Es bietet einzigartige visuelle Erlebnisse, die durch Audio allein nicht vermittelt werden können. Um die Relevanz von Musikvideos zu erhalten, sollten Künstler:innen und Labels verstärkt in die Entwicklung von Talenten investieren, kreative Inhalte fördern und traditionelle Medienkanäle unterstützen. Die Musikindustrie hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie sich an veränderte Konsumgewohnheiten anpassen kann, und es ist möglich, dass Musikvideos in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen.

Fazit

Musikvideos haben nach wie vor einen festen Platz in der Musikindustrie, auch wenn ihre Rolle je nach Genre und Publikum variiert. Während einige Genres wie Latin und K-Pop weiterhin stark auf visuelle Inhalte setzen, hat sich der Konsum in anderen Bereichen zugunsten von Audio-Streaming verschoben. Dennoch bieten Musikvideos Künstler:innen die Möglichkeit, ihre Geschichten visuell zu erzählen und eine tiefere Verbindung zu ihrem Publikum aufzubauen. Die kontinuierliche Anpassung an neue Technologien und Plattformen wird entscheidend sein, um die Relevanz von Musikvideos in der modernen Musiklandschaft zu sichern.

Literatur

Haddad, Jubran. „Do Music Videos Still Matter?“ How Music Charts, 28. Februar 2024. https://hmc.chartmetric.com/do-music-videos-still-matter/

27 // Musikvideos und soziale Medien

Die zunehmende Verflechtung von Musikvideos mit sozialen Medien hat die Art und Weise, wie Musik visuell präsentiert und rezipiert wird, grundlegend verändert. In seinem Kapitel Music Video Meets Social Media: Intertextuality, New Aesthetics, and the Development of New Practices untersucht Eduardo Viñuela diese Transformation und analysiert die intertextuellen Beziehungen zwischen Musikvideos und nutzergenerierten Inhalten auf Plattformen wie YouTube, TikTok und Instagram (Viñuela 2024, 41).

Die Evolution des Musikvideos in der digitalen Medienlandschaft

Während Musikvideos traditionell als audiovisuelle Erweiterung eines Songs fungierten, sind sie heute Teil eines dynamischen digitalen Ökosystems, in dem Nutzer:innen aktiv an der Reproduktion und Modifikation der Inhalte beteiligt sind. Durch die wachsende Bedeutung von Social Media entwickeln sich neue Formen der Intertextualität, die nicht nur den Produktionsprozess beeinflussen, sondern auch die Ästhetik und Distribution von Musikvideos (Viñuela 2024, 44). Diese Entwicklung führt dazu, dass sich die Grenzen zwischen offiziellen und nutzergenerierten Inhalten zunehmend verwischen. Künstler:innen greifen verstärkt auf virale Trends zurück oder binden Memes in ihre offiziellen Musikvideos ein. Zum Beispiel beschreibt das Konzept von Henry Jenkins‘ „Convergence Culture“ (2006), wie verschiedene Medienformate miteinander verschmelzen und eine neue Form der Partizipation ermöglichen (Jenkins 2006, 95).

Intertextualität und die Ästhetik sozialer Medien

Ein zentrales Merkmal der neuen Musikvideoästhetik ist die Anpassung an das visuelle und narrative Format sozialer Medien. Vertikale Videos, die früher als fehlerhaft galten, stellen mittlerweile ein Standardformat für mobile Plattformen dar (Elleström 2020, 4). Viele Künstler:innen veröffentlichen offizielle vertikale Versionen ihrer Musikvideos, um sie für Instagram Stories oder TikTok optimiert zu präsentieren. Eine weitere wichtige ästhetische Entwicklung ist die zunehmende Nutzung von „Split-Screen“. Diese ursprünglich von TikTok populär gemachte Funktion erlaubt es Nutzer:innen, eigene Performances neben bereits bestehenden Videos zu platzieren, wodurch eine neue Form der interaktiven Intertextualität entsteht (Lacasse 2018, 44). Auch prominente Künstler:innen wie Mariah Carey oder Metallica haben sich dieser Technik bedient, indem sie auf TikTok mit Fans oder fiktionalen Charakteren aus populären Serien interagierten (Viñuela 2024, 50). Zudem haben sich durch soziale Medien neue Praktiken der Audiomanipulation etabliert. Besonders beliebt sind „sped-up“ Versionen von Songs, die durch künstliches Beschleunigen oder Verlangsamen eine neue klangliche und visuelle Ästhetik erzeugen. Musiklabels haben diesen Trend erkannt und veröffentlichen mittlerweile offizielle „sped-up“ oder „slowed + reverb“ Versionen von Songs, die sich an der Ästhetik populärer TikTok-Clips orientieren (Jost 2020, 34).

Strategien der Musikvermarktung und Fankultur

Musikvideos werden zunehmend als transmediale Erzählformen konzipiert, die nicht isoliert betrachtet werden können. Stattdessen sind sie Teil umfassender digitaler Marketingkampagnen, in denen Fans aktiv in den Entstehungsprozess einbezogen werden. Social-Media-Plattformen ermöglichen es Künstler:innen, vor der offiziellen Veröffentlichung eines Musikvideos Teaser-Clips, Challenges oder exklusive Behind-the-Scenes-Aufnahmen zu teilen, um die Community zu mobilisieren (Jenkins 2007).

Ein besonders prominentes Beispiel für diese Art der strategischen Fan-Einbindung sind virale Tanz-Challenges. Jennifer Lopez und Olivia Rodrigo haben gezielt kurze Videoausschnitte ihrer Songs verbreitet und Fans dazu animiert, eigene Tanzinterpretationen zu erstellen (Viñuela 2024, 55). Diese Art der Partizipation stärkt nicht nur die Bindung zwischen Künstler:in und Publikum, sondern trägt auch zur massiven Verbreitung des Musikvideos bei.

Die Zukunft des Musikvideos in der Ära der sozialen Medien

Die Analyse von Viñuela (2024) zeigt, dass Musikvideos heute nicht mehr nur als Werbeformat für einen Song fungieren, sondern als eigenständige Kunstform, die tief in die digitale Kultur eingebettet ist. Die Grenzen zwischen offiziellen Produktionen und nutzergenerierten Inhalten verschwimmen immer weiter, und Musikvideos sind zunehmend Teil eines interaktiven Netzwerks aus Remixes, Referenzen und transmedialen Strategien. Die zunehmende Digitalisierung und die Integration sozialer Medien in die Musikproduktion werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Musikvideos profitieren nicht nur von neuen Technologien, sondern auch durch den kreativen Input der Online-Community der stetig weiterentwickelt wird (Korsgaard 2017, 110).

Literatur

Elleström, Lars. Transmediation: Some Theoretical Considerations. New York: Routledge, 2020.

Jenkins, Henry. Convergence Culture: Where Old and New Media Collide. New York: New York University Press, 2006.

Jenkins, Henry. „Transmedia Storytelling 101.“ Pop Junctions, 22. März 2007. https://henryjenkins.org/blog/2007/03/transmedia_storytelling_101.html.

Jost, Christofer. Integrated Pop: Intertextuality, Music Video, and Transmedia Production Modes in Popular Music. London: Bloomsbury, 2020.

Korsgaard, Mathias Bonde. Music Video after MTV: Audiovisual Studies, New Media, and Popular Music. London: Routledge, 2017.

Lacasse, Serge. „Toward a Model of Transphonography.“ In The Pop Palimpsest: Intertextuality in Recorded Popular Music, herausgegeben von Lori Burns und Serge Lacasse, 9–60. Ann Arbor: University of Michigan Press, 2018.

Viñuela, Eduardo. „Music Video Meets Social Media: Intertextuality, New Aesthetics, and the Development of New Practices.“ In Aesthetic Amalgams and Political Pursuits: Intertextuality in Music Videos, herausgegeben von Tomasz Dobrogoszcz, Agata Handley und Tomasz Fisiak, 41–60. New York: Bloomsbury Academic, 2024.

IMPULS // 08 „Cellophane“ von FKA Twigs

Die Symbolik des Musikvideos

„Cellophane“ ist ein Lied von FKA Twigs aus ihrem zweiten Studioalbum „Magdalene“ (2019). Die Lyrics thematisieren eine verletzliche Frau, die sich in einer komplexen Beziehung befindet und verzweifelt versucht, die Verbindung zu retten, obwohl ihre Bemühungen von der Öffentlichkeit nicht unterstützt werden und ihr Partner nicht darauf eingeht. Die Metapher des „Cellophanes“ – eine durchsichtige, fragile Plastikfolie – spielt auf die zerbrechliche und durchsichtige Natur der Gefühlswelt der Protagonistin an. Im Musikvideo wird diese Metapher auf verschiedene Weisen visuell aufgegriffen. Die visuelle Darstellung zeigt die Künstlerin FKA Twigs in einer Tanzperformance. Es zeigt Twigs, wie sie Pole Dance vor einem unsichtbaren Publikum ausführt, dabei an der Stange emporsteigt, um ein großes fliegendes Wesen zu treffen, das ihr Gesicht trägt, und schließlich in eine Art „Unterwelt“ fällt. Dort wird sie von zwei weiblichen Wesen mit Ton bedeckt.

Produktion und Regie

Das Video wurde unter der Regie von Andrew Thomas Huang gedreht, der für seine surrealen Videos bekannt ist. Huang beschrieb das Video als „Bild ihrer Aufstiege und dem Fall durch ein Bild von sich selbst“. Es wurde von Pitchfork zum besten Musikvideo des Jahres 2019 gewählt (Wikipedia, 2024). FKA Twigs ist nicht nur Sängerin, sondern auch Tänzerin und Choreografin. Die Zusammenarbeit mit den technischen Aspekten der Produktion, wie der Kameraführung und der Beleuchtung, ist für die Effektivität des Musikvideos entscheidend. Die Kamera bewegt sich durch die Szenen, folgt den Bewegungen der Tänzerin und verstärkt so das Gefühl der Intimität und Fragilität. Ein weiteres Element ist die Beleuchtung: Sie ist minimalistisch und dramatisch, wodurch die Figur der Protagonistin stark in den Vordergrund tritt. Der Einsatz von Schatten und Licht sorgt für eine surrealistische Atmosphäre. Die Choreografie des Videos, die von FKA Twigs selbst entwickelt wurde, spielt eine zentrale Rolle in der Darstellung der emotionalen und körperlichen Auseinandersetzung der Protagonistin. FKA Twigs, die auch als Tänzerin ausgebildet ist, nutzt ihre Expertise, um den Tanz als eine visuelle Metapher für die innere Reise der Protagonistin zu verwenden. In einer Erklärung zur Veröffentlichung von „Cellophane“ gab Twigs bekannt, dass sie über ein Jahr lang Pole Dance gelernt hatte, bevor das Musikvideo gedreht wurde, um ihre Vision für das Video zu verwirklichen (Wikipedia, 2024).

3D

Im Musikvideo zu „Cellophane“ von FKA Twigs wird auch die Verwendung von 3D-Elementen eingesetzt. Der 3D-Part des Videos ist sowohl technisch als auch symbolisch komplex und spielt eine entscheidende Rolle in der Schaffung der surrealen Welt. Ein Beispiel für den Einsatz von 3D-Technologie findet sich in der Szene, in der FKA Twigs in einem riesigen, transparenten Netz aus schimmernden Fäden gefangen ist. Dieses Netz ist nicht nur ein physisches Element, sondern auch eine digitale, computergenerierte Struktur. Das Netz wird durch digitale Effekte erzeugt, die es ermöglichen, mit der Perspektive und dem Raum zu spielen. Ein weiteres Element ist die Verwendung von 3D-Animationen, die während der Tanzsequenzen in den Raum integriert werden. Die digitalen Elemente, wie abstrakte geometrische Formen und amorphe, pulsierende Strukturen, interagieren mit den Bewegungen der Tänzerin. Der Effekt ist eine Verschmelzung von realer und digitaler Welt. Zusätzlich wird in mehreren Szenen eine digitale Verzerrung verwendet.

Relevanz

Das Musikvideo zu „Cellophane“ ist nicht nur sehr inspirierend und schön anzusehen, sondern ist auch ein starkes Statement: Der Tanz, die Regie und die emotionale Tiefe. Es geht nicht nur um Unterhaltung, sondern um Themen, die viele Frauen betreffen: Öffentliche Beurteilung und die Herausforderungen im privaten sowie auch im Berufsleben. Das Video ist ein weiterer Impuls für die Diskussion darüber, wie Frauen in der Musik- und Filmbranche immer noch mit spezifischen Hürden zu kämpfen haben.

Literatur

Wikipedia, „Cellophane (FKA Twigs song)“, zuletzt geändert am 20. November 2024, Zugriff am 07.Februar, 2025, https://en.wikipedia.org/w/index.phptitle=Cellophane_(FKA_Twigs_song)&oldid=1258507962 

26 // Musikvideos nach MTV

Musikvideos sind heute allgegenwärtig, insbesondere durch Plattformen wie YouTube und soziale Medien. Dennoch nimmt die akademische Forschung dieses Mediums oft nicht dieselbe prominente Stellung ein wie seine Popularität im kulturellen Diskurs. Mathias Bonde Korsgaards Buch Music Video After MTV: Audiovisual Studies, New Media, and Popular Music (2017) schließt diese Lücke, indem er Musikvideos nicht nur als kommerzielle Produkte betrachtet, sondern als eigenständige audiovisuelle Kunstform analysiert. Der Autor verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der Musikforschung, Medienwissenschaft und Kulturstudien verbindet.

Die Entwicklung des Musikvideos: Von MTV zur digitalen Ära

In den 1980er- und frühen 1990er-Jahren spielten Musikvideos eine entscheidende Rolle in der Popkultur, insbesondere durch den Fernsehsender MTV. Mit dem Aufstieg des Internets und Plattformen wie YouTube erlebte das Musikvideo jedoch eine Transformation, die seine Produktions-, Distributions- und Rezeptionsweisen grundlegend veränderte. Korsgaard argumentiert, dass sich das Medium in einem „permanenten Zustand simultaner Krise und Erneuerung“ befinde: Während das klassische Musikvideo-Format in der Fernsehlandschaft an Relevanz verlor, erlebte es online eine zweite Blütezeit (Korsgaard 2017, 3).

Dieses Phänomen beschreibt er als „Post-Musikvideo“-Ära, in der neue Formen wie interaktive Videos, Musikvideo-Apps und nutzergenerierte Inhalte entstehen. Korsgaard zeigt auf, dass Musikvideos nicht nur als eigenständiges Medium zu betrachten sind, sondern dass sie zunehmend andere audiovisuelle Formate beeinflussen, von Film und Werbung bis hin zu digitalen Kunstprojekten.

Audiovisuelle Ästhetik und die „Musikalisierung der Vision“

Ein zentraler Beitrag des Buches ist Korsgaards Konzept der Musikalisierung der Vision. Während Musikvideos oft als visuelle Ergänzungen zu Songs wahrgenommen werden, argumentiert der Autor, dass das Zusammenspiel von Bild und Musik eine komplexere Beziehung aufweist. Die visuelle Gestaltung eines Musikvideos wird nicht nur durch das Narrativ oder die Ästhetik des Films, sondern durch die musikalische Struktur selbst geprägt (Korsgaard 2017, 62). Er illustriert dies anhand von Fallstudien zu Musikvideos von Künstlern wie Michel Gondry und Chris Cunningham, die audiovisuelle Techniken einsetzen, um musikalische Strukturen zu visualisieren. Zum Beispiel analysiert Korsgaard das Video zu Star Guitar von The Chemical Brothers, bei dem visuelle Elemente wie Landschaften und Bewegung strikt auf den Rhythmus der Musik abgestimmt sind (ebd., 73). Diese enge Verzahnung zwischen Ton und Bild unterscheidet das Musikvideo grundlegend von anderen audiovisuellen Medien wie dem Spielfilm. Während Filme oft auf lineare Erzählstrukturen setzen, arbeiten Musikvideos häufig mit assoziativen oder fragmentierten Bildern, die eher musikalische als narrative Prinzipien widerspiegeln.

Korsgaard argumentiert, dass Musikvideos in ihrer heutigen Form zunehmend hybride Räume schaffen, in denen verschiedene Medienformen miteinander verschmelzen. Dies zeigt sich besonders deutlich in interaktiven und immersiven Musikvideos, die auf digitalen Plattformen experimentelle audiovisuelle Erlebnisse ermöglichen (Korsgaard 2017, 144). Ein Beispiel hierfür ist das Musikvideo We Used to Wait von Arcade Fire, das als interaktive Web-Erfahrung konzipiert wurde. Durch die Nutzung von Google Maps und personalisierten Inhalten werden Zuschauer:innen in das Video eingebunden, wodurch eine neue Form der Medienrezeption entsteht (ebd., 106). Darüber hinaus thematisiert Korsgaard die Rolle von User-Generated Content, Remixen und viralen Trends, die dazu beitragen, dass Musikvideos nicht mehr als abgeschlossene Werke betrachtet werden, sondern als fluides, partizipatives Medium. Diese Entwicklung steht im Einklang mit der zunehmenden Medienkonvergenz, in der Grenzen zwischen Film, Musik, Werbung und Social Media immer weiter verschwimmen.

Relevanz der Musikvideoforschung in der digitalen Kultur

Korsgaards Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur akademischen Beschäftigung mit Musikvideos, indem es zeigt, dass diese weit mehr sind als bloße Werbeclips für Künstler:innen. Vielmehr handelt es sich um eine eigenständige Kunstform, die tief in die zeitgenössische Medienkultur eingebettet ist.

Mit seinem interdisziplinären Ansatz stellt Korsgaard eine Brücke zwischen Musik- und Medienwissenschaft her und liefert eine systematische Analyse der post-millennialen Entwicklung des Musikvideos. Besonders wichtig ist sein theoretischer Rahmen zur Audiovisualität, der es ermöglicht, Musikvideos nicht nur als visuelle Werke, sondern als komplexe mediale Phänomene zu verstehen. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Hybridisierung audiovisueller Medien bleibt die Auseinandersetzung mit Musikvideos auch in Zukunft ein zentrales Thema in den Kultur- und Medienwissenschaften. Korsgaards Arbeit bietet eine fundierte Grundlage für weitere Forschungen und eröffnet neue Perspektiven auf ein Medium, das trotz seiner omnipräsenten Verfügbarkeit oft unterschätzt wird.

Literatur

Korsgaard, Mathias Bonde. Music Video After MTV: Audiovisual Studies, New Media, and Popular Music. New York: Routledge, 2017.

25 // Die Bedeutung von Musikvideos für die Musikwahrnehmung

Musikvideos sind ein fester Bestandteil der modernen Musikkultur und beeinflussen die Wahrnehmung und das Erleben von Musik auf vielfältige Weise. Die Studie von Johanna N. Dasovich-Wilson, Marc Thompson und Suvi Saarikallio mit dem Titel Exploring Music Video Experiences and Their Influence on Music Perception (2022) bietet eine detaillierte Untersuchung darüber, wie Musikvideos die Interpretation, emotionale Reaktionen und Erinnerungen an Musik beeinflussen.

Hintergrund und Zielsetzung der Studie

Dasovich-Wilson et al. (2022) setzen sich mit der Frage auseinander, warum und in welchen Situationen Menschen Musikvideos konsumieren und welche psychologischen Prozesse dabei eine Rolle spielen. Während frühere Studien die Rolle von Musik in Filmen untersucht haben (Cohen 2001; Boltz 2004), wurde das Medium Musikvideo bislang wenig erforscht. Die Autoren argumentieren, dass Musikvideos nicht nur der Promotion dienen, sondern eine eigenständige Kunstform darstellen, die das musikalische Erlebnis tiefgreifend verändern kann.

Methodik

Die Studie basiert auf einer qualitativen Analyse von Online-Fragebögen, die von 34 Teilnehmenden mit einem Durchschnittsalter von 22,4 Jahren ausgefüllt wurden. Die Forschenden entwickelten ein theoretisches Modell, das den Musikvideo-Konsum in vier Phasen unterteilt: Intention, Attention, Reaction und Retention (IARR-Modell). Diese Phasen beschreiben den Entscheidungsprozess für das Ansehen von Musikvideos, die Wahrnehmung während des Betrachtens, emotionale Reaktionen sowie die langfristigen Auswirkungen auf die Musikwahrnehmung.

Ergebnisse

1. Intention (Absicht)

Die Entscheidung, ein Musikvideo zu schauen, wird von emotionalen, kognitiven und sozialen Faktoren beeinflusst. Viele Teilnehmende gaben an, dass sie Musikvideos zur Stimmungsregulierung nutzen oder um mehr über die Bedeutung der Lieder zu erfahren. Andere nannten soziale Einflüsse, wie Empfehlungen von Freund:innen oder Trends in sozialen Medien (Dasovich-Wilson et al. 2022, 8).

2. Attention (Aufmerksamkeit)

Während des Betrachtens von Musikvideos lenken unterschiedliche Faktoren die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen. Die Befragten beschrieben, dass visuelle Elemente wie Farbgebung, Schnitttechnik oder Synchronität mit der Musik entscheidend für das Erleben des Videos sind. Auch narrative Strukturen, also ob das Video eine Geschichte erzählt, beeinflussen die Wahrnehmung erheblich (Dasovich-Wilson et al. 2022, 10).

3. Reaction (Reaktion)

Emotionale Reaktionen auf Musikvideos variieren stark. Während einige Teilnehmende berichteten, dass Musikvideos ihre emotionale Verbindung zu einem Lied vertieften, empfanden andere bestimmte Videos als irritierend, insbesondere wenn sie nicht mit ihrer persönlichen Interpretation des Songs übereinstimmten. Dies deutet darauf hin, dass Musikvideos nicht nur verstärkend, sondern auch überformend auf die Musikwahrnehmung wirken können (Dasovich-Wilson et al. 2022, 11).

4. Retention (Speicherung und langfristige Wirkung)

Ein Schlüsselergebnis der Studie ist, dass Musikvideos langfristige Auswirkungen auf das Gedächtnis und die Interpretation eines Songs haben. Viele Befragte gaben an, dass sie beim erneuten Hören eines Songs automatisch an Szenen aus dem dazugehörigen Musikvideo denken. Diese visuelle Gedächtnisverknüpfung kann das emotionale Erleben der Musik nachhaltig verändern (Dasovich-Wilson et al. 2022, 12).

Bedeutung der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass Musikvideos weit über die bloße visuelle Begleitung eines Songs hinausgehen. Sie beeinflussen die emotionale Wirkung, die kognitive Verarbeitung und die langfristige Erinnerung an Musik. Das IARR-Modell bietet eine nützliche theoretische Grundlage, um die komplexen Interaktionen zwischen Musik, Bild und individuellen Hörerfahrungen besser zu verstehen.

Ein interessanter Aspekt ist, dass Musikvideos nicht immer positiv wahrgenommen werden. Einige Teilnehmende berichteten, dass Musikvideos ihre persönliche Beziehung zu einem Song veränderten oder sogar beeinträchtigten, wenn das visuelle Konzept nicht mit ihrer eigenen Interpretation übereinstimmte. Dies deutet darauf hin, dass Musikvideos nicht nur als Verstärker von musikalischen Emotionen fungieren, sondern auch als kognitive Umdeutungsmechanismen wirken können.

Fazit

Die Studie von Dasovich-Wilson et al. (2022) zeigt, dass Musikvideos eine bedeutende Rolle in der Musikwahrnehmung spielen. Durch das IARR-Modell wird deutlich, dass die Entscheidung, ein Musikvideo anzusehen, stark von emotionalen, sozialen und kognitiven Faktoren abhängt. Die visuelle Gestaltung beeinflusst die Wahrnehmung eines Songs erheblich, und diese Wirkung kann langfristig erhalten bleiben. Damit liefert die Studie wertvolle Impulse für die Musikpsychologie sowie für die Musik- und Medienindustrie.

Literatur

Boltz, Marilyn G. 2004. „The Cognitive Processing of Film and Musical Soundtracks.“ Memory & Cognition 32 (7): 1194-1205.

Cohen, Annabel J. 2001. „Music as a Source of Emotion in Film.“ Music and Emotion: Theory and Research, hrsg. von Juslin, Patrik N. und John A. Sloboda, 249-272. Oxford: Oxford University Press.

Dasovich-Wilson, Johanna N., Marc Thompson und Suvi Saarikallio. 2022. „Exploring Music Video Experiences and Their Influence on Music Perception.“ Music & Science 5 (1): 1-18. https://doi.org/10.1177/20592043221117651.

IMPULS // 07 Women Don’t Owe You Pretty

Das Buch Women Don’t Owe You Pretty (2020) von Florence Given ist ein Appell an Frauen, gesellschaftliche Erwartungen zu hinterfragen und sich aus normativen Zwängen zu befreien. Es richtet sich vor allem an eine jüngere Zielgruppe und vermittelt feministische Grundgedanken. Es behandelt Themen wie Schönheitsnormen, Selbstwertgefühl, toxische Beziehungen, Patriarchatskritik und die Bedeutung von Intersektionalität. Das Buch hat mich sehr inspiriert und bietet wertvolle Impulse zur Reflexion über weibliche Inszenierung, medialer Darstellung und die Herausforderungen, denen Frauen in kreativen Industrien begegnen.

Das Buch

Florence Given beginnt ihr Buch mit einer grundlegenden Kritik an internalisierten patriarchalen Strukturen. Sie argumentiert, dass Frauen von klein auf beigebracht wird, sich selbst über den Blick anderer zu definieren – insbesondere über den männlichen Blick. Sie fordert dazu auf, diese Prägung bewusst zu erkennen und aktiv zu hinterfragen. Ein zentraler Gedanke des Buches ist, dass Frauen niemandem Schönheit oder Anpassung schulden – weder Männern noch der Gesellschaft oder den sozialen Medien.

In den ersten Kapiteln beschäftigt sich Given mit dem Konzept des „Male Gaze“ (männlicher Blick) und erklärt, wie Frauen durch Erziehung, Medien und gesellschaftliche Erwartungen dazu gebracht werden, sich selbst aus einer männlichen Perspektive zu betrachten. Diese Selbstwahrnehmung führt oft dazu, dass Frauen ihr Verhalten, ihr Aussehen und sogar ihre Ambitionen an männlichen Vorstellungen ausrichten.

Weitere Kapitel widmen sich der Dekonstruktion toxischer Beziehungsdynamiken. Given argumentiert, dass Frauen oft in destruktiven Beziehungen verharren, weil sie dazu sozialisiert wurden, sich selbst zurückzustellen und die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen zu stellen. Sie fordert Frauen auf, ihre eigenen Grenzen zu setzen und Beziehungen zu hinterfragen, die auf Abhängigkeit oder emotionaler Manipulation basieren. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Bedeutung von Selbstliebe und radikaler Akzeptanz. Given argumentiert dafür, dass Frauen ihre Körper so annehmen, wie sie sind, und sich nicht dem Druck unterwerfen sollten, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen.

Relevanz

Das Buch bietet nicht nur einen theoretischen Rahmen für die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, sondern auch konkrete Impulse. Die Filmbranche ist eine visuell geprägte Industrie. Insbesondere Regisseur:innen und Produzent:innen stehen vor der Herausforderung, weibliche Darstellungen zu hinterfragen und neue visuelle Narrative zu schaffen, die nicht nur männliche Sehgewohnheiten bedienen. Ein zentraler Punkt in Givens Werk ist die Idee der Selbstbestimmung über die eigene Darstellung. In der Filmproduktion bedeutet das, dass Künstler:innen, Regisseur:innen und Kreative aktiv gegen sexistische Bildsprache arbeiten können, indem sie alternative Inszenierungen entwickeln.

Florence Givens Women Don’t Owe You Pretty ist ein Buch, das feministische Themen in einer modernen und zugänglichen Weise vermittelt. Es fordert dazu auf, toxische Strukturen zu erkennen und sich bewusst für eine selbstbestimmte Darstellung einzusetzen. Besonders im Kontext der Filmproduktion, in der Inszenierung und visuelle Ästhetik eine zentrale Rolle spielen, bietet das Buch wertvolle Anstöße für eine geschlechterbewusste Medienkritik. Die darin angesprochenen Themen, wie zum Beispiel die Reflexion über den „Male Gaze“ und die Selbstinszenierung von Frauen, sind besonders relevant für meine Masterarbeit und die Untersuchung geschlechterbewusster Produktionspraktiken.

Literatur

Given, Florence. 2020. Women Don’t Owe You Pretty. London: Cassell.

IMPULS // 06 Inventing Anna

Die Netflix-Serie Inventing Anna (2022) erzählt die (mehr oder weniger) wahre Geschichte der Hochstaplerin Anna Sorokin, die sich unter dem Namen Anna Delvey als reiche Erbin ausgab, um Zugang zur New Yorker High Society zu erlangen. Basierend auf dem investigativen Artikel „How Anna Delvey Tricked New York’s Party People“ von Jessica Pressler (2018) beleuchtet die Serie die Mechanismen von Macht, Täuschung und Geschlechterrollen in einer von Männern dominierten Finanz- und Medienwelt. Die Serie ist nicht nur spannend, sondern bietet auch gesellschaftskritische Ansätze, die für meine Masterarbeit relevant sind und insbesondere als Impuls dienen können.

Handlung

Die Serie folgt der Journalistin Vivian Kent (inspiriert von Jessica Pressler), die sich mit der Geschichte von Anna Delvey auseinandersetzt. Anna, eine russischstämmige Frau, gibt sich als wohlhabende deutsche Erbin aus und schafft es, sich in exklusive Kreise einzuschleusen. Sie überzeugt Geschäftsleute, Hotelmanager und Freund:innen, ihr Geld zu leihen, mit dem Versprechen, es bald zurückzuzahlen. Während sich die Wahrheit um Annas Identität langsam entwirrt, zeigt die Serie ihre Verhaftung und den darauffolgenden Prozess. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern Anna eine Betrügerin oder vielmehr eine Frau ist, die mit männlichen Strategien spielt, um sich in einer von Machtstrukturen geprägten Welt zu behaupten.

Inszenierung von Weiblichkeit und Macht

Anna Sorokin ist eine faszinierende Figur, weil sie die gängigen Vorstellungen von Weiblichkeit in der Finanzwelt unterwandert. Sie nutzt ihr äußeres Erscheinungsbild, ihr selbstbewusstes Auftreten und ein perfektioniertes Storytelling, um sich als vertrauenswürdige Geschäftsfrau zu inszenieren. Dabei folgt sie bewusst Stereotypen, um Erwartungen zu bedienen: Sie kleidet sich modisch, spricht mit Überzeugung und nutzt soziale Medien, um ihre vermeintliche Exklusivität zu inszenieren. Doch ihre Strategie beruht nicht nur auf oberflächlichen Attributen – sie versteht es, sich in männerdominierte Räume zu begeben und dort ernst genommen zu werden. Die Darstellung von Anna in der Serie wirft Fragen nach den Mechanismen auf, mit denen Frauen sich in solchen Bereichen behaupten müssen. Während männliche Unternehmer für ihre Risikobereitschaft gefeiert werden, wird Anna als Hochstaplerin kriminalisiert. Diese doppelte Moral ist in vielen Branchen erkennbar.

Weibliche Narrative und mediale Rezeption

Ein interessanter Aspekt von Inventing Anna ist die mediale Rezeption des Falls. Während Anna selbst als machtbewusste Frau dargestellt wird, die sich nicht scheut, bestehende Strukturen zu hinterfragen, inszeniert die Presse sie oft als manipulative Betrügerin. Dieses Spannungsfeld zeigt sich auch in der realen Medienlandschaft, in der Frauen in der Unterhaltungsbranche oft kritischer betrachtet werden als ihre männlichen Kollegen.

Für meine Masterarbeit ist dieser Aspekt daher besonders relevant. Frauen, die sich in männlich dominierten Branchen durchsetzen möchten, sehen sich nicht nur strukturellen Barrieren gegenüber, sondern müssen sich auch einer kritischen Öffentlichkeit stellen, die ihre Erfolge oft anders bewertet als die von Männern. Annas Geschichte dient als Beispiel dafür, wie Frauen sich durch Inszenierung und strategisches Geschichtenerzählen einen Platz in diesen Räumen erkämpfen – eine Dynamik, die auch in der Filmproduktion zu beobachten ist, wo Regisseurinnen und Produzentinnen häufig doppelte Standards erfahren.

Impuls

Inventing Anna zeigt, dass Frauen in (kreativen) Branchen oft gezwungen sind, sich stärker zu behaupten und gleichzeitig mit negativen Stereotypen zu kämpfen. Die Serie wirft dabei relevante Fragen auf: Wie können sich Frauen in Männern dominierten Industrien behaupten, ohne als „unprofessionell“ oder „manipulativ“ abgestempelt zu werden? Wie beeinflussen mediale Narrative das Bild von Frauen in Machtpositionen?

Die Serie – die auf einer wahren Begebenheit basiert – ist weit mehr als nur eine Geschichte über Betrug. Sie ist eine Reflexion über weibliche Machtstrategien, mediale Repräsentation und strukturelle Barrieren. Sie zeigt, dass Erfolg für Frauen oft strengeren Maßstäben unterliegt und dass Inszenierung ein wesentliches Element ist, um sich in männlich dominierten Branchen zu behaupten.

IMPULS // 05 Das Musikvideo

Die Entwicklung des Musikvideos von den frühen Tagen des Musikfernsehens bis zur heutigen Dominanz digitaler Plattformen ist ein bemerkenswerter Prozess der Mediengeschichte. Der Artikel „The Impact of Music Videos in the Digital Age – From MTV to YouTube“ von DE MODE analysiert diese Transformation und hebt hervor, wie sich die Produktion, Verbreitung und Rezeption von Musikvideos durch technologische Innovationen verändert.

Die Evolution des Musikvideos

Mit der Einführung von MTV in den 1980er-Jahren wurden Musikvideos zu einer zentralen Form der künstlerischen Darstellung und Vermarktung von Musik. MTV bot Künstler:innen eine Plattform, um ihre kreative Vision visuell umzusetzen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Die Arbeit von Regisseure wie Spike Jonze, Michel Gondry und Hype Williams trug dazu bei, Musikvideos als eigenständige Kunstform zu etablieren, indem sie innovative Erzähltechniken und visuelle Stilmittel einsetzten Besonders bemerkenswert war der Einfluss von Musikvideos auf Mode, Werbestrategien und soziale Diskurse. Beispiele wie Michael Jacksons „Thriller“ oder Madonnas „Like a Prayer“ zeigen, wie Musikvideos gesellschaftliche Debatten anstoßen und kulturelle Trends beeinflussen konnten. Neben der reinen Unterhaltung wurden Musikvideos auch als Mittel zur politischen und sozialen Kommentierung genutzt. Madonna inszenierte sich in „Like a Prayer“ bewusst in einem religiös aufgeladenen Kontext, während Rage Against the Machine mit „Sleep Now in the Fire“ Kapitalismuskritik in ihr visuelles Konzept integrierten. Dies zeigt, dass Musikvideos nicht nur ein kreatives Medium, sondern auch ein Werkzeug zur Meinungsäußerung sind. Mit der digitalen Wende verlor MTV jedoch an Relevanz, und Plattformen wie YouTube übernahmen die Funktion der zentralen Distributionskanäle für Musikvideos. Diese Entwicklung ermöglichte es Künstler:innen, unabhängig von traditionellen Gatekeepern Inhalte zu produzieren und direkt mit ihrem Publikum zu interagieren. YouTube und soziale Medien wie Instagram und TikTok spielen heute eine entscheidende Rolle dabei, Trends zu generieren und den Austausch über Musikvideos zu fördern. Dadurch wurde die Musikvideoproduktion zwar demokratischer, doch es entstanden auch neue Herausforderungen, insbesondere im Wettbewerb um Aufmerksamkeit in einer zunehmend fragmentierten Medienlandschaft.

Ein wichtiger Aspekt dieser Entwicklung ist die sich wandelnde Produktionsweise von Musikvideos. Während früher hohe Budgets erforderlich waren, um ein qualitativ hochwertiges Musikvideo zu drehen, ermöglichen moderne Technologien und niedrigere Produktionskosten nun auch unabhängigen Künstler:innen, professionelle Videos zu erstellen. Dieser Wandel hat insbesondere jungen Kreativen den Zugang zur Musikvideoproduktion erleichtert. Gleichzeitig hat er jedoch zu einer Flut an Inhalten geführt, wodurch es für einzelne Videos schwieriger geworden ist, aus der Masse hervorzustechen.

Die Wirkung von Musikvideos auf Popkultur und Medienlandschaft

Musikvideos haben nicht nur die Musikindustrie revolutioniert, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen Musik konsumieren und erleben. Sie haben sich von bloßen Werbemitteln für Songs zu autonomen Kunstwerken entwickelt, die oft eigene Narrative entfalten. Gerade in der heutigen digitalen Ära, in der visuelle Inhalte dominieren, bleibt das Musikvideo ein Schlüsselmedium zur Markenbildung von Künstlern.

Die zunehmende Bedeutung von Social Media hat zudem eine interaktive Dimension in die Musikvideokultur gebracht. Soziale Plattformen wie TikTok erlauben es Nutzern, Clips aus Musikvideos zu remixen, zu parodieren oder durch Challenges weiterzuverbreiten. Dies führt dazu, dass Musikvideos nicht mehr nur als fertige Produkte konsumiert, sondern aktiv weiterentwickelt werden. Virale Tanzchallenges oder kreative Interpretationen von Fans können dazu beitragen, dass ein Song weltweit Beachtung findet und in den Charts steigt. Ein weiteres Phänomen, das durch die Digitalisierung verstärkt wurde, ist die zunehmende Vermischung von Musikvideos mit Werbung und Markenstrategien. Viele Künstler:innen arbeiten heute eng mit Mode- oder Technologieunternehmen zusammen, um Musikvideos als Werbeplattformen zu nutzen. Dies hat einerseits neue Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen, andererseits aber auch Bedenken hinsichtlich der künstlerischen Integrität aufgeworfen.

Relevanz

Der Artikel von DE MODE verdeutlicht die transformative Kraft des Musikvideos und zeigt, wie sich die Branche von einer durch MTV dominierten Phase zu einer digitalen Landschaft entwickelt hat, in der Plattformen wie YouTube und soziale Medien zentrale Rollen spielen. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für das Verständnis der modernen Medienlandschaft, da sie verdeutlichen, dass technologische Innovationen nicht nur neue Chancen, sondern auch neue Herausforderungen für die Musikindustrie und die Kreativwirtschaft mit sich bringen. Die Demokratisierung durch digitale Plattformen bietet Möglichkeiten für neue Stimmen in der Branche, erfordert jedoch gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen der Sichtbarkeit und Verteilung kreativer Ressourcen. Das Musikvideo hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neu erfunden und wird (hoffentlich) auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Verbindung von Musik, Kunst und Technologie spielen.

Literatur

DE MODE. „The Impact of Music Videos in the Digital Age – From MTV to YouTube.“ DE MODE Magazine, 7. Februar 2024. https://www.demodemagazine.com.