Impuls #2 – Page Artikel (Skip) Intro

Jede Person, welche Streaming Angebote nutzt, kennt ihn – den Skip Intro Knopf. Wahrscheinlich verwenden viele dieser Personen diesen Knopf jedes Mal. Somit stellt sich legitimerweise die Frage: weshalb gibt es Titelsequenzen überhaupt noch?

Abgesehen von rechtlichen Gründen besitzen Titelsequenzen viele wichtige Parameter, weshalb sie eigentlich heute immer noch unabdinglich sind. Mit dem Zukunftspotential und gestalterischen Möglichkeiten beschäftigt sich auch Antje Dohmann in ihrem Artikel Skip Intro erschienen im Page 09/24 Magazin.

Der Einsatz von Titelsequenzen startete vor allem durch das Wirken des Designers Saul Bass, mit seinen zweidimensionalen und sehr grafischen Intros zu Filmen wie Vertigo oder Psycho. Seit dieser Zeit hat sich viel im Feld der Titelsequenzen-Gestaltung getan. In den letzten Jahren sind Vor- und Abspänne wieder vor allem in Serien populär geworden, da sie eine geeignete Leinwand sind, Kernelemente der vorangegangen Geschichte oder Hinweise auf die Handlung der bevorstehenden Episoden wiederzugeben.

Auch der steigende Medienkonsum führt dazu, dass es immer wichtiger wird sich prägnant von anderen abzusetzen. So kann eine plakative visuelle Identität für einen Film oder Serie schon dabei helfen, dass das Publikum durch die Verwendung von graphischen Elementen, Intro-Musik oder Typografie der Titelsequenz an diesen bestimmten Film oder Serie denken.

Die Titelsequenzen sind zwar durch die Entscheidungsfreiheit, welcher der „Skip Intro-Knopf“ den Nutzer:innen bietet, als Gegenbewegung dazu generell kürzer geworden, doch in ihrer visuellen Erscheinung stehen sie ihren längeren Artgenossen in nichts nach. Hier führt Dohmann das Beispiel des stimmungsgebenden Vorspanns von der Serie Killing Eve an, bei der eine messerscharfe Schrift verwendet wird von der Blut tropft.

Durch die technische Entwicklung kann man auf der gestalterischen Ebene mit vielen Möglichkeiten herumexperimentieren. Beispielsweise kann jede Folge einer Serie einen neuen, zur Folge passenden Titelvorspann haben, wie es die Design Agentur Pentagram New York für die Serie „Bupkis“ rund um den Comedian Pete Davidson realisiert hat.

Während in den USA es Gestaltungsbüros gibt, welche sich völlig dem Main Title Design verschrieben haben, sieht es im deutschsprachigen Raum ganz anders aus. Oft stammen Titelsequenzen von deutschsprachigen Produktionen von Animationsstudios, welche auch Werbung und Branding Projekte realisieren. Diesen Unterschied kann man durch die Budgetdifferenzen zwischen Hollywoodproduktionen und deutschsprachigen Produktionen erklären. Trotzdem merkt man auch einen Wandel in Deutschland. Vor allem Streamingserien, wie beispielsweise How to Sell Drugs Online (fast) helfen dabei, dass dieser Gestaltungsbereich immer mehr floriert.

Abspann

Die Gestaltung der Abspänne haben in den letzten Jahren auch erhöhte Aufmerksamkeit der Kreativschaffenden bekommen. Das Setting – die angehenden Lichter und das aufstehende Publikum – ist für die Gestaltung der Abspänne zwar undankbarer als bei Vorspännen, doch der Reiz besteht, das Publikum mit einem passenden Abspann sanft aus dem Handlungsstrang des Films herauszuführen. Beispielsweise erzählt Silke Sieler vom Studio This is Y im Artikel ihre Herangehensweise zum Abspann für den Film Chantal im Märchenland darüber, dass die grundlegende Idee war, den Abspann wie ein modernes farbenfrohes Märchenbuch aufzubauen. So wurden Rollenbildern und Klischees von Märchen „modernisiert“. Auf Wünsche vom Regisseur Bora Dağtekin wurden Szenen aus dem Film mit einem Twist (z.b. es explodieren plötzlich Dinge) auch inhaltlich abgebildet. Fokus lag auf der allgemeinen Stimmung des Films: witzig und der feministisch-rotzige Attitüde der Protagonistin.

Welche Fähigkeiten braucht es für das Title Design?

  • Storytelling: Es geht darum die Handlung des Films, Serie etc. auf eigene Art und Weise nachzuerzählen
  • gutes Konzept
  • Verständnis für Schnitt, Sounddesign, Komposition, Typografie
  • geschlossenes Auftreten des Brandings des Projektes und Titelsequenz (Stichpunkt: gleiche Typografie).

Meine Schlüsse für die Masterarbeit

Dieser Artikel hat mir interessante Impulse für meine Masterarbeit zu den Themen:

  • Länge der Titelsequenz
  • Platzierung der Titelsequenz
  • Storytelling-Tool (z.b. was wenn jede Folge einen eigenen Vorspann erhält)
  • Potential in der kommerziellen Vermarktung des Films/ der Serie
  • Setting als Hilfestellung, um das Publikum in den Film / Serie einzuführen oder auszuklingen
  • Aufstellung im deutschsprachigen Raum

Zitate zum merken

„Eine Titelsequenz ist wie das Cover eines Buches. Sie kann nicht nur wichtige Informationen vermitteln, sondern auch visuelle Referenzen liefern, die Stimmung und den Ton vorgeben und die Vorfreude auf die kommende Geschichte steigern“ (Dohmann zit. Ben Woodlook 2024, S.37).

„‚Title Design‘ können die Ouvertüre sein, der Moment in dem sich der Vorhang hebt und das Publikum sich auf eine neue Welt einlässt. Genauso können sie aber überhaupt keine Rolle spielen – nämlich dann, wenn die Zuschauer:innen „Skip Intro“ drücken“ (Dohmann zit. Emily Oberman 2024, S.38).

Weiterführende Links

Pentagram New Yorks Portfolio mit verschiedesten Title Designs für Film, Serien und Festivals sowie anderen Design Projekten: 

https://www.pentagram.com/work/sector/entertainment

Page Online Artikel über Chantal im Märchenland Abspann + Abspann und Stills (In der 2D-Paperfold Ästhetik im 3D-Raum) 

Quelle

Dohmann, Antje: Skip Intro. In: page N°02 09.2024, S.35-45

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