Wahrnehmung schulen – GELB

Diese Woche habe ich damit gestartet, immer wenn Zeit ist, mit meiner Kamera loszuziehen und Objekte mit einer bestimmten Farbe zu fotografieren. Die Idee zu dieser Übung habe ich aus dem Buch “Mit offenen Augen”. Durch diese Übung wird die eigene Wahrnehmung geschult. Es war interessant zu sehen, wie sich meine eigene Wahrnehmung veränderte. Auf einmal sah ich überall Briefkästen. Ohne diesen Farb-Fokus auszuwählen, wäre sie mir nicht bewusst aufgefallen. Wenn ihr einen Briefkasten in der Grazer Innenstadt braucht – ich kann sie euch zeigen. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine gelben Ergebnisse mit euch teilen.

02 – Pareidolie

Geschichte des Wahrnehmungsphänomens

Die Pareidolie (Neigung des menschlichen Geistes, in abstrakten Mustern und Formen vermeintliche Gesichter oder bekannte Objekte zu erkennen) ist ein Phänomen, das bereits in der Höhlenkunst zur Zeit des Jungpaläolithikums beobachtet werden kann. Die Merkmale des Ortes wurden hier in die Malerei eingebunden.[1]

Untersucht wurde das bereits damals aufgetretene Phänomen in zwei spanischen Höhlensystemen –  Las Monedas und La Pasiega.
Die Menschen zu dieser Zeit malten vorwiegend Tiere. Bisons, Steinböcke oder auch Pferde zählten zu den verwendeten Motiven.
Die Gegebenheiten der Höhlen, in denen die Malereien angefertigt wurden, waren Teil der Höhlenkunst. Erhebungen oder Vertiefungen des Gesteins wurden genutzt, um Rücken oder Hörner der Tiere abzubilden.[2]

Menschliche Entwicklung

Die schnelle Interpretation von Bildern und das Erkennen von Gesichtern könnte auf einer natürlichen Alarmfunktion beruhen, die sicherstellen soll, dass Menschen im Alltag versteckte Personen erkennen können. Diese Fähigkeit ist für sozial organisierte Lebewesen, wie den Menschen, von entscheidender Bedeutung, da sie die wichtigste Grundlage für soziale Interaktionen darstellt.
Geringfügige Anzeichen werden sehr schnell als Gesicht identifiziert und als reale Menschen bewertet – hierbei werden sofort Emotionen zugeordnet.
Das Erkennen der Stimmung anhand der Gesichtsausdrücke scheint bedeutsamer zu sein als die Tatsache, ob es sich um einen echten Menschen handelt oder nicht.[3]

Bereits Säuglinge sind nach kurzer Zeit in der Lage, Gesichter zu erkennen. Föten zeigen im Mutterleib eine Präferenz für Bilder von Gesichtern. In einem Experiment zeigte sich, dass Ungeborene Kinder im letzten Drittel der Schwangerschaft schematisierte Gesichtsmuster über der Bauchdecke der Mütter verfolgten, wenn diese beleuchtet wurden.[4]



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[1] Vgl. Stangl, Werner (2013): Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. Pareidolie. In: https://lexikon.stangl.eu/17295/pareidolie (zuletzt aufgerufen am 15.11.2023)

[2] Vgl. Obermüller, Eva (2023): science.ORF. Höhlenkünstler malten, was sie an der Wand sahen. In: https://science.orf.at/stories/3221345/ (zuletzt aufgerufen am 15.11.2023)

[3] Vgl. Stangl, Werner (2013): Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. Pareidolie. In: https://lexikon.stangl.eu/17295/pareidolie (zuletzt aufgerufen am 15.11.2023)

[4] Vgl. ebda