Psychologie: Kreativität

Die Kreativität umfasst nicht ausschließlich künstlerische und gestalterische Tätigkeiten, wie z. B. das Komponieren eines Musikstücks. Vielmehr beginnt die Kreativität bereits beim Denken. Auch das Ausdenken eines Witzes oder Ausprobieren eines neuen Rezeptes erfordert Kreativität.

https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/grundlagendisziplinen-der-psychologie/kreativitaet-psychologie/#:~:text=Kreativit%C3%A4t%20entsteht%20im%20Gegensatz%20dazu,wir%20anfangen%2C%20divergent%20zu%20denken.

Wenn wir an den Begriff der Kreativität denken, assoziieren wir diesen automatisch mit KünstlerInnen, DesignerInnen oder Kreativschaffenden aus anderen Sparten und Disziplinen, die mittels Kreativität Neues schaffen. Wie im oben angeführten Zitat, kann der Begriff der Kreativität jedoch weiter gefasst werden. Bedienen wir uns hierfür der Definition von Kreativität aus der Psychologie:

Kreativität meint im psychologischen Kontext die Fähigkeit einer Person zur Erschaffung von originellen (neuen/ungewöhnlichen), nützlichen und produktiven Inhalten und Leistungen.

Hier sehen wir, dass kreative Prozesse viel weiter gefasst werden können. Kreative Prozesse und deren Ergebnisse können durch soziokulturelle Einflüsse und deren Bewertungen zu unterschiedlichen Outputs führen (vgl. Study Smarter). Auch ist Kreativität von Person zu Person unterschiedlich und was für die eine Person als brillant gilt, kann für die andere Person unnütz als unnütz gelten.

Kreativität eine spezielle Form des problemlösenden Denkens

Joy Paul Guilford (7.März 1897-26.November 1987) gilt als einer der ersten Forscher in der Psychologie der 1950er, der die Kreativitätsforschung mit dem Begriff der „creativity“ im psychologischen Kontext prägte (vgl. Study Smarter). In seiner Arbeit unterscheidet er dabei zwei unterschiedliche Formen des kreativen Denkprozesses, das kognitive und das divergente Denken.

Das konvergente Denken kommt immer dann zum Einsatz, wenn es sich um ein klar definiertes Problem handelt, bei dem eine richtige Antwort bzw. konkrete Lösung gefunden werden muss. Kurz gesagt kommt das konvergente Denken vorwiegend bei einfachen und alltäglichen Problemen zum Einsatz, wie z. B. dem Lösen einer Matheaufgabe.

Divergentes Denken ist laut Guilford eines der wichtigsten Kriterien von Kreativität. Es kommt immer dann zum Einsatz, wenn es sich um unklare Problemstellungen handelt und/oder es mehrere Lösungsmöglichkeiten gibt.

Folgende Abbildung (Abb.01) soll die unterschiedlichen Denkprozesse illustrieren.

Abb. 01: Unterschiede Divergentes vs. Konvergentes Denken

Die Abbildung soll nochmals verdeutlichen, dass durch divergentes Denken und das Verlassen von bekannten Pfaden erst Platz für neue Ideen gefunden werden kann, da durch die „nicht zielgerichtete“ Art zu denken Grenzen überwunden werden können, was zu Neuschöpfungen führen kann (vgl. Study Smarter).

Quellen

https://karrierebibel.de/konvergentes-denken/

https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/grundlagendisziplinen-der-psychologie/kreativitaet-psychologie/#:~:text=Kreativit%C3%A4t%20entsteht%20im%20Gegensatz%20dazu,wir%20anfangen%2C%20divergent%20zu%20denken.

Psychologie der Kreativität

(die 5 Stufen des kreativen Denkprozesses)

„Exceptional talents are less born than made.“

Mit diesem Zitat lässt sich die Thematik rund um die menschliche Kreativität sehr gut zusammenfassen. Denn seit den 1920er Jahren beschäftigt sich die Psychologie damit, wie geniale Ideen entstehen und was unsere Kreativität beeinflusst oder wie diese entsteht (vgl. Funke (2008)).

Lange Zeit galt Kreativität als Eingebung oder „Geistesblitz“, doch heute wissen wir, dass Kreativität mehr ist, als ein Eingebung von oben. Kreativität ist ein komplexes Konstrukt, welches sich dank der modernen Psychologie im besser verstehen lässt.

Die Psychologie der Kreativität unterscheidet dabei fünf Stufen:

Die erste Stufe bildet dabei die Basis. Stufe eins gilt als Stufe der Vorbereitung. Erst, wenn sich jemand mit einem Problem auseinandersetzt und die Materie versteht, kann auch eine Lösung gefunden werden. Erst durch das intensive Auseinandersetzen mit einer Thematik, beispielsweise gilt man in der Forschung als „Expertise-Forschender“, wenn man sich 10.000 Stunden mit einem Thema beschäftigt hat, kann eine Idee für ein spezifisches Thema entwickelt werden (vgl. Funke (2008)).

Die zweite Stufe gilt als die Stufe der „Inkubation“. Wenn es mal dazu kommen sollte, dass nicht direkt eine kreative Lösung für ein Problem gefunden wird, kann es sich als äußerst hilfreich erweisen, etwas komplett anderes zu machen. Da durch die vorangegangene Grundlagenarbeit unser Gehirn weiter an der Lösung des Problems arbeitet, kann Abstand der Weg zum Erfolg sein. Diese Phase läuft allerdings im Unterbewusstsein ab und kann von der kreativ tätigen Person nicht aktiv angesteuert werden (vgl. Funke (2008)).

Die dritte Stufe ist bekannt als Stufe der Einsicht. In dieser Stufe oder Phase tritt das Unbewusste über in das Bewusstsein und liefert den oft bekannten Geistesblitz oder den „Eureka Moment“. Diese Eingebung wird erreicht durch die so genannte „rekombinierte Assoziation“, welche die im Unterbewusstsein durchgeführten Denkprozesse in einem zeitlich nicht genau definierbaren Abstand ins Bewusstsein ruft (vgl. Funke (2008)).

In der vierten Stufe gilt es die gewonnene Idee zu bewerten. Denn nicht alles was glänzt, ist auch Gold. Wertvorstellungen und erlernte Normen sind hier nicht unwesentlich beteiligt, ob eine neugewonnene Idee behalten oder verworfen wird (vgl. Funke (2008)).

Mit der Stufe fünf, die Ausarbeitung, führen alle vorangegangenen Prozesse zu einer abschließenden Umsetzung der Idee. Doch dieser Prozess kann unterschiedlich lange andauern. Viele große Ideen und Erfindungen haben eine weite Strecke hinter sich gebracht, ehe diese erfolgreich umgesetzt wurden. Denn es können viele unerwartete Dinge im Laufe der Umsetzung geschehen oder aufkommen, die einem den Weg zum Ziel erschweren. Hier gilt es durchzuhalten und nicht die Motivation zu verlieren. Am Ende lohnt es sich (vgl. Funke (2008)).

Quellen

https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/15520/1/Funke_2008_Psychol_der_Kreativitaet.PDF