Frauen in der Arbeitswelt

Frauen arbeiten häufig in Teilzeitverhältnissen oder führen ihre selbstständige Tätigkeit in solchen Mustern aus. Immer mehr Frauen steigen ins Unternehmertum ein. Das klingt nach erfreulichen Nachrichten. Bögenhold und Fachinger stellen fest, dass deutlich mehr Frauen in der Solo-Selbstständigkeit tätig sind als Männer. Sind Frauen nicht am Wachstum ihres Unternehmens interessiert oder hat es weit tiefergehende Gründe, das Frauen Teilzeitmuster wählen? Mit dieser Frage beschäftigt sich dieser Blogpost.

Bögenhold und Fachinger beschäftigen sich damit, warum immer mehr Frauen in die Solo-Selbstständigkeit gehen. Als Faktoren werden unter anderem wirtschaftliche Trends, Vereinbarkeit mit Familie und die Selbstständigkeit als Teilzeitarbeitsmuster genannt. Die Solo-Selbstständigkeit nimmt immer mehr zu. In Österreich arbeiten 71,4 % der selbstständigen Frauen in einem Ein-Personen-Unternehmen. Im Gegensatz dazu arbeiten mit 50,5 % deutlich weniger Männer in der Solo-Selbstständigkeit. Laut Bögenhold und Fachinger lässt sich sagen, dass Frauen in der Solo-Selbstständigkeit, im Gegensatz zu Männern, häufiger ein Arbeitsmuster wählen, das dem der Teilzeit ähnelt. Es wird auf die Care-Arbeit verwiesen, die größtenteils von Frauen geleistet wird. Die Selbstständigkeit kann als Weg gesehen werden, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Eine feste Anstellung bringt im Gegensatz zur Selbstständigkeit ein Schuldverhältnis mit sich, welches zu Konflikten führen kann, wenn Frauen neben dieser Beschäftigung zusätzlich die Care-Arbeit übernehmen.1 Im Allgemeinen steigt die Zahl an berufstätigen Frauen. Die unbezahlte Care-Arbeit wird unterdessen jedoch nicht entsprechend von den Männern übernommen. Das lässt die Gesamtarbeitszeit der Frauen weiter ansteigen.2 Wenn Frauen die ganze unbezahlte Arbeit übernehmen, wie die Versorgung der Kinder, Haushaltsführung … machen sie sich finanziell abhängig. Um ihr eigenes Geld zu verdienen und trotzdem alles unter einen Hut zu bekommen, nehmen Frauen Teilzeitarbeitsplätze an. Der Stundenlohn für Teilzeitarbeitskräfte liegt unter dem Stundenlohn von Personen, die in Vollzeit beschäftigt sind. Laut Criado-Perez ist die Aussage nicht richtig, dass es die freie Entscheidung einer Frau ist solche Stellen anzunehmen. Für die Autorin handelt es sich um keine freie Entscheidung, wenn die Alternative ist, dass die Kinderbetreuung nicht gegeben ist und der Haushalt auf der Stecke bleibt.3

Im Bezug auf Frauen als Unternehmerinnen sagen die Autoren Bögenhold und Fachinger, dass Frauen häufig nur ihren eigenen Arbeitsplatz schaffen und nichts zum Arbeitsplatzwachstum beitragen.4 Außerdem verlieren laut Pan Branchen an Ansehen und die Löhne sinken, wenn mehr und mehr Frauen in diese Berufe einsteigen.Dieses beschriebene Phänomen geht auch in die andere Richtung. Demnach steigt der Gehalt, wenn in weiblich dominierte Berufsfelder Männer einsteigen. Als Beispiel nannte die Ausstellung die IT-Branche. Diese wurde in ihren Anfängen von Frauen dominiert. Programmieren galt als einfache Aufgabe und erst mit dem Einstieg der Männer in diese Branche, stieg auch der Gehalt und das Ansehen rapide an. In den USA sind aktuell 26 der 30 Jobs, mit dem höchsten Gehalt, von Männern dominiert. 23 der 30 Jobs mit der schlechtesten Bezahlung sind im Gegensatz dazu zum Großteil von Frauen besetzt. Den Daten zufolge handelt es sich daher um ein strukturelles Problem. Die Arbeit von Frauen wird geringer entlohnt und geschätzt. Selbst wenn Frauen in den gleichen Positionen und Berufsfeldern arbeiten, die von Männern dominiert werden, liegt ihr Gehalt systematisch unter dem der Männer. Laut der Ausstellung verdienen Frauen um 34 % weniger in der Kreativbranche und um 13 % weniger in der Medienbranche.6

Studien zeigen, dass die Stundenlohndifferenz zwischen Frauen und Männern in Ländern höher ist, wo Frauen signifikant mehr Zeit als Männer für Care-Arbeit aufbringen.Laut Sepulveda Carmona ist dies weltweit der Fall. Frauen werden dadurch an der Teilnahme am Arbeitsmarkt stark gehindert. Neben dieser ungleichen Verteilung unter den Geschlechtern und der fehlenden Anerkennung für Betreuungsarbeiten wird die Würde der Frau untergraben.8

Most importantly, however, the unequal distribution, intensity and lack of recognition of unpaid care work undermines the dignity of women caregivers, obstructs their enjoyment of several human rights on an equal basis with men, undermines progress towards gender equality and entrenches their disproportionate vulnerability to poverty across their lifetime.9

Sepulveda Carmona sieht die vorherrschenden stereotypen Erwartungen an die Frau, Care-Arbeit leisten zu müssen, als Ursache für die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt. Niedrigere Löhne, geringe Aufstiegsmöglichkeiten und oftmals unsichere Arbeitsverhältnisse sind einige der Einschränkungen, denen Frauen im Arbeitsleben ausgesetzt sind. Das Recht zu Arbeit kann von Frauen nicht gleichberechtigt wahrgenommen werden, wenn der Aufwand für unbezahlte Care- und Hausarbeit unverhältnismäßig hoch ist. Außerdem spricht die Autorin von der Diskriminierung, die Männer erfahren, die einen größeren Teil an Care-Arbeit übernehmen.10

Um die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen zu sicher, muss ein Umdenken in Bezug auf die Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit erfolgen. Es braucht strukturelle Veränderungen am Arbeitsmarkt, politische und gesellschaftliche Maßnahmen, um diese Geschlechterungleichheit abzubauen. Und vor allem braucht es eines: Wertschätzung gegenüber Betreuungsarbeiten.

1 (vgl. Bögenhold/Fachinger 2016, S. 21-23)

2 (vgl. Criado-Perez 2020, S. 105)

3 (vgl. Criado-Perez 2020, S. 111f)

4 (vgl. Bögenhold/Fachinger 2016, S. 24)

5 (vgl. Criado-Perez 2020, S. 112)

6 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

7 (vgl. Criado-Perez 2020, S. 112)

8 (vgl. Sepulveda Carmona 2013, S. 4)

9  (Sepulveda Carmona 2013, S. 4)

10 (vgl. Sepulveda Carmona 2013, S. 9)

Eintrag im Literaturverzeichnis:

Bögenhold, Dieter/Fachinger, Uwe (Hrsg.): Selbstständigkeit: Zunahme von Solo-Selbstständigkeit und Frauen. In: Berufliche Selbstständigkeit. Theoretische und empirische Vermessungen. Wiesbaden: Springer VS 2016, S. 21-25

Criado-Perez, Caroline. Unsichtbare Frauen: wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. Deutsche Erstausgabe, 9. Auflage. btb 71887. München: btb-Verl, 2020.

Sepulveda Carmona, Magdalena. „Report of the Special Rapporteur on Extreme Poverty and Human Rights: Unpaid Care Work and Women’s Human Rights“. SSRN Electronic Journal, 2013. https://doi.org/10.2139/ssrn.2437791.

Frauen in der Selbstständigkeit am Beispiel des Berufsfeldes der Fotografie

Meine bisherigen Blogs haben von Dokumentationsfilmen, Porträtfotografie und Streetfotografie gehandelt. Mein Thema für die Masterarbeit wird sich nach wie vor auf Fotografie beziehen, allerdings bringe ich einen gesellschaftskritischen Aspekt hinzu, der mich selbst als Frau betrifft.

Mein erstes Gespräch, im Zuge der Lehrveranstaltung Design and Research, wurde dafür genutzt, mein neues Thema vorzustellen und einen Diskurs darüber zu starten.
Meine Masterarbeit wird sich mit dem Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ beschäftigen. Roman Pürcher und ich kamen zum Entschluss, dass es bei diesem Thema besonders wichtig ist darauf zu achten, wissenschaftlich zu bleiben und nicht mit losen Verallgemeinerungen und Zuschreibungen zu argumentieren. Zu diesem Thema haben mich meine eigenen Erfahrungen in der Selbstständigkeit, Gespräche mit Frauen aus der Kreativbranche und der Besuch einer Ausstellung bewegt. Die Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ werde ich kurz in diesem Blog erwähnen. Da sie sehr inspirierend war, werde ich ihr auch einen IMPULS widmen.

Um das Thema „Frauen in der Selbstständigkeit“ weiter einzugrenzen, werde ich mich in den folgenden Blogs auf Frauen in der Selbstständigkeit am Beispiel des Berufsfeldes der Fotografie spezialisieren. Das Berufsfeld der Fotografie ist daher so spannend für mich, weil ich selbst ein Gewerbe in diesem Bereich führe. Innerhalb dieser Branche möchte ich herausfinden welche Herausforderungen sich besonders für Frauen ergeben, wie sie sich selbst im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen Positionieren und selbst präsentieren.

Mir ist bewusst, dass Geschlechteridentitäten sehr vielfältig sind und dieses Thema von einer Zweigeschlechtlichkeit ausgeht, die den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird und für viele Menschen einschränkend sein kann. Diese Einteilung in weiblich und männlich gelesene Personen wird im analytischen Teil herangezogen, um die Thematik vergleichbaren zu machen.

Als Plattform zur Untersuchung der Selbstpräsentationen möchte ich mich auf Instagram fokussieren. Auf dieser Social-Media-Plattform möchte ich untersuchen, inwiefern sich die Selbstpräsentation zwischen selbstständigen Fotografinnen und Fotografen unterscheiden. In weiterer Folge könnte erforscht werden, wie die unterschiedlichen Selbstpräsentationen und die Positionierung der eigenen Marke, auf potenzielle Kund*innen wirken.

Außerdem wäre es spannend auf die Preisgestaltung der angebotenen Dienstleistungen einzugehen. Ich stelle die Hypothese auf, dass Fotografinnen tendenziell weniger für ihre Leistungen verrechnen als Fotografen. Ich wage zu behaupten, dass Frauen ihre Dienstleistungen unter ihrem Wert verkaufen. In der Ausstellung „IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG – ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN“ habe ich erfahren, dass der Lohn in Berufsfeldern sinkt, sobald Frauen in ihn einsteigen.

Eine Langzeitstudie der US-Census-Daten zeigt: Sobald Frauen in ehemals männlich dominierte Berufe eintreten, sinken Gehälter und Prestige drastisch – um bis zu 57 %. 1

Dieses beschriebene Phänomen geht auch in die andere Richtung. Demnach steigt der Gehalt, wenn in weiblich dominierte Berufsfelder Männer einsteigen. Als Beispiel nannte die Ausstellung die IT-Branche. Diese wurde in ihren Anfängen von Frauen dominiert. Programmieren galt als einfache Aufgabe und erst mit dem Einstieg der Männer in diese Branche, stieg auch der Gehalt und das Ansehen rapide an.2

Für meine ersten Literaturrecherchen nutze ich Keywords wie Selbstständigkeit, Entrepreneur, Fotografie, Frauen, Gleichberechtigung und Selbstpräsentation. Im Laufe der ersten Recherchen haben sich schon mögliche Forschungsfragen finden lassen. „Bieten Fotografinnen ihre Dienstleistungen günstiger an als Fotografen?“ Um diese Frage zu beantworten, könnte eine Analyse der individuellen Preisgestaltungen herangezogen werden. So kann herausgefunden werden, ob sich die Preise zwischen Fotografinnen und Fotografen unterscheiden. Eine weitere Forschungsfrage könnte sich um die Selbstpräsentation von Fotografinnen und Fotografen drehen. „Wie präsentieren sich Fotografinnen im Vergleich zu Fotografen auf Instagram?“ Die Beantwortung kann durch die inhaltliche Analyse von Instagram-Profilen erreicht werden. Die Selbstinszenierung, verwendete Hashtags und Häufigkeit von persönlichen Bildern könnten mögliche Kategorien sein.

Abschließend möchte ich meine Masterarbeit mit einer kleinen Ausstellung abrunden.
Es könnte eine Fotoserie geben, wo Frauen fotografiert werden, die selbstständig als Fotografinnen arbeiten. Für die Fotos werden keine Models gecastet. Die Authentizität wird durch die Abbildung von realen Fotografinnen gewahrt und erreicht. An dieses Projekt möchte ich sehr konzeptionell herangehen und die herausgefundenen Fakten in visuell erfassbare Bilder verwandeln. Selbstporträts könnten auch ein Weg sein, um zu authentischen Bildern zu kommen. Möglich wäre auch eine Ausschreibung dieser Challenge via Instagram. Fotografinnen könnten dazu aufgefordert werden, sich selbst in einem Porträt festzuhalten. Das Porträt könnte eine Herausforderung thematisch aufbereiten, die sie persönlich einschränken und das berufliche Schaffen erschweren. Eventuell könnte diese Intervention über Instagram gestartet werden und ihre Ergebnisse am Ende in einer Ausstellung präsentiert werden. Weiters soll diese Ausstellung Raum für Diskurse unter Gleichgesinnten bieten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sich alle die an der Veranstaltung teilnehmen als große Community sehen.

1 (IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

2 (vgl. IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG 2024)

Literaturangabe:

IN*VISIBLE x RAUM FÜR ERREGUNG. ZUR GLEICHSTELLUNG IM DESIGN. (2024) Kuratiert von Wicht, Johanna u.a. designforum Wien, Wien, 19.09.2024-10.11.2024