Frauen. Fußball. Podcast. – IMPULS #5

Ich höre den Podcast „Frauen. Fußball. Podcast“ von Nina Potzel und Miriam Sinno. Präsentiert wird der Podcast von FUMS (ein Fußball Magazin). Diese Folge wird die Profifußballerin Bianca Schmidt interviewt. Sie spielt aktuell als Abwehrspielerin bei 1. FFC Turbine Potsdam und ist Ex-Nationalspielerin für Deutschland. Es interessiert mich besonders wie die Interviewfragen gestellt werden, da ich das auch für meinen Dokumentarfilm nutzen kann.

Hier sind ein paar Beispiele für Interviewfragen:

  • „Siehst du bei dem neuen Trainer eine Entwicklung der Leistung?“
  • „War es schwierig wieder reinzukommen, nachdem du erst entschieden hattest aufzuhören?“

Der Podcast ist interessant aufgebaut, und geht sehr ins Detail. Es kann auf jeden Fall was mitgenommen werden.

Die Geschichte der WFA

Im folgenden Blogbeitrag wird der Fokus auf der englischen „Women’s Football Association“ kurz WFA liegen. Von ihrer Gründung über Erfolge bis hin zu Schwierigkeiten wird die WFA beleuchtet.

Die Gründung der WFA

Im Jahr 1967 hat ein Tischler aus Kent ein Frauenfußballturnier organisiert.1 Damals haben acht Teams teilgenommen. Ein Jahr später nahmen bereits 32 Mannschaften Teil und das Turnier wuchs immer weiter. Mit diesem Turnier kam die Idee eines nationalen Verbands für Frauenfußball in England auf. Es gab viele Freiwillige, die sich dafür engagierten. Im Jahr 1963 hat Flo Bilton die Frauenfußballmannschaft Reckitts FC gegründet. Sie war eine treibende Kraft bei der Gründung eines Gremiums für Frauenfußball in England. Sechs Jahre später fand das Turnier, das mittlerweile international war, erneut statt. Im Anschluss dazu haben die Teilnehmenden sich entschlossen die „The Ladies Football Association of Great Britain“ zu gründen. Im November des gleichen Jahres fand die erste Sitzung in Caxton Hall in London statt, an der 38 der 51 Clubs teilnahmen. Die FA gab der WFA keine finanzielle Unterstützung. Das einzige Geld kam von dem Central Council of Physical Recreation (CCPR), der jedoch nur Amateurfußball unterstützte. Das Verbot, das Frauen kein Fußball spielen dürfen, wurde aufgehoben. Nichtsdestotrotz musste die WFA eine Kampagne starten, damit die Frauen wieder auf FA Spielfeldern spielen durften. Frauenfußball war noch sehr weit weg von allgemeiner Akzeptanz. Die FA weigerte sich weiterhin Spiele im Fernsehen zu übertragen.

Im Jahr 1970 schickte die FIFA einen Brief aus, mit der Frage, wie es mit Frauenfußball in dem jeweiligen Land aussah? Es war ein erster Versuch zu verstehen, wie groß Frauenfußball eigentlich war. Viele Länder antworteten garnicht. Einige Länder gaben bekannt, dass sie Frauenfußball anerkennen, nämlich: Algerien, Südafrika, China, Singapur, Thailand, West Deutschland, Schweden und Wales. Die FA aus England teilte mit, dass sie vor kurzem erlaubt haben, dass Frauenfußball auf ihren Spielfeldern gespielt wird, sie sich aber entschieden haben, Frauenfußball nicht selbst zu verwalten.

Erfolge der WFA

Im Jahr 1977 hat die WFA ein Turnier mit Frauen- und Mädchenteams in Zusammenarbeit mit „Pontin’s holiday parks“ gestartet.2 Drei Jahre später organisierte das Met eine Meisterschaft mit fünf Spielerinnen pro Seite mit anschließender Finalnacht am „Empire Pool“ in Wembley. In den Jahren 1972 und 1976 wurden schottische und walisische Organisationen gegründet. Im Jahr 1975 starb der Mitgründer der WFA Arthur Hobbs. Eric Worthington war ein Professor an dem Loughborough College of Physical Recreation, FA Staff Coach und ehemaliger Profi-Fußballer und wurde der erste englische Manager für Frauenfußball. Mit einer Gruppe von 25 Spielerinnen verbrachte er ein Trainingswochenende im Loughborough College und suchte dann 15 Spielerinnen aus, die am „inaugural official WFA international match“ teilnahmen. England gewann drei zu zwei. Im Mai 1976 übernahm Carol McCune mit 21 Jahren die Kapitänsschleife für England. Sie wurde die erste Frau die 50 Spiele für England gewann.

Warum konnte die WFA nur langsam wachsen?

Die WFA wuchs aus zwei Gründen nur langsam.3 Erstens hatte die WFA fast kein Geld zur Verfügung, und war angewiesen auf freiwillige Helfer:innen. Zweitens wurden immer wieder Verbote verhängt, um Frauenfußball klein zu halten. Aus diesem Grund wurden viele Freiwillige aus der WFA geworfen.

The Portopia Tournament

Im Jahr 1981 flogen Frauenfußballteams aus England, Italien und Dänemark nach Japan zum „Portopia Tournament“.4 Die drei Teams wurden damals für die besten der Welt gehalten. Japans Fußballverband war der Meinung, dass die Fortschritte, die in Europa bei Frauenfußball gemacht wurden, in Japan nachgemacht werden könnten. Jedes Team spielte zwei Spiele im Turnier. Dänemark und Italien spielten 1:1 vor 5.000 Zuschauenden. Japan verlor 4:0 gegen England vor 7.000 Zuschauenden. Italien gewann 9:0 gegen Japan, und Dänemark besiegte England 1:0 während 3.000 Zuschauende die Spiele mitverfolgten. In Japan wurden für das Turnier weder Kosten noch Mühen gescheut. So bekamen die Spielerinnen jede einen Tracksuit, zwei Sets Trikots, japanische Markensportschuhe, hoch qualitative Fußballschuhe, ein T-Shirt und eine Reisetasche.

Schwierigkeiten bei der WFA

Im Jahr 1982 hatte die WFA einige finanzielle Probleme auf Grund des vorherigem Buchhaltungssystems und elf Jahre später hatte die Organisation viele Schulden angehäuft.5 England schied im Viertelfinale aus dem UEFA Wettbewerb aus und Jon Bilton trat als Manager zurück. Innerhalb der WFA wurde häufig gestritten. Besonders Pat Dunns Geschichte ist eine die im Gedächtnis bleibt. Patt Dunn war die Vorsitzende der WFA. Sie wurde für dieses Amt demokratisch gewählt, und trotzdem wurde sie 1970 gebeten von ihrem Posten zurückzutreten. Ihr Fehler in den Augen der FA war es, Schiedsrichterin zu sein. Es war zwar nicht verboten als Frau Schiedsrichterin zu sein, jedoch nur weil die FA sich sicher war, es würde keine Frau versuchen. Patt Dunn begann Fußballspiele im Park zu schiedsrichtern, und nach einiger Zeit pfiff sie offizielle Spiele in Dorset. Mittlerweile hat sie angefragt, die Schiedsrichter:innenprüfung zu absolvieren, um offiziell Schiedsrichterin zu werden. Diese Anfrage wurde von der FA abgelehnt. „An appeal to the FA was met with the ruling that, ‘we do not recognize ladies football so it would be ridiculous to accept lady referees.’“, so Williams. Patt Dunns Bekanntheit regte die FA auf, und so war es keine Überraschung, dass sie gebeten wurde als Vorsitzende der WFA zurückzutreten. Im Jahr 1993 übernahm die FA die Kontrolle über die WFA, und damit wurden viele Langzeitvolontäre gegen neue Absolventinnen im Bereich Sport ersetzt.

In der WFA ging es interessant zu, mit Höhen und Tiefen.

  1. Williams 2021, S. 139ff. ↩︎
  2. Williams 2021, S. 145 ↩︎
  3. Williams 2021, S. 146 ↩︎
  4. Williams 2021, S. 148ff. ↩︎
  5. Williams 2021, S. 150ff. ↩︎

Geschichte des Frauenfußballs

Schon vor mehr als 1000 Jahren wurde in Japan das Spiel Kemari gespielt, bei dem ein Ball mit dem Fuß getreten wurde.1 „Um 600 v. Chr. wurde auch von den Griechen ein Ballspiel nach festen Regeln betrieben, das sogenannte „Episkyros“, was mit „Ballschlacht“ übersetzt werden kann. Wie der Name schon verrät, zeichnete sich dieses Spiel, welches wohl eher mit dem heutigen „American Football“ als mit dem uns bekannten Fußballspiel zu vergleichen ist, durch körperliche Härte aus.“2 Während der Zeit der Song Dynastie von 960 bis 1276 gab es ebenfalls bekannte Spiele bei denen ein Ball gekickt wurde.3 Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde ein Spiel bekannt, das dem Fußball ähnelte. Bei dem Spiel versuchten mehr als 1000 Teilnehmende sich einen Ball zu schnappen und an ein festgesetztes Ziel zu bringen. Es ging dort meistens sehr brutal zu, weshalb es von der obersten Instanz an vielen Orten verboten wurde. In den 1830er Jahren wurden Spielregeln zu dem Spiel festgelegt, zusammen mit der Reform der Public Schools. Das Spiel wurde als Erziehungsmethode verwendet. Schließlich braucht es Disziplin und förderte die Wettbewerbslust der Schüler. Zehn Jahre später wurden die Spielregeln aufgeschrieben, und jede Schule hatte ihre eigenen. In der Schule Eton stand in den Regeln, dass der Ball nicht mit der Hand berührt werden darf. Durch die unterschiedlichen Regeln kam es zu Missverständnissen bei Wettbewerben von Schule untereinander. „Dies veranlasste die Vertreter von Fußballvereinen 1863, die Football Association (FA) zu gründen und ein gemeinsames Regelwerk des „Associations-Fußball“, kurz, soccer, zu entwickeln, das u.a. Stoßen, Halten, Treten und Bein-Stellen sowie das Tragen und Werfen des Balles verbot.“ Gleichzeitig wurde Rugby gespielt, bei dem so gut wie alles erlaubt war. Dieses Spiel war in den 1880er Jahren an den Public Schools beliebter.

Besonders bei den Arbeitern setzte sich nach und nach „Soccer“ durch wegen seiner „flüssigen Spielszenen“. Für die Arbeiter war es keine Frage, dass die Spieler Geld bekamen, was eine Professionalisierung des Sports zur Folge hatte. Damals haben Mädchen keinerlei Verbindung zu dem Sport gehabt. Reisende, die das Spiel in England gesehen haben, nahmen es mit nach hause in ihr eigenes Land. So verbreitete sich der Sport. Im Jahr 1904 wurde der Sport international mit der Gründung der FIFA.4 Bekannt war der Sport jedoch hauptsächlich in Europa.5 „So sind in Australien Rugby und Kricket, in den USA Baseball und American Football weit beliebter als Fußball.“

Frauenfußball im ersten Weltkrieg

Der Frauenfußball hatte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts seinen Aufschwung. Das Frauenfußballspiel entwickelte sich zu einer Art Benefizveranstaltung während des ersten Weltkrieges, da Geld für einen guten Zweck gesammelt wurde. Im Jahr 1921 zählte man 150 Frauenfußballteams in England. Besonders bekannt war der Fußballclub die Dick, Kerr Ladies F.C. Sie arbeiteten in der Munitions- bzw. Maschinenfabrik Dick, Kerr’s. Im Jahr 1920 spielte England gegen Frankreich. Die zwei Kapitäninnen küssten sich und schüttelten einander die Hände, um sich zu begrüßen.6 Diese Szene wurde auf der ganzen Welt übertragen. Als der Krieg vorbei war, bat der Fußballverband die Vereine die als würdelos gesehenen Frauenfußballspiele nicht mehr zu bestärken und beendete damit den Frauenfußball in England. Es wurde ebenfalls verboten, dass Frauen vor großen Mengen Menschen Fußball spielen. Ein Verbot, dass 50 Jahre anhalten wird. Dass der Frauenfußball in England eine Zeit lang geduldet wurde, lässt sich auf den Krieg und die dem einhergehende Ausnahmesituation zurück führen.7

Nach dem ersten Weltkrieg

Frauenfußball war für die nächste Zeit still gelegt, so spielten die Frauen auf Sportplätzen, die eigentlich für andere Sportarten gedacht waren.8 Mittlerweile war es normal sich über Frauen, die Fußballspielen, zu amüsieren und sie als nicht weiblich zu bezeichnen.9 Im zweiten Weltkrieg war Frauenfußball weniger wichtig als im ersten Weltkrieg. Hauptsächlich weil es keine Stadien gab in denen man spielen, und so Spenden sammeln konnte und weil es einen Mangel an Spiritus gab, der Reisen erschwerte. Nach 1945 begann die Rolle der Frau sich zu ändern und es gab Fortschritte bei Frauenrechten. Die Einführung der Pille im Jahr 1961 gefolgt von dem Abtreibungsgesetz im Jahr 1967 sowie ökonomische und finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte Frauen ihre eigenen Entscheidungen über ihr Leben zu treffen. Im Jahr 1950 fand die Fußball Weltmeisterschaft der Männer statt und fünf Jahre später wurde die UEFA gegründet. Es etablierte sich das Fernsehen in den Haushalten, sodass der Sieg von England in der Fußball Weltmeisterschaft der Männer 1966 bereits übertragen werden konnte.

Gründung der WFA und FIFF

Auf der Seite der Frauen wurde eine nicht offizielle Europäische Fußball Meisterschaft in 1957 abgehalten. Das Turnier wurde von dem englischen Fußballclub Manchester Corinthians gewonnen. Im Jahr 1969 gab die FIFA bekannt, Frauenfußball zu übernehmen.10 Veränderungen kamen nur sehr langsam. In England wurde die Women’s Football Association (WFA) im gleichen Jahr gegründet, die der FIFA zugehörig ist. Im Jahr 1969 wurde das Turnier Coppa Europa per Nazioni in Novara, Aosta und Turin für Frauenfußball organisiert. Das Turnier wurde von mehr als 10.000 Menschen angesehen, und war ein Meilenstein im Frauenfußball. Das Turnier machte den Weg frei für die Gründung der International Federation of Feminin Football (FIFF). Im Jahr 1970 lud die FIFF Teams aus Österreich, Dänemark, Tschechoslowakei, England, Italien, Westdeutschland und Schweiz zu einem Turnier ein. in der Gruppenphase schauten zirka 24.000 Menschen zu.

Die Geschichte der WFA wird in einem zusätzlichen Blogbeitrag weitergeführt.

  1. Sinning 2012, S. 15 ↩︎
  2. Brass 2010, Abs. 3 ↩︎
  3. Sinning 2012, S. 15f. ↩︎
  4. Eisenberg 2006, S. 209 ↩︎
  5. Sinning 2012, S. 18f. ↩︎
  6. Williams 2021, S. 27f. ↩︎
  7. Sinning 2012, S. 22 ↩︎
  8. Williams 2021, S. 57 ↩︎
  9. Williams 2021, S. 62f. ↩︎
  10. Williams 2021, S. 97ff. ↩︎

Unterschied: Frauenfußball / Männerfußball

Frauenfußball und Männerfußball unterscheiden sich von der Spielweise nicht. Warum ist Frauenfußball bei vielen immer noch weniger beliebt? Wo liegen die Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball? Bei der Technik und Taktik sieht Hauptmann so gut wie keine Differenzen.1 Die Frauen verzögern weniger und spielen einen ehrlicheren Fußball als die Männer. „Die Männer sind dafür in den Zweikämpfen noch ein bisschen cleverer.“, so Trainer Helmut Hauptmann. Laut Sportwissenschaftler Christoph Gonaus wird beim Fußball im Unterschied zu vielen anderen Sportarten kein Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball gemacht. Die Regeln bleiben gleich. Trotzdem gibt es physische Differenzen zwischen den Geschlechtern. So sind Männer durchschnittlich sieben Prozent größer und wiegen um 22 Prozent mehr als Frauen. Das wirkt sich am Spielfeld natürlich aus. Männer können deswegen den Ball stärker treten und insgesamt länger spielen. Alle Expert:innen sind einer Meinung, dass der größte Unterschied bei der Geschwindigkeit liegt. Männerfußball soll im Durchschnitt ein Drittel langsamer sein als Frauenfußball.2 Das Männerfußballspiel ist viel dynamischer als das der Frauen.3 Ein Vergleich der Weltmeisterschaften und von UFEA-Champions-League-Spielen der Frauen und Männer liefert den Beweis. „Aus einer Analyse von UEFA-Champions-League-Spielen geht hervor, dass Männer um 23 Prozent größere Distanzen im Sprinttempo zurücklegen“, so Gonaus. Im Hinblick auf das Passspiel bei den Weltmeisterschaften liegen die Männer um 10 Prozent vorne, mit einer Passquote von 84 Prozent im Unterschied zu den Frauen mit 74 Prozent. Der Sportwissenschaftler Hans-Jürgen Tritschoks sagt, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gegen ein männliches U16-Bundesliga-Team verlieren würde.4 Zusätzlich sollen die Frauen laut Trtschoks schlechter bei der Ballannahme sein als die Männer. Er erklärt sich diese Tatsache damit, dass der Frauenfußball noch jung sei. Die Nationalspieler der Männer hätten bis in die 90er Jahre ebenfalls Probleme mit der Ballannahme gehabt. Ein großes Problem ist für ihn die fehlende Fankultur. Es kommen zwar für Frauenfußball relativ viele Menschen zuschauen, aber von ihnen sei nur ein kleiner Teil Fan. Dadurch wird bei der Stimmung im Stadion eingebüßt. Das sei auch den Zeiten an denen die Spiele stattfinden zu schulden – oft vormittags, eine Uhrzeit, an der kaum jemand Zeit findet.

Unterschied: Fankultur

In der Fankultur unterscheidet sich Frauen- und Männerfußball ebenso: Im Frauenfußball gibt es eine inklusive Fankultur.5 Hier sind alle willkommen, egal welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung sie haben. „Die meisten Fußballerinnen gehen offen mit ihrer Sexualität um. Fans, die sich der LGBTQ+-Gemeinschaft zugehörig fühlen, schätzen es einen Sport zu haben, bei dem sie sich unabhängig von der sexuellen Orientierung und ihres Geschlechts akzeptiert fühlen.“, so Sportsoziologin Christiana Schallhorn.

Wieso ist der Frauenfußball dann immer noch weniger populär als der Männerfußball? Das hat eine Studie von Forschern aus Zürich gezeigt.6 Es wurden 600 Personen im Alter von ungefähr 35 Jahren Videos von Toren gezeigt. Einer Gruppe wurden fünf Tore von Fußballer:innen gezeigt, wo erkennbar war, ob es sich um Männer oder Frauen handelt, die das Tor schießen. Der anderen Gruppe wurden verpixelte Videos gezeigt, bei denen das Geschlecht des Sportlers oder der Sportlerin nicht erkennbar war. Werden die Männer als Männer identifiziert, wird ihre Leistung als besser bewertet. Wenn nicht erkennbar ist, um welches Geschlecht es sich handelt, werden die Tore als gleich gut eingestuft. Die geringere Nachfrage nach Frauenfußball lässt sich laut Studie also auf Stereotype und Geschlechterklischees zurückführen.

Ich werde nun am Beispiel SC Freiburg erläutern, wie die Bedienungen für die Frauenmannschaft sind. Den Verein SC Freiburg gibt es seit 1904 und Frauenfußball wird im Verein seit den 70er Jahren gespielt.7 Der Verein spielt seit 2001 mit einem Jahr Unterbrechung in der 1. Bundesliga.8

Unterschied: Finanzen

Das was der Frauenmannschaft an Finanzen zugeteilt wird, kommt aus dem Etat der Profi-Männermannschaft.9 Der Etat besteht aus 200.000 Euro für Bälle, Trikots, Fahrten und Unterkünften. Die Herkunft des Geldes macht das Team weniger abhängig von Sponsoren. Die Spielerinnen verdienen maximal 400 Euro im Monat plus einer kleinen Gewinnprämie bei gewonnenen Spielen. Die jüngeren Spielerinnen sind mit den Umständen relativ zufrieden, während die Älteren mit den Gehältern weniger glücklich sind. Eine Befragte stellt sich die Frage, ob sie in einem anderen Sport nicht mehr verdient oder mehr Anerkennung bekommen hätte.

Unterschied: Trainingsbedingungen

Die Frauen haben einen Trainer, eine Co-Trainerin, eine Managerin und zwei Physiotherapeuten.10 Sie trainieren viermal die Woche. Im Hauptstadion des Vereins trainieren die Frauen nie, und dort finden auch keine Spiele von ihnen statt. In der Saison 2006/07 haben die Frauen ihre Spiele in einem Stadion 10 Kilometer weg von Freiburg ausgetragen. In der Saison darauf fielen die Spiele dort wegen einem Bauschaden aus. In den Jahren 2008/09 durfte die Frauenmannschaft ihre Spiele im Möslestadion, in dem sonst die Oberliga der Männer und die A- und B-Junioren spielen, in Freiburg spielen. Einen großen Unterschied gibt es ebenfalls bei der Professionalisierung der Spieler:innen. Die Männer haben Zeit sich voll auf das Training zu fokussieren, während die Frauen alle einem Job oder einem Studium nachgehen. Von ihrem Gehalt können sie nicht leben.

Es lassen sich einige Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball verzeichnen – auch, wenn diese immer kleiner werden.

  1. Posani 2020, Abs. 2f. ↩︎
  2. tz 2023, Abs. 2 ↩︎
  3. Posani 2020, Abs. 6f. ↩︎
  4. tz 2023, Abs. 2f. ↩︎
  5. Hellmann 2023, Abs. 9f. ↩︎
  6. Bartens 2023, Abs. 4f. ↩︎
  7. Sobiech 2009, S. 80 ↩︎
  8. Freiburg Tourismus, Abs. 2 ↩︎
  9. Sobiech 2009, S. 81f. ↩︎
  10. Sobiech 2009, S. 83f. ↩︎

Homophobie und Sexismus im Frauenfußball

In den 70er und 80er Jahren war es der Consensus, dass Männer, die Sport treiben, nicht schwul sein können, und Frauen die es tun, lesbisch sind.1 Krane sagt, dass es heutzutage Sportkultur gibt, die sehr inklusiv ist, die es garnicht ist und viele dazwischen. Eine Studie, die 2018 von der Human Rights Campaign (HRC) durchgeführt wurde, befragte 12.000 LGBTQ Jugendliche in den USA. Die Studie hat ergeben, dass 80 Prozent der Jugendlichen sich nicht ihrem Coach geoutet haben. In Australien sind viele verschiedene professionelle Athleten und Athletinnen im Rahmen einer Kampagne gegen Homophobie dem Rainbow Laces program beigetreten. Nichtsdestotrotz gibt es ganz wenige öffentlich homosexuelle Athleten und Athletinnen. Krane geht davon aus, dass diese Athlet:innen ihre Sexualität geheim halten, weil sie schlechte Reaktionen von den Menschen in ihrer Umgebung erwarten.

Lesbische Athletinnen

Laut Mann und Krane ist das Sportklima stark von Maskulinität geprägt, und bietet deswegen keine gute Umgebung für lesbische Athletinnen.2 In dieser Umgebung wird von Athletinnen erwartet, dass sie das klassische Bild von Weiblichkeit repräsentieren. Im Jahr 1981 hat die Tennisspielerin Billie Jean King als erste bekannte Sportlerin ihre lesbischen Beziehung öffentlich gemacht.3 An einer Universität haben manche Basketballspielerinnen aus Angst, sie würden von ihrem Trainer für lesbisch gehalten werden, ihr Zimmer nicht mit anderen Frauen geteilt.4 In dieser Universität gab es sogar sogenannte Spitzel, die dem Trainer mitgeteilt haben, ob es „lesbische Aktivitäten“ gab. Den Trainerinnen ging es nicht anders. Sie haben absichtlich den Kontakt zu anderen Trainerinnen gemieden, um nicht für lesbisch gehalten zu werden. Auf diese Art und Weise haben Institutionen dazu beigetragen, zu verhindern, dass Frauen untereinander Beziehungen aufbauen, auf welche Art auch immer. Griffin beschreibt, dass es in Ordnung sei in diesem Klima lesbisch zu sein, solange man nicht öffentlich darüber sprach – dann wurde man geduldet.5 So wurde einer lesbischen Trainerin von ihrem Assistent Athletic Director gesagt, dass von ihr erwartet wird, nicht in schwulen Bars zu gehen oder in eine Beziehung mit anderen Frauen zu gehen, die ihre sexuelle Orientierung nicht ebenfalls geheim halten. Ihr Job wäre in Gefahr, wenn sie sich nicht daran halten sollte. Keiner sollte die Aufmerksamkeit auf ihre sexuelle Identität lenken. Warum outen sich Athletinnen in diesem toxischen Klima? Griffin hat einige Frauen dazu interviewt. Eine sagt, sie fühle sich nicht wie sie selbst, wenn sie ihre Homosexualität verbirgt.6 Eine andere beschreibt, dass sie sich selbstbewusster fühlt seit sie sich geoutet hat. Zusätzlich sagen einige Frauen, dass es zu viel Aufwand ist ihre Sexualität geheim zu halten. Man muss mit den eigenen Lügen mithalten, immer aufpassen was man sagt, und herausfinden, wem man trauen kann. Wie sieht es heutzutage aus?

Analyse von Zeitungsartikeln von Frauenfußballspielen

Homosexualität ist in den letzten Jahren in den Medien häufiger Thema. Es herrscht jedoch immer noch keine Chancengleichheit.7 Es wird eine Sternausgabe aus dem Jahr 2007 analysiert. So wird eine Spielerin als „Die Umstrittene“ betitelt. Sie hatte eine Beziehung mit einer Teamkollegin und verließ diese dann für einen Fußballtrainer. Hier wird die sexuelle Orientierung direkt in Verbindung mit dem Fußball gebracht. Das wird von der Autorin als bedenklich angesehen. Eine andere Spielerin wird als „Zaubermaus“ bezeichnet, unter anderem weil sie sehr gut dribbeln kann. Die Zeitung schreibt ebenfalls, dass sie beim Dribbeln noch „aussieht wie ein Popsängerin“. „Zaubern“ ist in diesem Fall positiv. „Jedoch wird suggeriert, dass sie diese Fähigkeit hat, weil sie eben auch gleichzeitig eine Maus ist, also ein süßes, aus Männerperspektive begehrenswertes Weiblein.“, so Nestserava. Es wird über den Körper einer anderen Spielerin geschrieben, auf eine Art und Weiße die Vorstellungen einer „männlichen“ Frau hinterlässt. Es wird über ihre Muskeln geschrieben, und ihr Fußballstil als „hart“ bezeichnet.

In einem Experten-Gespräch in der Welt wird über Frauenfußball im Vergleich zu Männerfußball gesprochen. Hier sagt der Experte, dass Männer Frauenfußball kaum schauen, weil die Sportlerinnen keine erotische Kleidung tragen, wie das zum Beispiel bei Volleyball der Fall ist. Ein männlicher Zuschauer schaue den Sport aus einem erotischen Blickwinkel, den die Trikots der Frauen nicht erfüllen. Diese Ansicht lässt zu der Annahme kommen, dass Männer Frauenfußball nicht wegen des Könnens der Spielerinnen schauen. „Insgesamt fällt dabei auf, dass Frauenfußball mehr Akzeptanz genießt, wenn er sich in Grenzen weiblicher Körperlichkeit bewegt. Je mehr Frau „Frau“ bleibt, desto weniger wird sie, wenn sie Fußball spielt, problematisiert.“, so Nestserava. Über eine andere Nationalspielerin wird geschrieben, dass sie attraktiv ist, und deswegen viel Potenzial hat. Dass ihr Potenzial eigentlich von ihrem Können kommen sollte, wird hier ignoriert.

Die Analyse der Artikel zeigt, dass Diskriminierung gegenüber Frauen im Fußball immer noch ein Thema sind, dass es wert ist analysiert zu werden.

  1. Krane 2019, S. 2f. ↩︎
  2. Mann und Krane 2019, S. 70 ↩︎
  3. Griffin 1998, S. 10 ↩︎
  4. Griffin 1998, S. 94f. ↩︎
  5. Griffin 1998, S. 99ff. ↩︎
  6. Griffin 1998, S. 160f. ↩︎
  7. Nestserava et al. 2008, S. 42ff. ↩︎

FC Bayern München vs Eintracht Frankfurt – IMPULS #3

4.11.24 – Anpfiff: 18:00

Ich habe ein Frauenfußballspiel (FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt) aufgenommen, transkribiert und dann analysiert. Ich wollte herausfinden, ob die Sprecher:innen ein Frauenfußballspiel anders kommentieren als ein Männerfußballspiel. Deswegen werde ich für den nächsten Blogpost, ein Männerfußballspiel analysieren und im nächsten Schritt die Unterschiede herausarbeiten. Es gab eine weibliche Kommentatorin und einen männlichen Experten. Die Schiedsrichterinnen waren alle weiblich. Das ist beispielsweise ein Unterschied zu einem Männerfußballspiel.

In den Transkripten der Spielberichterstattung finden sich keine explizit sexistischen Formulierungen, jedoch könnten einige Phrasen und Kontexte subtil auf stereotypische oder herablassende Einstellungen hinweisen, die im Kontext von Frauenfußball kritisiert werden könnten. Ein paar Beobachtungen dazu:

Fokussierung auf Körperlichkeit und Attribute wie Schnelligkeit

Es wird mehrfach erwähnt, dass Spielerinnen „eine brutale Schnelligkeit“ oder „eine Wucht“ haben und dass dies im Frauenfußball selten sei. Diese Betonung könnte implizieren, dass solche Attribute bei Frauen unerwartet oder ungewöhnlich sind, was als unterschwellige Abwertung wahrgenommen werden könnte.

Vergleiche mit Männerfußball

Aussagen wie „egal, ob das Männer- oder Frauenfußball ist“ suggerieren, dass der Frauenfußball oft als weniger relevant oder ernsthaft wahrgenommen wird und die Qualitäten der Spielerinnen im Vergleich zu Männern validiert werden müssen.

Bezeichnung “Mädels”

Einmal sagt die Stadionsprecherin folgendes: “ob du unterbrichst und sagst passt auf Mädels, Leibchen.” Es geht um die schlechte Sicht im Stadion wegen Nebel, und der Trainer würde das zu dem Team sagen, damit sie besser gesehen werden würden. Erwachsene Frauen “Mädels” zu nennen, ist jedoch fragwürdig. 

Erwähnung Persönlichkeit

Es wird über Nicole Anyomi gesprochen, und folgender Satz fällt “weil sie ja von vielen wegen ihrer großartigen Persönlichkeit hoch geschätzt wird.” Dass die Persönlichkeit von den Spielerinnen angesprochen wird, finde ich seltsam. Ich bin gespannt, ob das bei den Männern ebenfalls der Fall ist oder nicht.

Gesichtsverletzungen

“Da steht die Gesundheit der Spielerin immer immer an allererster Stelle gerade bei Gesichtstreffern. Insofern muss da auch Vorsicht geboten sein”. So die Stadionsprecherin zu der Gesichtsverletzung einer Spielerin. Hat das etwas damit zu tun, dass Frauen ein schönes Gesicht haben sollen? Oder gelten im Fußball Gesichtsverletzungen als die gefährlichsten. Hier bin ich auch gespannt auf den Vergleich mit dem Männerfußballspiel.

Die Sprache der Sprecher:innen enthält keine direkten oder absichtlichen sexistischen Äußerungen, zeigt aber Stellen, die typische Stereotype oder unterschiedliche Maßstäbe zwischen Männer- und Frauenfußball offenbaren könnten. Dies spiegelt möglicherweise tief verwurzelte gesellschaftliche Erwartungen wider, wie über Frauen im Sport gesprochen wird.