03 – Erklärvideos

Verwendung von Filmen an Schulen und Universitäten
Die filmbasierte Lehre ist an Schulen bereits lange etabliert. Das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht begann bereits im Jahr 1950 damit. Während früher für die Gestaltung der Filme professionelle Tools benötigt wurden, ermöglichte der technische Fortschritt das einfachere Erstellen von Videos oder Präsentationen, die beispielsweise von Sprache begleitet werden (Powerpoint). Ab den 2000er-Jahren nahm der Einsatz neuer Medien im Fernstudium zu.[1]


[1] Vgl. Felgentreu 2023, S. 110

Definition
Obwohl der Begriff „Erklärvideo“ weit verbreitet ist, gibt es keine einheitliche Definition.
Speziell die große Bandbreite an Produzenten, laienhaft bis professionell, thematische Vielfalt, sowie unterschiedliche Stile und Formen beschreiben Erklärvideos.
Die Länge der Videos und der Produktionshintergrund sind für die Definition nicht ausschlaggebend.
Durch Erklärvideos können komplexe oder einfache Inhalte vermittelt werden. Genutzt werden dafür visuelle und auditive Elemente zur Wissensvermittlung. Sie unterscheiden sich von meinungsorientierten Beiträgen und können von Tutorials abgegrenzt werden.[2]

Der Begriff „Erklärvideo“ umfasst eine Vielzahl verschiedener Videoformate, wie Justine Schöne in ihrem Blog „Erklärvideos als Forschungsgegenstand“ betont. Diese Vielfalt verdeutlicht die verschiedenen Varianten, die sich unter dem Oberbegriff „Erklärvideo“ subsumieren lassen, bedingt durch unterschiedliche Rahmenbedingungen und hohe Anpassungsfähigkeit. Schöne spricht davon, dass es unsinnig sei, jedem Format einen eigenen Namen zu geben, und betont stattdessen die Flexibilität dieser Varianten.

Dennoch wird diskutiert, ob es sinnvoll wäre, jedem Typ eine spezifische Bezeichnung zuzuordnen, um Unschärfen zu vermeiden. Eine ungenaue Verwendung des Begriffs kann zu verallgemeinerten Aussagen führen, die nicht auf alle Erklärvideos zutreffen. Es ist wichtig anzuerkennen, dass nicht jedes Erklärvideo den Anspruch hat, alles zu lehren, und einige Vorkenntnisse voraussetzen können.

Einige Erklärvideos nutzen Elemente des „Digital Storytelling“, um die Wissensvermittlung durch emotionale Komponenten zu erweitern. Diese emotionale Komponente ist jedoch kein allgemeines Qualitätskriterium von Erklärvideos. Während viele Erklärvideos versuchen, Themen kompakt und einfach zu vermitteln, kann dieser Ansatz nicht für alle Videos und Zielgruppen gelten. Manche Zielgruppen suchen intensive Lernprozesse und eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem behandelten Thema, was zeigt, dass nicht alle Videos auf Effizienz und Kürze ausgelegt sind. Aus medienpädagogischer Sicht ist es entscheidend, individuelle Lernwege zu ermöglichen und die Wissensaneignung zu fördern, anstatt den Fokus nur auf eine leichte Vermittlung zu legen.[3]


[2] Vgl. ebda. S. 117 – 119


[3] Vgl. ebda. S. 112 – 113

Ausprägungen von Erklärvideos
Vier verschiedene Formen von Erklärvideos werden von Wolf in seiner Typologie erklärender Filme beschrieben. Der Begriff umfasst folgende Arten von Videos.

Lehrfilme: Oft professionell produzierte Filme, die von Verlagen entwickelt und gestaltet werden, um Lernprozesse zu unterstützen. Sie verfügen über eine hohe didaktische Expertise.

Aufzeichnungen von Lehrveranstaltungen/Vorträgen: Diese Aufnahmen von Expert:innen bieten Bildungsgehalt, sind jedoch stark von der Qualität der Vortragenden abhängig.

Tafel- oder Whiteboard-Anschrift: Erläuterungen finden vor einer Tafel/Whiteboard statt und können eine Unterrichtssituation simulieren. Klare Visualisierungen sind hier erforderlich.

Vlogging-Stil: Die Zuschauer:innen werden direkt angesprochen, ohne Tafel/Whiteboard. Die Persönlichkeit der Vlogger:innen steht im Vordergrund.

Screencasts: Kommentierte Aktivitäten werden am Bildschirm gezeigt. Sie eignen sich besonders gut für die Erklärung von Software-Anwendungen.

Trickfilm- und Legetechnik: Animationen oder Legetechnik wird genutzt, um Inhalte zu vermitteln. Sie bieten eine visuelle Dynamik und können gut für Storytelling genutzt werden.

Video-Tutorials: Eine Tätigkeit, die von Zuschauer:innen nachgemacht werden kann, wird gezeigt. Der Lernerfolg lässt sich leicht überprüfen.[4]


[4] Vgl. ebda. S. 121 – 124

Felgentreu 2023         Felgentreu, Jessica u.a. (16.03.2023): Bildung und Medien. Theorien, Konzepte und Innovationen. In: Springer VS Wiesbaden, https://doi-1org-1xaftlw3h01b0.perm.fh-joanneum.at/10.1007/978-3-658-38544-6 (20.11.2023)

Themensuche

Pareidolie – Wie können Wahrnehmungsphänomene in Kunst und Design genutzt werden?

„Pareidolie beschreibt das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintlich vertraute Dinge, wie Gesichter zu erkennen.“[1]

Pareidolien unterscheiden sich von Apophänien und Halluzinationen – sie können willentlich gesteuert werden und verschwinden nicht, wenn man das erkannte Objekt über längere Zeit beobachtet.
Zumeist können Pareidolien, die beispielsweise bei Wolkenformen gesehen werden, von mehreren Menschen wahrgenommen werden.[2]

Mich faszinieren die evolutionär bedingten Fähigkeiten des Gehirns. In meiner Freizeit habe ich angefangen, die zufällig erkannten Gesichter in Alltagsgegenständen, wie Fenstern, Griffen, Türen oder ganzen Häusern zu sammeln. Oft entstehen beim ersten Erkennen Ideen für Charaktere – ihr Aussehen, ihre Persönlichkeit, ihre Geschichte.
Eine Frage bleibt für mich: Wenn mehrere Menschen dasselbe Gesicht in einem Gegenstand erkennen, vermuten sie auch eine ähnliche Persönlichkeit dahinter?
In Form von Umfragen kann getestet werden, ob die Pareidolie von mehreren Menschen erkannt wird und den Charakteren Eigenschaften zugewiesen werden – Anhand davon wird in einer Animation eine Geschichte erzählt.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Pareidolie

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Pareidolie

Literatur

Hehl, Walter: Die Kreativität des Menschen und der Zufall. In: Der Zufall der Physik, Informatik und Philosophie. Die blaue Stunde der Informatik. Wiesbaden: Springer Vieweg 2021
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-32063-8_7#Sec4

Ahlenstiel, Heinz/Kaufmann, Reinhard: Über pathologische Illusionen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 202, 592–605 (1961).
https://link.springer.com/article/10.1007/BF00342850

Schneider, Carl: Über Sinnentrug. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 131, 719–813 (1931)
https://link.springer.com/article/10.1007/BF02865998

Lehmann, Konrad: Das schöpferische Gehirn. Auf der Suche nach der Kreativität – eine Fahndung in sieben Tagen. Heidelberg: Springer 2018
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-54662-8

Hofmann, Ludwig: Neuro Design. Was Design und Marketing von Neorowissenschaft und Psychologie lernen können. Paderborn: Brill | Fink 2019
https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1053120155?ProvID=11010474&gclid=EAIaIQobChMIgvvusebjgQMVWuZ3Ch0GxgUiEAQYAiABEgKfKPD_BwE

Fortsetzung des Bachelorthemas (Gehörlose Kinder, Hörende Eltern: Die visuelle Gestaltung von Gebärden in Form eines interaktiven Kinderbuches):
Gebärdenabfolge – Fokus Animation

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich ein interaktives Kinderbuch für gehörlose Kinder gestaltet. Interaktiv meint in diesem Fall, dass die im Buch dargestellten Gebärden als Animation konzipiert wurden, die mit einer App angesehen werden können.
Ein Großteil des gestalterischen Fokus lag auf der Illustration sowie auf Typographie. Für den Prototyp wurde eine der abgebildeten Gebärden zweidimensional in After Effects animiert.

Das Projekt hat Potenzial weiter bearbeitet zu werden. Der erarbeitete Prototyp kann verbessert werden, und der Animationsteil erweitert. Derzeit existiert ein Gefälle beim Verhältnis Text und Gebärden (Animationen). Auch die technische Umsetzung der Animation hat Verbesserungsbedarf. Diesbezüglich gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon wäre 2D Facial Motion Tracking. Eine weitere Möglichkeit wäre das video-basierte Facetracking. Da die Mimik in der Gebärdensprache eine große Rolle spielt, käme diesem Teil der Animation eine besondere Bedeutung zu. Derzeit bin ich auf der Suche nach Kooperationspartnern aus der Gebärdencommunity und nach Förderungen für das Projekt.

Interaktiv – Eigene Abbildung & Layout des Buches . Eigene Abbildung

Literatur

Bühler, Peter/Schlaich, Patrick/Sinner, Dominik: Animation. Grundlagen – 2D-Animation – 3D-Animation. In: Bibliothek der Mediengestaltung. Berlin: Springer 2017
https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1045336354?ProvID=11010474&gclid=EAIaIQobChMI-LerpZf2gQMVJDsGAB2tVgKoEAQYASABEgLDMvD_BwE

Bai, Ruibin u.a: Facial Animation Based on 2D Shape Regression. In: Chen, Enqing u.a. (Hrsg.): Advances in Multimedia Information Processing – PCM 2016. PCM 2016. [(Lecture Notes in Computer Science)] Cham: Springer 2016. S. 33–42
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-48896-7_4

Kim, Jaehwan/Jeong, Il-Kwon: Realistic 2D Facial Animation from One Image. In: Anacleto, Junia Coutinho u.a: Entertainment Computing – ICEC 2011. ICEC 2011. Lecture Notes in Computer Science, vol 6972. Berlin/Heidelberg: Springer 2011. S. 258–263
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-24500-8_27

Lee, Chan-Su u.A: Facial Animation and Analysis Using 2D+3D Facial Motion Tracking. In: Kim, Tai-hoon u.a. (Hrsg.): Multimedia, Computer Graphics and Broadcasting. Berlin/Heidelberg: Springer 2011. S. 272–279
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-27204-2_33

Luo, Changwei: Video Based Face Tracking and Animation. In: Zhang, Yu-Jin (Hrsg.): Image and Graphics. Springer Cham 2019 [(Lecture Notes in Computer Science.)], S. 522–533
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-21969-1_47

Character Design in Erklärvideos
– Wie kann Narration den Lerneffekt verbessern?

Der Nutzen von Erklärvideos ist mittlerweile bekannt. Nicht nur können komplexe Themen schnell erklärt werden oder eine höhere Verweildauer auf der Website. Das Image eines Unternehmens kann sich vollkommen verändern.[1]

Meine Frage ist: Gibt es einen Unterschied in Bezug auf den Lerneffekt der Zuschauer, zwischen optisch und narrativ wenig ausgearbeiteten Videos und einem mit Protagonist:in und Handlung?
Dieser Frage würde im wissenschaftlichen Teil der Arbeit nachgegangen werden. Der praktische Teil der Arbeit umfasst das Erstellen zweier Erklärvideos, die sich inhaltlich gleichen – der Unterschied ist eine ausgearbeitete Handlung sowie ein Character, in einem Video.


[1] https://www.netzfilm.de/die-vorteile-von-erklaervideos/

Literatur

Bishop, Randy u.A: Fundamentals of Character Design: How to Create Engaging Characters for Illustration, Animation & Visual Development. o.O: Ingram Publishers 2020
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1057338487

Di Furia, Marco. u.A: Storytelling Practice in Sectors of Education, Psychology, Communication, Marketing: A Narrative Review. In: Limone, Pierpaolo/Di Fuccio, Raffaele (Hrsg.): Psychology, Learning, Technology. Foggia: Springer Cham 2022 [(Communications in Computer and Information Science, vol 1606)], S. 41-62
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-031-15845-2_3

Anders, Petra u.A: Erklärvideo. In: Einführung in die Filmdidaktik. Stuttgart: J. B. Metzler, S. 255-268
https://link-1springer-1com-1xaftlwkz01ec.perm.fh-joanneum.at/chapter/10.1007/978-3-476-04765-6_18

Mailinger, Domenico: Schulbuch vs. Erklärvideo im Unterricht. Ist das klassische Schulbuch noch zeitgemäß? Ein geschichtsdidaktischer Vergleich an einem konkreten Beispiel. München: GRIN Verlag 2022
https://www.grin.com/document/1368127?lang=de

Zander, Steffi u.A: Erklärvideos als Format des E-Learnings. In: Niegemann, Helmut/Weinberger, Armin (Hrsg.): Lernen mit Bildungstechnologien. Berlin/Heidelberg: 2018, S. 1-12
https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-662-54373-3_21-1