08 // Die Funktion von diegetischer Musik in der Filmerzählung

Diegetische Musik, ein entscheidendes Element in der Filmerzählung, umfasst Klänge und Musik, die innerhalb der Welt der Filmcharaktere existieren. Anders ausgedrückt, die Charaktere können die Musik im Film hören, und sie wird Teil der Handlung und der Filmerzählung. Im Gegensatz dazu steht nicht-diegetische Musik, die von außerhalb der Filmwelt stammt und von den Charakteren im Film nicht wahrgenommen wird, sondern ausschließlich für die Zuschauer bestimmt ist.

Die Verwendung von diegetischer Musik spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung verschiedener Aspekte der Filmerzählung. Sie kann als Werkzeug dienen, um die Stimmung zu setzen, Charaktere zu entwickeln und die Handlung voranzutreiben. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die Funktion von diegetischer Musik in der Filmerzählung genau aussieht und welchen Einfluss sie auf das Gesamterlebnis hat.

Um diese Frage zu beantworten, könnte eine umfassende Analyse von Filmen durchgeführt werden, die unterschiedliche Ansätze zur Nutzung diegetischer Musik verfolgen. Ein Schwerpunkt könnte auf der Identifizierung von Mustern liegen, die zeigen, wie die Musik in die Handlung integriert wird und welchen Beitrag sie zur emotionalen Tiefe der Charaktere leistet. Gleichzeitig wäre es interessant zu untersuchen, wie die Verwendung von diegetischer Musik die Struktur der Handlung beeinflusst und möglicherweise sogar narrative Wendepunkte hervorhebt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt wäre die Untersuchung der Reaktionen des Publikums auf die diegetische Musik. Wie beeinflusst die Musik, die von den Charakteren im Film gehört wird, die Zuschauer:innenerfahrung? Inwiefern trägt sie zur Immersion bei und wie kann sie die Wahrnehmung der Zuschauer:innen beeinflussen?

Insgesamt bietet die Analyse der Funktion von diegetischer Musik in der Filmerzählung die Möglichkeit, tiefe Einblicke in die kreative Welt des Filmschnitts und der Soundgestaltung zu gewinnen. Die Ergebnisse könnten nicht nur zur theoretischen Weiterentwicklung des Bereichs beitragen, sondern auch praktische Anwendungen für Filmemacher:innen und Sounddesigner:innen aufzeigen.

Beispiele für diegetische Musik in Filmen:

„Pulp Fiction“ (1994) – Mia’s Tanzszene:

In Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ tanzt Mia Wallace (Uma Thurman) zu Chuck Berrys „You Never Can Tell“. Die Musik ist diegetisch, da sie aus einem Plattenspieler im Hintergrund der Szene stammt. Die Musik wird Teil der Handlung, da sie die Atmosphäre der Szene prägt und die Beziehung zwischen den Charakteren beeinflusst.

„Guardians of the Galaxy“ (2014) – Star-Lords Musikplayer:

In diesem Marvel-Film trägt der Protagonist Star-Lord (Chris Pratt) einen Musikplayer bei sich. Die von ihm gehörte Musik wird im Film durchgehend diegetisch verwendet. Die Songs, die er hört, sind Teil seiner Persönlichkeit und werden als Handlungselemente genutzt.

07 // Vergleich von Filmschnitt in verschiedenen Genres: Wie Schnittentscheidungen die Stimmung, den Spannungsaufbau und die Erzählstruktur in verschiedenen Genres beeinflussen

Die Welt des Films ist so facettenreich wie das Leben selbst, und die Vielfalt der Genres spiegelt sich nicht nur in den Geschichten wider, sondern auch in den einzigartigen Ansätzen des Filmschnitts. Die Art und Weise, wie Schnittentscheidungen getroffen werden, trägt wesentlich dazu bei, die Richtung eines Films zu formen. Ein Blick auf verschiedene Genres ermöglicht es, die spezifischen Herausforderungen und kreativen Möglichkeiten des Filmschnitts in jedem Genre zu verstehen.

Drama:

Im Genre Drama steht oft die emotionale Tiefe der Charaktere und die Entwicklung der Handlung im Vordergrund. Der Filmschnitt in Dramen konzentriert sich häufig auf längere Einstellungen und sanfte Übergänge, um den Zuschauern Zeit zu geben, sich in die emotionale Atmosphäre einzufühlen. Der Einsatz von Rückblenden und parallelen Handlungssträngen kann die Erzählstruktur komplexer gestalten und die emotionale Resonanz verstärken.

Action:

In Actionfilmen liegt der Fokus auf dynamischen Bewegungen, schnellen Schnitten und atemberaubenden Sequenzen. Der Filmschnitt spielt hier eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Rhythmus und Energie. Schnelle Schnitte können den Puls des Publikums beschleunigen und die Spannung intensivieren. Parallelmontagen werden oft genutzt, um verschiedene Handlungsstränge miteinander zu verweben und den Spannungsaufbau zu maximieren.

Horror:

Horrorfilme setzen auf subtile Spannungsaufbau und plötzliche Schockmomente. Der Filmschnitt in diesem Genre kann durch längere Einstellungen und geschickte Verzögerungen Spannung erzeugen. Schnelle, unerwartete Schnitte können den Schockmoment verstärken. Die Nutzung von Stille und gezielten Soundeffekten ist entscheidend, um eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen.

Dokumentationen:

Dokumentarfilme erfordern oft eine andere Herangehensweise an den Filmschnitt. Hier steht die Authentizität im Vordergrund. Die Erzählstruktur kann durch Interviews, Archivmaterial und dokumentarische Schnitttechniken geformt werden. Die Verwendung von Montage, um verschiedene Perspektiven zu zeigen, ist entscheidend, um komplexe Geschichten zu erzählen.

Komödie:

Komödien zielen darauf ab, das Publikum zum Lachen zu bringen. Der Fokus liegt auf humorvollen Situationen, Dialogen und Charakteren. Schnittentscheidungen betonen oft Timing und Pacing, um den Witz zu maximieren.

Science Fiction (Sci-Fi):

Sci-Fi-Filme erkunden oft futuristische oder spekulative Konzepte. Der Filmschnitt kann hier visuelle Effekte, innovative Montage und schnelle Schnitte umfassen, um die futuristische Atmosphäre zu unterstreichen.

Fantasy:

Fantasy-Filme entführen die Zuschauer in imaginäre Welten mit übernatürlichen Elementen. Der Schnitt kann dazu dienen, zwischen Realität und Fantasie zu wechseln, wobei magische Elemente und beeindruckende Szenerien betont werden.

Mystery:

Mystery-Filme zeichnen sich durch undurchsichtige Handlungsstränge und überraschende Wendungen aus. Der Filmschnitt kann dazu verwendet werden, Informationen zurückzuhalten, Spannung aufzubauen und das Publikum im Dunkeln zu lassen.

Musical:

In Musicals werden Geschichten oft durch Musik und Tanz erzählt. Der Schnitt spielt eine Schlüsselrolle bei der Koordination von Bildern und Musik, wobei oft nahtlose Übergänge zwischen Dialogen, Gesang und Tanz geschaffen werden.

Thriller:

Thriller zielen darauf ab, Spannung und Aufregung zu erzeugen. Schnittentscheidungen können sich auf schnelle Pacing, geschickte Enthüllungen und die Verstärkung von Suspense-Momenten konzentrieren.

Historisches Drama:

Historische Dramen versetzen das Publikum in vergangene Epochen. Der Filmschnitt kann dazu beitragen, eine authentische Atmosphäre zu schaffen, indem er sorgfältig recherchierte Kostüme, Sets und historische Details hervorhebt.

Romantik:

Romantikfilme betonen oft Beziehungen und Liebe. Der Schnitt kann dazu dienen, romantische Momente zu betonen, emotionale Höhepunkte zu verstärken und die Entwicklung von Charakterbeziehungen zu verfolgen.

In jedem Genre beeinflusst der Filmschnitt nicht nur die visuelle Ästhetik, sondern auch die emotionale Wirkung auf das Publikum. Die Untersuchung dieser Unterschiede bietet nicht nur einen Einblick in die Techniken der Filmemacher:innen, sondern verdeutlicht auch, wie der Filmschnitt als kreatives Werkzeug genutzt wird, um die einzigartigen Anforderungen und Ziele jedes Genres zu erfüllen.

06 // Walter Murch – „In the Blink of an Eye“: Ein Blick auf die Essenz des Filmschnitts

Walter Murch ist ein angesehener Filmeditor und Sounddesigner. Er begann seine Karriere in den 1960er Jahren und wurde rasch zu einer Schlüsselfigur in der Filmbranche. Murch studierte an der University of Southern California und der University of Southern California School of Cinematic Arts, wo er sein Interesse für Film entdeckte.

Die Legende im Bereich des Filmschnitts und Sounddesigns, prägte nicht nur einige der bedeutendsten Filme des 20. Jahrhunderts, sondern teilte auch sein tiefes Verständnis für die Kunst des Schnitts in seinem Buch „In the Blink of an Eye“. Veröffentlicht im Jahr 1995, wirft das Buch einen faszinierenden Blick auf die Grundlagen und philosophischen Aspekte des Filmschnitts.

Der Titel, „In the Blink of an Eye“ (Im Augenblick des Blinzelns), ist mehr als nur eine Metapher. Murch entfaltet die Idee, dass der Schnitt der „Blinzel“ im filmischen Ausdruck ist – ein entscheidender Moment, der nicht nur den visuellen Fluss beeinflusst, sondern auch die emotionale Resonanz des Publikums formt. In seinen erhellenden Essays betont Murch, dass der Schnitt nicht nur technisches Handwerk ist, sondern eine künstlerische Entscheidung, die die narrative Struktur und den emotionalen Gehalt eines Films stark beeinflusst.

Eines der Schlüsselkonzepte des Buches ist Murchs „Rule of Six„, in dem er sechs Kriterien für einen erfolgreichen Schnitt identifiziert: Emotion, Geschichte, Rhythmus, Blickrichtung, Dauer und 180-Grad-Regel. Diese Kriterien bieten eine strukturierte Herangehensweise an den Schnittprozess und verdeutlichen, dass die Technik des Schnitts nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern in enger Verbindung mit der emotionalen Wirkung und der erzählerischen Kohärenz stehen muss.

Murch teilt auch Einblicke in seine eigene Arbeitsweise und Erfahrungen, angefangen von seiner Arbeit an „Apocalypse Now“ bis hin zu „The English Patient“. Er beschreibt die Herausforderungen und Entscheidungen, die bei der Schaffung eines filmischen Werks getroffen werden, und betont die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Regisseur:innen und Editor:innen.

Ein weiterer faszinierender Aspekt des Buches ist Murchs Diskussion über die Wirkung von Klang und Musik auf den Schnitt. Sein Verständnis für die Verbindung von Bild und Ton hat nicht nur Filme akustisch bereichert, sondern auch die Art und Weise, wie Editoren den Klang in ihre Schnittentscheidungen integrieren, beeinflusst. „In the Blink of an Eye“ bleibt ein unverzichtbares Werk für angehende Editoren und Filmemacher. Murchs kluge Einsichten, seine Reflexionen über die Kunst des Filmschnitts und seine inspirierende Herangehensweise an die Verbindung von Technik und Kreativität machen das Buch zu einer Quelle zeitloser Weisheit in der Welt des Films.

Murch, W. (2001). In the Blink of an Eye: A Perspective on Film Editing (2nd ed.). Silman-James Press.

05 // Continuity Editing

Kontinuität ist der unsichtbare Klebstoff, der jeden (erfolgreichen) Film zusammenhält. Sie trägt dazu bei, die von Filmemacher:innen angestrebte Illusion zu schaffen und aufrechtzuerhalten und hilft gleichzeitig auch der zusehenden Person, an die Geschichte zu glauben, die erzählt wird (Adobe). Continuity Editing schafft einen fließenden Übergang von einer Einstellung zur nächsten, ohne die Aufmerksamkeit der Zuseher:innen von der Erzählung abzulenken (Bordwell & Thompson, 1993).

Von Beginn an haben Filmschaffende und Editor:innen erkannt, dass die Lenkung der Blickrichtung und Aufmerksamkeit der  Zuseher:innen auf bestimmte Elemente auf dem Bildschirm (typischerweise Objekte, Gesichter oder Bewegungen) sowie die gezielte Beeinflussung der grundlegenden filmischen Elemente (wie Bewegung, Licht, Farbbalance und Aufnahmedauer) nicht nur dazu dient, die Handlung des Films zu verstehen, sondern auch ein Gefühl für die räumlich-zeitliche Kontinuität zu vermitteln.

Ohne die Bedeutung anderer Schnitttechniken zu vernachlässigen, verfolgt der bekannte Schnitt im „Hollywood-Stil“ die Ziele von Zeit und Wahrnehmung. Die Absicht besteht darin, die Übergänge zwischen den Aufnahmen möglichst „unsichtbar“ zu gestalten. Dies ermöglicht es den Zuschauer:innen, sich besser auf die Ereignisse oder die Handlung zu fokussieren (Anderson, 1996; Bordwell & Thompson, 1993; Cutting, 2005; Reisz & Millar, 2010). Smith und Henderson (2008) bezeichneten dieses Phänomen als „Schnittblindheit“ – also das fehlende Bewusstsein für Schnitte beim Betrachten eines Films.

Aber was bedeutet überhaupt Continuity Editing?

Bei dieser Schnitttechnik werden mehrere Kameraeinstellungen – unabhängig von Ort und Zeit – zu einer nahtlosen und konsistenten Erzählung zusammengefügt. Dieser Fluss hilft zusehenden Personen, ohne unnötigen Ablenkungen, vollkommen in die Geschichte einzutauchen. Mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie der Schnitt, bekommt auch die Requisite am Set – Kostüme müssen von Szenen zu Szenen stets gleichbleiben. Eine weitere Technik, die zur Kontinuität beiträgt, ist zum Beispiel das Anpassen der Blickrichtung, die 180-Grad-Regel oder ein Match-Cut (Adobe). Diese Schnitttechniken zielen darauf ab, ZuseherInnen so wenig möglich bewusst werden zu lassen, dass es sich um einen Film handelt.

180-Grad-Prinzip

Das 180-Grad-Prinzip, auch als 180-Grad-Regel bekannt, besagt, dass zwischen zwei handelnden Personen eine imaginäre Handlungsachse angenommen wird. Alle verwendeten Kameras dürfen sich nur auf einer Seite dieser Achse befinden und innerhalb des imaginären Halbkreises dieses 180-Grad-Bereichs bewegen. Im Rahmen des Kontinuitätssystems muss diese Anordnung im imaginären Raum beibehalten werden, unabhängig davon, in welche Richtung die Kamera auf die Szene gerichtet ist. Eine Überschreitung der Handlungsachse führt zu einer Beeinträchtigung der visuellen Kohärenz (Steinmetz, 2005).

Match-Cut

Ein Match Cut bezeichnet einen Übergang zwischen zwei Aufnahmen, der einen ähnlichen Bildausschnitt, Komposition oder Handlung nutzt, um den Zuschauer nahtlos von einer Szene zur nächsten zu führen. Diese Technik findet oft Anwendung im Film, Fernsehen und in der Werbung. Zum Beispiel wird in Filmen häufig ein Schnitt von einer Person zu ihrem jüngeren oder älteren Selbst verwendet, um eine Rückblende oder einen Blick in die Zukunft darzustellen und so die Hintergrundgeschichte einer Figur zu erzählen (Chen, Zigi, Tucker & Xie, 2023).

Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=iGuv1G3-f7w

Literaturverzeichnis:

Adobe. What Is Continuity Editing in Film? Adobe Creative Cloud. https://www.adobe.com/creativecloud/video/hub/ideas/what-is-continuity-editing-in-film.html [03.12.2023]

Anderson, J. D., (1996). The reality of illusion: An ecological approach to cognitive film theory. Carbondale, IL: Southern Illinois University Press.

Bordwell, D., & Thompson, K., (1993). Film art: An introduction (4th ed.). New York, NY: Mc Graw Hill.

Chen B., Ziai A., Tucker R. and Xie Y., (2023). Match Cutting: Finding Cuts with Smooth Visual Transitions in 2023 IEEE/CVF Winter Conference on Applications of Computer Vision (WACV), Waikoloa, HI, USA,

Cutting, J. E., (2005). Perceiving scenes in film and in the world. In J. D. Anderson & B. F. Anderson (Eds.) Moving image theory: Ecological considerations (pp. 9-27). Carbondale, IL: University of Southern Illinois Press.

Reisz, K. & Millar, G., (2010). The technique of film editing (2nd ed.). London: Focal Press.

Steinmetz R., (2005). Filme sehen lernen: Grundlagen der Filmästhetik. (DVD). Frankfurt am Main: Zweitausendeins.

Smith, T.J. and Henderson, J.M., (2008). Edit Blindness: The relationship between attention and global change blindness in dynamic scenes. Journal of Eye Movement Research, 2(2), 1-17.

04 // Die Rolle von Sound im Film

Filme lösen – wenn sie gut sind – Emotionen aus. Der Ton ist ein entscheidender Bestandteil im Bewegtbild und trägt maßgeblich zur Wirkung und Atmosphäre eines Films bei. Soundeffekte dienen dazu, die Realität im Film zu verstärken, Stimmungen zu schaffen, bestimmte Szenen zu betonen sowie Spannung zu erzeugen. Die Kunst des Sounddesigns im Film besteht darin, verschiedene Elemente zu verbinden, um wirkungsvolle audiovisuelle Erfahrungen zu schaffen.

Filme streben danach, auf dem Bildschirm oder der Leinwand eine glaubhafte filmische Realität zu präsentieren. Das Bild allein jedoch, kann nur begrenzt wahrgenommen werden. Der Ton erweitert die Wahrnehmung über ihre zweidimensionale Begrenzung hinaus und ermöglicht so eine realistischere Erfahrung (Ekman, 2008).

Die Funktion des Tons im Film, so Dakic (2009), kann in zwei Hauptaspekte unterteilt werden: die Erzählung der Handlung und die Unterstützung der Handlung. Die Erzählung der Geschichte liegt in erster Linie in den Dialogen und der Sprecher:innen, während die Unterstützung der Handlung auf alle anderen Tonspuren abzielt, die dazu dienen, die Emotionen und Spannungsbögen des Films zu intensivieren.

Die Wahrnehmung von Filmton kann in drei verschiedenen Weisen erfolgen. Die am häufigsten auftretende und für das Sounddesign besonders relevante Form des Hörens ist das kausale Hören, bei dem die Geräuschquelle lokalisiert und erkannt wird, um Informationen über das Geräusch und seine Ursache zu erfassen. Die zweite Art des Hörens ist das semantische Hören, das sich mit dem Verstehen und Interpretieren von Symbolen und Botschaften befasst, wobei dies in den meisten Fällen die Sprache oder Dialoge betrifft. Die dritte Form des Hörens ist das analytische Hören, das sich auf die Klangeigenschaften eines Geräusches konzentriert, unabhängig von seiner Ursache und Symbolik. Dies wird auch als reduziertes Hören bezeichnet (Hillman & Pauletto, 2014).

Literaturverzeichnis:

Ekman, I. (2008). Psychologically motivated techniques for emotional sound in computer games. In Audio Mostly Conference (AMC) 2008, Interactive Institute, Sonic Studio.

Dakic, V. (2009). Sound Design for Film and Television (1. Auflage, digitale Originalausgabe). GRIN Verlag.

Hillman, N. & Pauletto, S. (2014). The Craftsman: The use of sound design to elicit emotions.

03 // Capture what you feel and not what you see

Filme beeindrucken uns besonders, wenn Bild und Ton ein harmonisches Zusammenspiel ergeben. Wie kann visuelle Kunst dazu dienen, nicht nur die Welt oder die „äußere“ Realität um uns herum, sondern auch unsere inneren Empfindungen – also Emotionen und Gefühle – einzufangen. Wie kann sich der Fokus einer reinen Dokumentation hin zu einer Ausdrucksform von Gefühlen und Emotionen verlagern? Unterschiedliche Techniken, Stile sowie visuelle und auditive Effekte können verwendet werden um Emotionen bei Rezipient:innen auszulösen – wie zum Beispiel Lichtstimmung, Komposition, Einstellungsgrößen, Schärfe und Unschärfe, Musik und Sound, Bewegung,  Kontrast und Kameraperspektive. Auch das Kombinieren von diesen Elementen kann die Betrachter:innen auf verschiedene Weisen ansprechen und subtile oder dramatische Emotionen hervorrufen.

Literaturverzeichnis

Barnbaum, Bruce: The Art of Photography: An Approach to Personal Expression. Rocky Nook, 2010.

Bogre, Michelle: Photography as Activism: Images for Social Change. Focal Press, 2011.

Eil, Bernd, Jochen Kühnel, und Claudia Neuhaus: Studienhandbuch Filmanalyse. Wilhelm Fink, 2016.

Freeman, Michael: The Photographer’s Eye. Lewes, ILEX, 2007.

Naber, Christina: Dokumentarfilm und Emotion. Grundlagen – Konzepte – Analysen. VDM, 2009.

02 // Der Einfluss von Bild und Sound im Trailer(schnitt)

Ein Trailer „muss“ die besten Momente eines Films hervorheben, um das Interesse und die Neugier des Publikums zu wecken. Dabei ist die Auswahl der Szenen sowie das Hervorheben von Höhepunkten sehr wichtig. Die Schnitttechnik sowie das Einsetzen von visuellen Effekten spielen dabei eine wesentliche Rolle. Hinzu kommen Soundeffekte, um die visuellen Eindrücke zu verstärken, während Musik die Emotionen beeinflusst. Ein Trailer soll Fragen aufwerfen und Spannung aufbauen, ohne zu viel über die Handlung preiszugeben. Trailerschnitt erfordert ein Verständnis für Erzähltechnik und die Fähigkeit, die filmischen Elemente so zu kombinieren, dass Rezipient:innen mehr sehen wollen. Dabei ergeben sich folgende Fragen: Welche Rolle spielen Musik und Soundeffekte im Trailerschnitt, um die emotionale Wirkung zu verstärken? Welche Techniken werden im Trailerschnitt verwendet, um Spannung zu erzeugen? Wie beeinflusst ein Trailer die Wahrnehmung und die Erwartung der Zuseher:innen an einen Film?

Literaturverzeichnis

Bordwell, David: Narration in the Fiction Film. The University of Wisconsin Press , 1985.

Bordwell, David/Thompson, Kristin: Film Art: An Introduction. 8. Aufl., McGraw-Hill, 2008.

Bruhn, Herbert u.a. (Hrsg.): Musikpsychologie. 4. Aufl., Rowohlts Enzyklopädie, 2002.

Eder, Jens: Dramaturgie des populären Films. Drehbuchpraxis und Filmtheorie. LIT Verlag, 1999.

Flückiger, Barbara: Sound Design. 3. Aufl., Schüren, 2007.

Hediger, Vinzenz (Hrsg.): Demnächst in ihrem Kino. Grundlagen der Filmwerbung und Filmvermarktung. Schüren, 2005.

Murch, Walter: In the Blink of an Eye: A Perspective on Film Editing. 2. Aufl., Silman James Press, 2001.

01 // Musikvideos als Kunstform

Wenn man Musikvideos nicht nur als reine Werbemittel für Musikstücke, sondern als eigenständige Kunstwerke betrachtet, ergeben sich daraus folgende Fragen und Überlegungen: Können Musikvideos überhaupt eigenständige Kunstwerke sein? Wie können visuelle und ästhetische Elemente zur kreativen, aber auch inhaltlichen Gestaltung von Videos beitragen und Botschaften und Bedeutungen beeinflussen? Mit Musikvideos werden oft Geschichten erzählt, doch nicht immer mit klarem Handlungsstrang oder traditionellen Erzählstrukturen. Immer mehr etabliert sich eine abstraktere Art der Herangehensweise, bei denen zum Beispiel bewegte Bilder auch auf metaphorische Weise eingesetzt werden können oder wo (filmische) Regeln keine Rolle mehr spielen. Musikvideos ermöglichen es KünstlerInnen Aufmerksamkeit und Interesse zu erzeugen, dass über das bloße Hören hinausgeht. In einer Welt, in der visuelle Inhalte dominieren, können tiefere Verbindungen zwischen Künstler:innen und Rezipient:innen geschaffen werden.

Literaturverzeichnis

Altmeyer, Markus: Die Filme und Musikvideos von Michel Gondry: Zwischen Surrealismus, Pop und Psychoanalyse. Tectum, 2008.

Bódy, Veruschka und Gábor(Hrsg.): Video in Kunst und Alltag. DuMont, 1986.

Bühler, Gerhard: Postmoderne, auf dem Bildschirm auf der Leinwand. Musikvideos, Werbespots und David Lynchs Wild at Heart. Gardez!-Verlag, 2002.

Flade, Uwe: „Gute Musikvideos gehören ins Museum.“ Zeit Online, 14. Oktober 2023, https://www.zeit.de/kultur/musik/2011-04/musikvideo-uwe-flade

Railton, Diane und Paul Watson: Music Video and the Politics of Representation. Edinburgh University Press, 2011.

Vernallis, Carol: Experiencing Music Videos: Aesthetics and Cultural Context. Columbia University Press, 2004.