Autor: Barbora Polívková
Titel: Die Stellung des Graphems Eszett (scharfes S) im System der deutschen Orthographie
Erscheinungsjahr: 2014
Institution: Westböhmische Universität Pilsen (Západočeská univerzita v Plzni)
Studiengang: Deutsche Sprache mit Schwerpunkt Bildung
Sprache: Deutsch
1. Gestaltungshöhe
Die Arbeit hat eine gute Qualität und entspricht dem Niveau einer Diplomarbeit. Die Autorin wählt das Thema Eszett in der deutschen Rechtschreibung, das zwar speziell ist, aber eine wichtige Rolle in der Geschichte und modernen Rechtschreibung des Deutschen spielt. Sie zeigt ein gutes Verständnis für die sprachlichen und historischen Aspekte des Themas, indem sie sowohl die Ursprünge als auch die typografische Entwicklung und die heutige Rolle des Eszetts beschreibt. Die Arbeit beschränkt sich nicht nur auf Beschreibungen, sondern geht auch auf die Zusammenhänge zwischen Schreibweise und Aussprache im Deutschen ein. Durch die praktische Untersuchung, bei der sie die Wahrnehmung des Eszetts bei tschechischen Deutschlernern untersucht, wird das Thema zusätzlich interessant und anschaulich. Die Gestaltung der Arbeit an sich ist sehr formell und gleicht einer klassischen theoretischen Arbeit. Sie folgt einer klassischen, formellen Struktur und konzentriert sich rein auf theoretische und empirische Inhalte, ohne grafische Gestaltungselemente oder visuelle Aufbereitung, wie sie in Grafikdesign-Arbeiten üblich wären.
2. Innovationsgrad
Das Thema an sich ist originell und bietet eine neue Perspektive auf die deutsche Rechtschreibung, vor allem da es von einer Autorin bearbeitet wird, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Sie gibt interessante Einblicke in die Geschichte und in verschiedene Schreibweisen des Eszetts, besonders im Zusammenhang mit Rechtschreibreformen. Die Untersuchung über das Wissen und die Einstellung der tschechischen Lernenden gegenüber dem Eszett bringt eine frische Sichtweise ein. Obwohl keine völlig neuen wissenschaftlichen Entdeckungen gemacht werden, hilft die Untersuchung dabei, die besonderen Herausforderungen von Deutschlernenden besser zu verstehen. Der Innovationsgrad könnte erhöht werden, indem z.B. die Rolle des Eszetts in digitalen Medien oder die Entwicklung der Großbuchstaben-Variante „ẞ“ mit einbezogen werden.
3. Selbstständigkeit
Die Arbeit zeigt ein hohes Maß an Selbstständigkeit, vor allem durch die selbst durchgeführte Umfrage. Die Autorin hat den Fragebogen selbst gestaltet und die Antworten ausgewertet, was eine gründliche und eigenständige Beschäftigung mit dem Thema zeigt. Auch die Bearbeitung der historischen und orthographischen Theorien, die Auswahl und Interpretation von Quellen und die Analyse der Rolle des Eszetts in der deutschen Sprache zeigt, dass die Autorin eigenständig gearbeitet hat. Der Umfrageteil ist gut durchdacht und methodisch solide. Die Fragen im Fragebogen zeigen, dass die Autorin die Perspektive der Deutschlernenden bewusst berücksichtigt.
4. Gliederung und Struktur
Die Gliederung und Struktur der Arbeit sind insgesamt logisch und übersichtlich, was das Lesen und Verstehen erleichtert. Die Arbeit ist sinnvoll in theoretische und praktische Teile unterteilt. Die Einleitung zeigt die Relevanz des Themas, und die Hauptfragen der Untersuchung sind klar formuliert. Danach folgt ein detaillierter historischer Überblick über das Eszett, gefolgt von einer Beschreibung seiner Funktion und Veränderungen in der modernen deutschen Rechtschreibung. Die empirische Untersuchung schließt die Arbeit ab und setzt die theoretischen Erkenntnisse in die Praxis um. Kleinere Verbesserungen könnten helfen, die einzelnen Abschnitte noch klarer voneinander abzugrenzen, z.B. durch gezielte Übergänge oder kurze Zusammenfassungen am Ende jedes Hauptkapitels.
5. Kommunikationsgrad
Die Arbeit ist gut verständlich geschrieben. Die Autorin benutzt eine klare, sachliche Sprache und erklärt Fachbegriffe, sodass auch Leser mit wenig Vorwissen der Arbeit folgen können. Fachwörter aus der Linguistik und Rechtschreibung werden korrekt und passend verwendet, und der Schreibstil passt zu einer wissenschaftlichen Arbeit. Besonders hervorzuheben ist, dass die Autorin es schafft, komplexe historische und typografische Zusammenhänge verständlich darzustellen, ohne die Tiefe des Themas zu verlieren. Auch die Ergebnisse der empirischen Untersuchung sind übersichtlich und klar dargestellt, was das Verständnis zusätzlich unterstützt.
6. Umfang der Arbeit
Der Umfang der Arbeit ist angemessen und zeigt, dass sich die Autorin intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Sie betrachtet das Thema sowohl theoretisch als auch praktisch und hat die verschiedenen Teile gut aufeinander abgestimmt. Der historische Überblick und die typografische Entwicklung des Eszetts sowie die detaillierte Analyse der Rechtschreibreformen geben dem Leser einen umfassenden Einblick. Die empirische Untersuchung ergänzt diese gut und bietet eine interessante Perspektive auf das Thema aus Sicht der Deutschlernenden. Der empirische Teil könnte durch eine größere Anzahl von Teilnehmern oder zusätzliche Fragen zur Wahrnehmung des Eszetts in verschiedenen Situationen noch etwas erweitert werden.
7. Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit
Die Arbeit ist insgesamt sorgfältig geschrieben, und die Rechtschreibung entspricht den Anforderungen. Es gibt keine großen Fehler, und die Sorgfalt in der Formulierung und im Aufbau der Argumente ist deutlich erkennbar. Zitate und Quellen sind korrekt eingefügt, was auf eine gründliche Arbeitsweise hindeutet. Auch die grafische Darstellung der Umfrageergebnisse ist gut gestaltet und trägt zur Klarheit der Arbeit bei.
8. Literatur
Die Auswahl der Literatur ist umfassend und enthält sowohl klassische Werke zur deutschen Rechtschreibung als auch aktuelle Nachschlagewerke und wissenschaftliche Quellen zur Sprachwissenschaft. Die Autorin verwendet eine breite Palette an Quellen, darunter historische Standardwerke, moderne Rechtschreiblexika und empirische Studien. Diese Vielfalt zeigt die Tiefe der Arbeit und verdeutlicht, dass die Autorin verschiedene Perspektiven einbezogen hat. Der Literaturteil könnte jedoch durch aktuelle wissenschaftliche Artikel oder digitale Quellen zur Rolle des Eszetts in modernen Medien und digitalen Anwendungen noch erweitert werden, um das Thema noch vollständiger zu beleuchten.