28 – Impus 8: Überarbeitetes Exposé – Ready for my thesis

In den letzten Wochen habe ich intensiv an meinem Exposé gearbeitet, das die Grundlage für meine Masterarbeit bildet. Nach einer Peer-Review-Runde, bei der mir zwei Mitstudierende konstruktives Feedback gegeben haben, konnte ich meinen Fokus und meine Zielsetzung noch einmal präzisieren. Sofern mein Thema bewilligt wird, würde ich mich gerne mit der Forschungsfrage „In welcher Weise haben sich Inktraps von einem rein funktionalen Element zur Optimierung der Druckqualität zu einem ausdrucksstarken, modernen Designelement entwickelt?“

Warum Inktraps?  
Inktraps faszinieren mich schon lange. Ursprünglich wurden diese kleinen Details in Buchstaben entwickelt, um Druckprobleme zu lösen. Mit moderner Technologie haben sie ihre ursprüngliche Funktion verloren, sind aber als Designelement beliebter denn je. Der Trend geht bei Schriften immer mehr in die Richtung von Sans Serif Schriften, jedoch mit einem Twist bzw ausdrucksstarken Charackter. Mein Ziel ist es, die gestalterischen Möglichkeiten von Inktraps zu erforschen und sie in variablen Fonts dynamisch erlebbar zu machen.

Feedback und Überarbeitung  
Das Peer-Review war sehr hilfreich. Ein zentraler Punkt des Feedbacks war, dass ich den historischen Bezug meiner Arbeit noch stärker mit Quellen untermauern sollte. Außerdem wurde mir geraten, den Theoriebezug klarer herauszuarbeiten. Beides habe ich umgesetzt, indem ich weitere Literatur recherchiert und die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis genauer formuliert habe.  

Eine besonders positive Rückmeldung bekam ich zu meinen Forschungsfragen. Sie wurden als präzise und gut strukturiert bewertet. Das hat mir gezeigt, dass ich mit meiner Fragestellung auf dem richtigen Weg bin. Gleichzeitig hat mir die Rückmeldung geholfen, meine Argumentation noch stringenter zu machen.

Nächste Schritte 
Mit der Überarbeitung des Exposés fühle ich mich nun bestens vorbereitet, meine Arbeit zu starten. Zudem möchte ich mich nun um die Betreuung meiner Arbeit kümmern. Mein Ziel ist es, für dieses spezifische typografische Thema die bestmögliche Unterstützung zu bekommen. Ich werde mich dafür an Daniel Fabry wenden, da ich mir für meine Masterarbeit die Zusammenarbeit mit Daniel Perraudin wünsche. Seine Expertise im Bereich Typografie wäre eine große Bereicherung für mein Projekt.

27 – Impuls 7: Ink Traps Using Corner Components

Mit Corner Components eine Schrift gestalten

Vor kurzem habe ich mir ein Video angeschaut, das die Verwendung von Corner Components zur Erstellung von Ink Traps in Schriftarten erklärt. Ink Traps sind kleine Aussparungen in Buchstabenformen, die ursprünglich dazu dienten, Tintenverläufe im Druck bei minderwertigem Papier auszugleichen, heute aber oft als stilistisches Merkmal eingesetzt werden. Das Tutorial war nicht nur informativ, sondern hat mir auch neue Ideen für eigene Projekte gegeben.

Corner Components: Eine praktische Lösung mit vielen Vorteilen

Ein zentrales Thema des Videos war die Effizienz, die Corner Components bei der Schriftgestaltung bieten. Diese Technik basiert darauf, einzelne Ecken von Buchstaben als wiederverwendbare Module zu gestalten. Anstatt jede Ecke manuell zu bearbeiten, wird eine Komponente erstellt, die dann auf alle relevanten Stellen angewandt wird. So bleibt das Design konsistent und Anpassungen lassen sich zentral vornehmen.

Besonders beeindruckend fand ich, wie vielseitig diese Methode ist. Zum Beispiel kann man die Größe oder Form eines Ink Traps in der Komponente anpassen, und die Änderungen werden automatisch auf alle Buchstaben übertragen, die diese Komponente verwenden. Dadurch lassen sich Proportionen oder Stilvarianten schnell und unkompliziert testen. Diese Flexibilität spart nicht nur Zeit, sondern minimiert auch Fehler – ein großer Vorteil bei der Arbeit an komplexen Schriftprojekten.

Ein weiterer Aspekt, den das Video hervorhob, ist die Präzision. Mit Corner Components kann man sehr feine Details wie die Übergänge zwischen geraden Linien und Kurven präzise steuern. Dies ist besonders wichtig, wenn man mit Ink Traps experimentiert, da diese oft sehr subtil in das Design integriert sind und dennoch einen großen Einfluss auf das Gesamtbild haben.

Meine Erkenntnisse und Anwendungsideen

Das Video hat mir gezeigt, wie ich Corner Components gezielt einsetzen kann, um sowohl funktionale als auch ästhetische Anforderungen zu erfüllen. Für mein aktuelles Projekt, eine variable Schrift mit Ink Traps, bietet diese Technik eine ideale Grundlage. Ich plane, verschiedene Formen und Größen von Ink Traps zu entwickeln und dabei die Vorteile von Corner Components voll auszunutzen.

Ein weiterer Gedanke, der mir kam: Diese Methode könnte auch für andere Details in der Schriftgestaltung nützlich sein, etwa für Serifen oder besondere Verzierungen. Die Möglichkeit, ein Element zentral zu bearbeiten und dessen Änderungen sofort in der gesamten Schrift zu sehen, eröffnet viele kreative Möglichkeiten.

Das Tutorial war eine wertvolle Inspiration und hat mir einen Einblick in moderne Techniken der Schriftgestaltung gegeben. Corner Components sind nicht nur eine zeitsparende Methode, sondern auch ein Werkzeug, das die Präzision und Konsistenz im Design verbessert. Gerade in Kombination mit Ink Traps bieten sie spannende gestalterische Möglichkeiten, die ich in meinen eigenen Projekten unbedingt ausprobieren möchte. Ich kann diese Technik jedem empfehlen, der sich mit Schriftgestaltung beschäftigt und nach effizienten, kreativen Ansätzen sucht.

Link

26 – Impuls 6: Neues Thema Inktraps

Neues Thema: Inktraps – Von funktionalem Detail zu modernem Designmerkmal

Da ich mein festgefahrenes Thema „Eszett“ verworfen habe, war ich auf der Suche nach einem neuen Thema, das sich im typografischen Bereich bewegt. Leider hat mir nach längerem Nachdenken das Thema „Modulare Schrift“ auch nicht so zugesagt, da ich mir nicht vorstellen konnte, ein halbes Jahr daran zu arbeiten. Ich denke, dass es eine Bauchentscheidung war, da ich mich damit doch nicht so identifizieren kann. Nach längerem Überlegen, Recherchieren und Inspo-Suche bin ich auf ein neues Thema gekommen, das ich auch schon für mein Expose ausformuliert habe:

Inktraps – Von funktionalem Detail zu modernem Designmerkmal.

Die zentrale Forschungsfrage

Meine zentrale Frage lautet: In welcher Weise haben sich Inktraps von einem rein funktionalen Element zur Optimierung der Druckqualität zu einem ausdrucksstarken, modernen Designelement entwickelt?

Ursprünglich wurden Inktraps entwickelt, um die Druckqualität bei kleinen Schriftgrößen zu verbessern. Sie verhinderten Farbausblutungen an kritischen Stellen, wie Ecken und Übergängen von Buchstaben, was besonders im Bleisatz von Bedeutung war. Mit der Verbesserung der Drucktechnologien und der Digitalisierung ist die Funktionalität von Inktraps jedoch zunehmend in den Hintergrund gerückt, und sie sind heute vor allem als ästhetisches Element in modernen, serifenlosen Schriften relevant.

Theoretische Zielsetzung

Ein zentrales Ziel meiner Arbeit ist es, die historische Entwicklung der Inktraps zu analysieren und zu zeigen, wie sie sich von einem technischen Detail hin zu einem kreativen Gestaltungselement gewandelt haben. Ich möchte untersuchen, wie sich die Wahrnehmung und Nutzung von Inktraps im Laufe der Zeit verändert haben, besonders in der modernen Schriftgestaltung. Dabei werde ich die Rolle von Inktraps in serifenlosen Schriften und deren Einfluss auf das Design von Schriftarten beleuchten.

Gestalterische Zielsetzung

Auf der gestalterischen Ebene möchte ich einen variablen Font entwickeln, der es zum einen ermöglicht, den Grad der Inktraps dynamisch anzupassn und zum anderen den Schriftschnitt nach Belieben zu ändern. Das bedeutet, dass der Nutzer die Möglichkeit hat, von subtilen Inktraps bis hin zu markanteren, stärker ausgeprägten Formen in unterschiedlicher Schriftstärke zu variieren. Dies soll die ästhetischen und funktionalen Potenziale von Inktraps in der modernen Schriftgestaltung sichtbar machen.

Praktische Zielsetzung

Neben der theoretischen und gestalterischen Arbeit möchte ich meine Forschung und die Entwicklung des variablen Fonts in einem Buch oder Magazin dokumentieren. Dieses Druckprodukt soll die gesamte Geschichte und Entwicklung der Inktraps abdecken und auch einige meiner praktischen Experimente und Entwürfe enthalten. Es wird sowohl die funktionalen Ursprünge als auch die heutige Nutzung von Inktraps in modernen Schriften verdeutlichen und eine umfassende Dokumentation meiner Arbeit darstellen.

Inspiration

25 – Impuls 5 | Open House: Angewandte Wien

Vor kurzem war ich beim Tag der offenen Tür an der Universität „Angewandte“ in Wien und habe viele neue Ideen für meine Arbeit mitgenommen. Besonders spannend fand ich die Ausstellung im Schwerpunkt „Klasse für Ideen“, wo viele Poster zu sehen waren, die die Grenzen des Grafikdesigns überschritten. Es war beeindruckend zu sehen, wie kreativ und mutig die Studierenden waren und wie sie die typografischen und gestalterischen Regeln auf den Kopf stellten.

Was mir besonders gefallen hat, war der experimentelle Ansatz. Die Designs waren alles andere als „brav“ – es wurde viel mit verschiedenen Stilen und Schriften gespielt, und oft sahen die Kombinationen wild aus, aber dennoch harmonisch. Diese Freiheit im Design hat mich ermutigt, in meiner eigenen Arbeit mehr zu wagen. Ich habe gelernt, dass es okay ist, Fehler zu machen, solange man daraus lernt. Man muss sich nicht immer an alle Regeln halten, sondern kann auch einfach mal auf seine Intuition hören.

Ich hatte auch die Gelegenheit, mit einigen Studierenden zu sprechen. Sie erzählten mir, wie ihre besten Ideen oft spontan entstanden sind – einfach aus dem Bauch heraus. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Vertrauen sie in ihre eigenen Entscheidungen hatten und wie erfolgreich diese oft waren.

Was die Typografie betrifft, so gab es viele interessante Beispiele. Besonders der Mix aus verschiedenen Schriftarten und Stilbrüchen hat mich fasziniert. Es zeigte mir, wie wichtig es ist, mutig zu sein und neue Wege zu gehen, ohne sich immer an die „sichere“ Gestaltung zu halten.

Alles in allem war der Besuch an der Universität „Angewandte“ eine bereichernde Erfahrung, die mir viele frische Ideen gebracht hat. Er hat mir deutlich gemacht, dass man im Studium ruhig mehr wagen sollte und nicht in festen Strukturen oder gewohnten Wegen stecken bleiben darf. Gerade jetzt hat man noch alle Freiheiten, um neue Dinge auszuprobieren und an Herausforderungen zu wachsen, was einem später umso mehr zugutekommt.

24 – Impuls 4 | Gespräch, Denkanstoß und neues Thema?

Im Gespräch mit Gabriele Lechner wurde deutlich, dass es herausfordernd sein könnte, in meinem Thema eine echte Neuerung oder Errungenschaft zu entdecken. Sie hat mir nicht direkt davon abgeraten, jedoch darauf hingewiesen, dass es schwierig werden könnte, ausreichend innovativen Mehrwert zu schaffen. Sie betonte, dass ich das Thema nicht zu historisch aufarbeiten, sondern den Fokus auf die digitale Ära legen sollte.

Für mich stellt sich nun die Frage, ob es genügend Material und Quellen gibt, um die aktuelle, digitalisierte Zeit in meiner Arbeit ausreichend abzudecken. Ich möchte vermeiden, meine Masterarbeit ausschließlich auf Umfragen, Interviews und Verbesserungsvorschlägen zu schlechten Praxisbeispielen aufzubauen.

Gabriele Lechner fand mein Thema zwar spannend und relevant, wies jedoch darauf hin, dass die Entwicklung eines konkreten Produkts – wie einer Schrift, eines Leitfadens oder sogar eines neuen Buchstabens – als Masterarbeit zentral sein sollte. Dies empfinde ich als große Herausforderung, da die Schaffung eines komplett neuen Buchstabens ein sehr komplexes Unterfangen ist.

Derzeit suche ich nach neuen Ansätzen, die das Thema bereichern könnten, oder denke darüber nach, mich eventuell für ein anderes Thema zu entscheiden. Ich möchte sicherstellen, dass mein Masterprojekt sowohl gestalterisch innovativ als auch wissenschaftlich fundiert ist und einen echten Beitrag leisten kann.

Neuer Ansatz?

Ein neuer Ansatz, den ich mir vorstellen könnte, ist die Entwicklung einer modularen Schrift, die speziell für den Schrifterwerb bei Kindern geeignet ist. Die Idee wäre, eine Schrift zu gestalten, die nicht nur als fertiges Typedesign verfügbar ist, sondern auch als Baukastensystem, mit dem die Buchstaben physisch zusammengesetzt werden können.

Die Module könnten wie Puzzleteile, Magnetelemente oder Schraubsysteme gestaltet sein, sodass Kinder die einzelnen Buchstabenelemente zusammenbauen und dabei die Formen der Buchstaben selbst mitgestalten können. Dies würde nicht nur die Feinmotorik und Kreativität fördern, sondern auch das Verständnis für Buchstabenformen und deren Aufbau stärken.

Stilistisch stelle ich mir eine freundliche, runde Schrift vor, die mehr Baumodule enthält, um den Konstruktionsprozess etwas herausfordernder und vielseitiger zu gestalten. Ich möchte bewusst auf einen Bauhaus-Stil verzichten, der oft auf einfache geometrische Formen wie Kreise und Linien setzt. Stattdessen soll die Schrift verspielter und lebendiger wirken, um vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und kreative Anwendungen zu ermöglichen.

Inspo Bilder

23 – Impuls 3 | Ausarbeitung Inhalt und Methodiken

Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit dem Inhalt meiner Masterarbeit auseinandergesetzt, um bestmöglich auf mein Gespräch mit Gabriele Lechner vorbereitet zu sein. Besonders die zentrale Forschungsfrage, wie sich die typografische Darstellung und Verwendung des Eszetts in der digitalen Ära entwickelt hat, stand dabei im Fokus.

Dabei ergaben sich folgende große Kapitel:

  • Historische Wurzeln
  • Typografische Konstruktion
  • Technische Herausforderungen
  • Kulturelle und kommunikative Bedeutung

Methoden: Umfragen, Experimente, Interviews, Fotostrecke  

Bei meiner Vorbereitung ist mir nämlich schon öfter aufgefallen, dass es zwar viele Bücher über das Eszett gibt, diese aber oft sehr historisch und weniger auf die heutige Zeit bezogen sind. Deshalb habe ich die Idee, einen Leitfaden oder ein Handbuch für Gestalter*innen zu erstellen. Darin könnten wichtige Infos über das Eszett zusammengefasst werden, z. B. wie man es gestalten, einsetzen oder in digitalen Medien richtig nutzen kann.

Mein Ziel wäre es, ein praktisches Werkzeug zu entwickeln, das nicht nur Profis hilft, sondern auch Anfängern zeigt, wie man mit dem Eszett umgehen kann. So könnte das Buch Beispiele für gute und weniger gute Anwendungen zeigen, Tipps geben und Lösungen für typische Probleme bieten. Damit möchte ich eine Verbindung schaffen zwischen der Geschichte des Eszetts und den Anforderungen, die die digitale Welt heute an uns stellt.

22 – Impuls 2 | Datenbankrecherche

Im Rahmen meiner Masterarbeit dreht sich alles um den deutschen Buchstaben „Eszett“. In den letzten Tagen habe ich mich intensiv mit der Literaturrecherche beschäftigt und dabei zahlreiche Datenbanken, wie BASE und den Österreichischen Bibliotheksverbund, durchforstet. Fündig wurde ich in Form verschiedener wertvoller Quellen: Einem E-Book, einem physischen Buch sowie Fachartikeln. Zudem nutzte ich die Ressourcen unserer FH-Bibliothek und ließ mir ein Buch per Fernleihe direkt dorthin schicken.
Weniger hilfreich erwiesen sich die Wikipedia-Beiträge zum kleinen und großen Eszett. Diese lieferten jedoch interessante Erstinformationen und boten einen nützlichen Einstieg in das Thema.

Hier eine kleine Auswahl der recherchierten Literatur:
Quelle jeweils unterhalb des Fotos

BOLLMANN, Max. Buchstaben Geschichte(n): Wie das Alphabet entstand und warum unsere Buchstaben so aussehen. 2. Auflage. Graz: Verlag ADEVA, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, 2015

HERMANN, Ralph. Großartig. In: TypoJournal. Das Magazin von Typografie.info. Ausgabe 3, 2011: 68–80

ICKLER, Theodor. Eszett. Rechtschreibregeln von 1901 bis 1996. Letzte Änderung: 20. Oktober 2023. In: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Zugriff: 29. Oktober 2024. https://de.wikipedia.org/wiki/Eszett

PENTZLIN, Karl: Tastatureingabe (Deutschland und Österreich). Tastaturbelegung E1. Letzte Änderung: 06. Oktober 2024. In: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Zugriff: 29. Oktober 2024. https://de.wikipedia.org/wiki/Großes_ß

POSCHENRIEDER, Thorwald; STÖTZNER, Uta und STÖTZNER, Andreas. Signa – Beiträge zur Signographie. Das große Eszett. Heft 9. Verlag Edition Waechterpappel, 2006. https://www.typografie.info/3/files/file/63-signa-heft-9-2006-das-große-eszett/

21 – Impuls 1 | Bewertung einer externen Diplomarbeit/Masterarbeit

Autor: Barbora Polívková  
Titel: Die Stellung des Graphems Eszett (scharfes S) im System der deutschen Orthographie
Erscheinungsjahr: 2014  
Institution: Westböhmische Universität Pilsen (Západočeská univerzita v Plzni)  
Studiengang: Deutsche Sprache mit Schwerpunkt Bildung
Sprache: Deutsch

1. Gestaltungshöhe  
Die Arbeit hat eine gute Qualität und entspricht dem Niveau einer Diplomarbeit. Die Autorin wählt das Thema Eszett in der deutschen Rechtschreibung, das zwar speziell ist, aber eine wichtige Rolle in der Geschichte und modernen Rechtschreibung des Deutschen spielt. Sie zeigt ein gutes Verständnis für die sprachlichen und historischen Aspekte des Themas, indem sie sowohl die Ursprünge als auch die typografische Entwicklung und die heutige Rolle des Eszetts beschreibt. Die Arbeit beschränkt sich nicht nur auf Beschreibungen, sondern geht auch auf die Zusammenhänge zwischen Schreibweise und Aussprache im Deutschen ein. Durch die praktische Untersuchung, bei der sie die Wahrnehmung des Eszetts bei tschechischen Deutschlernern untersucht, wird das Thema zusätzlich interessant und anschaulich. Die Gestaltung der Arbeit an sich ist sehr formell und gleicht einer klassischen theoretischen Arbeit. Sie folgt einer klassischen, formellen Struktur und konzentriert sich rein auf theoretische und empirische Inhalte, ohne grafische Gestaltungselemente oder visuelle Aufbereitung, wie sie in Grafikdesign-Arbeiten üblich wären.

2. Innovationsgrad
Das Thema an sich ist originell und bietet eine neue Perspektive auf die deutsche Rechtschreibung, vor allem da es von einer Autorin bearbeitet wird, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Sie gibt interessante Einblicke in die Geschichte und in verschiedene Schreibweisen des Eszetts, besonders im Zusammenhang mit Rechtschreibreformen. Die Untersuchung über das Wissen und die Einstellung der tschechischen Lernenden gegenüber dem Eszett bringt eine frische Sichtweise ein. Obwohl keine völlig neuen wissenschaftlichen Entdeckungen gemacht werden, hilft die Untersuchung dabei, die besonderen Herausforderungen von Deutschlernenden besser zu verstehen. Der Innovationsgrad könnte erhöht werden, indem z.B. die Rolle des Eszetts in digitalen Medien oder die Entwicklung der Großbuchstaben-Variante „ẞ“ mit einbezogen werden.

3. Selbstständigkeit  
Die Arbeit zeigt ein hohes Maß an Selbstständigkeit, vor allem durch die selbst durchgeführte Umfrage. Die Autorin hat den Fragebogen selbst gestaltet und die Antworten ausgewertet, was eine gründliche und eigenständige Beschäftigung mit dem Thema zeigt. Auch die Bearbeitung der historischen und orthographischen Theorien, die Auswahl und Interpretation von Quellen und die Analyse der Rolle des Eszetts in der deutschen Sprache zeigt, dass die Autorin eigenständig gearbeitet hat. Der Umfrageteil ist gut durchdacht und methodisch solide. Die Fragen im Fragebogen zeigen, dass die Autorin die Perspektive der Deutschlernenden bewusst berücksichtigt.

4. Gliederung und Struktur  
Die Gliederung und Struktur der Arbeit sind insgesamt logisch und übersichtlich, was das Lesen und Verstehen erleichtert. Die Arbeit ist sinnvoll in theoretische und praktische Teile unterteilt. Die Einleitung zeigt die Relevanz des Themas, und die Hauptfragen der Untersuchung sind klar formuliert. Danach folgt ein detaillierter historischer Überblick über das Eszett, gefolgt von einer Beschreibung seiner Funktion und Veränderungen in der modernen deutschen Rechtschreibung. Die empirische Untersuchung schließt die Arbeit ab und setzt die theoretischen Erkenntnisse in die Praxis um. Kleinere Verbesserungen könnten helfen, die einzelnen Abschnitte noch klarer voneinander abzugrenzen, z.B. durch gezielte Übergänge oder kurze Zusammenfassungen am Ende jedes Hauptkapitels.

5. Kommunikationsgrad  
Die Arbeit ist gut verständlich geschrieben. Die Autorin benutzt eine klare, sachliche Sprache und erklärt Fachbegriffe, sodass auch Leser mit wenig Vorwissen der Arbeit folgen können. Fachwörter aus der Linguistik und Rechtschreibung werden korrekt und passend verwendet, und der Schreibstil passt zu einer wissenschaftlichen Arbeit. Besonders hervorzuheben ist, dass die Autorin es schafft, komplexe historische und typografische Zusammenhänge verständlich darzustellen, ohne die Tiefe des Themas zu verlieren. Auch die Ergebnisse der empirischen Untersuchung sind übersichtlich und klar dargestellt, was das Verständnis zusätzlich unterstützt.

6. Umfang der Arbeit  
Der Umfang der Arbeit ist angemessen und zeigt, dass sich die Autorin intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Sie betrachtet das Thema sowohl theoretisch als auch praktisch und hat die verschiedenen Teile gut aufeinander abgestimmt. Der historische Überblick und die typografische Entwicklung des Eszetts sowie die detaillierte Analyse der Rechtschreibreformen geben dem Leser einen umfassenden Einblick. Die empirische Untersuchung ergänzt diese gut und bietet eine interessante Perspektive auf das Thema aus Sicht der Deutschlernenden. Der empirische Teil könnte durch eine größere Anzahl von Teilnehmern oder zusätzliche Fragen zur Wahrnehmung des Eszetts in verschiedenen Situationen noch etwas erweitert werden.

7. Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit  
Die Arbeit ist insgesamt sorgfältig geschrieben, und die Rechtschreibung entspricht den Anforderungen. Es gibt keine großen Fehler, und die Sorgfalt in der Formulierung und im Aufbau der Argumente ist deutlich erkennbar. Zitate und Quellen sind korrekt eingefügt, was auf eine gründliche Arbeitsweise hindeutet. Auch die grafische Darstellung der Umfrageergebnisse ist gut gestaltet und trägt zur Klarheit der Arbeit bei. 

8. Literatur 
Die Auswahl der Literatur ist umfassend und enthält sowohl klassische Werke zur deutschen Rechtschreibung als auch aktuelle Nachschlagewerke und wissenschaftliche Quellen zur Sprachwissenschaft. Die Autorin verwendet eine breite Palette an Quellen, darunter historische Standardwerke, moderne Rechtschreiblexika und empirische Studien. Diese Vielfalt zeigt die Tiefe der Arbeit und verdeutlicht, dass die Autorin verschiedene Perspektiven einbezogen hat. Der Literaturteil könnte jedoch durch aktuelle wissenschaftliche Artikel oder digitale Quellen zur Rolle des Eszetts in modernen Medien und digitalen Anwendungen noch erweitert werden, um das Thema noch vollständiger zu beleuchten.

20 | Interview: Person with an Eszett (ẞ) in Their Name

For my Des&Res project, I conducted an interview with my study friend Ramona Groß to shed light on her everyday experiences and challenges related to the „ß“ character in her surname. The conversation focused on the difficulties posed by the „ß“ in various contexts, such as filling out forms, creating email addresses, and using electronic systems. Ramona shared her insights on how the „ß“ often leads to misunderstandings and how she sometimes has to resort to using „ss“ instead.

T: Tina Zopf
R: Ramona Groß

T: Wie oft haben Sie aufgrund des Buchstabens „ß“ in Ihrem Namen Probleme oder Missverständnisse
R: Öfter, gerade wenn es um Dokumente geht. Beim Ausfüllen von Formularen, wo man mit Druckschrift schreiben soll oder bei E-Mail-Adressen.

T: Hatten Sie jemals Schwierigkeiten, offizielle Dokumente oder Formulare auszufüllen, weil Ihr Name ein „ß“ enthält?
R: Ja, meist weiche ich dann auf das „ss“ aus, aber es kommt bei der Kommunikation dann schon auch zu Missverständnissen.

T: Haben Sie bewusst das „ß“ in Ihrem Namen auf „ss“ geändert, um Probleme bei E-Mails oder Formularen zu vermeiden?
R: Nein, ich benutze immer das ß.

T: Stört es Sie, wenn Ihr Name falsch geschrieben wird?
R: Ja, besonders bei wichtigen Dokumenten, wie Zeugnissen empfinde ich das als sehr störend.

T: Haben Sie schon einmal erlebt, dass Ihr Name aufgrund des „ß“ in Ihrem Pass oder Ausweis falsch geschrieben wurde? 
R: Nein

T: Würden Sie es begrüßen, wenn der Großbuchstabe „ẞ“ in in offiziellen Dokumenten und digitalen Plattformen unterstützt wird?
R: Ja, besonders in amtlichen Dokumenten wäre es von Vorteil.

T: Haben Sie jemals erlebt, dass ein elektronisches System (z.B. eine Buchungsplattform oder ein Online-Shop) das „ß“ in Ihrem Namen nicht akzeptiert hat?
R: Ja, gerade bei internationalen Websites/Bestellungen. Da wandle ich auch gerne die Adresse mit XY Straße in „ss“ um.

T: Welche Rolle spielt die typografische Unterstützung des „ß“ in Ihrer Entscheidungsfindung bei der Auswahl von Schriftarten?
R: Je nach Projekt. Wenn mein Nachname mit drin vorkommen soll, bevorzuge ich eine Schriftart mit Unterstützung des ß.

T: Haben Sie beim grafischen Gestalten schon einmal festgestellt, dass der Buchstabe „ß“ in bestimmten Schriftarten fehlt?
Ja, meistens leider die schönen artsy Schriften oder die free trials. 

19 | Experiment: Intuitive Eszett Choice, Part II

In this experiment, I presented the word „STRAẞE“ in uppercase using different forms of the Eszett character. The letterforms I designed were based on the Mabry typeface. Participants were asked to choose their favorite form from the five presented options. There were no wrong choices, as all letterforms are officially recognized. The experiment was solely about personal preference and intuition. I conducted this experiment with individuals who predominantly have a strong design background. In the future, it would be interesting to conduct this experiment with non-designers as well.

Analyse

The majority of respondents in this experiment selected the Leipzig Skeleton as the best visualization of an uppercase Eszett. When combining the votes for both the super soft and soft variants of the Dresden Skeleton, it ties with the Leipzig design. I believe the results were strongly influenced by the fact that my participants were from the design industry, where there is a constant pursuit of new and modern approaches. According to German type designer Ralph Hermann, when typefaces include an uppercase Eszett, the Dresden Skeleton is often the most commonly designed option. This outcome aligns with my expectations, as in the intuitive exercise of drawing a large sharp S, many participants were inspired by the lowercase form, creating a broader and larger variant of the Sulzbach design. I still find it very intriguing that many participants were open to a more modern approach that doesn‘t closely resemble an uppercase B.