Als Designstudentin im Master habe ich oft darüber nachgedacht, wie Design und gesellschaftlicher Wandel Hand in Hand gehen können. Sarah Corbetts TED Talk „Activism Needs Introverts“ hat mich auf eine ganz neue Art inspiriert. Sie spricht über eine Form des Aktivismus, die nicht laut, aufdringlich oder einschüchternd ist – sondern leise, reflektierend und kreativ. Das Konzept nennt sie Craftivism, eine Verbindung aus Handarbeit und Aktivismus. Für mich als Designerin ist das eine spannende Perspektive darauf, wie wir mit unserer Kreativität Einfluss nehmen können.
Introvertiert und dennoch aktivistisch? Ja, das geht!
Corbett beschreibt in ihrem Vortrag, wie traditionelle Formen des Aktivismus – wie Protestmärsche oder laute Demonstrationen – für introvertierte Menschen oft überwältigend sein können. Sie selbst bezeichnet sich als introvertiert und hat lange nach einer Möglichkeit gesucht, ihre Werte und Überzeugungen auf eine Weise zu vertreten, die zu ihrer Persönlichkeit passt. Genau hier setzt Craftivism an: Es bietet einen Raum für stille, aber tiefgründige Aktionen. Handgemachte Botschaften wie bestickte Taschentücher oder kleine Kunstwerke laden dazu ein, innezuhalten und nachzudenken – sowohl für die Schaffenden als auch für die Betrachter.
Die Kraft der Langsamkeit
Was mich besonders beeindruckt hat, ist Corbetts Betonung auf Langsamkeit. In einer Welt, die von Schnelllebigkeit geprägt ist, fordert Craftivism uns dazu auf, bewusst Zeit in etwas zu investieren. Indem wir uns mit einem Thema kreativ auseinandersetzen – sei es durch Sticken, Zeichnen oder andere handwerkliche Tätigkeiten – vertiefen wir unser Verständnis dafür. Gleichzeitig schaffen wir Objekte, die andere Menschen berühren können. Es ist diese Kombination aus persönlicher Reflexion und sanfter Kommunikation, die Craftivism so wirkungsvoll macht.
Design als Werkzeug für Veränderung
Als Designerin sehe ich in Craftivism eine Möglichkeit, Design nicht nur als ästhetisches Mittel zu nutzen, sondern als Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel. Corbett zeigt uns, dass kleine Gesten große Wirkung haben können – wenn sie mit Bedacht gestaltet sind. Ein besticktes Taschentuch mit einer Botschaft kann beispielsweise mehr Empathie wecken als ein lautes Plakat. Es geht darum, Menschen auf einer emotionalen Ebene zu erreichen und sie zum Nachdenken anzuregen.
Fazit: Leise Stimmen zählen auch
Sarah Corbetts Ansatz hat mir gezeigt, dass Aktivismus nicht immer laut sein muss, um etwas zu bewirken. Für uns Gestalterinnen und Gestalter eröffnet Craftivism einen Weg, unsere Fähigkeiten auf eine Weise einzusetzen, die authentisch und nachhaltig ist. Es erinnert uns daran, dass Veränderung oft im Kleinen beginnt – Stich für Stich.
Dieser TED Talk hat mich ermutigt, meine Rolle als Designerin neu zu denken: nicht nur als Problemlöserin oder Ästhetin, sondern auch als stille Aktivistin. Wer hätte gedacht, dass ein Stück Stoff so viel bewirken kann?
https://www.ted.com/talks/sarah_corbett_activism_needs_introverts?referrer=playlist-craftsmanship