23 // Frauen in der europäischen Filmproduktion

Der Bericht Female Professionals in European Film Production des European Audiovisual Observatory aus dem Jahr 2021 bietet eine detaillierte Analyse der beruflichen Beteiligung von Frauen in der europäischen Filmproduktion zwischen 2016 und 2020. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen in vielen Schlüsselpositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind (Simone 2021, 1).

Frauenanteil in zentralen Filmberufen

Die Studie analysierte die Beteiligung von Frauen in sechs beruflichen Kategorien: Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Filmmusik und Hauptrollen. Insgesamt waren Frauen in folgenden Prozentsätzen vertreten:

– Regie: 23 %

– Drehbuch: 27 %

– Produktion: 33 %

– Kamera: 10 %

– Komposition: 9 %

– Hauptrollen: 39 % (Simone 2021, 3).

Die Zahlen zeigen, dass Frauen besonders in kreativen Entscheidungspositionen, wie Regie und Drehbuch, unterrepräsentiert sind. Der Bereich Kamera bleibt weiterhin stark männlich dominiert, während der Bereich Produktion eine vergleichsweise höhere weibliche Beteiligung aufweist.

Durchschnittlicher Frauenanteil pro Film

Eine genauere Analyse zeigt, dass der Frauenanteil pro Film meist unter dem allgemeinen Durchschnitt der Branche liegt. Der durchschnittliche Anteil von Frauen in den untersuchten Berufen pro Film betrug:

– Regie: 21 %

– Drehbuch: 25 %

– Produktion: 30 %

– Kamera: 10 %

– Komposition: 7 %

– Hauptrollen: 38 % (Simone 2021, 4).

Diese Zahlen verdeutlichen, dass Frauen zwar in Teams arbeiten, aber seltener alleinige Verantwortungen in zentralen Rollen übernehmen.

Filme mit überwiegend weiblichen Teams

Ein weiteres zentrales Kriterium der Studie war die Analyse von Filmen, bei denen Frauen mindestens 60 % der Schlüsselrollen besetzen. Der Anteil solcher „female-driven“ Produktionen ist sehr gering:

– Regie: 20 %

– Drehbuch: 18 %

– Produktion: 22 %

– Kamera: 9 %

– Komposition: 6 %

– Hauptrollen: 16 % (Simone 2021, 5).

Dies verdeutlicht, dass Frauen häufig in Mischteams arbeiten, jedoch selten eine deutliche Mehrheit in der kreativen Kontrolle eines Films darstellen.

Ungleichheiten in einzelnen Filmgenres

Die Studie zeigte zudem Unterschiede zwischen den Filmgenres. Dokumentarfilme wiesen einen höheren Frauenanteil auf als fiktionale Filme oder Animationsfilme. So waren beispielsweise 29 % der Drehbuchautor:innen in Dokumentarfilmen Frauen, während es bei fiktionalen Filmen nur 25 % waren (Simone 2021, 6). Ähnlich verhielt es sich in der Regie, wo Dokumentarfilme mit einem Frauenanteil von 28 % führten, während dieser bei Spielfilmen nur 21 % betrug (Simone 2021, 6).

Strukturelle Barrieren und Lösungsansätze

Die geringe weibliche Präsenz in vielen zentralen Positionen der Filmproduktion kann auf strukturelle Barrieren zurückgeführt werden. Diese umfassen:

Netzwerkstrukturen: Männer dominieren etablierte Netzwerke und besetzen Schlüsselpositionen oft mit anderen Männern.

Geringere Finanzierungschancen: Filme mit weiblichen Regisseurinnen erhalten nachweislich weniger Finanzierungen und niedrigere Budgets.

Fehlende Vorbilder: Frauen sind in technischen und kreativen Leitungspositionen unterrepräsentiert, was es für den Nachwuchs erschwert, Vorbilder zu finden und in diese Bereiche einzusteigen.

Was kann man tun?

Um die Gleichstellung in der Filmproduktion zu verbessern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich:

Förderprogramme für weibliche Filmschaffende: Institutionen sollten gezielt Projekte von Frauen in Schlüsselpositionen unterstützen.

Transparenz und Berichterstattung: Fortlaufende Studien wie der *Female Professionals in European Film Production*-Bericht helfen, Fortschritte oder Rückschritte zu dokumentieren.

Quoten und Diversitätsrichtlinien: Vorschriften zur Mindestbeteiligung von Frauen in Produktionsprozessen könnten strukturelle Benachteiligungen reduzieren.

Die Daten des European Audiovisual Observatory zeigen, dass Frauen in der europäischen Filmindustrie weiterhin unterrepräsentiert sind. Während es in einigen Bereichen leichte Fortschritte gibt, bestehen insbesondere in technischen und kreativen Führungspositionen deutliche Geschlechterungleichheiten. Eine systematische Förderung und gezielte Maßnahmen zur Unterstützung weiblicher Filmschaffender sind notwendig, um langfristig eine gerechtere und vielfältigere Filmbranche zu schaffen.

Literatur

Simone, Patrizia. *Female Professionals in European Film Production*. European Audiovisual Observatory, Dezember 2021.

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