Frauenfußball und Männerfußball unterscheiden sich von der Spielweise nicht. Warum ist Frauenfußball bei vielen immer noch weniger beliebt? Wo liegen die Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball? Bei der Technik und Taktik sieht Hauptmann so gut wie keine Differenzen.1 Die Frauen verzögern weniger und spielen einen ehrlicheren Fußball als die Männer. „Die Männer sind dafür in den Zweikämpfen noch ein bisschen cleverer.“, so Trainer Helmut Hauptmann. Laut Sportwissenschaftler Christoph Gonaus wird beim Fußball im Unterschied zu vielen anderen Sportarten kein Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball gemacht. Die Regeln bleiben gleich. Trotzdem gibt es physische Differenzen zwischen den Geschlechtern. So sind Männer durchschnittlich sieben Prozent größer und wiegen um 22 Prozent mehr als Frauen. Das wirkt sich am Spielfeld natürlich aus. Männer können deswegen den Ball stärker treten und insgesamt länger spielen. Alle Expert:innen sind einer Meinung, dass der größte Unterschied bei der Geschwindigkeit liegt. Männerfußball soll im Durchschnitt ein Drittel langsamer sein als Frauenfußball.2 Das Männerfußballspiel ist viel dynamischer als das der Frauen.3 Ein Vergleich der Weltmeisterschaften und von UFEA-Champions-League-Spielen der Frauen und Männer liefert den Beweis. „Aus einer Analyse von UEFA-Champions-League-Spielen geht hervor, dass Männer um 23 Prozent größere Distanzen im Sprinttempo zurücklegen“, so Gonaus. Im Hinblick auf das Passspiel bei den Weltmeisterschaften liegen die Männer um 10 Prozent vorne, mit einer Passquote von 84 Prozent im Unterschied zu den Frauen mit 74 Prozent. Der Sportwissenschaftler Hans-Jürgen Tritschoks sagt, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gegen ein männliches U16-Bundesliga-Team verlieren würde.4 Zusätzlich sollen die Frauen laut Trtschoks schlechter bei der Ballannahme sein als die Männer. Er erklärt sich diese Tatsache damit, dass der Frauenfußball noch jung sei. Die Nationalspieler der Männer hätten bis in die 90er Jahre ebenfalls Probleme mit der Ballannahme gehabt. Ein großes Problem ist für ihn die fehlende Fankultur. Es kommen zwar für Frauenfußball relativ viele Menschen zuschauen, aber von ihnen sei nur ein kleiner Teil Fan. Dadurch wird bei der Stimmung im Stadion eingebüßt. Das sei auch den Zeiten an denen die Spiele stattfinden zu schulden – oft vormittags, eine Uhrzeit, an der kaum jemand Zeit findet.
Unterschied: Fankultur
In der Fankultur unterscheidet sich Frauen- und Männerfußball ebenso: Im Frauenfußball gibt es eine inklusive Fankultur.5 Hier sind alle willkommen, egal welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung sie haben. „Die meisten Fußballerinnen gehen offen mit ihrer Sexualität um. Fans, die sich der LGBTQ+-Gemeinschaft zugehörig fühlen, schätzen es einen Sport zu haben, bei dem sie sich unabhängig von der sexuellen Orientierung und ihres Geschlechts akzeptiert fühlen.“, so Sportsoziologin Christiana Schallhorn.
Wieso ist der Frauenfußball dann immer noch weniger populär als der Männerfußball? Das hat eine Studie von Forschern aus Zürich gezeigt.6 Es wurden 600 Personen im Alter von ungefähr 35 Jahren Videos von Toren gezeigt. Einer Gruppe wurden fünf Tore von Fußballer:innen gezeigt, wo erkennbar war, ob es sich um Männer oder Frauen handelt, die das Tor schießen. Der anderen Gruppe wurden verpixelte Videos gezeigt, bei denen das Geschlecht des Sportlers oder der Sportlerin nicht erkennbar war. Werden die Männer als Männer identifiziert, wird ihre Leistung als besser bewertet. Wenn nicht erkennbar ist, um welches Geschlecht es sich handelt, werden die Tore als gleich gut eingestuft. Die geringere Nachfrage nach Frauenfußball lässt sich laut Studie also auf Stereotype und Geschlechterklischees zurückführen.
Ich werde nun am Beispiel SC Freiburg erläutern, wie die Bedienungen für die Frauenmannschaft sind. Den Verein SC Freiburg gibt es seit 1904 und Frauenfußball wird im Verein seit den 70er Jahren gespielt.7 Der Verein spielt seit 2001 mit einem Jahr Unterbrechung in der 1. Bundesliga.8
Unterschied: Finanzen
Das was der Frauenmannschaft an Finanzen zugeteilt wird, kommt aus dem Etat der Profi-Männermannschaft.9 Der Etat besteht aus 200.000 Euro für Bälle, Trikots, Fahrten und Unterkünften. Die Herkunft des Geldes macht das Team weniger abhängig von Sponsoren. Die Spielerinnen verdienen maximal 400 Euro im Monat plus einer kleinen Gewinnprämie bei gewonnenen Spielen. Die jüngeren Spielerinnen sind mit den Umständen relativ zufrieden, während die Älteren mit den Gehältern weniger glücklich sind. Eine Befragte stellt sich die Frage, ob sie in einem anderen Sport nicht mehr verdient oder mehr Anerkennung bekommen hätte.
Unterschied: Trainingsbedingungen
Die Frauen haben einen Trainer, eine Co-Trainerin, eine Managerin und zwei Physiotherapeuten.10 Sie trainieren viermal die Woche. Im Hauptstadion des Vereins trainieren die Frauen nie, und dort finden auch keine Spiele von ihnen statt. In der Saison 2006/07 haben die Frauen ihre Spiele in einem Stadion 10 Kilometer weg von Freiburg ausgetragen. In der Saison darauf fielen die Spiele dort wegen einem Bauschaden aus. In den Jahren 2008/09 durfte die Frauenmannschaft ihre Spiele im Möslestadion, in dem sonst die Oberliga der Männer und die A- und B-Junioren spielen, in Freiburg spielen. Einen großen Unterschied gibt es ebenfalls bei der Professionalisierung der Spieler:innen. Die Männer haben Zeit sich voll auf das Training zu fokussieren, während die Frauen alle einem Job oder einem Studium nachgehen. Von ihrem Gehalt können sie nicht leben.
Es lassen sich einige Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball verzeichnen – auch, wenn diese immer kleiner werden.