IMPULS #2 – KLANGLICHT 2024

Am Samstag, den 26. Oktober 2024, hatte ich die Gelegenheit, das Kunstfestival KLANGLICHT in Graz zu besuchen. Dieses Jahr widmete sich das Festival den äußerst interessanten Welten der Träume – ein Thema, das mich als Grafikdesign-Studentin sofort neugierig machte. Träume bewegen sich oft an der Grenze zwischen Ordnung und Chaos, Realität und Fantasie, und ich konnte es kaum erwarten, diese künstlerischen Interpretationen mit meinem eigenen Master-Thema zu verbinden und Inspirationen zu sammeln.

Licht und Klang im Zusammenspiel

Die Straßen und Plätze der Grazer Innenstadt erstrahlten im Lichterglanz. Jede Installation entführte in eine andere Traumwelt: mal subtil und eher poetisch, mal beeindruckend und voller Kontraste. An dieser Stelle möchte ich meine persönlichen Eindrücke zu einigen der Werke teilen.

REVERSE

Am Uhrturm zeigte Yann Nguema seine Installation „Reverse“ – ein wortwörtlich traumhaftes Spiel mit Raum und Zeit. Fraktale überlagerten sich, um komplexe und leuchtende Bilder zu formen, die sich ständig veränderten. Ich war fasziniert, wie das Zusammenspiel von Chaos und Ordnung zu einer visuellen Sprache wurde. Diese Installation erinnerte mich daran, dass auch im Design das Zusammenspiel von Struktur und Zufall zu interessante Ergebnisse führen kann.

EINDER / surface

In den Kasematten habe ich mir die Installation „Einder“ von Boris Acket angeschaut – eine leuchtende, sich bewegende Welle, die durch ihre Audiokulisse aus synthetischen und organischen Klängen zu eine ruhige aber bezaubernde Erlebnis führte. Die Installation wirkte beruhigend und “verstörend” zugleich. In der Bewegung der Wellen entdeckte ich ein faszinierendes Zusammenspiel von Ordnung und Chaos. Es erinnerte mich daran, wie oft ich im Design Prozesse kontrolliere, aber dennoch Raum für Unvorhergesehenes lasse, um lebendige Ergebnisse zu schaffen.

SOT GLAS

Das physische und sprachliche Labyrinth „Sot Glas“ von Ana Shametaj und Giuditta Vendrame war eine Reise durch traumhafte Schwerelosigkeit und gemeinsames Erleben. Besonders eindrücklich war der Übergang von einem offenen, lichterfüllten äußere Raum zu einem warmen innere “Klangraum”. Es fühlte sich an, als würde man in einen Traum eintauchen, der sich langsam auflöst und neu formt. Diese Mischung aus Persönlichem und Gemeinschaftlichem hat mich dazu inspiriert, über das Spannungsfeld zwischen persönlichem Ausdruck und allgemeinem Verständnis im Design nachzudenken.

CONSTELLATIONS

Die „Constellations“ von Detlef Hartung und Georg Trenz verwandelten die Festungsmauer am Schlossberg in ein Spiel aus Licht und Sprache. Die Verbindung von Himmel und Erde, von Weitblick und Standpunkt, inspirierte mich dazu, darüber nachzudenken, wie wir im Design Räume schaffen können, die zugleich geordnet und frei interpretierbar sind. Es war, als ob die Installation uns fragte: Wo befinden wir uns im großen Ganzen?

SPEKTRUM

Als Communication Design Studentin war ich natürlich besonders gespannt auf „Spektrum“, eine immersive Licht- und Klanginstallation von Studierenden der FH JOANNEUM. In der Antoniuskirche entstanden Räume, die Harmonie und Chaos sowohl emotional als auch visuell miteinander verknüpften. Die Vielfalt und Experimentierfreude der gezeigten Visuals machten diese Installation zu meinem persönlichen Highlight. Sie hat mich inspiriert, meine eigenen Grenzen im Umgang mit Ordnung und Chaos noch weiter zu verschieben – und vor allem mutiger zu sein.

FLORA

„Flora“ an der Fassade des Schauspielhauses war eine interaktive Installation, die man selber über einem Tablet steuern konnte. Abstrakte Linien verwandelten sich in komplexe, ständig wechselnde Formen – manchmal fließend harmonisch, manchmal kantig und chaotisch. Dieses Werk zeigte eindrucksvoll, wie Interaktivität und Technologie die Persönlichkeit der Betrachtenden sichtbar machen können.

VISUAL PIANO IM DOM

Im Grazer Dom faszinierte mich Laurenz Theinerts „Visual Piano“ besonders durch den starken Kontrast zwischen den chaotischen, bunten Projektionen und der klaren, geordneten Architektur der Wände. Die farbenfrohen, sich ständig verändernden grafischen Formen wirkten wie visuelles Chaos, das die präzise Planung des Raumes spielerisch herausforderte.

Dieser Gegensatz regte mich zum Nachdenken über Ordnung und Chaos an, die oft als Gegensätze betrachtet werden, aber in Wirklichkeit miteinander verschmelzen können.

UNVEILED

Ein weiteres Lieblingswerk war „Unveiled“ von OchoReSotto. Die Projektionen in der Grazer Oper spielten mit der Fragmentierung und Rekomposition von Bildern in Kombination mit Musik. Der Übergang von festen Strukturen zu surrealen Landschaften erinnerte mich daran, wie Design oft Realität und Illusion gleichzeitig darstellen kann. Es war ein Spiel mit Wahrnehmung, das meinen eigenen kreativen Prozess reflektierte: Wo endet die Kontrolle, und wo beginnt das Chaos, das wir kreativ nutzen können?

Fazit: Kunst als Inspiration für das Design

KLANGLICHT 2024 hat mich auf viele Arten inspiriert. Die Installationen waren nicht nur beeindruckend schön, sondern regten auch dazu an, über die eigenen Träume, Grenzen und kreativen Prozesse nachzudenken. Besonders die Gegenüberstellung von Ordnung und Chaos in vielen Werken hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, im Design sowohl Struktur als auch Freiheit zuzulassen.

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