Dafür brauchen wir Fotograf*innen.
Der Werbeslogan von Martin Auer, „Gibt dem Brot die Seele zurück“ ist meiner Meinung nach auch auf die Fotografie anwendbar. So gut wie jeder Mensch trägt in seiner Hosentasche eine kleine Kamera mit sich herum, die nur zu gern gezückt wird, um Kinder beim Spielen, Landschaften und nicht zuletzt Haustier (meist Katzen) zu fotografieren. Versteht mich nicht falsch – diese Bilder haben ihre Berechtigung. Ich selbst nutze mein Handy, wenn es schnell gehen muss. Was mich schmunzeln lässt ist nur die Unmenge an Daten, die die eigene Galerie und online Clouds zumüllen. Ein Foto mit dem Handy zu machen geht schnell, so nebenbei, ohne sich wirklich darauf einlassen zu müssen. Wie der Name Smartphone es vermuten lässt, regelt das Gerät die Einstellungen für die Fotografie von selbst und kann so von jedermann und jederfrau angewendet werden.
Unter diesen Umständen ist es oft nicht so leicht, die Arbeit als Fotograf*in selbst als wertvoll anzusehen. Zumindest auf den ersten Blick nicht. Beim genaueren Betrachten dieser „Bildmassen“ wird einem schnell klar, dass sich diese schnellen Fotografien wesentlich von Bildern unterscheiden, die mit Sorgfalt aufgenommen wurden.
Laut Hansen und Parolin ergeben deine eigene Perspektive, deine Emotionen, die Wahl deines Ausschnitts, deine subjektive Realität und dein Kamera-Setup, dein Bild. (vgl. Hansen/Parolin 2022, S.2) Als Fotografin machen wir uns bewusst darüber Gedanken, welches Objektiv wir wählen, welche Blende, welche Belichtungszeit und welchen Ausschnitt wir verwenden wollen. Aus dem gesamten Bild filterst du als Fotograf*in heraus, was dir wichtig ist. Dieser Prozess macht das Bild zu deinem Bild. Unsere Auswahl wird beeinflusst von unseren Erfahrungen, unserer Aufmerksamkeit, unseren Vorlieben und unseren Bedürfnissen. Der Autor und die Autorin geben an, dass Menschen nur das sehen, was sie sehen wollen und nicht was tatsächlich passiert. (vgl. Hansen/Parolin 2022, S.3f) Das hängt damit zusammen, dass die Wahrnehmung subjektiv und von vielen Faktoren abhängig ist. Die gleiche Situation wird von jedem Menschen anders wahrgenommen. Wie wir Situationen empfinden kann außerdem von unserer Gefühlslage beeinflusst sein. Ein einzelner Mensch kann je nach Laune unterschiedlich auf gewisse Dinge reagieren. (vgl. Hansen/Parolin 2022, S.9)
Literaturangabe:
Hansen, Siegfried/Parolin, Pia: Mit offenen Augen. Eine Wahrnehmungsschule für die Streefotografie. Heidelberg: dpunkt.verlag GMbH 2022