Man muss sich mit dem Phänomen Stress, der durch äußere und innere Bedingungen gerade bei einem Pitch ausgelöst wird, stellen.
Stress und dessen Bewältigung
Das Missverhältnis zwischen der individuell wahrgenommenen Anforderung und den eigenen Bewältigungsmöglichkeiten, daraus entsteht ein Bedrohungsszenario. Bei einer Vorbereitung auf einen Pitch kommt es hier zu vielen Dingen, die alle gleichzeitig gelöst werden wollen und Struktur wird dabei schnell vergessen. Weniger ist hier mehr, schnelleres Sprechen oder komplexe Formulieren sollten vermieden werden, da es die Rezeptionsfähigkeiten des Zusehers überschreitet. Pausen zu machten ist hier sehr bewährt für beide Seiten, den Sprecher und die Zuhörenden. Zu wissen wie Stress entsteht, kann trotz aller Vorbereitung sehr hilfreich sein, wenn es zu Stresssituationen kommt. Ist man sich dessen bewusst, so kann die Situation genau umgedreht werden und der Stress wird zum Flow. In der Psychologie wird hier von Kohärenz oder Konkordanz gesprochen.
Die Filmbranche ist ein hartes Pflaster. Konkurrenzkampf und Leistungsdruck, Zeitmangel und finanzielle Unsicherheit – all das kann zur mentalen Belastung werden.
Clementine Engler, MdL Magazin Oktober/November 2023
Psyche bei Filmschaffenden mit Filmschaffender Leni Lauritsch (Filmakademie Wien)
Die ehemalige Studentin der Filmakademie Wien, Lauritsch, erfuhr nach ihrem Studium am eigenen Leib, wie herausfordernd die Filmbranche außerhalb des geschützten Studienumfelds sein kann. Sie betont, dass ohne stabiles Umfeld und Lebenssituation der psychische Druck enorm sein kann. In der Rehabilitation stieß sie auf Psychoedukation, ein therapeutisches Konzept, das Patienten durch Fachwissen über ihre Erkrankung, Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfestrategien zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Situation führt. Lauritsch war überrascht über das umfangreiche Wissen der modernen Psychologie und ist überzeugt, dass es ihr geholfen hätte, ein Burnout zu vermeiden.
Um dieses Wissen zugänglich zu machen und junge Studenten zu unterstützen, leitet die Filmschaffende eine Lehrveranstaltung zur mentalen Gesundheit an der Filmakademie Wien. Ihr Ziel ist es, den Studierenden den aktuellen wissenschaftlichen Stand über die Psyche zu vermitteln, da Wissen hier eine große Macht sei. Sie betont, dass junge Künstler besonders gefährdet sind, da sie sich persönlich exponieren und unter einem hohen Leistungsdruck sowie prekären finanziellen Bedingungen leiden. Sie sind einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen wie Burnout, Depressionen und Angststörungen ausgesetzt.
Studien „MACHT – ARBEIT – KRANK“
Laut Studie aus dem Jahr 2020, leidet die österreichische Filmbranche unter den zunehmenden psychischen Belastungen. In einer Online-Befragung von Dezember 2019 bis Februar 2020 äußerten sich 456 Filmschaffende. Alarmierend ist, dass 40 Prozent psychische Gewalt erlebten, begünstigt durch die Kleinvernetzung und starken Hierarchien der Branche. Betroffene scheuen oft davor zurück, sich gegen die prekären Bedingungen zu wehren, aus Angst, ausgetauscht zu werden. Für viele ist die Arbeit in der Branche mehr als nur Existenzsicherung, was dazu führt, dass schwierige Arbeitsverhältnisse hingenommen werden.
Quelle: https://www.filmakademie.wien/de/reden-wir-ueber-unsere-psyche/#:~:text=In%20einer%20Online%2DBefragung%2C%20die,der%20Befragten%20bereits%20psychische%20Gewalt.
Was hilft wirklich dagegen?
Aufmerksamkeit dem Thema widmen, nicht nur im deutschsprachigen Raum ist Psyche in der Film und generell Medienbranche ein Problem. Darüber informieren und dagegen arbeiten sind Schritte in die richtige Richtung. Mittlerweile gibt es verschiednen Artikel, Podcasts und Videos, die über diese Themen sprechen.