Der Ted Talk „The History of Human Emotions“ von Tiffany Watt Smith beginnt mit einem kleinen Experiment, indem sie das Publikum bittet, die Augen für 10 Sekunden zu schließen und die Emotion zu visualisieren, die jeder Einzelne in dem Moment verspürt. Die Idee dahinter ist es zu zeigen, wie leicht oder schwer es fällt, Emotionen klar zu definieren. Die Kulturhistorikern Tiffany Watt Smith beschäftigt sich mit der Herkunft der Emotionen auf kultureller und historischer Ebene. Sie meint, dass Emotion von Sprache und Kultur geprägt ist und keine universellen Erfahrungen.
In der historischen Entwicklung der Emotionen zeigt Smith auf, wie das Verständnis und der Ausdruck von Emotionen sich im Laufe der Zeit verändert haben. Sie veranschaulicht das mit dem Beispiel des Ausdrucks „Nostalgie“, der seine Entstehung im Jahr 1688 hatte, um das schwere Heimweh von Soldaten zu charakterisieren, das damals als potenziell tödliche Krankheit angesehen wurde. Heutzutage wird Nostalgie als eine sentimentale Sehnsucht nach der Vergangenheit angesehen. Dieses Beispiel zeigt einen deutlichen Wandel in der emotionalen Konnotation über eine zeitliche Spanne.
Es gibt ebenso kulturelle Unterschiede bei emotionalen Konzepten. Smith betont, dass verschiedene Kulturen individuelle emotionale Konzepte hervorgebracht haben, die in anderen Sprachen möglicherweise keine direkte Übersetzung haben oder vergleichbar wären. Sie stellt Konzepte vor wie die deutsche „Schadenfreude“ – Freude über das Unglück einer anderen Person – sowie das japanische „amae“ – bezeichnet ein beruhigendes Gefühl. Diese beiden Konzepte sind von der Zuneigung eines anderen abhängig. Aus diesen Beispielen wird ersichtlich, dass die Art und Weise, wie Menschen Emotionen erleben und verstehen, eng mit kulturellen Kontexten verbunden ist.
Der Einfluss der Sprache auf das emotionale Erleben
In ihrem Vortrag wird die Bedeutung der Sprache für die Prägung emotionaler Erfahrungen hervorgehoben. Smith hebt hervor, dass die verfügbaren Wörter zur Beschreibung von Gefühlen die Art und Weise beeinflussen können, wie Menschen ihre Emotionen erkennen und deuten. Durch die Einbringung neuer emotionaler Begriffe können zuvor unausgesprochene Gefühle identifiziert werden, was zu einer Erweiterung des emotionalen Wortschatzes von Individuen und Gesellschaften führt.
Zusammenfassend zeigt Smiths Forschung der Geschichte menschlicher Emotionen, dass diese keine universellen Konstanten sind, eher Erfahrungen, die historischen, kulturellen und sprachlichen Hintergrund haben. Diese Sichtweise trägt zu einer intensiveren Wertschätzung der Vielfalt menschlichen Gefühlsausdrucks sowie der Entwicklung unseres Verständnisses von Emotionen bei.
Im Vergleich zu Barretts TED TALK beschäftigt sich Smith viel mehr mit der historischen und kulturellen Herkunft einzelner Emotionskonstrukte und dessen Veränderung über die Zeit. In einem Punkt sind sich die beiden jedoch einig. Emotionen sind nicht universell von jedem menschen gleich intensiv wahrnehmbar, außerdem werden sie unterschiedlich zum Ausdruck gebracht.
Quelle: Watt Smith, Tiffany. 2019. “The History of Human Emotions.” TED Video, February. https://www.ted.com/talks/tiffany_watt_smith_the_history_of_human_emotions.