In dem Dokumentarfilm Sisterqueens von Regisseurin Clara Stella Hüneke werden drei Mädchen, Jamila, Rachel und Faseeha, begleitet, wie sie an einem Rap-Projekt teilnehmen. Der Film spielt in Berlin. Man sieht wie die jugendlichen Mädchen älter werden, ihren Träumen nachgehen und währenddessen immer wieder als Rapperinnen auftreten. Sie schreiben die Texte, in denen es um Diskriminierung, Feminismus und Zusammenhalt geht, selbst. Ich habe den Dokumentarfilm im Rahmen des Crossroads Festival für Dokumentarfilm und Diskurs in Graz im Volkskundemuseum gesehen. Das Festival fand vom 31.10 bis 9.11 an mehreren Orten, wie im Forum Stadtpark, am Lendkai, im Spektral und vielen weiteren, statt. Neben Dokumentarfilmen bietet das Crossroads Festival auch Workshops und weitere Diskursformate an.
Ideen für meine Dokumentation
Ich konnte mir einiges an Inspiration für meinen Film aus Sisterqueens mitnehmen, sowie einige Dinge, die ich anders machen möchte. Sisterqueens beginnt nur mit Ton – eine der Protagonistinnen spricht – während die Credits laufen. Das finde ich ist eine gute Idee und ist möglicherweise auch ein Stilmittel, das ich für meine Dokumentation verwenden könnte. Die Protagonistinnen waren ab und an sehr schwer zu verstehen. Ich hätte mit Untertitel gearbeitet. Da ich meinen Film sowieso mit englischen Untertitel, damit der Film international angeschaut werden kann, ausstatten will, hat sich das Problem bereits für mich gelöst. Eine Filmtechnik, die angewendet wurde, war, dass die Protagonistin ganz nah gefilmt wurde. So nah, dass man kaum mehr erkennen konnte, dass es eine Person ist. Das hatte einen interessanten Effekt und könnte ich im Rahmen meiner Dokumentation ausprobieren. Oftmals wurden die Protagonistinnen von schräg unten in Richtung oben gefilmt. Sodass die Kamera tiefer ist als die Protagonistin. Diesen Kamerawinkel nennt man Untersicht oder auf Englisch “Low-Angle-Shot”.1 Bei diesem Kamerawinkel wird unter der Augenhöhe der Protagonist:in gefilmt2. Diese Art zu filmen verlieht dem Protagonisten oder der Protagonistin eine Art Stärke und Überlegenheit3. Es kann auch bedrohlich wirken4. Ich möchte die Protagonistinnen in meiner Dokumentation stark wirken lassen, also werde ich mir diese Kameraperspektive zu nutzen machen. Natürlich muss ich dabei aufpassen, dass sie nicht bedrohlich wirken und dann weniger sympathisch rüber kommen.
In der Dokumentation Sisterqueens ist die Kamera ein Begleiter der nicht von den Protagonistinnen beachtet wird. Ich werde diese Entscheidung auf mich zu kommen lassen, je nachdem wie die Protagonistinnen am natürlichsten mit der Kamera oder eben ohne arbeiten können. In der Dokumentation gab es Momente, in denen relativ lange ein Bild gezeigt wurde, in dem sich kaum etwas bewegt. Das schafft eine gewisse Atmosphäre und Ruhe. Allerdings muss man auch aufpassen, dass dem:der Zuschauer:in nicht langweilig wird.
Interview mit Clara Stella Hüneke
In einem Interview mit Clara Stella Hüneke der Südpolshow 92,4 erzählt sie über die Schwierigkeit sich zu entscheiden welches Material es in den Film schafft und welches nicht. Sie hat beispielsweise darauf geachtet, dass die drei Protagonistinnen ungefähr gleich viel Bildschirmzeit bekommen. Gibt es Regeln dazu? Es ist hilfreich, zuerst die Kernaussage des Films zu definieren. Jede Szene muss dann diese Kernaussage vertreten und die Geschichte in die definierte Richtung weiterführen. Ansonsten werden sie aussortiert. Zusätzlich sollte jede Szene zum roten Faden der Geschichte passen. Hier ist das “Kill your Darlings” Prinzip zu erwähnen. Selbst wenn eine Szene noch so gut ist, oder sie einem noch so gut gefällt, trägt sie nichts zur Entwicklung der Geschichte weiter, wird sie aussortiert. Man sollte ebenfalls darauf achten, dass ähnliche Szenen rausgeschnitten werden. Es sollen dringend Wiederholungen vermeidet werden. Ein weiterer hilfreicher Hinweis ist es die Emotionalität der Szene zu bewerten. Ist die Szene emotional geladen oder nicht? Wenn nicht, kann man sie zu einer hohen Wahrscheinlichkeit aussortieren. So wird Schritt für Schritt entschieden welches Material es in den Film schafft und welches nicht.
Clara Stella Hüneke sagt im Interview, dass die Rap-Songs der rote Faden durch den Film sind. Ich überlege mir also was der rote Faden durch meine Dokumentation sein könnte.
Was könnte der rote Faden meiner Dokumentation sein?
- Der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung
- wie Frauen gegen Diskriminierung kämpfen
- welche Hürden gibt es noch (Gehalt, mediale Aufmerksamkeit, Akzeptanz)
- Leidenschaft und Hingabe: Was Frauenfußball ausmacht
- Frauen, die aus reiner Leidenschaft Fußball spielen, ohne den Perks die die Männer haben
- ein Ort des Teamgeistes, eine andere Fußballkultur als bei den Männern
- Die Rolle des Frauenfußballs als sozialer Wandel
- Wie verändert der Frauenfußball die Wahrnehmung von Geschlechterrollen und Geschlechtergleichheit?
- Persönliche Geschichten und Meilensteine einzelner Spielerinnen
- Lebensgeschichten einzelner Spielerinnen, Herausforderungen und Triumphe
Die Richtung, in die die Dokumentation gehen kann, hängt auch von den Interviews mit den Spielerinnen ab. Je nachdem welche Themen die Frauen ansprechen und welche nicht, kann es in die eine oder die andere Richtung gehen. Wie man das vorher planen kann, ist mir noch nicht bewusst. Ein Wissen, das ich mir noch aneignen muss.