#03 Shotplanung & Dreh

In diesem Blogpost möchte ich mich mit den unterschiedliche Varianten der Drehplanung beschäftigen, da wir dieses Semester bei Projekten oft andere Ansätze hatten. Grob möchte ich diese in einen geplanten und einen freien Dreh sortieren.

Ein geplanter Dreh und ein freier Dreh unterscheiden sich in mehreren wichtigen Aspekten, insbesondere in Bezug auf die Vorbereitung, Flexibilität und Arbeitsweise am Set. Was die beiden Herangehensweisen unterscheidet und welche Vorteile und Nachteile diese haben, darauf wird in den folgendem Abschnitt eingegangen von mir.

Geplanter Dreh:

  1. Vorbereitung:
    • Storyboard: Ein detailliertes Storyboard ist vorhanden, das jeden Shot im Voraus visualisiert.
    • Shot-Liste: Es gibt eine Shot-Liste, die alle notwendigen Aufnahmen in der richtigen Reihenfolge auflistet.
    • Drehbuch: Das Drehbuch ist detailliert und enthält genaue Anweisungen für Kameraeinstellungen, Schauspieleraktionen und Dialoge.
    • Zeitplan: Ein detaillierter Zeitplan für den Dreh ist vorhanden, der genau festlegt, wann welche Szenen gedreht werden.
  2. Effizienz:
    • Zeitmanagement: Da jeder Shot geplant ist, kann die Zeit am Set effizient genutzt werden.
    • Budgetkontrolle: Ein geplanter Dreh hilft, das Budget einzuhalten, da weniger unvorhergesehene Kosten entstehen.
  3. Kreative Kontrolle:
    • Konsistenz: Der Regisseur und das Team haben eine klare Vision, die konsequent umgesetzt wird.
    • Spezifität: Jeder Shot ist so geplant, dass er eine bestimmte Wirkung erzielt und zur Geschichte beiträgt.

Freier Dreh:

  1. Vorbereitung:
    • Flexibilität: Es gibt keine detaillierten Pläne oder Storyboards. Die Entscheidungen werden spontan getroffen.
    • Offene Struktur: Das Drehbuch kann grob sein oder gar nicht existieren. Die Handlung entwickelt sich organisch.
  2. Kreativität und Spontaneität:
    • Improvisation: Schauspieler und Regisseur haben mehr Freiheit zur Improvisation und können kreativ auf die Situation reagieren.
    • Entdeckung: Es besteht die Möglichkeit, unerwartete, aber wertvolle Aufnahmen zu machen, die nicht geplant waren.
  3. Effizienz:
    • Zeitaufwand: Ein freier Dreh kann zeitaufwändiger sein, da viel experimentiert wird.
    • Unvorhersehbarkeit: Es besteht ein höheres Risiko für unvorhergesehene Probleme und Kosten.
  4. Kreative Freiheit:
    • Experimentation: Regisseur und Crew können verschiedene Ansätze ausprobieren und die Richtung des Films flexibel anpassen.
    • Organische Entwicklung: Die Geschichte kann sich während des Drehs weiterentwickeln und verändern.

Bisherige und neue Erfahrungen:

Geplante Drehs:

Dieses Semester waren die zwei großen Semesterprojekte geplante Drehs, der Studiodreh „(N)Immergrün“ und das Gruppenprojekt „Spieluhr“. Für diese beiden Drehs haben wir klar vorab die einzelnen Szenen besprochen, ein Drehbuch geschrieben, eine Shotlist verfasst und auch ein Storyboard gestaltet. Bei diesen Projekten haben wir bei dem Dreh selbst auch mit eine Klapper gearbeitet, was die Postproduktion für den Cutter vereinfacht hat, da man wusst, wann welcher Shot verwendet werden sollte. Hierfür haben wir bei einer ausgedruckten Shotliste die Nummer der gedrehten Videos ergänzt und diese dem Schnitt-Department weitergegeben, was sehr gut funktioniert hat, so viel ich in meiner Position mitbekommen habe. Natürlich gibt es dann in dieser Workflow noch Änderungen und man verwendet doch andere Clips als davor beim Dreh definiert, aber das ist definitiv kein negativer Aspekt.

Geplante Drehs funktionieren meiner Meinung nach in großen Gruppen viel besser, oder besser gesagt sind sie dort essenziell. Wenn bei solch einem Videodreh nicht alles klar strukturiert ist, kann es schnell durcheinander gehen und es fehlen kontextuelle, wichtige Bilder für das finale Video.

Freie Drehs:

Dieses Semester haben wir die Lehrveranstaltung Projection Mapping mit der Firma MO:YA zusammen. Innerhalb dieses Kursen hatten wir die Möglichkeit interaktive Projektionen oder Stage Visuals für die Main Stage in der Helmut-List-Halle für das Spring Festival zu gestalten. Für diese Aufgabenstellung bot sich eine Projektidee, die ich schon länger hatte, an umgesetzt zu werden. Real-Footage von Personen, dass durch eine kreative Farbkorrektur invertiert wird und der Stil rein blau-schwarz-weiß ist. Bei diesem Dreh haben wir keine fixen Shots geplant und uns wirklich nach dem kreativen Flow gerichtet und gearbeitet, so wie es in der Situation passt. Hierbei hat es super gut funktioniert und ist was 

❀ Der Videodreh von meinem „Freiluft“ bzw. Day to Night Projekt war auch ein eher freier Dreh, heißt ich habe nicht alle Shots genau durchgeplant, sondern erst an der Shooting Location entschieden wie genau die Bilder aussehen werden. Hierbei hat dies auch sehr gut funktioniert, dennoch geht dabei immer etwas von der Story verloren und man muss beim Schnitt sehen, wie es alles sich zusammenfügt. Dennoch würde ich es für dieses Projekt noch einmal so machen.

✿ Bei dem Videodreh für das „Challengers“-Projekt bzw. das Tennis Video habe ich für das Shooten keine klare Shotlist oder ein Storyboard gehabt, sondern wir haben es auch spontan an der Location während dem Drehen gemacht. Es war definitiv gut, da ich somit mit der Kamera eine kreative Freiheit hatte, Bilder, die ich im Kopf gehabt habe umzusetzen. Dennoch für einen Videodreh, der im Nachhinein mit VFX optimiert werden sollte, würde ich das nächste Mal eine klare Shotliste & Storyboard machen, damit die Shots im Vorfeld klar definiert werden. Im Flow beim Arbeiten war mir als Kamerafrau nicht immer bewusst, was genau wir machen sollten und wie das finale Projekt aussehen sollte, also das genaue Ziel von dem zusammengeschnittenen Werk ist. Hier habe ich definitiv gelernt, dass es für mir als Kamerafrau leichter ist, wenn ich ein Projekt drehe, was nicht von mir selbst konzipiert ist, dass es mir leichter fällt einen geplanteren Dreh zu haben.

Resumé

Zusammengefasst ist ein geplanter Dreh stark strukturiert und detailgenau vorbereitet, was Effizienz und Konsistenz ermöglicht. Ein freier Dreh hingegen bietet mehr Raum für spontane Kreativität und Improvisation, kann jedoch zu unvorhergesehenen Herausforderungen führen. Die Wahl zwischen diesen Ansätzen hängt oft von der Art des Films, den Ressourcen und den Präferenzen des Regisseurs und dessen Intention des Films ab. Mein persönlichen Meinung nach gibt es eben kein richtig und falsch für einen Videodreh, dennoch habe ich meine Präferenz in diesem Semester gefunden. Ich plane meine Videodrehs gerne in einem gewissen Maß, so dass ich Storyboards und Scribbles von den gewünschten Szenen anfertige. Dennoch lasse ich gerne einen kreativen Freiraum für spontane Einfälle und die Gegebenheiten, denn bei freien Drehs können oft Dinge entstehen, die besser als geplanter Input sind. Besonders wenn die Personen am oder im Set Einwände während des Arbeitens Ideen haben, können dies Punkte sein, an die man davor in der Planung noch nicht gedacht hatte.