4.11.24 – Anpfiff: 18:00
Ich habe ein Frauenfußballspiel (FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt) aufgenommen, transkribiert und dann analysiert. Ich wollte herausfinden, ob die Sprecher:innen ein Frauenfußballspiel anders kommentieren als ein Männerfußballspiel. Deswegen werde ich für den nächsten Blogpost, ein Männerfußballspiel analysieren und im nächsten Schritt die Unterschiede herausarbeiten. Es gab eine weibliche Kommentatorin und einen männlichen Experten. Die Schiedsrichterinnen waren alle weiblich. Das ist beispielsweise ein Unterschied zu einem Männerfußballspiel.
In den Transkripten der Spielberichterstattung finden sich keine explizit sexistischen Formulierungen, jedoch könnten einige Phrasen und Kontexte subtil auf stereotypische oder herablassende Einstellungen hinweisen, die im Kontext von Frauenfußball kritisiert werden könnten. Ein paar Beobachtungen dazu:
Fokussierung auf Körperlichkeit und Attribute wie Schnelligkeit
Es wird mehrfach erwähnt, dass Spielerinnen „eine brutale Schnelligkeit“ oder „eine Wucht“ haben und dass dies im Frauenfußball selten sei. Diese Betonung könnte implizieren, dass solche Attribute bei Frauen unerwartet oder ungewöhnlich sind, was als unterschwellige Abwertung wahrgenommen werden könnte.
Vergleiche mit Männerfußball
Aussagen wie „egal, ob das Männer- oder Frauenfußball ist“ suggerieren, dass der Frauenfußball oft als weniger relevant oder ernsthaft wahrgenommen wird und die Qualitäten der Spielerinnen im Vergleich zu Männern validiert werden müssen.
Bezeichnung “Mädels”
Einmal sagt die Stadionsprecherin folgendes: “ob du unterbrichst und sagst passt auf Mädels, Leibchen.” Es geht um die schlechte Sicht im Stadion wegen Nebel, und der Trainer würde das zu dem Team sagen, damit sie besser gesehen werden würden. Erwachsene Frauen “Mädels” zu nennen, ist jedoch fragwürdig.
Erwähnung Persönlichkeit
Es wird über Nicole Anyomi gesprochen, und folgender Satz fällt “weil sie ja von vielen wegen ihrer großartigen Persönlichkeit hoch geschätzt wird.” Dass die Persönlichkeit von den Spielerinnen angesprochen wird, finde ich seltsam. Ich bin gespannt, ob das bei den Männern ebenfalls der Fall ist oder nicht.
Gesichtsverletzungen
“Da steht die Gesundheit der Spielerin immer immer an allererster Stelle gerade bei Gesichtstreffern. Insofern muss da auch Vorsicht geboten sein”. So die Stadionsprecherin zu der Gesichtsverletzung einer Spielerin. Hat das etwas damit zu tun, dass Frauen ein schönes Gesicht haben sollen? Oder gelten im Fußball Gesichtsverletzungen als die gefährlichsten. Hier bin ich auch gespannt auf den Vergleich mit dem Männerfußballspiel.
Die Sprache der Sprecher:innen enthält keine direkten oder absichtlichen sexistischen Äußerungen, zeigt aber Stellen, die typische Stereotype oder unterschiedliche Maßstäbe zwischen Männer- und Frauenfußball offenbaren könnten. Dies spiegelt möglicherweise tief verwurzelte gesellschaftliche Erwartungen wider, wie über Frauen im Sport gesprochen wird.