Der folgende Blogeintrag beschäftigt sich mit dem Buch „Bitterer als der Tod ist die Frau. Die Angst des Mannes vor der Gleichberechtigung“. Dieses Buch habe ich durch die Nutzung der Fernleihe ausgeliehen. Ich bin gespannt, ob ich darin Kapitel finde, die für meine Masterarbeit relevant sein könnten.
Misogynie
Ins Deutsche übersetzt bedeutet „Misogynie“ „Frauenhass“. Misogynie kommt aus dem Griechischen und beinhaltet die Wörter „Mísos“ („der Hass“) und „Gyné“ („die Frau“). Laut dem Autor ist bei der Verwendung des Begriffs Vorsicht geboten. Marneros zufolge ist der Frauenhass individuell, denn dieser geht von einem einzelnen Individuum aus. Dies ist für ihn die einzig richtige Verwendung des Begriffs. Im täglichen Sprachgebrauch wird dem Begriff der Misogynie oft eine überindividuelle Bedeutung zugeschrieben, welche eine größere gesellschaftliche Dimension impliziert. Um die Problematik dieser falschen Verwendung zu superieren, setzt er auf folgendes Zitat von Alice Schwarzer aus dem Jahr 2022 [Die Anmerkung stammt vom Autor]:
Wir wissen heute […], dass der angebliche Unterschied [Anm.: zwischen Mann und Frau] nichts ist als ein Vorwand für die Hierarchie zwischen den Geschlechtern. Und dass diese Hierarchie keineswegs auf Liebe begründet ist, sondern auf Hass.
Marneros spricht im Zusammenhang mit diesem Zitat von unkorrektem Wissen und einer Verabsolutierung. Der Autor untermauert seine Behauptung durch die Veranschaulichung der Herkunft der beiden Wörter „Hass“ und „Mísos“. Bei diesen Wörtern handelt es sich um Monosemen, also Wörtern mit nur einer Bedeutung. Hass ist ein Gefühl, welches nachvollziehbar ist. Hassen wir, beispielsweise den Mörder der eigenen Eltern, ist das durchaus verständlich. Für den Autor gibt es im Gegenzug dazu einen nicht begründbaren Hass. Diese starke und negative Emotion kann sich gegen bestimmte Personen, Einstellungen, Situationen oder Gegenstände richten. Für Marneros ist es allerdings nicht richtig, den Begriff der Misogynie zu verwenden, um die allgemeine Haltung der Männerwelt gegen die Frauenwelt zu beschreiben. Die Beziehung zwischen Männern und Frauen kollektiv als eine von Hass erfüllte Beziehung zu sehen, ist für den Autor nicht richtig. Einzelne Männer (in Ausnahmefällen einzelne Frauen) können Frauenhass hegen und sich im Internet zusammenschließen. Allerdings bleiben diese Frauenhasser immer Individualisten mit individuellen Lebensgeschichten und Problematiken. Fälschlicherweise werden Verhaltensweisen und Einstellungen, die von der Minderwertigkeit der Frau ausgehen und gegen die Gleichberechtigung sind, oft unter diesem Begriff zusammengefasst. Für den Autor Andreas Marneros hat das nichts mit wirklichem Hass zu tun. Gleichwertigkeitsverneiner argumentieren mit der ontologischen Minderwertigkeit der Frauen. Sie sehen ihre Unterlegenheit als von Gott bzw. einer höheren Instanz gegebenen Tatsache. Diese Verneiner der Gleichwertigkeit sind nicht voller Hass, Zorn oder Wut. Wirkliche Frauenhasser, Misogyne sind von sadistischen Wünschen und Fantasien getrieben und hegen in den schlimmsten Fällen sogar Todeswünsche.1
Laut dem Autor ist ein Frauenhasser (ein Misogyn) gleichzeitig ein Verneiner der Gleichwertigkeit. Ein Gleichwertigkeitsverneiner kann aber in seltensten Fällen auch als Frauenhasser gesehen werden.2
Der Frauenhasser ist schwach und lädiert und traumatisch gekränkt, seinem oft herrischen und aggressiven Auftreten zum Trotz.
Er ist nicht selten ein Selbsthasser.
Und ein Opfer.
Opfer von sich selbst;
Opfer seiner Inkompetenz, zwischenmenschliche Beziehungen konstruktiv zu gestalten und positiv zu erleben;
Opfer seiner Unfähigkeit, Liebe anzunehmen und Liebe zu geben;
Opfer seiner problembeladenen Sexualität, die er nicht als gegenseitiges Geschenk erleben kann, oder gar seiner Unfähigkeit, Sexualität als positive zwischenmenschliche Beziehung zu begreifen;
Opfer seiner erhöhten Hassbereitschaft, die ihn zu einer selbstverschuldeten Einsamkeit führt;
Opfer seiner Überzeugung, dass andere verantwortlich sind für seine Lage – in erster Linie und zweifelsohne die Frauen.
Und er ist Opfer seines Glaubens, ein Opfer zu sein. 3
Toxische Männlichkeit
Frauenhass ist toxisch in zweierlei Hinsicht. Er ist giftig für die Frau auf physischer, psychischer und/oder sozialer Ebene und schädigend für die hassende Person selbst. „Toxisch“ stammt vom griechischen Wort „toxikón“. Das Wort „toxikón“ kommt vom Wort „tóxon“, bedeutete ursprünglich „der Bogen“ und später „der Pfeilbogen“. Der Begriff wurde Zusammen mit „Phármkon“, was so viel bedeutet wie Gift, verwendet. Daraus resultierte die Wortkombination „Phármakon toxikón“, die „vergifteten Pfeile“. Diese vergifteten Pfeile zielen von Frauenhassern und Gleichwertigkeitsverneinern auf Frauen ab. In diesem Zusammenhang wird von der „toxischen Männlichkeit“ gesprochen. Marneros definiert „toxische Männlichkeit“ mit diskriminierendem, übergriffigem und in extremen Fällen von gewalttätigem Auftreten von Männern gegenüber Frauen bzw. gegenüber Männern. 4
Im Text wurde die Misogynie-Forscherin Kate Manne mit folgendem Zitat genannt:
Man muss auch nicht unbedingt ein Mann sein, um misogyn zu sein: Auf Frauen kann diese Charakterisierung ebenso zutreffen wie übrigens auch auf nichtbinäre Menschen.
Der Autor stellt klar, dass die Forscherin beim Begriff der Misogynie nicht zwischen Frauenhass und Gleichberechtigungsverneinung unterscheidet.5
In meiner Masterarbeit könnte ich kurz auf dieses Thema eingehen. Eventuell findet es Anwendung in der Arbeit selbst oder als wichtiger Begriff bei den Definitionen am Anfang. Falls ich näher auf diese Thematik eingehen möchte, brauche ich natürlich mehr Literatur und mehrere Autor*innen, die darüber schreiben.
1 (vgl. Marneros 2024, S.27-31)
2 (vgl. Marneros 2024, S.35)
3 (Marneros 2024, S.37)
4 (vgl. Marneros 2024, S.32)
5 (vgl. Marneros 2024, S.34)
Literaturangabe:
Marneros, Andreas: Bitterer als der Tod ist die Frau. Die Angst des Mannes vor der Gleichberechtigung. Haale: Mitteldeutscher Verlag GmbH 2024