03/02 The Illusion of Life: 12 Animationsprinzipien

Die 12 Animationsprinzipien nach The Illusion of Life: Disney Animation

Die 12 Animationsprinzipien, die von den Disney-Animatoren Ollie Johnston und Frank Thomas in The Illusion of Life: Disney Animation veröffentlicht wurden, sind wichtige Werkzeuge für die Gestaltung von natürlichen, flüssigen Animationen. Die Prinzipien entstanden durch praktische Erfahrungen in den Disney-Studios und wurden über Jahre hinweg weiterentwickelt, um Bewegungen natürlicher, flüssiger und überzeugender zu gestalten. Sie helfen Animator:innen nicht nur dabei, realistische Bewegungen zu erzeugen, sondern auch, die Persönlichkeit und das Verhalten der Charaktere visuell zu kommunizieren. Aus diesem Grund plant die Autorin, die Character Animationen des Werkstücks auf diesen Prinzipien aufzubauen.

1. Squash and Stretch

Das Prinzip Squash and Stretch wird von den Autoren des Buchs als eines der wichtigsten Werkzeuge der Animation genannt. Es beschreibt die Veränderung der Form eines Objekts oder Charakters während einer Bewegung. Squash und Stretch verleiht Objekten Elastizität und Dynamik. So wird beispielsweise ein springender Ball beim Aufprall abgeflacht (Squash) und in der Flugphase gestreckt (Stretch). Diese Technik hilft dabei, die physikalischen Eigenschaften eines Objekts zu vermitteln und die Wirkung der Bewegung zu verstärken. Besonders in der Charakteranimation sorgt Squash and Stretch dafür, dass Figuren lebendiger und flexibler wirken.

2. Anticipation

Anticipation bezeichnet die Vorbereitung auf eine Bewegung und ist essenziell, um dem Publikum bevorstehende Handlungen verständlich zu machen. Dies geschieht durch eine kleine Gegenbewegung oder Verzögerung vor der eigentlichen Bewegung. Als Beispiel wird von den Autoren ein Golfspieler genannt, der seinen Arm zurückzieht, bevor er den Ball schlägt. Ohne diese Vorbereitung würde die Bewegung abrupt und unnatürlich wirken. Das Prinzip erhöht außerdem die Glaubwürdigkeit der Animation, da es der Art und Weise entspricht, wie sich Menschen und Tiere in der Realität bewegen.

3. Staging

Das Prinzip des Staging bezieht sich auf die klare und eindeutige Präsentation einer Szene, um die Aufmerksamkeit des Publikums gezielt zu lenken. Dies kann durch bewusste Komposition, Kamerapositionierung, Beleuchtung oder Bewegungsmuster erreicht werden. Eine gut gestaltete Szene stellt sicher, dass das Publikum die wichtigsten Handlungen, Emotionen oder Stimmungen sofort erfassen kann. In den frühen Disney-Animationen verwendeten die Animatoren oft Silhouetten. Figuren wie Mickey Maus waren schwarz, was dazu führte, dass Details verloren gehen konnten. Durch klare Posen, die auch in Silhouetten-Form funktionierten, konnte dennoch eine eindeutige Lesbarkeit erreicht werden.

4. Straight Ahead Action und Pose to Pose

Diese beiden Methoden beschreiben unterschiedliche Herangehensweisen an die Animation von Bewegungen. Straight Ahead Action bedeutet, dass eine Bewegung von der ersten Zeichnung an ohne vorherige Planung in chronologischer Reihenfolge erstellt wird. Diese Methode führt zu spontanen und organischen Animationen und eignet sich deswegen besonders für unvorhersehbare oder dynamische Bewegungen. Pose to Pose hingegen basiert auf einer strukturierten Planung: Die wichtigsten Schlüsselposen werden zuerst erstellt, anschließend werden die Zwischenbilder eingefügt. Diese Methode ermöglicht eine präzisere Kontrolle über die Bewegung und eignet sich gut für komplexe Szenen.

5. Follow Through und Overlapping Action

Diese Prinzipien sorgen für realistische Bewegungen, indem sie berücksichtigen, dass verschiedene Körperteile sich nicht gleichzeitig bewegen oder stoppen. Follow Through beschreibt das Nachschwingen eines Körperteils, wenn die Hauptbewegung bereits zum Stillstand gekommen ist. Beispielsweise schwingen Haare oder andere Körperteile nach einer abrupten Bewegung noch leicht weiter. Overlapping Action bedeutet, dass verschiedene Teile eines Körpers nicht exakt zur selben Zeit starten oder enden.

6. Slow In and Slow Out

Dieses Prinzip beschreibt die Beschleunigung und Verzögerung einer Bewegung. Anstatt dass eine Bewegung abrupt beginnt und endet, wirkt sie durch das Einfügen von mehr Zwischenzeichnungen am Anfang und Ende sanfter.

7. Arcs

Die meisten natürlichen Bewegungen folgen einer bogenförmigen, anstatt einer geraden Linie. Beispielsweise schwingt ein Arm beim Winken in einer leichten Kurve und nicht in einer geraden Linie von Punkt A nach Punkt B. Das Prinzip der Arcs trägt dazu bei, dass Bewegungen natürlicher und organischer wirken.

8. Secondary Action

Secondary Actions sind unterstützende Bewegungen, die die Hauptbewegung verstärken, aber nicht von ihr ablenken. Als Beispiel nennen die Autoren einen nachdenklichen Charakter, der sich während eines Gesprächs an den Kopf fasst oder mit den Fingern spielt. Diese kleinen Gesten verleihen Charakteren Tiefe und machen sie glaubwürdiger. Entscheidend ist hierbei, dass die Nebenhandlung nicht den Fokus des Publikums ablenkt.

9. Timing

Das Prinzip des Timings beeinflusst, wie schnell oder langsam eine Bewegung abläuft. Durch die Anzahl der Zeichnungen, die für eine bestimmte Bewegung verwendet werden, kann eine Szene unterschiedliche Bedeutungen erhalten. Ein schneller Schritt kann Aufregung oder Eile zeigen, während eine langsame Bewegung Müdigkeit ausdrücken kann.

10. Exaggeration

Exaggeration oder Übertreibung ist ein zentrales Merkmal der Disney-Animation. Es geht darum, Bewegungen, Emotionen oder Charakterzüge übertrieben darzustellen, um ihre Wirkung zu verstärken. Darunter verstehen die Disney-Animatoren nicht, dass die Animation unrealistisch wirken soll, sondern dass sie eine Karikatur der Realität darstellt.

11. Solid Drawing

Die Animatoren sind von der Wichtigkeit guter Zeichenfähigkeiten überzeugt. Ein Charakter sollte nicht als flache Figur erscheinen, sondern Volumen besitzen. Disney-Animatoren trainierten, Figuren aus jedem Blickwinkel zu zeichnen, um sicherzustellen, dass sie sie glaubwürdig im Raum bewegen können. Eine gut gezeichnete Figur kann sich frei und organisch bewegen, ohne dass ihre Proportionen ungewollt verzerrt werden.

12. Appeal

Appeal bezieht sich auf die Attraktivität eines Charakters oder einer Szene. Eine Figur sollte so gestaltet sein, dass sie für das Publikum ansprechend oder einprägsam wirkt. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass ein Charakter schön sein soll – auch Schurken oder groteske Figuren können durch ihre Gestaltung eine starke visuelle Wirkung haben. Ein ansprechendes Design zeichnet sich laut den Autoren durch klare Formen, ausdrucksstarke Posen und einen durchgehenden Stil aus.

Anwendung der Prinzipien im animierten Trailer

Die Animationsprinzipien werden bei der Gestaltung des Trailers für das Kartenspiel eine Rolle spielen. Besonders in den Kampfszenen, in denen die Figuren in schnellen, kraftvollen Bewegungen aufeinander reagieren, wird das Prinzip Squash and Stretch helfen, die Wucht von Treffern zu verstärken. Auch Anticipation wird für die Character Animation relevant sein, damit jede Bewegung klar und natürlich wirkt. Damit die Bewegungen nicht abrupt oder künstlich wirken, wird Slow In and Slow Out zum Einsatz kommen.  

Die dystopischen Szenen hingegen erfordern eine andere Herangehensweise. Hier geht es weniger um schnelle Bewegungen als um Atmosphäre.

Für die Weltraum-Sequenzen wird das Prinzip Arcs eine Rolle spielen. Damit die Bewegung des Raumschiffs nicht starr und mechanisch wirkt, werden die Flugbahnen aus weichen geschwungenen Pfaden bestehen. Abhängig von der Gestaltung des Storyboards für den Trailer werden die Prinzipien auf unterschiedliche Weise für die einzelnen Bilder eingesetzt werden.

Thomas, Frank/Johnston, Ollie: The Illusion of Life. Disney Animation. New York: Hyperion 1995, S. 47 – 70

Dieser Text wurde mit Hilfe von ChatGPT 4o auf Beistrichfehler und Grammatik- und Rechtschreibfehler korrigiert. Der inhaltliche Kern der Arbeit ist davon unberührt.

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