7.Blogpost: Barrierefreies Motion Design Animationen für alle zugänglich gestalten

Barrierefreiheit in der Mensch-Computer-Interaktion (HCI) hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einem zentralen Thema im Bereich der digitalen Gestaltung entwickelt. Sie zielt darauf ab, digitale Inhalte und Interfaces für alle Nutzer zugänglich zu machen – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen (Weber, 2014). Dieser Aspekt ist besonders wichtig, da digitale Technologien zunehmend das tägliche Leben beeinflussen und alle Menschen, einschließlich derjenigen mit körperlichen oder sensorischen Einschränkungen, an der Nutzung teilhaben sollten. Der Fokus liegt hierbei auf einer Gestaltung, die Menschen mit Seh-, Hör- oder Körperbehinderungen (Jäcklein-Kreis, 2012) ebenso wie Menschen ohne Einschränkungen anspricht.

Herausforderungen der Barrierefreiheit im Motion Design

Die Gestaltung von Motion Design-Elementen stellt für viele Designer eine Herausforderung dar, insbesondere im Hinblick auf die Barrierefreiheit. Während bewegte Elemente in der digitale Gestaltung oft als ästhetisches Highlight betrachtet werden, können sie auch Barrieren für Menschen mit bestimmten Einschränkungen schaffen. Animationen und visuelle Effekte können schnell überfordernd wirken, vor allem für Menschen mit Sehbehinderungen, Epilepsie oder anderen neurologischen Störungen (Jacob, 2009). Zudem ist das schnelle Tempo von Animationen in vielen Fällen nicht für alle Nutzer zugänglich. Für Menschen mit Kognitiven Einschränkungen oder motorischen Schwierigkeiten kann dies zu Problemen führen, da die schnelle Interaktion und das Erfassen von Informationen möglicherweise nicht gewährleistet sind.

Trotz dieser Herausforderungen hat Motion Design das Potenzial, die Benutzererfahrung erheblich zu verbessern und zur Barrierefreiheit beizutragen, wenn es bewusst und umsichtig eingesetzt wird. Durch die Berücksichtigung verschiedener Nutzerbedürfnisse und die Integration von barrierefreien Designprinzipien kann Motion Design als integrativer Bestandteil digitaler Produkte fungieren, der den Zugang für eine breite Zielgruppe ermöglicht.

Design für Alle: Inklusive Gestaltung im Motion Design

Ein Ansatz, der hier zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist das Prinzip des „Design für Alle“. Dieser Ansatz geht über die reine Barrierefreiheit hinaus und strebt an, Produkte und digitale Umgebungen so zu gestalten, dass sie von möglichst vielen Menschen genutzt werden können, ohne dass spezielle Anpassungen erforderlich sind (Leidner, 2011). In der Praxis bedeutet dies, dass Motion Design nicht nur auf Benutzer mit Einschränkungen Rücksicht nimmt, sondern darauf abzielt, alle Benutzer – unabhängig von ihren Fähigkeiten – gleichermaßen anzusprechen.

Dieser inklusive Designansatz umfasst nicht nur technische Lösungen wie die Anpassung von Animationen für Bildschirmleseprogramme oder die Integration von Untertiteln und Audiodeskriptionen, sondern auch die bewusste Wahl von Animationstechniken und -tempi, die für eine breite Zielgruppe zugänglich sind. Beispielsweise können Animationen, die klare, langsame Bewegungen und einfache Formen beinhalten, anstelle von schnellen, flimmernden Effekten den Zugang für eine größere Anzahl von Nutzern erleichtern.

Motion Design für verschiedene Benutzergruppen

Die Integration von Motion Design in barrierefreie digitale Produkte erfordert eine präzise und differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Nutzergruppen. Für Menschen mit Sehbehinderungen können visuelle Animationen durch akustische Hinweise oder Haptisches Feedback ergänzt werden. Die Kombination von Animation und Audio ist eine wirksame Methode, um Informationen für Benutzer mit eingeschränktem Sehvermögen zugänglich zu machen und gleichzeitig die visuelle Gestaltung beizubehalten. Hier können Audiodeskriptionen oder die Verwendung von synthetischen Stimmen sinnvoll eingesetzt werden, um die Information zu ergänzen und dem Nutzer eine vollständige Erfahrung zu bieten (Jäcklein-Kreis, 2012).

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Zugang für Benutzer mit motorischen Einschränkungen. Animationen, die für alle Benutzergruppen zugänglich sein sollen, sollten so gestaltet sein, dass sie auf einfache und benutzerfreundliche Weise gesteuert werden können. Dies bedeutet, dass Nutzer nicht gezwungen werden sollten, sehr schnelle oder komplexe Bewegungen durchzuführen, um mit der Animation zu interagieren. Interaktive Animationen, die auch für Menschen mit motorischen Einschränkungen benutzerfreundlich sind, setzen auf einfaches Klicken oder Touch-Gesten.

Techniken für barrierefreies Motion Design

Es gibt verschiedene Techniken und Werkzeuge, die Motion Design für alle Nutzer zugänglich machen können. Dazu gehört die Verwendung von Verzögerungen und Pausen in Animationen, um den Nutzern genügend Zeit zu geben, Informationen zu verarbeiten. Langsame Übergänge, klare visuelle Hinweise und eine reduzierte Komplexität von Animationen können ebenfalls dazu beitragen, die Barrierefreiheit zu verbessern. Animationen, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen oder in den Einstellungen individuell angepasst werden können, bieten eine wertvolle Möglichkeit, Motion Design barrierefrei zu gestalten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vermeidung von Reizen, die für Menschen mit Epilepsie oder anderen neurologischen Einschränkungen problematisch sein können. Dies betrifft insbesondere Animationen, die schnelle Blitze oder intensive Lichtveränderungen beinhalten, die Anfälle auslösen können. Designer sollten darauf achten, diese Elemente zu minimieren oder gänzlich zu vermeiden, um eine sichere Nutzung für alle zu gewährleisten.

Fazit: Barrierefreies Motion Design für eine inklusive Zukunft

Barrierefreies Motion Design ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein ethisches Anliegen. Indem Motion Designer inklusive Prinzipien in ihre Arbeit integrieren, tragen sie dazu bei, digitale Welten zu schaffen, die für alle zugänglich und nutzbar sind. Dies geht über die bloße Verbesserung der Benutzererfahrung hinaus – es fördert auch die soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die digitalen Produkte und Services der Zukunft für eine breitere Nutzerbasis geschaffen werden.

Quellen:

Weber, Gerhard. “Barrierefreiheit in der Mensch-Computer Interaktion.” i-com 13 (2014): 1 – 2. https://doi.org/10.1515/icom.2014.0023

Jäcklein-Kreis, Elisabeth. “stichwort Barrierefreiheit.” merz | medien + erziehung (2012): n. pag. https://doi.org/10.21240/merz/2012.2.5

Jacob, Frank. “Usable Motion – Das Usabilitypotenzial bewegter Grafik.” i-com 8 (2009): 50 – 52. https://doi.org/10.1524/icom.2009.0037

Leidner, Rüdiger. “Von Barrierefreiheit zum Design für Alle.” (2011). https://doi.org/10.17877/DE290R-4212

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