Forschungen der letzten Jahre legen eine enge Verbindung zwischen Bewegung und Emotion in verschiedenen Kontexten nahe – von menschlichen Bewegungen bis hin zu digitaler Animation. Studien haben gezeigt, dass allein Bewegungsinformationen ausreichen können, um Emotionen anhand von Gesichtsausdrücken zu erkennen, selbst ohne weitere Kontextinformationen (Dittrich, 1991). Dies unterstreicht die angeborene Fähigkeit des Menschen, emotionale Zustände anhand von Bewegungsmustern zu entschlüsseln.
Im Tanz sind Bewegungen, Rhythmen und Dynamiken eng mit dem Ausdruck, der Vermittlung und der Erzeugung von Emotionen und Affekten verbunden (Egert, 2019). Der Körper in Bewegung wird zu einem Medium, durch das Gefühle sowohl erlebt als auch kommuniziert werden. Ebenso lässt sich die Beziehung zwischen Musik und Emotionen besser verstehen, wenn man untersucht, wie Musik mit körperlichen Bewegungen korrespondiert – beide teilen eine grundlegende Affinität zur Bewegung (Schroedter, 2020). Diese Verbindung verdeutlicht die verkörperte Natur emotionaler Erfahrungen.
Über die physische Bewegung hinaus gelten dieselben Prinzipien auch für das Motion Design, in dem Animationen und dynamische visuelle Elemente Emotionen beim Betrachter hervorrufen. Die Prinzipien von Timing, Beschleunigung und Antizipation in der Animation beeinflussen die Wahrnehmung von Bewegung und lassen selbst abstrakte Formen lebendig und ausdrucksstark erscheinen. Das Konzept der verkörperten Wahrnehmung besagt, dass die visuellen Wahrnehmungen eines Individuums durch dessen physische Fähigkeiten beeinflusst werden – das bedeutet, dass wir Dinge oft so wahrnehmen, wie wir sie selbst ausführen könnten (Shiffrar & Heinen, 2010). Dies spielt eine entscheidende Rolle im Motion Design, da Designer gezielt Bewegung nutzen, um Aufmerksamkeit zu lenken, Emotionen zu erzeugen und physische Interaktionen zu simulieren.
Darüber hinaus ist menschliche Bewegung eine besondere Kategorie visueller Reize, die wir sowohl ausführen als auch wahrnehmen können. Dadurch wird Bewegung zu einem starken Werkzeug in der visuellen Kommunikation, sei es im Tanz oder in der digitalen Animation. Sie transportiert Bedeutung und löst emotionale Reaktionen aus, die über statische Bilder hinausgehen. Diese Erkenntnisse verdeutlichen das komplexe Zusammenspiel von Bewegung, Emotion und Wahrnehmung in unterschiedlichen Disziplinen und zeigen, welche psychologische Tiefe Bewegung in künstlerischen und digitalen Kontexten besitzt.
Quellen:
Dittrich, Wolfgang. “Das Erkennen von Emotionen aus Ausdrucksbewegungen des Gesichts.” (1991).Egert, Gerko. “Emotion und Bewegung. Tanzwissenschaftliche Perspektiven.” Emotionen (2019): n. pag. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05353-4_57
Schroedter, Stephanie. “Gefühle in Bewegung und gefühlte Bewegung. Tanz(musik)kulturen des 19. Jahrhunderts zwischen Emotion und Imagination.” (2020). https://doi.org/10.1007/978-3-476-05663-4_5
Shiffrar, Maggie and Thomas Heinen. “Die Fähigkeiten von Athleten verändern deren Wahrnehmung von Handlungen.” Zeitschrift Fur Sportpsychologie 17 (2010): 130-142. https://doi.org/10.1026/1612-5010/A000018