Blog 9: Selbstmarketing braucht ein ganzheitliches Verständnis

Laut Gause gibt es nicht die eine Anleitung, um Selbstmarketing zu beherrschen. Viele Kreativschaffende wünschen sich das richtige Werkzeug und hoffen darauf, dass Selbstmarketing dann eine einfache Angelegenheit ist. Die Autorin macht kein Geheimnis daraus, dass sie nichts von simplifizierten Ansätzen hält. Selbstmarketing ist ein komplizierter Sachverhalt, der ein ganzheitliches Verständnis braucht. Außerdem festigen vereinfachende Ansätze viele Klischees, die Kunstschaffenden schaden und ihre Arbeit nicht wertschätzen.1

„Keine Berufsgruppe wird gleichzeitig so verachtet und überhöht. Auf der einen Seite belächelt man sie mehr oder weniger liebevoll als Spinner, die ihr Leben einer zweifelhaften Selbstverwirklichung widmen, die für die Welt vollkommen nutzlos ist und daher auch nicht zwingend angemessen bezahlt werden muss. Auf der anderen Seite können sie über alle Maße verehrt, beneidet und begünstigt werden (und dementsprechend horrende Gagen einfordern).“ 2

Laut der Autorin fehlt es an einer gerechten Einschätzung der Arbeit und Leistung von kreativschaffenden Berufsgruppen. Würde ihr Beitrag auf mehr Wertschätzung stoßen, würden Kreativschaffenden ihre Leistung selbst mehr schätzen. Gause meint, dass sich Künstler*innen seit jeher mit gesellschaftlichen Veränderungen beschäftigen und vielen Menschen einen Schritt voraus sind.3

Warum keine 10-Schritte-Anleitung zum erfolgreichen Selbstmarketing?

„Kreativen etwas in der Art in die Hand zu drücken, käme mir vor, als würde ich ihnen ein Kuchenrezept geben, aber auf die Frage: „Ich habe gar keinen Strom – was nun?“ mit den Achseln zucken und entgegnen: „Das ist nicht mein Problem. Ich habe Ihnen alles gesagt, was Sie wissen müssen.“ Aus meiner Sicht geht es für Künstler und Künstlerinnen beim Thema Selbstmarketing aber ausschließlich um die Frage nach dem Strom.“ 4

Gause sieht solche Anleitungen als unseriös. Es geht nicht darum, mit kreativen Personen darüber zu sprechen, ob es getan werden muss oder was genau gemacht werden muss. Viele Bücher, Beratungen und Veranstaltungen setzten laut der Autorin nur am „ob oder was“ an. Gause zufolge können selbst gute Inhalte die gegenteilige Wirkung hervorrufen. Selbstzweifel wie die Angst das nicht mehr aufholen zu können oder nicht für den Beruf geeignet zu sein können aufkommen. Selbst wenn einem gleich danach die Motivation packt, hält sie in der Regel nur für einige Minuten oder Wochen an. Laut Gause mündet diese Motivation häufig in eine Selbstwert- und Sinnkrise. Das nimmt so dramatische Ausmaße an, weil das zu verkaufende Produkt eng mit dem Geist, dem Körper und der Seeler des Kreativschaffenden verbunden ist. Es kann zerstörend sein, wenn sich das Produkt nicht verkaufen lässt. Laut Gause mangelt es kreativen Menschen oft an psychologischem Wissen. Sie wissen nicht, wie sie sich selbst motivieren und sich nicht daran hindern ihre Werke mit der Welt zu teilen.5

Nicht ob Selbstmarketing sinnvoll ist oder was die richtigen Tools sind, ist also die Frage, die im Vordergrund steht, sondern wie man es der eigenen Persönlichkeit entsprechend gestaltet und damit garantiert, dass es tatsächlich stattfindet. 6

Die innere Haltung

Die eigene innere Haltung ist vor allem bei kreativen Menschen ausschlaggebend. Es fühlt sich an, als würde man eingeschalten werden, wenn der eigene Zugang zur kreativen Quelle gefunden ist. Wird jedoch gegen die eigene Überzeugung gearbeitet, fühlt es sich laut der Autorin an, als würde der Stecker gezogen werden. Für sich selbst oder die eigene Kunst zu werben, kann eine Qual sein oder aber Spaß machen und sich natürlich anfühlen. Sich über die eigene innere Haltung bewusst zu werden ist der erste Schritt, um die Tortur in Spaß zu verwandeln. Das braucht Zeit, um im Gedanken erarbeitet und in weiterer Folge in die Tat umgesetzt zu werden.7

„Ins Tun kommen“

Gause betont, wie wichtig es ist, nachdem die innere Haltung gefunden wurde, ins schlichte Tun zu kommen. Selbstmarketing kann für kreative Menschen mit viel Anstrengung verbunden sein. Daher ermahnt die Autorin nur Zeit und Energie in Strategien zu investieren, die der eigenen Haltung entsprechen. Die Zielgruppe wird mit Mitteln angesprochen, die mit der eigenen Persönlichkeit zusammenpassen.8

Sichtbarsein

Ist die eigene Haltung definiert und die kreativschaffende Person ist ins Tun gekommen, wird sie ganz von selbst sichtbar. Für viele ist das Sichtbarsein die größte Hürde. Selbstmarketing erfordert es, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wie mit der Sichtbarkeit umgegangen wird, ist von grundlegender Bedeutung. Nur wer damit einverstanden ist sichtbar zu sein, kann langfristig an diesem Vorgehen festhalten.9

Das Geheimnis erfolgreichen Selbstmarketings hat man dann gelüftet, wenn man sich dort, wo man sich zeigt, willkommen fühlt. 10

1 vgl. Gause 2021, S.5

2 Gause 2021, S.5f

3 vgl. Gause 2021, S.6

4 Gause 2021, S.6f

vgl. Gause 2021, S.7f

6 Gause 2021, S.8

7 vgl. Gause 2021, S.9f

vgl. Gause 2021, S.10

vgl. Gause 2021, S.10f

10 Gause 2021, S.11

Lieske, Alina. Anbieten Ohne Anbiedern – Selbstmarketing Für Kreative: Ein Psychologischer Ratgeber. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin / Heidelberg, 2021.

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