Alles begann am Ende des 19ten Jahrhunderts mit dem Copyright-Vermerk des Namens und dem Logo von Filmproduzenten. Zum Beispiel versah Thomas Edison seinen Namen auf einen Filmstreifen, welcher gerade einmal ca. 5 cm lang war. So sah man seinen Namen nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Deshalb war dieser Vermerk gar nicht für das Publikum bestimmt. Andere Filmproduzenten, wie George Méliès, platzierten ihre Firmenlogos weitaus markanter in Szene. Außerdem konnten die Logos immer wieder, während dem Film, aus dem nichts aufscheinen (vgl. Allison 2021, S.10).
Die weiteren Informationen, wie Darsteller:innen oder Produktionsmitglieder, wie sie heute in Vorspännen zu finden sind, kam erst mit Veränderungen im Film Marketing. Als Erstes erlangten Darsteller:innen und die Drehbuchautor:innen einen Vermerk im Vorspann. Diese Entwicklung lässt sich auf die Bewegung der Vermarktung durch Filmstars zurückführen, welche in den U.S.A. in den 1910er Jahren an Popularität gewonnen hatte. Den Start machte die Nennung der Schauspieler:innen auf den Filmplakaten, bis sie kurze Zeit später auch On-Screen Verwendung fand. Diese Taktik stärkte die Begeisterung und den Hype um Filmstars beim Publikum und somit wurde dieser Marketing Ansatz ein mächtiges Marketing Werkzeug (vgl. Allison S.10f).
Zur selben Zeit startete die Wende weg von Attraktionen auf Märkten und Festen hin zu einem seriösen Business für gebildete und wohlhabende Kinogänger:innen. Dadurch kam der Bedarf nach längeren und anspruchsvolleren Narrativen auf. So erlangten Drehbuchautor:innen einen hohen Stellenwert in der Filmbranche. Um Drehbuchautor:innen für sich zu gewinnen, wurde die namentliche Nennung im Film als Lockmittel eingesetzt. Zudem konnten sich die Filme beim Publikum mit berühmten Drehbuchautor:innen profilieren und ins bessere Licht rücken (vgl. Allison 2021, S.11).
Durch die Etablierung des Spielfilms und den Aufstieg von Filmgewerkschaften in den späten 1910er Jahren, kam es zu Veränderungen in der Aufstellung von Produktionsteams. Infolgedessen wuchs die Liste an Kreditierungen stetig an. Auch mit der Gestaltung der Titelsequenzen wurde angefangen zu experimentieren (vgl. Allison 2021, S.11).
In den 1920er Jahren waren illustrierte Titelkarten populär, welche mit passenden Illustrationen geschmückt waren. Es gab auch einen kleinen Bruchteil an Titelsequenzen, welche mit technischen Mitteln wie special effects herumexperimentieren. In den 1930er Jahren nahm der Trend zu auffälligen Vorspännen an Fahrt auf. Beispielsweise begleitet das Publikum im Vorspann für den Musical-Film Flying Down to Rio (1933) ein Flugzeug, welches zur Kamera hinfliegt, bis es so nah ist, dass man nur noch die rotierenden Propeller sieht. Dieses Bild wird mit dem rotierenden Titel überlagert. Die resultierende Atmosphäre des Vorspanns, spiegelt die lebhafte Stimmung des Films wider. Filmsequenzen werden ab diesem Zeitpunkt zu einem Hilfsmittel für den Film, um die Tonalität des Films einzuführen. Auch behauptet Deborah Allison, dass das ebenfalls für Titelsequenzen galt, welche noch mit einfachen, abstrakten Hintergründen, welche auf das Genre, Handlung und Themen hinwiesen, arbeiteten. Ebenfalls konnte die Wahl der Schrift oder der musikalischen Untermalung auf die Tonalität des Films verweisen (vgl. Allison 2021, S.11f).
In den 1940er Jahren kam es zu einer neunen Bewegung. Die extravaganten Techniken verschwanden und wurden von einer Verschmelzung zwischen Titelsequenz und Film abgelöst. In anderen Worten bedeutete das nun, dass die Titelsequenz und der Film nicht mehr als zwei voneinander getrennte Einheiten verstanden wurden. Zunehmend verwendeten Filmemacher:innen diegetischen und narratives Material als Untergrund für die Titel. Dieser Trend kann man bis heute in Filmen und Serien finden. Zwar fand man zu dieser Zeit kaum Action-Sequenzen in den Titelsequenzen, doch Drehort-Aufnahmen wie zum Beispiel reisende Reiter auf Pferden gewannen an Popularität. Auch wurden Charaktere im Vorspann vorgestellt, wie beispielsweise in Deadline at Dawn (1940) oder The Fugitive (1947). Dieser Trend entwickelte sich so hin, dass Ende der 1950er Jahre, mindestens zwei Drittel der Titelsequenzen diegetisches Material verwendete (vgl. Allison 2021, S.12f).
Eine weitere Entwicklung entstand in den 1950er Jahren. Zuvor wurden die Titelsequenzen von Angestellten in den großen spezialisierten Produktionsfirmen wie Pacific Title hergestellt. Doch als 1954 der Regisseur Otto Preminger den Grafikdesigner Saul Bass engagierte ihm die Marketingmaterialien und die Titelsequenz für seinen Film Carmen Jones zu gestalten, entstand ein Trend hin zur Integrierung von abstrakten Grafiken innerhalb von Titelsequenzen. Ebenfalls wurde der Trend des Auteur-Designers für Titelsequenzen losgetreten. Andere namhafte Figuren zu dieser Zeit waren Maurice Binder, Pablo Ferro, Wayne Fitzgerald, Richard Kuhn und Don Record (vgl. Allison 2021, S.14).
Wie schon zuvor in der 1940er Jahren gab es in den 1970er Jahren eine starke Gegenbewegung zu den abstrakten Titelsequenzen. In den 1970er Jahren war der Fokus der meisten Titelsequenzen wieder auf die Verbindung von Bild und narrativem Material, welche fließend in die Handlung des Films einführten. Die Verschiebung der meisten Namensnennungen ans Ende geschah in den 1980er Jahren. Auch in den 1980er sah man den Aufstieg von Computer generieten Grafiken, wie beispielsweise bei der Titelsequenz von The Terminator (1984) zu sehen ist. Durch die technische Weiterentwicklung entstanden immer. komplexere Computer generierten Titelsequenzen. Heutzutage sind sie vielerorts der technische Standard (vgl. Allison 2021, S.14f).
Seit dem ersten Aufkommen von Titelsequenzen haben sich viele Filmemacher an das Titeldesign herangewagt. Durch Trends, Änderungen in der Filmbranche und technischen Neuerungen hat sich ein stetig wachsender Bestand an Methoden und Möglichkeiten für die Erscheinung von Titelsequenzen bereits angesammelt (vgl. Allison 2021, S.17).
Quellenverzeichnis
Allison, Deborah: Film Title Sequences: A Critical Anthology. London: Pilea Publications 2021