Daten der Veranstaltung: Mittwoch, 27. November 2024 | 18:30 Uhr | Location: Circle Thalia | Veranstalter: Kreativ Kammerl Österreich | After-Show-Party: ab 21:30
Die Veranstaltung beschäftigte sich damit, dass Kreative zu wenig verdienen und Kund*innen zu viel für ihr Geld bekommen. Es wurde darüber diskutiert, dass der Wert der kreativen Arbeit immer weiter sinkt und Unternehmen den Preis drücken.
Durch eine E-Mail wurde ich auf die Veranstaltung aufmerksam. Mit folgendem Text wurde die Diskussion beworben:
Let’s talk about cash, baby!
Creatives verlangen zu wenig, die Kund:innen bekommen zu viel?
„Willkommen im kreativen Todes-Strudel!
Der Wert kreativer Arbeit sinkt, und das hat massive Folgen. Durch Social Media und günstige Technik wird jeder schnell zum „Kreativwirtschaft’ler:in“. Unternehmen drücken die Preise für Marketing – warum mehr zahlen, wenn es billiger geht?
Aber der niedrige Preis hat seinen Preis: Kreative arbeiten am Limit und das Ergebnis? Oft enttäuschend. Das frustriert nicht nur die Kreativen, sondern auch die Kund:innen. Sie sehen keinen Erfolg, entlassen fähige Marketing-Profis und sparen weiter.
Der Markt verliert das Vertrauen in kreative Leistungen.
Es ist Zeit, dass wir über das Thema offen diskutieren!“
Meine Notizen
Als Speaker*innen waren drei Personen eingeladen:
- Philipp Schönauer: Werbefotograf (schoenauer.co)
- Isabella Graf: Head of Marketing – ISS Österreich (issworld.com)
- Andrea Stanitznig: Inhaberin und Geschäftsführerin von Rodarich (rodarich.at)
Die drei Speaker wurden von einem Moderator zu ihren Standpunkten befragt. Das war besonders interessant, da alle drei aus einem anderen Bereich der Brachen kommen. Philipp antwortete aus der Sicht des Fotografen bzw. des Kreativschaffenden, Isabella aus der Unternehmersicht und Andrea aus der Perspektive einer Agentur.
Besonders positiv war für mich, dass das Publikum mit dem Smartphone zu verschiedenen Fragen abstimmen konnte.
Stundensatz
Philipp Schönauer sprach offen über seinen Tagessatz. Er betonte immer wieder, dass er keinen Stundensatz berechnet, sondern alles nur mit Tagessätzen regelt. Am Ende der Veranstaltung erwähnt er, dass es nicht immer sinnvoll ist in Stundensätzen zu rechnen, weil…
…manchmal bekommt man seine Idee am Haisln.
Sein Tagessatz beträgt derzeit 2400-2500 €. Als er in der Branche begonnen hat, lag sein Tagessatz bei 1700 €. Er gab an, dass er heute aufgrund der Inflation und seinen Ausgaben weniger verdient als zu Beginn seiner Karriere. Er sagte er, müsse wohl 3200-3400 € als Tagessatz ansetzen, um den gleichen Gewinn wie zu Beginn zu erzielen. Dies sei aber niemand bereit zu zahlen. Laut Philipp sind die Tagessätze in Österreich geringer als in Deutschland. In Österreich verdienen Fotograf*innen an den höheren Nutzungsrechten. In Deutschland werden diese weniger hoch verrechnet. Am Ende kommt es dadurch auf das gleiche Geld. Er betonte, dass kreative am hinteren Ende stehen und Budgets immer kleiner werden.
Es wurde nach dem Stundensatz der anwesenden Personen gefragt. Es haben ca. 50 Personen an der Umfrage teilgenommen. Wie aus dem Ergebnis zu entnehmen ist, befinden sich mehr im unteren Bereich als im oberen. Mein derzeitiger Stundensatz für Fotografie liegt bei 80€ die Stunde. Damit liege ich knapp in der unteren Hälfte.
Andrea antwortet aus der Perspektive der Agentur. Sie sprach darüber die Dienstleistungen für Kund*innen zu optimieren damit diese bekommen, was sie brachen und nicht mehr als das. Sie versucht die Entwertung von Fotograf*innen zu verhindern, indem sie den einzelnen Bildern und Videos mehr Wert gibt (Nutzungsrechte).
Aus der Sicht des Unternehmens reagiert Isabella: Laut Isabella ist der Preis für ein Unternehmen immer ausschlaggebend. Sie appelliert an Kreativschaffende, Preis transparent zu kommunizieren. Ein guter Weg ist es, wenn das Budget von Unternehmen offen ausgesprochen wird. Die Kreativschaffenden können dann anbieten, was dafür machbar ist. Wenn ein Angebot viel günstiger ausfällt als das der Mitbewerber*innen, wird nochmal nachgefragt, warum das so ist.
Laut Philipp hat sich der Spruch „Geiz ist Geil!“ in den Köpfen der Menschen verankert. Er findet es schade, wenn Equipment günstig online gekauft wird und lokale Händler dadurch aussterben. Ich denke, er wollt darauf hinaus, dass wir schauen sollten, dass es allen Unternehmen gut geht. Es ist nicht richtig sich über die Preisgestaltung zu beschweren und selbst online auf Schnäppchenjagd zu gehen, während Fachgeschäfte aus dem Stadtbild verschwinden.
Isabella stimmt dem Satz „cash is kind“ zu. Allerdings sind ihrer Meinung nach Unternehmen auf der Suche nach langfristigen Kund*innen. Dafür muss auch die Chemie zwischen den Dienstleister*innen und dem Unternehmen stimmen.
Preisgestaltung
Die Umfrage zeigte, dass mehr Personen ihren Preis schätzen als genau berechnen. Ich persönlich habe die Frage nicht ganz verstanden. Ich dachte, die Frage bezieht sich auf meinen definierten Stundensatz. Da ich viele Fixkosten noch nicht habe und weiß, die nach meinem Studium auf mich zukommen, habe ich in einigen Bereichen wirklich geschätzt. Meine eigenen Angebote und Dienstleistungen kenne ich jedoch genau. Ich kann den Aufwand meiner Standardangebote wie beispielsweise einer Hochzeit gut einschätzen. Ich weiß wie viele Stunden ich dafür aufwenden muss und kann die Kosten dafür genau berechnen. Bei meinem Stundensatz gibt es aber bestimmt noch Optimierungsbedarf – der ist zugegebenermaßen wirklich teilweise geschätzt.
Andrea appelliert an alle, die Preise klar zu kalkulieren. Wer schätzt, kann am Ende nur verlieren. Um den Arbeitsaufwand zu wissen, soll bei den Kund*innen genau nachgefragt werden was gebraucht wird. Erst dann kann der Preis kalkuliert werden.
Philipp gab uns den Tipp auf den Weg mit, direkt bei den Kund*innen anzurufen und ihr Anliegen telefonisch zu besprechen. Das schafft eine Beziehungsbasis und Vertrauen zwischen dem Kreativschaffenden und dem Unternehmen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit viel höher ist einen Auftrag zu bekommen. Die Kund*innen fühlen sich so gut beraten und haben dadurch Vertrauen in die Arbeit. Sie sind sich sicher, dass sie am Ende das bekommen, was sie wollen und brauche, weil sie sich sicher fühlen.
Andrea sagt, dass das Bewusstsein bei Unternehmen oft nicht da ist. Sie können nicht einschätzen, wie wichtig Social Media für die Kundengewinnung ist. Laut Andrea kann gerade bei Social Media mit Zahlen belegt werden, wie effizient diese Plattform ist.
Philipp erwähnt erneut die Wichtigkeit eine Beziehung zu den Kund*innen aufzubauen. Für große Firmen zu arbeiten bringt immer einen gewissen Druck mit sich. Das muss laut Philipp auch entlohnt werden. Er sagt, dass er es schade findet, dass oft wegen 50 € diskutiert wird und er erklären muss, dass sein Assistent bzw. seine Assistentin auch etwas kostet.
Marktwert (?)
Diese Umfrage zeigt deutlich, dass mehr als die Hälfte denkt, dass sie sich unter dem Marktwert verkauft.
Andrea nimmt an, dass wir alle nicht den aktuellen Marktwert kennen. „Wir diskutieren darüber, wissen aber nicht, wie hoch er tatsächlich ist.“
Ihre Annahme wurde durch eine schnelle Umfrage bestätigt:
Fazit
Die Veranstaltung gab mir einen guten Einblick in das Thema Preisgestaltung. Die Umfragen zeigen, dass es Bedarf gibt, mehr darüber zu sprechen. Eine Frage habe ich an euch:
Wie viel hat @stefanie-weber wohl für die fotografische Dokumentation der Veranstaltung erhalten?
Das Ergebnis findest du nach dem „Platzhalterbild“.
100 €. Das lassen wir mal einfach so stehen. 😉