Podcast-Folge – The Bancroft Brothers Animation Podcast
In der Podcast-Folge „Designing Animation with Izzy Burton“ ist die gleichnamige Gästin zu Gast und erzählt über ihre Erfahrungen in der Animationsbranche. Izzy Burton ist eine Concept Artistin aus dem Vereinigten Königreich, die unter anderem für die Bücher Stella and the Seagull und die Wind Riders-Serie verantwortlich ist. Die Folge befasst sich damit, wie mit FONC (Fear of Not Creating) umgegangen wird, mit Coworking und wie sie als Künstlerin neue Arbeit auf dem Animationsmarkt in Großbritannien findet.
Zu Beginn geht es um die Frage, wie es ist, als Frau in der Industrie zu arbeiten, und wie man als Freelancerin das Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben findet. Izzy Burtons Antwort auf diese Frage fiel sehr kurz aus, da sie relativ schnell klarstellt, dass sie auf ihre Karriere fokussiert ist und auch keine Kinder möchte, was ihr in diesem Aspekt einen Vorteil verschafft. In ihrer bisherigen Karriere war Burton als Art Director tätig, übernahm bei einer Netflix-Serie die Position der Lead Artist und arbeitete an zahlreichen Projekten im Bereich der Werbefilmproduktion.
Die Definition einer konkreten Arbeitsstelle als Künstlerin ist laut Burton nicht immer einfach. Sie beschreibt dies anhand ihres Buches: Obwohl es noch nicht zum Druck freigegeben wurde, sei es laut ihrer Managerin bereits an der Zeit, sich auch als Autorin zu identifizieren. Daraufhin wurde die Frage aufgeworfen, ob sich Menschen in jungen Jahren durch zugeordnete Labels definieren und wie sehr dies die Selbstentwicklung beeinflusst. Aus ihrem privaten Leben berichtet Izzy, dass dies bei ihr nicht der Fall gewesen sei. Zwar habe sie sich in verschiedenen Lebensabschnitten intensiv mit unterschiedlichen Themen auseinandergesetzt, doch ihr familiäres Umfeld habe ihr dafür keine festen Bezeichnungen zugewiesen. Zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr hatte Burton beispielsweise eine große Faszination für Geschichten und begann, Bücher zu schreiben, die bereits einen fiktiven Verlag hatten – Rainbow Series, so der Name ihres „Verlags“.
Burtons kreativer Zugang zu Medien wurde auch durch ihre Familie geprägt, die ebenfalls in der Kreativbranche tätig war. Dadurch waren technische Werkzeuge für sie leichter zugänglich, und sie konnte sich schon sehr früh kreativ ausleben. Stop-Motion- oder Animationsprojekte wurden mit Windows Movie Maker erstellt. Schon damals zeichnete sich ab, dass sie nicht nur eine Vorliebe für die Content-Erstellung hatte, sondern auch für Branding und Vermarktung. Für ihre Videos und Kurzfilme gestaltete sie sogar passende Hüllen.
Eine große Inspiration war für Burton ihre Schwester, die sie als die „Familienkünstlerin“ beschreibt. In ihrer schulischen Laufbahn war sie stets sehr ehrgeizig, und hier wurde das Thema Labeling erneut aufgegriffen: Aufgrund ihrer kreativen Begabung wurde ihr oft gesagt, sie könne alles werden, was sie wolle. Burton betont, dass ihre Schwester in dieser Zeit eine große Hilfe für sie war – vor allem für ihre Psyche. Mit dem Satz: „Es ist auch okay, nichts machen zu wollen“ machte ihre Schwester ihr deutlich, dass ein Hobby nicht zwangsläufig zum Beruf werden müsse, sondern einfach ein Hobby bleiben könne.
Im Jahr 2024 wurde bei Burton ADHS diagnostiziert, was ihr klar machte, warum sie so viele verschiedene Projekte interessant findet und immer Neues ausprobieren muss. Sie sagt, dass ihre Schwester bis heute ein wichtiger Anker für sie ist, um in stressigen Phasen wieder zur Ruhe zu kommen.
In die Welt der Animation kam Burton ausbildungstechnisch eher zufällig. Es war nicht ihr ursprüngliches Ziel, sondern ihre Mutter entdeckte eine Universität in Großbritannien, die für Izzy interessant sein könnte. Ursprünglich hatte sie einen technischen Hintergrund. Während ihres Studiums kreierte Burton ihre ersten Kurzfilme – eine Komposition aus Musikstücken der 1960er- bis 1980er-Jahre, die schnell Aufmerksamkeit erregte. Schließlich wurde das Animationsstudio Blue Zoo auf sie aufmerksam, mit dem sie ihren ersten richtigen Animationsfilm Via realisierte, der mehrere Preise gewann. Durch die Unterstützung des Studios und die Erfolge ihres Films konnte sie an Filmfestivals auch außerhalb Großbritanniens teilnehmen und wichtige Kontakte in der Branche knüpfen. Dies war für sie der Sprung in die Selbstständigkeit als Freelancerin.
Wie findet man als Freelancer Zeit, eigene Projekte umzusetzen? – Diese Frage stellten die Bancroft-Brüder an Izzy Burton. Sie diskutieren die Herausforderung, eine Balance zwischen kleineren Auftragsarbeiten und eigenen Projekten zu finden, und sprechen über finanzielle Aspekte. Laut Burton sei es wichtig, eine positive Einstellung zu bewahren – sie sei schon immer „excited to do anything“ gewesen. Sie betont, dass es entscheidend sei, an jedem neuen Projekt einen Aspekt zu finden, an dem man wachsen und sich weiterentwickeln kann. Eine offene Haltung sei dabei essenziell. Sie vergleicht dies mit Character Design, einem Bereich, in dem sie durch verschiedene Aufträge viele Erfahrungen gesammelt hat. Es sei wichtig, sich nicht auf einen bestimmten Aspekt zu versteifen – der Weg sei vielmehr das Ziel.
Ihr ursprünglicher Traum war es, als Lead Artist bei einem Animationsfilm in den USA mitzuwirken. Diesen Traum hatte sie irgendwann aufgegeben und sich mit ihren Möglichkeiten in Großbritannien zufriedengegeben. Genau in diesem Moment wurde sie von Netflix für diese Position engagiert. Sie beschreibt projektbezogene Arbeit als potenziell einschüchternd, insbesondere wenn man mit bekannten KünstlerInnen arbeitet, die älter und erfahrener sind. Doch es sei wichtig, sich auf die eigenen Qualifikationen zu besinnen – vor allem, wenn das eigene Wissen breit gefächert ist.
Burtons frühere Einstellung, in allem perfekt sein zu müssen, führte sie schnell in eine Depression. Sie berichtet, dass es auch ausreiche, Dinge einfach gut zu können. Man müsse seinen eigenen USP (Unique Selling Proposition) finden, jedoch niemals aufhören, nach den Sternen zu greifen. Die Zusammenarbeit mit einem Partner habe ihr geholfen, eigene Ideen umzusetzen. Selbst wenn es bereits ähnliche Ansätze gibt, führt die eigene Herangehensweise oft zu völlig neuen Ergebnissen.
Abschließend reflektiert sie ihre persönlichen Erkenntnisse über ihren eigenen Charakter. Sie betont, dass es essenziell sei, mit sich selbst zufrieden zu sein – anderen zu gefallen, habe keinen Mehrwert. Aus dem bekannten FOMO (Fear of Missing Out) entwickelte sie ihre eigene Version: FONC (Fear of Not Creating). Bis heute sei sie sich nicht sicher, was die ideale Balance sei – speziell als Freelancerin. Besonders bei Teamarbeiten sei es wichtig, sich nicht zu verstellen, da so oft die besten Ideen entstünden. Sie berichtet, dass sie einen eher albernen Humor habe, den sie zu Beginn von Projekten unterdrückte. Als sie ihn schließlich einbrachte, entstanden einzigartige Ideen, die nicht nur spannend in der Umsetzung waren, sondern auch ihre Persönlichkeit widerspiegelten.
Am Ende des Podcasts gibt sie allen FreelancerInnen den Tipp, sich immer Notizen von Events und Bekanntschaften zu machen. Viele ihrer aktuellen Projekte seien durch ihr Netzwerk entstanden, das sie über die Jahre hinweg gepflegt habe.
Quelle: The Bancroft Brothers. „Designing Animation with Izzy Burton.“ The Bancroft Brothers Animation Podcast. Jänner 03, 2025. Spotify. https://open.spotify.com/episode/330ggoXfoppCHJWSmDPifx?si=0f2ee00c25f14869.