1.Blogbeitrag: Die Entwicklung des Motion Designs

Motion Design hat sich im Laufe der Jahre zu einer multidisziplinären Kunstform entwickelt, die sich durch eine ständige Erweiterung ihrer Definitionen und Anwendungen auszeichnet. Die Kapitel „The Evolution of the Motion Graphic Design Discipline Seen Through Its Definitions Over Time“ von Clarisa E. Carubin und „Re-framing Design: Engaging Form, Meaning, and Media“ von Jennifer Bernstein aus dem Buch The Theory and Practice of Motion Design bieten einen umfassenden Einblick in die Geschichte und die vielschichtige Entwicklung dieser Disziplin.

Historische Ursprünge und Definitionsentwicklung

Carubin zeigt auf, dass die Anfänge des Motion Designs in den Animationstechniken der frnge des Motion Designs in den Animationstechniken der fr\u00fhen Filmstudios liegen. Pioniere wie Halas und Manvell beschrieben in den 1960er Jahren die Disziplin als „graphic animation“, eine Form des Designs, die sich durch die Abfolge statischer Bilder auszeichnet, die sich zu einer Geschichte oder Botschaft zusammenfügen (Halas & Manvell, 1962). Diese frühen Ansätze zeigten bereits, dass die visuelle Sprache der Bewegung neue Möglichkeiten der Kommunikation erschloss.

In den 1970er Jahren wurde Motion Design als Verbindung von Grafikdesign und Filmkunst etabliert (Herdeg, 1976). Diese Integration ermöglichte es Grafikdesignern, als gleichberechtigte Partner neben Animatoren und Filmtechnikern zu arbeiten.John Halas (1984) erkannte, dass für eine effektive Umsetzung von Motion Design die Beherrschung mehrerer Fähigkeiten notwendig war, darunter Timing, Bewegungsmechanik und das Zusammenspiel von Ton und Bild. Er betonte, dass die Entwicklung dieser Disziplin stark von der technologischen Revolution abhängig war, die ihre Anwendungsbereiche von rein analogen Verfahren auf digitale Medien erweiterte.

Im 21. Jahrhundert definierten Autoren wie Matt Woolman (2004) Motion Design als eine Konvergenz unterschiedlicher Disziplinen, darunter Animation, Grafikdesign und Filmemachen. Diese Definitionen zeigten, dass sich Motion Design von einer Unterkategorie der Animation zu einer eigenständigen Disziplin mit einem breiten Anwendungsspektrum entwickelte.

Theoretische Rahmung und Interdisziplinarität

Jennifer Bernstein betont in ihrem Kapitel die Bedeutung der Kontextualisierung von Form, Bedeutung und Medien in der Praxis des Motion Designs. Die Verschmelzung unterschiedlicher Designelemente mit konzeptionellen und kulturellen Inhalten ist für die moderne Praxis entscheidend. Bernstein hebt hervor, dass Motion Design – anders als statisches Design – die Dimension der Zeit nutzt, um narrative und konzeptuelle Tiefe zu schaffen. Diese Dynamik erlaubt es Designern, eine breitere Palette von Bedeutungen zu erzeugen, die sich aus dem Zusammenspiel von visuellen und auditiven Elementen ergeben.

Ein Schwerpunktthema bei Bernstein ist die Betrachtung des „Embodiment“, also der Verkörperung von Ideen durch die Kombination von Bewegung, Form und Kontext. Dies führt zu einer tiefen emotionalen und kognitiven Resonanz beim Publikum. Die Theorie der Verknüpfung von Form und Bedeutung zeigt, wie Bewegungsdesign sowohl explizite als auch implizite Botschaften übermitteln kann.

Integration neuer Technologien

Die Einflüsse der Digitalisierung und technologischen Innovationen auf Motion Design können nicht übersehen werden. Carubin beschreibt, wie digitale Werkzeuge wie Animationssoftware und Videoeditorsysteme (After Effects, Animate, Blender etc.)  die Möglichkeiten des Motion Designs revolutionierten und neue Märkte – von Filmöffnungen bis zu interaktiven Interfaces – erschlossen. Die digitale Transformation veränderte die Art und Weise, wie Designer mit Bewegung und Zeit umgehen und ermöglichte es, komplexe narrative und informative Sequenzen zu erstellen, die das Verständnis und die Aufmerksamkeit des Publikums fördern.

Woolman (2004) wies darauf hin, dass Motion Design eine Vielzahl von Disziplinen integriert und sich auf eine visuelle Sprache stützt, die sowohl symmetrische als auch asymmetrische Bewegungen, Typografie, Farbe und Tiefe umfasst. Die Fähigkeit, diese Elemente kohärent zu kombinieren, ist eine wesentliche Herausforderung und gleichzeitig eine Chance für Designer.

Zukünftige Perspektiven

Die Entwicklung von Motion Design ist noch lange nicht abgeschlossen. Carubin betont, dass die Disziplin kontinuierlich neu definiert wird, da neue Technologien, Plattformen und kulturelle Trends hinzukommen. Bernstein plädiert für eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit, um neue Ausdrucksformen zu erschließen. Dies könnte künftige Entwicklungen in der Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) umfassen, bei denen Bewegungsdesign eine zentrale Rolle spielen wird, um immersive Erlebnisse zu schaffen.

Fazit

Die Evolution des Motion Designs ist ein Spiegelbild der Veränderungen in Technik, Kunst und Gesellschaft. Von den frühen Studien zur Animation bis zur modernen digitalen Praxis hat sich Motion Design als eigenständige Disziplin etabliert, die sowohl Kreativität als auch technisches Know-how erfordert. Durch die theoretischen Perspektiven von Carubin und Bernstein wird deutlich, dass Motion Design mehr ist als die Summe seiner Teile: Es ist ein multidimensionales Medium, das die Grenzen zwischen Kunst, Technologie und Kommunikation verschiebt und erweitert.

Bibliographie

  • Carubin, Clarisa E. “The Evolution of the Motion Graphic Design Discipline Seen Through Its Definitions Over Time.” In The Theory and Practice of Motion Design: Critical Perspectives and Professional Practice, edited by R. Brian Stone and Leah Wahlin, 201–20. New York: Routledge, 2018.
  • Bernstein, Jennifer. “Re-framing Design: Engaging Form, Meaning, and Media.” In The Theory and Practice of Motion Design: Critical Perspectives and Professional Practice, edited by R. Brian Stone and Leah Wahlin, 221–230. New York: Routledge, 2018.
  • Halas, John, and Roger Manvell. Design in Motion. London: Barrie & Jenkins, 1962.
  • Woolman, Matt. Motion Design: Moving Graphics for Television, Music Video, Cinema, and Digital Interfaces. London: RotoVision, 2004.
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